Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
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Читать онлайн книгу Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse страница 17
Das Erröten stand ihr, stellte Ancus fest. Die Frau im anderen Arm schien ein wenig älter, besaß braunes Haar und war ausnehmend hübsch anzusehen.
„Gefällt es ihnen am Abend bei uns, würden sie uns auch zur Colonia begleiten. Ich wüsste schon, wo ich diese Schönheiten unterbringen könnte… Mir scheinen die Beiden nicht abgeneigt! Also zeig dich von deiner besten Seite und hilf mir in meinem Geschäft, wie ich dir helfe…“ unterbreitete der Gefährte einen Vorschlag, dem Ancus nicht ablehnend gegenüberstehen durfte. Ancus, obzwar überrascht, erkannte den neuerlichen Nutzen, den Mamercus Fähigkeiten auslösten. Für diese Nacht schien ihn ein besonderes Vergnügen, mit einer ausnehmend jungen und schönen Frau, bevorzustehen.
Auch den Gedanken, beide Weiber zur Colonia zu entführen, fand er nicht so schlecht und wenn die Jüngere neben der Schönheit noch etwas Geist besaß, hätte er für die Zukunft seiner Tage in Germanien vorgesorgt. Er neigte nicht dazu, jederzeit wenn es ihm beliebte, zu einer anderen Frau ins Bett zu huschen… Seine Neigung ging in die Richtung einer steten Beständigkeit. Doch gerade dies war für einen Evocati eine Unmöglichkeit… Warum sollte er es also nicht mit der jungen Blonden versuchen?
Der Abend war angenehm, die Blonde anhänglich, aber nicht aufdringlich. Im Bett war sie wohl noch nicht von der Erfahrung einer langjährigen Hure durchdrungen, verhielt sich scheu und zaghaft, blühte aber zusehends auf. Gerade diese Art machte sie ihm angenehm. Auch schien sie nicht zu dumm und wenn ihr als Trevererin etwas Bildung zu fehlen schien, vermutete er ihre Abstammung dennoch nicht von einem hiesigen Bauern. Am Morgen wusste er genug von ihr, um seine Wahl des Abends nicht zu bereuen.
„Höre Mamercus, was wird mit den Weibern?“ sprach er den Gefährten an. „Kommen sie mit?“
Mamercus grinste die Antwort. „Ja, hier hält beide wohl nicht viel… Sie werden sich reisefertig machen und ich hole sie mit zwei deiner Pferde ab. Was hältst du davon?“ Ancus stimmte zu und erlebte, als sie auf dem Berg ankamen, noch eine Überraschung.
Seine ausgewählten Tiere standen angeleint bereit und in dem er die Tiere prüfte, sah er, dass die Züchterin ihn nicht übervorteilte. Es waren alles von ihm erwählte Pferde und das zu führende Ende des Seiles, was alle Tiere einer Kette verband, hielten zwei Männer in der Hand, die ebenso reisefertig erschienen.
„Was soll das?“ fragte er und erhielt eine Antwort, die ihn verblüffte.
„Verzeih mein gestriges Verhalten, Römer! Ich wähnte in dir einen zu dummen Mann deiner Gattung und entschuldige mich dafür… Wüsste ich, dass dein Wort von Geltung wäre, hätte ich dich nicht mit einem Preis zu verwirren versucht, den mir sonst kein Händler zu zahlen gewillt ist… Statt mit mir zu feilschen, zwangst du mich zur Verhandlung über jedes Tier und machtest mir Vorzüge und auch Nachteile klar. Ich war wohl einerseits überrascht von deinem Wissen und deiner Erfahrung… Dann vermitteltest du mir, dass ich mich von jedem einzelnen Pferd würde trennen müssen… Diesem Schmerz unterlag ich wohl dabei mit einer zu zornigen Regung, um dir schon am Abend zuzugestehen, dass der ausgehandelte Preis dem entsprach, was ich nach dem Feilschen verbissen verteidigen würde… Mit anderen Worten: Dein Preis ist angemessen!“
Ancus nickte und gab zu verstehen, ihre Ansicht zu teilen.
„Was aber sollen die Männer? Mir scheint diese sind reisebereit… Sollen sie uns begleiten?“
„Nimm es als Dank für deine gestrigen Mühen und als Anerkennung. In dir begegnete mir der bisher verständigste Pferdehändler und dieser Mann ist noch ausgerechnet ein Römer…“ Die Frau lachte verlegen.
„Was die Männer betrifft, sollen sie dich, wenn du einwilligst, begleiten. Der Ältere führt dich zu einem Züchter vom Stamm der Ubier, der mir etwas schuldet und holt mir zwei Ardenner Hengste, die ich gegen zwei Berberstuten tausche! Bist du einverstanden?“
Er war es. Ancus Blick schweifte zu den Berberstuten, die am Zügel in den Händen der Männer hingen. Sie verfügten somit über kundige Hilfe und waren Ubier und Trevererin einander zugetan, warum konnte er den Züchter dann nicht in seine Auswahl einfügen? Vielleicht ließ sich ein noch anderer Vorteil erlangen, wenn der Züchter dann auch Vorteile wahrnahm, die er zu bieten vermochte?
Ancus tätigte seine Zahlung und überreichte den Beutel voller Münzen, der die Zufriedenheit von Händler und Züchter bestätigte. Er verbeugte sich vor der Mutter des Tutor, ergriff den Zügel seines Hengstes und schwang sich in dessen Sattel.
„Warte Römer, ich glaube, du hast etwas vergessen…“ hinderte sie ihn am Abritt.
„So, was denn?“ Er war verwundert.
„Dein Hengst deckte drei meiner Stuten… Darüber ließest du nichts verlauten…“
„So… das muss ich dann wohl vergessen haben…“ Ancus kratzte sich am Schädel. „Machen wir es doch so… Ich sah ausnehmend gute Pferde auf deinen Koppeln… Was hältst du davon, wenn ich im Herbst erneut komme und sagen wir, dann so etwa dreißig oder gar fünfzig deiner Tiere kaufe… Bis dahin sind die Stuten ohnehin trächtig und sollte ich im darauffolgenden Frühjahr erneut auftauchen, können wir dann auch über die Fohlen sprechen…“
„Du bist ein verständiger Mann, Römer Ancus! Ich wünsche euch eine gute Reise!“ Die Züchterin war mehr als zufrieden.
Mamercus wählte zwei der neu erstandenen Pferde, ließ diese satteln und ritt zum Vicus, um dort die Weiber abzuholen.
Etwas später, erst nach dem sie die angeleinten Pferde neu aufgeteilt hatten, gab Ancus das Zeichen zum Aufbruch. Weil jeder, der zur Verfügung stehenden Männer, eines der Führseile ergriff, brauchten an einem Strang nur noch jeweils sechs Tiere zu laufen. Dies verbesserte die Bedingungen der Führung und gab Gewähr dafür, einen schnelleren Ritt angehen zu können.
Als sie den Berg hinab ritten, rief ihn der ältere Treverer an.
„Herr, welchen Weg zu nehmen, schwebt dir vor?“
„Die Mosella entlang zum Tal des Rhenus…“ erhielt er zur Antwort.
„Herr, es wird mir schwer fallen, unser Ziel auf diesem Weg zu finden…“ wandte der Treverer ein.
„Was würdest du empfehlen, Treverer?“ Ancus war nicht abgeneigt, auf das Wissen dieses Mannes zurückzugreifen.
„Herr, kennst du die Via Agrippa von Augusta Treverorum über Beda, Icorigium und Tolbiacum zur Colonia?“
„Was erscheint dir an dieser Straße günstiger?“ Ancus war auf die Gründe des Treverer gespannt.
„Herr, der Ort, zu dem es uns zieht, liegt unmittelbar an dieser Römerstraße und diese kann ich nicht verfehlen, wenn ich mich der Richtung zum Sonnenuntergang zuwende. Den Weg zum Vicus Icorigium bin ich schon einige Male geritten. Dort treffen wir auf die Römerstraße, die uns dann auf unser Ziel führt. Folgen wir jedoch der Mosella, dann müssen wir zum Sonnenaufgang reiten…
Die Herrin sagte, dass auch dieser Weg möglich sei, nur weiß ich dann nicht, ob ich den richtigen Weg zum Ubier sofort finde…“
„Du meinst, dein Vorschlag wäre günstiger? Ist der Weg dann auch kürzer? Wo können wir übernachten und finden wir dort Bedingungen vor, die wir für die Tiere benötigen? Nicht jede Taverne kann über zwanzig Pferde unterbringen…“
„Herr, wenn du uns vertraust,