Ganz für Familie. Erwin Sittig

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Ganz für Familie - Erwin Sittig

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und stellte fest, dass ihr Verfolger zumindest ebenso flink, wie sie war. Lange würde sie nicht mehr durchhalten. Und dann ließ sie sich einfach fallen und klammerte sich an die Unterseite einer großen Blüte. Durch die Blütenblätter beobachtete sie zitternd ihren Gegner, der sie anscheinend aus den Augen verloren hatte.

      Er kreiste jedoch immer noch in der Nähe und hatte nicht aufgegeben. Sie sah, wie er zwischendurch ein paar andere Insekten verspeiste und hoffte, dass er bald satt sein würde. Sogar als er schon längst nicht mehr zu sehen war, wagte sie sich nicht hervor. Ihr war klar, dass er nicht der einzige Vogel in der Gegend ist und sie wusste, dass diese Wiese riesengroß war. Zum Glück gab es vom Boden her keine Gefahr, zumindest wüsste sie nicht, welches Tier, einer Biene zu nahe treten würde. Sie beschloss, sich den Rest des Weges zwischen den Gräsern und Blumen entlang zu schlängeln. Das schränkte zwar die Geschwindigkeit ihres Fluges beträchtlich ein, erhöhte jedoch ihre Sicherheit enorm.

      Vollkommen entkräftet erreichte sie ihr Dorf.

      Egal, was passiert, jetzt drehte sie nochmal voll auf. Hanna sehnte sich danach, endlich die Stimme ihrer Mutter zu hören. Es war ihr dabei gleichgültig, ob die schimpfen würde, weil sie so lange weggewesen war, ohne Bescheid zu sagen. Sie flog, als ob ein ganzer Schwarm Vögel hinter ihr her wäre und ganz bestimmt hatte sie einen neuen Weltrekord im Bienenschnellflug aufgestellt, als sie durch das offene Küchenfenster ihres Hauses flog.

      Ihre Mutter saß am Küchentisch, hatte den Kopf auf die Arme gelegt und heulte, als hätte man ihr das liebste Spielzeug weggenommen. Hanna fiel auf, dass nichts in der Küche aufgeräumt war, was bisher nie vorkam.

      Hanna wusste sofort, dass ihre Mutti wegen ihr weinte. Am liebsten hätte sie sich gleich zu erkennen gegeben, aber erst muss Mama sehen, was für eine prachtvoll gescheckte Biene sie ist.

      Sie krabbelte über die Hände ihrer Mutter und bereitete sich darauf vor, dass sie sie wegstoßen würde. Es kam ihr erst mal nur darauf an, dass sie den Kopf hebt, um sie als Schokobiene betrachten zu können.

      Aber ihre Mutter sah nur die Biene und bemerkte vermutlich nicht mal, dass sie gescheckt war. Wie wild schlug sie um sich und rief:

      „Verschwinde du Biest. Du bist Schuld, dass meine Hanna weggelaufen ist.“

      Hanna musste höllisch aufpassen, von ihrer Mutter nicht erschlagen zu werden. Sie floh unter den Tisch, wo sie außer Sichtweite war, und überlegte in Ruhe, was zu tun sei.

      Einen Zauberwunsch hatte sie noch frei und danach könnte sie sich zurückverwandeln.

      Es war sicher, dass ihre Mutter in ihrer Wut die gescheckten Flecken auf ihrem Körper niemals sehen würde und auch das Rufen wird keinen Erfolg haben.

      Endlich hatte sie die rettende Idee. Sie wünschte sich, so groß wie ein Huhn zu sein, und flog wieder unter dem Tisch hervor. Dann baute sie sich vor ihrer Mutter auf und drehte sich wie ein Model in der Luft, dass die alles genau erkennen kann.

      Ihre Mutter erstarrte. Kein Auge ließ sie von dieser eigenartigen Erscheinung. Als Hanna sich schon freuen und zurückverwandeln wollte, kippte ihre Mutter um und blieb reglos liegen. Hanna bekam einen gewaltigen Schreck und nahm sofort ihre richtige Gestalt an.

      Sie schüttelte ihre Mutter und rief ihren Namen, doch nichts geschah. Wie könnte sie helfen? Sie hatte einmal im Film gesehen, was man in solchen Fällen macht. Also holte sie eine große Kaffeetasse, füllte sie mit kaltem Wasser und goss sie ihrer Mutter ins Gesicht. Die schoss schlagartig in die Höhe und schnappte, wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. Dann erblickte sie ihre Tochter, starrte sie genau so an, wie vorher die Biene und kippte wieder um.

      Da ihre Mutter erfreulicherweise am Leben war, verflog die Angst.

      „Mami“, zeterte Hanna „nun stell dich nicht so an. Du bist doch sonst nie umgekippt, wenn du mich gesehen hast.“ Langsam kam sie wieder hoch, schaute aber immer noch ungläubig auf Hanna.

      „Was fällt dir ein, mir Wasser ins Gesicht zu schütten.“ „Der Kaffee war alle und die Milch war zu weit weg. Ich musste Wasser nehmen.“

      Sie kauerte sich neben ihre Mutter und rutschte dann auf ihren Schoß und nahm sie in die Arme, während sie triumphierend fragte: „Und? Hast du die Schokobiene gesehen?“

      Sie setzte Hanna ab, sprang auf und rief: „Nein! Hab‘ ich nicht! Erzähl mir lieber, wo du gewesen bist.“

      „Na bei den Schokobienen. Du hast doch vorhin eine gesehen, oder?“

      „Ich weiß nicht, was ich gesehen hab. Ich bin etwas mit den Nerven fertig. Aber eine Schokobiene war es sicher nicht!“

      Hanna sah ihrer Mutter jedoch an, dass sie darüber nachdachte. In diesem Moment kamen Opa und Oma Humpi zurück. Sie sahen Hanna zunächst nicht und berichteten betrübt: „Tut mir leid, Yvonne, wir haben deine Tochter nicht gefunden.“

      Doch da sprang ihnen Hanna auch schon in die Arme und sie drückten sich ausgiebig.

      „Stimmt’s, Opa? Dich hat doch unterwegs eine Biene geärgert, als ihr mit dem Motorrad gefahren seid? Das war ich!“

      „Das Kind ist etwas überdreht“, entschuldigte sich ihre Mutter für Hanna.

      „Wir werden sie erst mal ins Bett bringen. Und Euch wäre ich dankbar, wenn ihr meinen Mann holt. Ihr wisst ja, wo er Hanna suchen wollte.“

      Opa Humpi war verwundert. Er erinnerte sich an die Biene, die ihn geärgert hatte, genau.

      „Und wenn ihr mein Fahrrad noch holen könntet, wäre das prima.“

      Sie beschrieb, wo es zu finden sei, und abermals wunderten sich alle, dass es so weit entfernt liegen soll.

      „Wie bist du denn hergekommen, Hanna“, fragte Opa.

      „Na geflogen. Ich hab dir doch gesagt, dass wir uns getroffen haben. Biene Bumm hat mich in eine Schokobiene verwandelt und nachdem Mutti mich gesehen hat, habe ich mich zurückverwandelt.“

      „Du hast sie als Biene gesehen, Yvonne?“

      „Quatsch,“ widersprach sie „denkst du, ich bin verrückt?“

      Und nachdem Opa Humpi den mitleidigen Blick von Oma Humpi, den unsicheren Blick von Hannas Mutter und den stolzen Blick von Hanna betrachtete, wusste er, dass seine Enkeltochter eine Schokobiene war. Er zwinkerte Hanna zu und machte sich auf, ihren Vater zu suchen.

      Hannas Mutter jedoch nahm sie auf den Arm, trug sie ins Bett und sie kuschelten eine Weile.

      Von der Schokobiene sprachen sie nicht mehr, weil Hanna nicht wollte, dass sich ihre Mutti für verrückt hält.

      Doch am nächsten Morgen, als der Wind wieder durchs Fenster pfiff, war der Tag gar nicht mehr so langweilig wie sonst immer. Hanna freute sich schon auf den Honig von den gestreiften Bienen. Sie hörte, wie ihre Mutter zum Frühstück rief und hüpfte mit einem strahlenden Gesicht in die Küche. Und auf dem Tisch stand, neben dem gelben Honig, ein Glas Schokohonig. Sie sah sofort, dass jemand das Wort „Schokohonig“ nachträglich draufgemalt hatte. Weder ihr Vater, noch ihre Mutter verloren ein Wort über den vergangenen Tag. Es war wie immer, bis auf den Schokohonig.

      Ein aufregendes Dorf, in dem sie lebte. Es war ständig was los, mit dem man nicht gerechnet hätte.

      Natürlich

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