Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse страница 19
„Das liegt schon einige Zeit zurück… Ich glaubte schon nicht mehr an des Präfekt Wort…“ lehnte sich der Besitzer der Zucht auf.
Ancus spürte in dem Mann einen Trotz, der die guten Absichten der Treverer in Frage stellte. Er verstand nicht, was den Ubier derart reizte, dass er den eigenen Vorteil nicht wahrnahm. Sollte es allein an seinem erneuten Auftauchen liegen?
„Du siehst, dass sein Wort von Wert ist und wenn ich dir einen Rat geben darf…“ Der Treverer musterte selenruhig das Gehöft, die Gebäude, den Hof, die Mauer und wandte sich dann erneut dem Ubier zu. „… solltest du meine Herrin nicht verärgern…“
„Warum?“ polterte der Ubier.
Die Reisenden saßen noch immer auf ihren Pferden und der Ubier stand, eine Gerte in seine offene Hand schlagend, mehr oder weniger unwillig, vor ihnen. Es waren die Frauen, die sich einmischten.
„Was ist nun, können wir absteigen?“ meldete sich die ältere Braunhaarige. „Uns tut der Hintern weh, oder reiten wir etwa weiter?“
„Ihr bleibt, wo ihr seid!“ blaffte Ancus sie an. „Und haltet euer Maul! Das hier sind ernste Dinge, was interessiert dann irgend ein wunder Arsch…“
„Also Bribaculus, gehst du auf das Angebot der Treverer nun ein oder sollen wir einen anderen Züchter finden? Du kannst dir sicher denken, dass ich neben dir noch Andere kenne… Glaube mir, der Treverer wird die beiden Stuten gegen Ardenner Hengste eintauschen, ob nun bei dir oder anderswo, hängt einzig von dir ab! Außerdem solltest du bedenken, was Präfekt Tutor von deiner Entscheidung hält, solltest du dich nicht an dein Wort gebunden fühlen…“
„Was geht es dich an!“ schnauzte der Ubier und ließ Ancus links liegen. „Der Präfekt versicherte mir gute Stuten… Ich werde erst sehen, ob diese Stuten Hengste aus meinem Bestand wert sind…“
„Gut, dass du darauf zu sprechen kommst! Das gleiche gilt für den Treverer und sind deine Tiere den Tausch nicht wert, tritt er ebenso vom Handel zurück!“ mischte sich Ancus erneut ein.
Ancus wusste, was er tat. Noch war der Ubier erzürnt, vielleicht weil er zuerst ihn erkannte und aus ihrem ersten Treffen ein Unbill zurückblieb, dessen sich Ancus weder damals noch jetzt bedachte. Der Mann war nicht unfähig und wäre seine Zucht erfolgreicher gewesen, hätte Ancus kein Hindernis für den Kauf von Pferden gesehen. So aber war das, was der Ubier anbot, eher dem Pferdemarkt der Colonia zuzuordnen. Es war also nicht der Züchter, sondern die Zucht, die Ancus abschreckte.
„Treverer, steigt von euren Stuten und putzt sie etwas heraus… Inzwischen kann Bribaculus seine besten Ardenner Hengste holen und uns zeigen, was er anzubieten hat…“ Ancus nahm sich der Sache an, den Tausch zu befördern. Gewiss wäre die Mutter Tutors verärgert, würden ihre beiden Männer mit den gleichen Stuten zurückkehren…
Bedachte sich Ancus der Sache richtig, war es wohl so, dass dieser Ubier den größeren Vorteil einheimste. Tutors Mutter besaß selbst genügend Ardenner Hengste und war wohl eher nicht darauf versessen, weitere Tiere dieser Art gegen ihre guten, jungen Stuten einzutauschen. Fast von allein drängte sich dem Evocati auf, dass der Handel wohl mit einer Schuld des Präfekt verbunden war… Zumindest konnte er diesen Verdacht nicht von der Hand weisen…
Die Hengste wurden gebracht und der Treverer wollte schon beginnen, das erste der Tiere in Augenschein zu nehmen, als Ancus erneut eingriff.
„Den da…“ er zeigte auf das Tier. „… kannst du gleich wieder wegbringen. Der hat schon jetzt mehr als zwölf Jahre auf dem Buckel, er schleift ein Bein nach, obwohl diese Eigenart in seinem Gang kaum auffällt. Ist es angeboren oder stammt es von einer Verletzung? Außerdem erscheint zumindest mir der Hengst schon jetzt bereits stumpfsinnig. Der kommt auf keine feurige Stute drauf! Bringe Besseres! Der junge Hengst kann bleiben…“
„Was mischst du dich ein, Römer?“ fauchte der Ubier und Zorn überzog sein Gesicht.
Ancus nahm den Angriff hin. Er lächelte. „Sieh dir einmal die Tiere an, die ich mitbrachte. Erkennst du nur einen Makel? Oh ja, ich erkannte Einige, nur will ich diese Pferde nicht für die Zucht, sondern die Legion! Das ist die Güte, die ein guter Züchter bietet und ein kluger Händler ersteht… Also stiel nicht unsere Zeit und Mühe…“
„Der Handel läuft zwischen dem Treverer und mir ab…“ knurrte Bribaculus und erntete ein erneutes spöttisches Lächeln.
„Willst du den armen Mann seines Brotes berauben? Denn kommt er mit dem Gaul, jagt ihn seine Herrin vom Hof und seinen Sohn noch dazu… Du kennst das Weib nicht, deren Sohn wohl doch… Der Sohn ist ein nur schwaches Abbild einer energischen Frau… Wünsche dir nicht, sie voller Wut vor dir auftauchen zu sehen, denn in ihr schlummert ein Vulkan und ihre Erscheinung überragt dich um Haupteslänge. Ihre Arme und Fäuste…, glaube mir, denen würde auch ich nur ungern begegnen…“
Ancus übertrieb aus gutem Grund. „Sieh dir doch ihren Sohn an, findest du etwa an dem einen Makel? Also, was ist mit einem besseren Hengst?“
Bribaculus verschwand und kreuzte kurz darauf mit einem Dreijährigen auf, den auch Ancus sofort gekauft hätte. Er umkreiste das Tier, zog dessen Lippen auseinander um die Zähne zu sehen, sah dem Hengst in die Augen, tätschelte den Hals und bewunderte dessen Gang.
„Verflucht Ubier, warum hast du mir den Hengst nicht angeboten. Den hätte ich sofort genommen und der Preis dafür wäre mir fast gleichgültig.“
„Höre Treverer…“ wandte er sich an seinen Begleiter auf dieser langen Reise. „… die Beiden kannst du getrost deiner Herrin bringen… Sie wird darob zufrieden sein! Sage ihr, der Züchter hier braucht noch weitere Stuten… Ich denke sie hat Noriker auf den Koppeln und auch Araber… Einige ihrer besseren Stuten dieser Rassen würden dem Ubier helfen, seine Zucht zu veredeln… Ich erinnere mich bei deiner Herrin keine Bardigiano gesehen zu haben…“ Er nickte in die Richtung des Ubier. „Er hat davon Stuten und Hengste, woher auch immer… Deine Herrin sollte sich einmal mit dieser Rasse befassen… Als Pferde für die Legion sind diese zwar nur wenig brauchbar, als Treidelpferde aber nicht zu verachten…“ Ancus wies in eine Richtung, die der Züchterin gefallen musste. Bestimmt lieferte sie Treidelpferde an die Weinhändler der Mosella.
„Warum tust du das?“ fragte der Ubier plötzlich.
„Du sagtest, ich hätte dich gekränkt… Ich bin mir nur meiner Ehrlichkeit in Bezug zu deiner Züchtung bewusst! Habe ich dich gekränkt, dann verzeih mir. Las mich etwas gut machen, was dich nichts kostet. Das was dir die Trevererin geben kann, wird dir kein Züchter aus der Umgebung anbieten. Komme ihr entgegen und du wirst davon Nutzen ziehen. Die Frau hat zehn Mal so viele Pferde wie du und wenn sie auch über die eine Rasse nicht verfügt, besitzt sie dafür Andere. Suche sie auf, mache ihr ein Angebot und du wirst es nicht bereuen…“ Es war Ancus der handelte, bestimmte, lenkte und auch beobachtete.
Er sah die Zufriedenheit der Treverer, nachdem der Ältere seine Prüfung abgeschlossen hatte. Von den gebrachten Berberstuten wusste Ancus, dass sie dem entsprachen, was sich ein Züchter wünschte. Damit gewann er die Gewissheit, erfolgreich eingegriffen zu haben. War es doch jedes Händlers oberste Pflicht, sowohl den Kunden, als auch den Lieferanten zufriedenzustellen. Er sah an den Mienen der Treverer und an der plötzlich entgegenkommenden Haltung des Ubiers, dass er dies erreicht hatte. Nun galt es, eigene Interessen zu wahren.
„Höre Bribaculus, ich komme dir