IMMUN. Sebastian Weis
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Die Schleimhaut in den Atemwegen besteht aus dem so genannten Flimmerepithel. Dieses setzt sich zusammen aus Millionen von Zellen mit beweglichen Härchen, den Flimmerhärchen. Zusammen ergeben sie einen beweglichen Teppich. Alles, was nicht in die Lunge gehört, wird von diesem Teppich in perfekt abgestimmter Choreographie wieder nach oben transportiert. Husten unterstützt das Flimmerepithel, wenn es alleine nicht klarkommt. Hinzu kommen schleimbildende Becherzellen. Ihr Schleim hält den Flimmerteppich ständig feucht. Staubpartikel, Schadstoffe und Krankheitserreger bleiben auf diesem Schleim kleben. Sie werden dann wie auf einem Förderband in Richtung Rachen abtransportiert. Von dort werden sie dann entweder in den Magen hinuntergeschluckt oder ausgehustet. Im Magen haben die meisten Krankheitserreger keine Chance. Sie werden zersetzt.
Etwa 20.000 Mal atmen wir jeden Tag ein und aus. Mit jedem Atemzug können winzige Staubpartikel und Tröpfchen, reizende Schadstoffe und mikroskopisch kleine Krankheitserreger (Bakterien, Pilze oder Viren) in die Lunge gelangen. Trockene Luft schadet den Atemwegen und Rauchen schwächt diese Strukturen zusätzlich.
Beobachten Sie Ihren Atem im Alltag. Trainieren Sie, jederzeit entspannt und tief zu atmen. Gewöhnen Sie sich die Nasenatmung als Grundatmung an. Ihr Rachenraum und Ihre Lunge werden es Ihnen danken. Allein dadurch können Sie Ihre Infektanfälligkeit deutlich reduzieren.
Die Atemwege brauchen eine gewisse Luftfeuchtigkeit. Optimal sind 40 – 60%. Meiden Sie soweit es geht Feinstaub und ähnliche Belastungen.
Trockene und kalte Nahrung ist aus ayurvedischer Sicht zu meiden.
Achten Sie auf ausreichend gesunde Fette in der Ernährung (z. B. Ghee, Olivenöl, Leinöl)
Grenzkontrollen im Körper: Die Blut-Hirn-Schranke
Die letzte Schutzschicht ist die Blut-Hirn-Schranke, sozusagen eine inner-körperliche Grenze. Sie kommt ohne Schleim aus. Die Blut-Hirn-Schranke funktioniert wie ein Grenzübergang. Sie verhindert den unkontrollierten Übertritt von Substanzen und Krankheitserregern aus dem Blut ins Gehirn.
Auch diese Grenze wird von Endothelzellen bewacht. Diese sind über sog. tight-junctions miteinander verbunden, d.h. die Zellmembranen benachbarter Zellen sind ineinander verhakt, wie Menschen, die sich unterhaken und so eine geschlossene Kette bilden. In der Membran der Endothelzellen befinden sich Transportproteine, die das Gehirn nach Bedarf mit Glucose (Zucker) versorgen. Fettlösliche Stoffe passieren ohne Extra-Transporter einfach durch die Membran hindurch. Dazu gehören Gase wie Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Alkohol, Nikotin und einige Drogen.
Bakterien und andere Mikroorganismen können sich über den Darm Zutritt verschaffen. Die Ernährung ist daher essentiell wichtig für ein gesundes Gehirn. Dazu später mehr im zweiten Teil.
Alkohol ist im Ayurveda gesunden und vor allem glücklichen Menschen vorbehalten. Trinken Sie Alkohol – wenn – nur in angenehmer Atmosphäre mit netten Menschen und nur in angemessenen, kleinen Mengen.
Reduzieren Sie schrittweise den Konsum schädigender Substanzen.
Schlaf- und Beruhigungsmittel sollten nur in Ausnahmesituationen und nur nach Verordnung genommen werden. Bemühen Sie sich um die Klärung der Ursache der Schlafstörung oder des Stresses. Finden Sie Lösungen für das wirkliche Problem (Gespräche, Psychotherapie, Coaching, Meditation…)
Lesen Sie die Infos zum Thema Stoffwechsel im zweiten Teil.
Haben Sie noch alle? – Die Bestandteile des Immunsystems
Im Ayurveda wird nach Wirkprinzipien kategorisiert, weniger nach Geweben oder Organen. Die Kenntnis der Organe hilft jedoch, die individuelle Immunkraft besser einzuschätzen. Die Organe des Immunsystems sind über den ganzen Körper verteilt. Wir können uns das Immunsystem ein wenig vorstellen wie die Polizei. Die Polizisten sind die Immunzellen mit unterschiedlichen Funktionen. Das Lymphsystem stellt ihnen die Infrastruktur zur Verfügung.
Bild: Istock 480156534 © ttsz
Lymphgefäße und -kapillaren durchziehen den gesamten Körper. Sie transportieren täglich bis zu zwei Liter Lymphe – eine gelblichweiße Zwischenzellflüssigkeit - aus dem Körper in das Venensystem. Sie sind auch so etwas wie die Müllabfuhr unseres Körpers. Über die Lymphe werden abgestorbene Zellen, Fremdkörper, Bakterien, Fette und Stoffwechselendprodukte abgeleitet. Die Bahn der Lymphgefäße wird von mehr als 100 linsenbis bohnengroßen Lymphknoten unterbrochen.
Lymphknoten
Lymphknoten sind die Polizeistationen des Immunsystems. Vielleicht haben Sie schon mal mit Ihnen Bekanntschaft gemacht, wenn Sie eine Infektion hatten und einzelne Lymphknoten angeschwollen waren, z. B. am Hals. In den Lymphknoten werden Gifte und Mikroorganismen herausgefiltert und vernichtet, soweit das möglich ist. Jeder Lymphknoten enthält spezialisierte Kompartimente (Abteilungen), in denen sich Immunzellen ansammeln. Hier treffen sie auf Antigene. Sie filtern Mikroorganismen und giftige Stoffe heraus und vernichten diese.
Von Mandeln und Polypen
Die Mandeln (Tonsillen) sind Ansammlungen von vielen kleinen Lymphknötchen. Sie bilden in Summe einen lymphatischen Ring im Mund-Rachenraum. Ihre Aufgabe ist, Krankheitserreger schon im Mund zu erkennen und unschädlich zu machen. Sie sind der erste große Abwehrposten im Rachen.
Vor allem die Mandeln im Bereich des Gaumens entzünden sich gerne mal. Dann verursachen sie Halsschmerzen und Fieber. Im Nasenrachenraum sitzen die Rachenmandeln, die im Volksmund Polypen genannt werden, wenn sie sich vergrößern.
Kinder mit einer vergrößerten Rachenmandel haben oft Schwierigkeiten, durch die Nase zu atmen. Sie sind daher meistens Mundatmer. Das erkennt man am ständig geöffneten Mund. Der Mensch ist aber primär ein Nasenatmer. Dauerhaft durch den Mund zu atmen, bedeutet daher schon neuronal ein erhöhtes Stresslevel: die Mundatmung ist lebensbedrohlichen Notlagen vorbehalten.
Die Nase hat bei der Atmung mehrere Funktionen: Sie wärmt die Luft an, befeuchtet sie und filtert über ihre Schleimhäute die ersten Krankheitserreger heraus. Bei der Mundatmung fällt das alles weg. Die Nase selbst wird auch nicht mehr belüftet, was dauerhafte Infekte in den Nasennebenhöhlen zur Folge haben kann (sog. Stauungsrhinitis). Außerdem gelangen Krankheitserreger über den Mund schneller und vor allem tiefer in die Atemwege. Dadurch wird das Risiko für Erkrankungen der unteren Atemwege erhöht.
Nachts führt das Mundatmen zu teilweise erheblichem Schnarchen. Es kann sogar zum Schlafapnoe-Syndrom kommen, zum „Atemstillstand im Schlaf“ oder genauer zu Aussetzern. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Sauerstoffversorgung des Körpers und auf die Regeneration. Kinder mit einem gestörten Schlaf sind oft weniger aufnahmefähig, unruhig und natürlich oft müde.
Ein großes Problem ist die Beeinträchtigung des Hörvermögens bei vielen Kindern. Die vergrößerte Rachenmandel behindert den Druckausgleich zwischen Nasenrachen und Mittelohr. Wenn die Störung länger anhält, kann es auch zu Störungen der Sprachentwicklung kommen. Auf körperliche Ebene können vermehrt Mittelohrentzündungen auftreten.
Sowohl bei den Mandeln als auch bei den Polypen muss ein Mediziner abwägen, ob es Sinn macht, sie operativ zu entfernen. Die gute Nachricht ist: es handelt sich um Routineeingriffe. Ernsthafte Probleme währenddessen