Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse

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Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse Die Legende vom Hermunduren

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Der Chatte antwortete sehr leise.

      „Oho, ein junger Chatte, auf dem Weg der Ehre gescheitert, spricht von Weisheit… “

      Fast hätte der junge Chatte eine das Scheitern aufhellende Frage gestellt und so seine Beteiligung an einem Versagen zugegeben. Im letzten Moment beherrschte er sich. Gab es kein Eingeständnis, gab es auch keine Schuld!

      Dennoch sollte ihm schnell eine Antwort einfallen, die diese Behauptung des Alten aus dem Denken räumt.

      „Du hast recht. Ein Gast ist ein Gast, auch wenn er, wie ich, das Anklopfen versäumte… Bin ich ängstlich? Ja und auch nein! Habe ich eine Waffe, außer dem Knüppel? Nein, dafür aber ein Pferd im Wald…“

      „… nicht mehr! Es steht in unserem Stall…“ warf der Junge ein und fügte an „… ich sah dich kommen, dein Pferd verbergen, uns beobachten und dachte mir, dass du Hunger hattest und Hilfe brauchen könntest…“

      „In diesem Fall, Alter, ist es wirklich ohne Bedeutung, welchem Stamm du angehörst…“ brachte der Chatte gepresst hervor. „… deinen Sinnes ist es, einen Gast zu ehren und Hilfe zu bieten… Ich kann Hilfe gebrauchen… “

      Der Chatte überlegte. Er zögerte. Gestand er das Scheitern, war der Ruf des Bruders zerstört, ob der Alte nun die Schande empfand, bezeugte oder auch verkünden würde…

      „Ich kann zwar Hilfe gebrauchen, aber kann keine Geschichte erzählen… Ich nehme, was ich bekomme! Hilfe ohne Geschichte oder auch keine Hilfe, dafür aber mein Pferd und meine Freiheit, sonst muss ich mir dies erkämpfen…“

      „Langsam, junger Chatte, mit dem Kampf ist es auch so eine Sache… Erschlägst du unsere Familie, was ich nicht glaube, wird dich mein Stamm suchen und töten, und deine Familie auch! Damit wäre dir nicht geholfen… Erschlage aber ich dich, würde ich diese Tat, weil sie unnötig ist, mein Leben lang verfluchen… Du schützt ein Geheimnis, dass dir dein Leben wert ist… Also…“ Der Alte schien ein letztes Mal zu zögern. „… wird dir geholfen!“ Der Alte brachte zum Ausdruck, was er dachte und verkündete einen Entschluss.

      Fasst wäre der junge Chatte dem Alten um den Hals gefallen. Endlich wendete sich das Blatt des Unglücks…

      „Welche Hilfe brauchst du?“ fragte der Alte und musterte den jungen Gast.

      „Ich muss dich trotzdem fragen, ob du Chatte oder Hermundure bist…, denn bist du ein Hermundure, wirst du keine Antwort auf meine Bitte wissen…“

      „Stelle doch erst die Frage und sieh dann, wie die Antwort ausfällt…“ Der Alte schien auch klug genug, ein Geheimnis hüten zu wollen.

      Noch einmal wog der junge Chatte ab, was er verlieren könnte oder gewinnen würde und sprach dann seinen wichtigsten Wunsch aus.

      „Ich muss zum Fürst der Mattios!“

      Der Alte dachte nach. „Das wird nicht einfach… Kennst du den Fürst?“

      „Nein, aber ich bringe eine Botschaft…“

      „Von wem?“

      „Ist die Herkunft mehr von Bedeutung, als die Tatsache, dass ich die Botschaft trage?“

      „Du stellst eine kluge Frage… Eine Botschaft kann viel bedeuten… Gutes oder Schlechtes? Ich habe schon Boten gesehen, die eine schlechte Botschaft nicht überlebten…“

      „Ich werde über die Botschaft kein Wort verlieren… Beschreibe mir, wo ich den Fürst finde und keiner der Deinen übernimmt einen Teil meiner Schuld…“

      „Das ist ein guter, ein ehrlicher Vorschlag, der auch eine Antwort verdient… Magst du auch eine schlechte Botschaft bringen, wird dir der Fürst dennoch zuhören und dich für deinen Mut lohnen. Hier in diesem Gebiet herrscht seit einiger Zeit zwischen Chatten und Hermunduren Frieden. Jeder Mann beider Stämme würde dich bedenkenlos führen, deshalb werde auch ich es tun…“

      „Du willst mich führen, Alter?“

      „Ja, auch wenn es meine letzte Reise sein sollte… Ich bringe dich zu Fürst Swidger. Wir werden diese Nacht schlafen und Morgen stehst du vor dem Fürst der Mattios. Du hast mein Wort!“

      Am Morgen brachte der Jüngere sein Pferd und einen Gaul, der schon besserer Zeiten erlebt zu haben schien.

      Der Alte kroch förmlich auf den Rücken des Grauen und sie begannen einen, dem Alter des Pferdes und seines Begleiters, geschuldeten Ritt.

      „Werden wir auch bei diesem Tempo noch heute ans Ziel gelangen?“ fragte der Jüngere nach einiger Dauer ihrer eher schleichenden Vorwärtsbewegungen.

      „Aber ja! Wir werden zum rechten Augenblick am Ziel sein…“ Der Alte ließ sich weder durch Bitten, noch Schimpfen beirren.

      Die Sonne stieg hoch und wieder nieder, der Tag glitt in die Dämmerung, als sie einen größeren Hügel hinan stiegen und vor dessen Kuppe aufgefordert wurden, abzusitzen.

      Der Alte wandte sich um. „Bleib auf deinem Pferd, mein Junge!“

      „Gebt eure Waffen ab oder ihr bleibt draußen!“ herrschte den Alten ein Wächter der Siedlung an, die sich hinter einem hohen Pfahlwall verbarg.

      Der Alte beugte sich etwas vor, winkte dem Wächter näher zu kommen und verkündete: „Komm etwas näher mein Freund, ich kann nicht mehr so gut sehen und hören… Deshalb tritt an mich heran, damit ich dich erkenne und deine Bitten verstehe…“

      Der Wächter folgte dem Wusch des Alten und als dieser den Wächter in der Reichweite seiner Arme wusste, ergriff er den Kerl am Nacken und brüllte „Tor auf!“, was auch sofort geschah.

      Den Wächter mit sich schleifend, stürmte der sich plötzlich an bessere Zeiten erinnernde Klepper, mit dem Alten und dem im Nacken gepackten Wächter, durch das Tor.

      Der junge Chatte folgte im Schritt seines Pferdes.

      Der Alte stoppte seinen Gaul vor der Hütte am Tor, warf den Wächter vor die Füße eines jungen, großen und starken Mannes.

      „Peitsche ihn für seine Dummheit! Mich derart aufzufordern, mir zu drohen, den Zutritt zu verweigern, verdient wenigsten zehn prachtvolle Hiebe! Sich aber noch von mir Greifen lassen, verdoppelt die Anzahl!“ Der Alte sprühte vor Zorn und der große Anführer duckte sich, als wäre er eben geschlagen worden…

      „Warum stellst du solch einen Dummkopf ans Tor? Habe ich dir das beigebracht oder verkommt ihr hier zu einem wertlosen Haufen… Tor zu, ihr Faulpelze, wenn ihr nicht mehr die Stimme und Erscheinung eures Herrn erkennt, werde ich euch schleifen, dass euch das Wasser im Arsch kocht, eure Eier im Schweiß sieden und euch Hören und Sehen vergeht… Hole den Rest des Haufens vom Lager, lass die Kerle stehen, bis ich erneut hier auftauche oder du wirst dich in die Schinderei einordnen…“

      Die Wut des Alten traf den Anführer der Wache wie ein Schlag. Der Alte ritt einfach weiter. Er kümmerte sich nicht um das Durcheinander hinter sich.

      Der junge Chatte war erstaunt, überrascht, verblüfft und beunruhigt zu gleich. Dieser würdige, gelassene Alte wurde zu einer Bestie, als er die Nachlässigkeiten der Wache erkannte, die er einst selbst anführte.

      Sie

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