Marlowe - das Grauen. W.E. Pansen
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Das war nicht schwer, das war nicht weit.
Er trank seinen Tee aus, rülpste ausgiebig, - die Würstchen waren seit einer Woche abgelaufen gewesen - und machte sich, nachdem er seine „Ramones“-Lederjacke übergezogen hatte, auf den Weg.
Er traf am Bauwagen auf drei Berliner Punks. „Flux gesehen?“
„Wer will das wissen?“
„Ich, du Blödeimer, - ich hab hier noch nen Zwanni für ihn“
„Flux is zur Garage, wollte was nachsehn“
„Ok, dann weiß ich Bescheid“. Sicherheitshalber ließ er ein paar Zigaretten da.
Das Garagentor stand offen.
„Guter Hund, hier kommt dein Happi-Happi“
„Und hier gibt’s was auf die Fresse!“ – Sven hatte sich so hingestellt, dass eine ausreichend große Lücke blieb. Flux war sofort wieselflink an ihm vorbeigeschossen und verschwunden.
In der Garage saß Rolfi und leckte begeistert den Napf aus. Sven warf einen Blick auf die Dose: „Old Commercial Room Labskaus, 550g“, - offensichtlich geklaut, vermutlich bei dem gleichen ReWe. Er kannte das Produkt, hatte es immer schon für überteuert und qualitativ mittelmäßig gehalten. Na, egal, - Rolfi hatte es geschmeckt.
Also, - auf zu Frau Korthals.
Korthals, Korthals?
Der Wanst! – Natürlich! – Der Wanst hieß auch Korthals. Weiß Gott kein gängiger Name in Hamburg.
Sein Tablet war zuhause, sein Computer im Büro. Na super. Smartphones lehnte er ab, - konnte man schlecht was drauf lesen. Dabei hatte er nur das Handy. Er rief seinen Freund Olympiakos an.
„Hör mal, ich hab nur kurz Zeit, - weißt du was über einen Blankeneser Kaufmann namens Korthals?“
Olympiakos gähnte laut und ausgiebig. „Mann, weißt du wie spät es ist?“
„Ja, 11: 15“.
„Ja, in deiner Welt, - ich hatte Nachtschicht“
„Also, was is nun?“
„Ja doch, - Korthals ist so ein richtiges Arschloch, - hat Beteiligungen an allem Möglichen, auch ein tolles Restaurant mit nordischer Küche, - lebt getrennt von seiner Frau und residiert irgendwo in Blankenese“
„Ja und, - irgendwas kriminelles?“
„Weiß man nicht, - der ist schlau, - man munkelt er hätte mit Schwarzgeld zu tun, - hat auf jeden Fall reichlich Schotter und eine ganz junge spanische Freundin“
„Sicher spanisch?“
“Könnte auch italienisch sein, - auf jeden Fall Südeuropa, - das sieht man“
„Wieso, kennst du sie?“
„Nicht direkt, - aber es scheint, dass er sie bei Stavros, - dem Griechen mit der syrisch-italienischen Küche, - kennengelernt hat, - sie war Model, - also in Echt, - Mode-Model“.
„Danke, schlaf weiter“.
Sein nächster Stopp war der ReWe. Er kaufte zwei Franzbrötchen und zwei Dosen PAL.
Frau Korthals hatte sich plötzlich von einer Klientin in eine interessante Quelle verwandelt.
Rolfi blickte ihn treuherzig an.
Kapitel 2
Bei Sergeij I
„Ah, Sven, nur herein, - heut ist Hausfrauen-Tag!“ – Sergeij lachte sein übliches heiseres Sergeij-Lachen und strahlte ihn mit lustig funkelnden Augen an. Wie immer standen ein wunderbarer Rotwein und ein Stolichnaya-Vodka bereit. Sergeij stellte Gläser auf den Tisch und bot Sven eine von seinen russischen Zigaretten an. Er mochte diese Besuche und sein breites, fröhliches Gesicht war wie immer völlig entspannt, wenn sie sich unterhielten.
„Trinkst du, - guckst du zu. Heute ist dicke Hausfrau dran, - kriegt Besuch von Handwerker, - beide geil undsoweiter. Handwerker ist diese Mal kräftiger Ukrainer, leider schlechte Deutsch, - aber muss nicht viel reden!“ – Sergeij lachte erneut sein heiseres Sergeij-Lachen und schenkte beiden ein.
Durch das Fenster des Regieraums hatte man einen guten Blick auf das Szenario. Sergeij gab sich immer viel Mühe mit der Gestaltung, er beschäftigte mehrere Handwerker und war Stammkunde bei Stilbruch.
Die hatten eigentlich immer die benötigten Gebrauchtmöbel, die für die verschiedenen Szenarien gebraucht wurden. Manches wurde auch extra anfertigt, - zwei Bühnenbildner kleinerer Theater verdienten sich hier etwas dazu.
Sven wusste, dass es keinen Sinn hatte Fragen zu stellen, bis die wichtigsten Szenen im Kasten waren. Für jede der Kameras gab es einen mittelgroßen Monitor, - auf einem größeren waren dann die intuitiv geschnittenen Szenen zu sehen.
Vier Kameras wurden mit Festeinstellungen als Steady-Cams gefahren, für zwei waren Kameraleute zuständig und, - darauf war Sergeij besonders stolz, - zwei weitere konnten vom Regieraum aus in verschiedenste Positionen gebracht werden, sodass auch wirklich kein Muttermal ungefilmt blieb.
Die „Hausfrau“ sah mehr als ganz passabel aus, - ca. 45 Jahre, üppige Figur, ein breites, rotblond umrahmtes Gesicht mit großem Mund, ein nettes Lächeln und wunderschöne grüne Augen. Sie trug eine Kittelschürze, die selbstverständlich tiefe Einblicke gewährte. Sie blätterte in einem, offenbar anregenden, - Hochglanzmagazin.
„Da staunst du, was? – Aglaia kommt aus Polen, spricht perfekt Deutsch, ist Naturtalent!“
Sergeij grinste zufrieden. „Ich war in diesem polnischen Restaurant, - nur zum Essen, - sie hat an Nachbartisch gesessen, gegessen, getrunken und gelacht, - ah was für ein Lachen! – Wie Anita Ekberg, - kennst du?“
„Als ihr Macker zum Klo, ich unauffällig Geschäftskarte auf ihren Tisch und zwei Gläser gute Sekt, damit ihr Macker nix merkt, - zwei Tage später sie angerufen und dann Probeaufnahme, - jaja, ich weiß, das heißt jetzt Casting. Sie war sehr, sehr gut, - ich diesmal selbst getestet“. Wieder das typische Sergeij-Lachen und das zufriedene Grinsen. „Sie und ich machen gutes Geld in Zukunft“.
Das war das Besondere bei Sergeijs Unternehmungen: Hier wurde niemand über den Tisch gezogen. Er drehte zwar Pornos, aber mit Stil und Geschmack und er legte Wert darauf, dass alle Beteiligten zufrieden waren.
Er beschäftigte keine Drogen-Wracks und drehte keine lieblosen Schmuddel-Filmchen. Nichtsdestotrotz ging es in seinen Filmen ordentlich zur Sache und abgesehen von „Kaviar“, „Sekt“ und Gewalt waren alle gängigen sexuellen Varianten vertreten.
Er bediente zwar auch den üblichen Jugendlichkeits-Wahn, achtete aber streng darauf keine Pädophilen-Fantasien zu bedienen.
Mit Sadomaso hatte er auch nichts am Hut, obwohl er auf besonderen Wunsch auch schon Filme mit Peitschen und dergleichen gedreht hatte.
Das waren aber