DIE ZÜRCHER ACHSE. Eveline Keller

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DIE ZÜRCHER ACHSE - Eveline Keller

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nicht wahr? Alles bis ins kleinste Detail. Mit wem ich schlafe und wie wir es tun, damit du davon träumen kannst.“

      Amber glühte, sie würde die Beherrschung nicht verlieren, nicht jetzt, nicht hier.

      Aber David war noch nicht fertig: „Mir reichts, du kleines Mistst… Kommst hier an wie ein Androide aus Blade Runner und willst mir an die Gurgel. Warum? Bist du sexuell frustriert? Nicht meine Schuld. Mit mir kamst du jedes Mal, wie ich mich erinnere, dein ganzer Körper bebt, und dazu machst du so kehlige Laute. Ahaa, aoooha! Hast du Sehnsucht nach mir? Möchtest du wieder mal richtig durchgenudelt werden?“

      Ihre Ohrfeige biss an der Wange und traf seinen Stolz. Sie langte ihm noch eine, um das schiefe Grinsen wegzuputzen. Vor der Dritten packte er ihr Handgelenk.

      „Weißt du, was dein Problem ist? Ich sag es dir: Du findest keinen Mann, weil du so beschissen stur bist und immer den anderen die Schuld gibst. Wir wissen beide, dass ich unverdächtig bin. Das ist nur deine persönliche Vendetta gegen mich.“ Er deutete mit dem Finger auf sie. Amber stutzte, sie konnte seiner Schlussfolgerung nicht ganz folgen.

      David griff nach dem Telefon, um seinen Anwalt anzurufen.

      „Lass das!“ Sie versuchte es ihm zu entreißen.

      „Das ist mein gutes Recht.“ Sie rangen um den Hörer.

      „Autsch, mein Fingernagel!“, japste sie und wedelte mit ihrer Hand.

      „Sorry“, er ließ los. Und sie legte flink auf, dabei zuckten ihre Mundwinkel verdächtig.

      „Du Aas, du hast mich gelinkt“, zischte er.

      Wütend musterten sie sich wie zwei Ringer vor der nächsten Runde. Plötzlich stieß er die Luft aus und seufzte resigniert: „Ich kam mit dem letzten Zug in Zürich an und ging allein nach Hause, wo ich vor dem Fernseher eingenickt bin. Aber sag das niemandem, das kratzt an meinem Image als Frauenheld.“

      „Kann das jemand bezeugen?“

      „Sagte ich nicht ‚allein‘?“

      „Vielleicht hat dich jemand besucht, wollte die Autoschlüssel bringen, musste noch Ayurveda-Kartons einlagern?“

      Er ging nicht darauf ein, schüttelte nur resigniert den Kopf.

      Amber hielt ihm das Bild des Toten hin: „Sieh dir den Mann genau an. Kennst du ihn, oder bist du ihm einmal begegnet?“

      „Ist das eine Fangfrage?“, murrte er. „Nein. Das habe ich dir bereits gesagt, und du hast es aufgeschrieben. Steht das denn nicht da?“

      Ach ja, ihre Notizen. Röte kroch ihr ins Gesicht, zum Glück hatte sie Make-up auf. „Bist du sicher?“

      „Er wäre mir bestimmt aufgefallen.“

      Sie legte das Foto weg und tat, als würde sie von ihrem Schreibblock ablesen.

      „Der Tote wies schwere Verletzungen auf, die von Schlägen stammten. Er kroch auf allen vieren bis zum Pool, wo er zusammenbrach und im Regenwasser ertrank. Er war stark alkoholisiert, hat vielleicht auch Drogen eingenommen.“

      David blies seine Wangen auf: „Herrgott noch mal, ich verstehe immer noch nicht, warum ich ein Alibi brauche?“

      „Du hast gestern zugegeben, die Sorte Menschen nicht ausstehen zu können. Deine Vorurteile ergeben ein klares Tatmotiv. Vielleicht musste der Nächstbeste für den Tod deiner Frau bezahlen? Die Spurensicherung hat Gewebepartikel und Blut in deinem Pick-up gefunden, somit ist klar, dass damit der Mann zur Baustelle transportiert wurde.“

      „Jetzt mach mal einen Punkt. Ich bring dich auch nicht gleich um, weil ich dich nicht leiden kann“, stellte er klar.

      „Das ist reine Schikane.“

      Ihre Nasen hatten sich auf wenige Zentimeter genähert.

      Amber zitterte vor innerer Zerrissenheit. Sie hatte mit diesem Mann ihre schlimmsten und ihre schönsten Stunden geteilt, er weckte in ihr jene bittersüße Sehnsucht, wie es nur eine unerfüllte Liebe kann.

      „Meine Fragen sind nicht unbegründet. Ich kann auf eine ansehnliche Aufklärungsquote zurückblicken“, erklärte sie spitz. „Also werde ich deine Freundin und den Barmann dazu befragen. Wo kann ich sie finden?“

      „Weiß ich nicht“, murrte er.

      „Logisch, bei deinen zahlreichen Abenteuern ist es wohl zu viel verlangt, dass du Name und Adresse behalten kannst.“

      „Siehst du. Du bist eifersüchtig und mischst dich deshalb in mein Privatleben ein. Ich werde mich bei deinem Vorgesetzten beschweren.“

      „Bemüh dich nicht, das hat keinen Zusammenhang.“

      ‚O doch, und wie‘, dachte David. „War es das? Guten Tag, und schließ die Tür bitte von außen.“ Er griff nach dem Telefon und warf ihr einen herausfordernden Blick zu.

      Sie drehte sich wortlos um und ging. Er hatte sie schon fast vergessen, als die Tür mit einem Knall ins Schloss fiel.

      „‘T schuldigung. Ist mir ausgerutscht“, flüsterte sie der Assistentin zu, die vor Schreck ihren Kaffee verschüttete.

      Amber erkannte sich nicht wieder. Wo war ihre ruhige Sachlichkeit geblieben? Nicht einmal als Anfängerin hätte sie sich zu solchen Gefühlsausbrüchen hinreißen lassen. Es begann schon am Morgen, als sie sich betont normal kleiden wollte, und schließlich einen Berg von Kleidern auf ihrem Bett zurückließ.

      Sie konnte nicht leugnen, dass er immer noch eine starke Faszination auf sie ausübte.

      Nicht einmal mit dem dick aufgetragenen Make-up war es ihr gelungen, sich ihn auf Distanz zu halten.

      8.

      Erst als Amber die Baustelle in ihrem Rücken hatte, atmete Amber sie einige Mal tief durch, um ihr überhitztes Gemüt abzukühlen. Dann zückte sie ihr Handy und wählte Serges Nummer, der sich mit einem langgezogenen ‚Ja?‘ meldete.

      „Ich komme gerade von David Maler. Er gibt an, vergangenen Samstagabend bis zweiundzwanzig Uhr in der Bar ‚Zur feschen Lola‘ gewesen zu sein. Könntest du da mal nachfragen, ob und mit wem er da war? Und ob jemand mitbekommen hat, dass sich Freundin Vero Davids Pick-up ausgeliehen hat?“

      „Geht klar, mache ich.“

      „Wie weit ist die Rechtsmedizin mit dem Afrikaner?“

      „Der Bericht ist noch nicht da, aber Reuven hat gesagt, er schickt die E-Mail bis Mittag.“

      „Na, ja, es ist gleich Zwölf. Am besten geh ich schnell bei ihm vorbei, das ist nur ein kleiner Umweg. Wir sehen uns dann im Hauptquartier. Tschüss.“

      Das hätte sie besser bleiben lassen. Schon als sie das rechtsmedizinische Institut betrat, schlug ihr der Geruch der Lösungsmittel unangenehm auf den Magen. Zum Glück war Reuven immer sehr sachlich und kurz angebunden, tröstete sie sich. Sie würde es nicht lange aushalten müssen. So zählte sie die Minuten bis sie sich verziehen konnte. Doch zu ihrer Überraschung war er gar nicht knapp wie sonst, der Fremde schien es ihm angetan zu haben.

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