DAS MEDIZIN-ESTABLISHMENT. H. T. Thielen

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DAS MEDIZIN-ESTABLISHMENT - H. T. Thielen

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Amnesty International 47 Kriege weltweit gezählt. Pazifisten sprechen von einer Weltkarte des Grauens. Lediglich zehn Länder gelten dem „Global Peace Index“ nach als vollkommen friedlich: Sie sind weder in Kriege verwickelt, noch gibt es Konflikte, die den Zusammenhalt der Gesellschaft bedrohen. Die Zahl der Kriege, also der extremsten Form politischer Konflikte, hat sich von 2007 bis 2015 verdoppelt. Insgesamt spricht das Heidelberger Institut für Konfliktforschung von 409 Konflikten, von denen 223 mit Gewalt verbunden sind.

      13 2015 waren weltweit 65,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Vgl. Jahresbericht der Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen: Nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie 2015. Berliner Zeitung <https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/jahresbericht-der-fluechtlingswerk-der-vereinten-nationen-nie-waren-so-viele-menschen-auf-der-flucht-wie-2 015-li.49429> [letzter Zugriff am 20. Januar 2018].

      14 Laut einer neuen Studie des Fachmagazins „Nature“ droht bereits im kommenden Jahrzehnt der Zusammenbruch des ökologischen Gleichgewichts. Wenn Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Umweltzerstörung sich weiterentwickeln wie bisher, sind demnach die Folgen für das globale Ökosystem verheerend und unumkehrbar. Vgl. A. D. Barnosky et al.: Approaching a State Shift in Earth’s Biosphere. Nature, 486.7401 (2012), 52–58 ‹https:// doi.org/10.1038/nature11018> [letzter Zugriff am 20. Februar 2018].

      15 Insgesamt starben 2015 in Deutschland 925.200 Menschen. Davon ca. 39 % infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ca. 25 % durch Krebs, das sind mehr als ⅔ aller Sterbefälle. Vgl. Deutscher Ärzteverlag GmbH: Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs häufigste Todesursachen. Deutsches Ärzteblatt, 2017 <https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/72563/Herz-Kreislauf-Erkrankungen-und-Krebs-haeufigste-Todesursachen> [letzter Zugriff am 24. Februar 2018].

      16 Laut Oxfam-Bericht vom 16. Jan. 2017 besitzen acht Milliardäre mehr Vermögen als die Hälfte der Erdbevölkerung (3,6 Milliarden). Die Veröffentlichung zeigt weiter, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr besitzt als die restlichen 99 % zusammen. Vgl. Oxfam Deutschland: An Economy for the 99 Percent. 2017 <https://www.oxfam.de/ueber-u ns/publikationen/economy-the-99-percent> [letzter Zugriff am 11. Februar 2018].

      17 Im europäischen und internationalen Vergleich zählt Deutschland zu den Industrienationen mit der größten Vermögensungleichheit. Das reichste Prozent der Deutschen verfügt über ebenso viel Vermögen wie die ärmeren 87 % der deutschen Bevölkerung. Vgl. Oxfam-Bericht zur sozialen Ungleichheit: Superreiche gewinnen 2,5 Milliarden Dollar pro Tag, die Hälfte der Weltbevölkerung wird ärmer. Oxfam Deutschland, 2019 <https://www.oxfam.de/presse/ pressemitteilungen/2019-01-21-superreiche-gewinnen-25-miUiarden-dollar-pro-tag-haelfte> [letzter Zugriff am 20. Februar 2018].

      Krankheit versus Gesundheit

      „Gesundheit ist Harmonie.Die ärztliche Kunst besteht also darin, die gesundheitliche Störung aufzuheben und den erkrankten Teil des Körpers wieder in Harmonie mit dem Ganzen zu bringen.“

       (Dr. Franz Hartmann)

      Wenn man sich der breit gefächerten Thematik „medizinischer Praxis“ nähert, ist es einleitend geboten, die Begriffe Gesundheit und Krankheit zu klären.

      Landläufig betrachten die Menschen Gesundheit subjektiv als die Abwesenheit von Krankheit – eine Sichtweise, welche die Vielschichtigkeit krankmachender Faktoren jedoch nicht ausreichend berücksichtigt.

      Da weder auf juristischer noch auf medizinischer Ebene eindeutige und allgemeingültige Definitionen zur Verfügung stehen, möchte ich zunächst die recht banale Begriffsauslegung der Weltgesundheitsorganisation WHO anführen. Laut ihr ist Gesundheit „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“18 Gemäß dieser Begriffsdeutung ist Gesundheit ein absolut idealer, aber unrealistischer Zustand, da er praktisch nicht verwirklicht werden kann.

      Um die unterschiedlich geprägten Ausrichtungen und Konzeptualisierungen von Gesundheit kategorisieren zu können, sind, je nach wissenschaftlicher Ausrichtung der Autoren, diverse andere Ansätze entwickelt worden, die, aufgrund der Heterogenität des Themas, im Rahmen dieser Arbeit nur fragmentarisch dargestellt werden können.

      Der Medizinsoziologe Talcott Parsons erklärt Gesundheit – aus soziologischer Sicht – als „ein Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums, für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben, für die es sozialisiert worden ist.“19 Diese rein zweckmäßige und somit inhumane Betrachtungsweise reduziert den Menschen zu einer gesellschaftlichen Bestimmungsgröße, welche eine ihm vorgegebene Funktion – vorrangig im Beschäftigungssystem – zu erfüllen hat. Gesund ist derjenige, der diese Anforderungen optimal erfüllt. Die individuellen Bedürfnisse der Menschen haben laut dieser Definition, da für die Gesellschaft sekundär, keine maßgebende Relevanz.

      Die überwiegende Mehrheit der Gesundheitswissenschaftler fordert allerdings, dass Gesundheit vom Menschen ausgehend zu betrachten ist und alle konkreten Einflussfaktoren und Wechselwirkungen des Lebens zu berücksichtigen sind. Gesundheitsaspekte können folglich nicht isoliert betrachtet werden, sondern sie spiegeln sich in den verschiedensten Lebenssituationen wider. Dabei ist die Verbundenheit von körperlichen, emotionalen sowie kognitiven Prozessen als wesentliches Zeichen von Gesundheit zu verstehen und bekräftigt ihren ganzheitlichen Charakter.20

      In diesem Sinne verstehen Jürgen von Troschke et al. Gesundheit als „somatische, psychische und soziale Fähigkeit zur Lebensgestaltung und -bewältigung.“21

      Klaus Hurrelmann definiert Gesundheit als einen „Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung im Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet.“22

      In diesem Kontext ist Gesundheit nicht konkret machbar; sie stellt sich selbst her, wenn bestimmte Bedingungen in Balance sind. Sie ist beeinträchtigt, wenn sich in einem oder mehreren dieser Bereiche Anforderungen ergeben, die von der Person in der jeweiligen Phase im Lebenslauf nicht erfüllt und bewältigt werden können.23 Gesund ist, diesen Ausführungen zur Folge, ein Mensch, wenn er sich in „ allgemeiner Harmonie“ befindet, das heißt, wenn sich die existenten Risiko- und Schutzfaktoren ausgleichen.

      Für den negativ besetzten Begriff Krankheit gibt es weder bei der WHO noch im deutschen Gesundheitsrecht eine allgemein anerkannte, einheitliche Definition. Vermittels Modellbildung haben medizinische Forscher unterschiedliche Begriffsbestimmungen entworfen.

      Nach dem pathogenetisch24 orientierten „biomedizinischen Modell“ ist Krankheit eine Störung des Organismus, verursacht durch anatomische, physiologische oder biochemische Abweichungen. Die Krankheitsursprünge werden als rein körperlich und damit als naturwissenschaftlich eindeutig erklärbar eingestuft.25 Der Arzt stellt ein Pathogen, beispielsweise einen Krankheitserreger, fest und bekämpft es mit Medikamenten oder anderen Therapien.26

      Dieses Konzept war lange Zeit die vorherrschende medizinische Denkweise und Grundlage eines sich darauf aufbauenden allopathischen27 Gesundheitssystems. Auch heute ist das medizinische Studium sehr stark von dieser Leitvorstellung geprägt. Es findet faktisch eine Zweiteilung in gesunde und kranke Menschen statt. Die dahingehend orientierten Ärzte legen ihren Fokus auf die zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorliegenden Krankheiten (Symptome), ihre Ursachen und die Gefahren, die es zu verhindern oder zu bekämpfen gilt. Sie diagnostizieren eine Erkrankung28, entschlüsseln deren Ursachen, leiten spezifische Therapiemaßnahmen ein und geben, so sollte es zumindest sein, unterstützende Informationen und Ratschläge, um einen erneuten

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