Ganz für Familie. Erwin Sittig

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Ganz für Familie - Erwin Sittig

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Die Erwachsenen hätten das nie verstanden.

       Die Jagd nach der Mücke

      Es gibt viele interessante Berufe. Doch den schönsten Beruf hat Herr Fischer.

      Nein, er ist nicht Fischer. Er ist Jäger.

      Wenn ich sage, es ist ein schöner Beruf, so meine ich nicht, dass es schön wäre, Tiere zu erlegen. Ein Jäger darf nur Tiere töten, die krank sind, oder die, wenn sie zu viele werden, großen Schaden anrichten. Das ist für den Jäger ein Gesetz, befolgt er es nicht, wird er bestraft.

      Weil der Jäger aber viele gefährliche Situationen bestehen muss, hat sich im Laufe der Jahre eine eigene Sprache der Jäger herausgebildet - das Jägerlatein.

      Mit ihrer Sprache schildern die Jäger die Jagd viel gefährlicher, als sie wirklich ist und so manch einer erfindet etwas hinzu, was gar nicht passiert ist. Und das ist das Schöne an dem Beruf.

      Die aufregendste Geschichte, die ich je gehört habe, weiß aber der Jäger Herr Fischer zu erzählen.

      Glaubt es, oder glaubt es nicht. Es war die Jagd nach einer Mücke, die Herrn Fischer fast das Leben gekostet hätte.

      Herr Fischer besitzt eine kleine Waldhütte, in die er immer dann zieht, wenn er auf die Pirsch geht, um Wild zu jagen. Man sagt, dass die gefährlichsten Tiere, die bei uns leben, die Wildschweine sind. Herr Fischer weiß es besser. Es sind die Mücken.

      Im Wald halten sich die Mücken besonders gern auf und so gibt es sie auch zahlreich bei der Waldhütte des Herrn Fischer.

      Seit einigen Tagen fiel Herrn Fischer auf, dass ihm immer, wenn er von der Pirsch zurückkam und er in seine Waldhütte gehen wollte, eine besonders dreiste Mücke folgte.

      Herr Fischer fürchtete sich vor Mücken. Immer, wenn ihn eine Mücke stach, bekam er diese dicken Beulen am Körper, die so entsetzlich jucken. Er konnte sich dann nicht beherrschen und kratzte sich ständig, was die Wirkung des Mückenstichs umso schlimmer machte.

      Also hatte sich Herr Fischer vorsorglich Gaze vor die Fenster geklebt, die keine Mücken hindurch ließen.

      Doch diese Mücke war pfiffiger. Sie schien den Trick mit der Gaze durchschaut zu haben und versuchte, jeden Tag, mit Herrn Fischer zusammen, durch die Tür zu schlüpfen. Dann könnte sie ihn nachts, in aller Ruhe, aussaugen.

      Aber Herr Fischer war sehr wachsam. Bisher hatte er sie immer rechtzeitig entdeckt.

      Da sie sehr aufdringlich war, hatte er sogar versucht, die Mücke mit seinem Gewehr zu erlegen.

      Eines abends legte er sich auf die Lauer. Seine Tarnung war perfekt. An der ganzen Kleidung hatte er Zweige befestigt, so dass er fast wie ein echter Baum aussah.

      Mit dem Gewehr im Anschlag stand er da. Dann kam sie.

      Aber auch die Mücke hatte sich getarnt, schwor Herr Fischer. Sie sah einer Fliege täuschend ähnlich. Doch Herrn Fischer konnte sie nicht täuschen. Er zielte und drückte ab.

      Als sich der Rauch verzogen hatte, sah er die Mücke auf dem Lauf seines Gewehres sitzen.

      Sie hatte die Beine verschränkt und gähnte gelangweilt. An dieser Stelle bin ich mir aber nicht ganz sicher, ob das nicht doch Jägerlatein ist.

      Kurzum, es stellte sich heraus, dass die Mücke zu klein war, um sie mit dem Gewehr zu erlegen.

      Nach den Misserfolgen seiner Mückenjagd fühlte sich die Mücke so sicher, dass sie immer dichter heranflog. Herr Fischer meinte, sogar sehen zu können, wie sie ihm die Zunge aussteckte.

      Zum Glück fiel ihm aber noch rechtzeitig ein, dass Mücken keine Zunge haben. Aber der Mückenrüssel, den sie einem in die Haut stechen, um das Blut auszusaugen, ist schon furchteinflößend genug.

      Ganz verrückt wird Herr Fischer jedoch, wenn er dieses nervenzerreißende Summen des Mückenfluges hört.

      Und dann war es soweit. Herr Fischer weiß bis heute nicht, wie ihr das gelungen ist. Plötzlich hörte er die Mücke in seiner Hütte.

      Dieses „ssssssssss“ wirkte bedrohlich auf ihn. Ihm lief eine Gänsehaut den Rücken hinunter.

      So sehr er sich auch anstrengte, sie war nicht zu entdecken. Er hörte nur dieses „sssss“.

      Er zitterte schon, wenn er nur daran dachte, dass er auch mal schlafengehen muss, denn nachts hatten die Mücken ihre größten Erfolge.

      Doch bis dahin war noch etwas Zeit. Er traf also seine Vorbereitungen.

      Zunächst durchsuchte er jeden Winkel des Hauses, um die Mücke vielleicht doch noch zu erwischen. Immer wenn er dachte, er wäre in ihrer Nähe, hörte das Summen auf. Doch von der Mücke war nichts zu sehen. So zog er stundenlang, mit der Fliegenklatsche bewaffnet, durch alle Zimmer.

      Da, plötzlich hörte er einen Ton, direkt neben seinem Ohr. „ssssssssss“.

      Blitzschnell drehte er sich um. Und da sah er sie. Ein prächtiges Exemplar. Mit hungrigen Augen schaute sie ihn an, wohl überlegend, wo sie den ersten Stich ansetzen wird.

      Aber jetzt, da er sie ausgemacht hatte, ließ er sie nicht mehr aus den Augen.

      Irgendwann werden sie die Kräfte verlassen und sie wird sich hinsetzen, um sich auszuruhen. Dann würde er zuschlagen. Es dauerte sehr lange. Standhaft hielt er den Arm mit der Fliegenklatsche hoch.

      Endlich setzte sie sich auf den Lampenschirm der Nachttischlampe. Er holte zu einem entsetzlichen Schlag aus, um der Mücke den Garaus zu machen.

      Wumm, der Hieb hatte gesessen. Mit voller Wucht sauste die Fliegenklatsche auf den Lampenschirm, so dass die ganze Lampe in tausend Scherben auseinanderbrach.

      Unter den Trümmern suchte Herr Fischer verzweifelt, nach den Überresten der Mücke.

      Doch er fand sie nicht. Sollte sie ihm etwa wieder entwischt sein?

      Die Mücke schaute unterdessen verwundert zu, was Herr Fischer dort trieb. Anmutig erhob sie sich zu ihrem Siegesflug und Herr Fischer hörte wieder dieses „ssssss“, was ihm wiederum die Gewissheit gab, dass die Mücke entkommen war.

      Er kehrte also die Reste seiner Nachttischlampe zusammen und warf sie in den Müll.

      Dummerweise hatte er dabei beide Hände voll und die Mücke vollkommen aus den Augen verloren.

      Darauf hatte die nur gewartet. Sie setzte zum Sturzflug an und bohrte Herrn Fischer ihren Rüssel, von hinten, in den Hals. Vor Schreck ließ er alles fallen. Er konnte die Mücke nur noch bei ihrer erfolgreichen Flucht beobachten.

      Er bildete sich ein, die Mücke lachen zu hören: „ss..ss..ss“.

      Wutentbrannt stürzte er ihr, wild um sich schlagend, hinterher, mit dem einzigen Erfolg, dass er die Gardine herunterriss. Schlimmer noch, er verlor die Mücke wieder aus den Augen.

      Die Nacht brach herein und Herr Fischer hatte die Mücke immer noch nicht ausmachen können. Also beschloss er, schweren Herzens, den Weg ins Bett anzutreten.

      Vorerst

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