MONTE. Eveline Keller

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MONTE - Eveline Keller

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war: Robin. Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass ganz Berwil nur darauf wartete, dass es zwischen uns funkte. Träumt weiter, liebe Freunde! So verzweifelt war ich noch nicht.

      Natürlich gab es noch die Möglichkeit, im Internet jemanden zu finden. Die Wahrscheinlichkeit, einen Sechser im Lotto zu haben, war allerdings ungefähr gleich so hoch wie die, auf einer dieser Partnersuche-Plattformen den passenden Mann zu finden. Da tummelten sich Tausende. Und es gab keine Garantie, dass der vermeintliche Traummann einen nicht hemmungslos anschwindelte. Unter dem Strich kam meistens nichts dabei heraus.

      Ebenfalls zum Partnerthema gehörte das Kinderthema. Manchmal träumte ich davon, mit einer goldhaarigen Tochter und einem Lausbubensohn über eine Blumenwiese zu hüpfen. Daneben, am Boden auf einer Decke ausgebreitet, ein reichhaltiges Picknick und ein in der Sonne dösender Ehemann. An einem solchen Punkt griff ich gern zum Hörer und rief meine beste Freundin Manuela an. Ein Gespräch mit der Mutter von drei kleinen knubbligen Kindern ließ meinen Kinderwunsch immer sehr schnell abkühlen und jedes Mal legte ich geläutert auf. Die Pendenz Familie wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Sollte die Hormonuhr ruhig ticken. Wenn es sein musste, konnte ich heutzutage noch mit sechzig Mama werden.

      Meinen Ex vermisste ich nicht. Ich bereute nicht, mich von ihm - oder meinetwegen er sich von mir - getrennt zu haben.

      Doch statt weiter über die Männerfrage zu sinnieren, lenkte ich meine Gedanken in dieser warmen Sommernacht lieber auf Iris Furrer. Auf dem Foto von Markus hatte sie elfenartig, ja entrückt ausgesehen. Eben nicht von dieser Welt, wie Dora behauptet hatte. Diese zarte Frau hatte sicherlich auch nach der großen Liebe gesucht. Was war daran verwerflich? Zu gerne hätte ich mehr über sie gewusst. Sogar Robin hatte was mit ihr gehabt. Mit Peter, dem heutigen Mann von Dora, konnte ich sie mir nur schwerlich vorstellen. Aber wie war sie zu Kevin gekommen? Da der Fall nun mir übertragen worden war, musste ich versuchen, mehr über sie herauszubekommen.

      Im Begriff, die Straße zum Brunnen zu überqueren, sah ich, wie eine Frau hinter dem alten Milchhäuschen verschwand. War das Uschi? Was tat sie da? Und um diese Zeit. Sie wohnte doch oberhalb der Hauptstraße. Neugierig lehnte ich mich an die Hauswand.

      Eine Männerstimme flüsterte: „… sie hat was gemerkt?“

      Die Antwort war zu leise für meine Ohren. Wieder der Mann: „Wenn ich dich nur immer in meinen Armen halten könnte.“

      Küsse und beschäftigte Lippen. „… auf keinen Fall was merken.“

      „Hm, wie herrlich du dich anfühlst. Kann so was denn Sünde sein?“

      „Ich muss …“

      „Ich weiß.“

      Weitere Kusslaute.

      Was um alles in der Welt tat ich da? Wie eine Spannerin stand ich hier, meine Wangen wurden siedend heiß. Schnell wandte ich mich ab, schritt am Brunnen vorbei und zügig in Richtung Restaurant. Flüchtig sah ich über die Schulter zurück, konnte jedoch niemanden erkennen.

      Aufgewühlt kam ich im bunt beleuchteten Gartenrestaurant an. An hellgrün lackierten, runden und eckigen Tischen bot es Platz für über dreißig Gäste, doch zu dieser späten Stunde saßen nur wenige da. Ein nicht mehr ganz junges Pärchen vorne rechts tuschelte verliebt. Zwei Tische weiter hinten klopfte ein Trio aus der Männerriege beherzt einen Jass. Links neben ihnen waren Markus und Robin ins Gespräch vertieft, jeder hatte ein Bier vor sich stehen.

      Ich machte vorsichtige Schritte über den Kiesboden, um meine neuen Pumps nicht zu ruinieren. Ein zaghaftes Lächeln spannte meine Lippen, denn die Misstrauenssache saß mir noch in den Knochen. Mit aufgesetztem Selbstbewusstsein nahm ich zwischen den beiden Platz.

      „Da ist ja unsere Detektivin. Hast du deine Kamera auch dabei?“, Markus schaute scherzend unter den Tisch.

      „Aber sicher, immer!“, ich wies auf mein Handy.

      „Oh, zeig mal“, Robin nahm es. „Wo schaltet man es ein? Aha!“, und machte es aus.

      Wie witzig.

      „Nicht, dass du uns ausspionierst, wir sind hier ganz privat.“

      Ich wollte widersprechen, besann mich aber eines Besseren.

      „Moment. So einfach kommst du nicht davon. Jetzt wird erst mal richtig Brüderschaft getrunken. Bedienung: Eine Runde Mojitos bitte!“, orderte Markus beim herbeieilenden Wirt. Ich bestellte ein Mineralwasser.

      Während wir auf Dora und Uschi warteten, prosteten wir uns mit den Mojitos zu. Anschließend wollten die beiden die Brüderschaft mit einem Kuss besiegeln.

      „Halt. Für jeden Kuss müsst ihr mir eine Frage zu Iris beantworten.“

      „Ah! Was willst du denn wissen?“, fragte Robin.

      „Wie war das mit Iris und dir?“

      „An vier von drei Tagen haben wir uns gestritten. Oder war es umgekehrt?“ Schon beugte er sich mit gespitzten Lippen über mich. Ich tauchte glucksend weg.

      „Stopp! Was heißt das? Wie ist das gemeint?“

      „Kriege ich jetzt den Kuss?“

      „Erst die Frage beantworten.“

      „Sorry, ohne mich. Der Deal war: eine Frage, ein Kuss.“

      Mit solchen Einwänden mochte mich nicht aufhalten und wandte mich an Markus. „Du verscheißerst mich nicht, oder?“

      Robin knurrte beleidigt: „Hab ich dich etwa …?“

      „Woher kam Kevin, ihr Ehemann?“

      Markus schaute sich geheimnisvoll um und raunte: „Er kam von Süden und ging nach Norden.“

      „Ha, ha! Nein, jetzt mal ehrlich.“

      „Erst wird abgerechnet“, forderte er, beugte sich vor zum Kuss, der durch mein Ausweichmanöver auf meiner Wange landete. Damit war ich jedoch in Robins Reichweite gelangt und diesmal trafen seine Lippen. Mitten auf meinen Mund.

      „Gemeine Bande!“, schmollte ich und stieß beide von mir.

      „Na ja, weißt du, die Iris war …“, begann Robin nachdenklich, doch Markus fiel ihm ins Wort: „Man soll nicht schlecht über Verstorbene reden. Zusammenfassend könnte man Iris’ Leben als eine Aneinanderreihung von Katastrophen bezeichnen. Wobei sich die Dinge am Schluss zugespitzt haben. Sie war ein gefühlvoller Mensch, der in seiner Naivität und Unentschlossenheit seinesgleichen suchte. Das bisschen Geld, das sie verdiente, reichte hinten und vorne nicht. Ich glaube, ihr Vater hat ihr immer wieder mal was zugesteckt, sonst wäre sie längst auf der Straße gelandet. Kevin, ihren Angetrauten, bekam sie nur zu Gesicht, wenn das Thermometer unter den Gefrierpunkt sank oder wenn er pleite war, denn arbeiten war seine Sache nicht. Wenn sie ihm nichts geben konnte, schlug er sie oder beklaute sie. Als sie endlich die Scheidung einreichte, war es wie eine Erlösung. Und dann kam der Unfall.“ Seine Stimme erstarb traurig.

      Robin nutzte den Moment und erzählte, was er eben schon hatte loswerden wollen: „Iris war herzlich, lieb und blauäugig, romantisch und verträumt. Ich habe sie damals kennengelernt, nachdem sich meine langjährige Freundin per SMS von mir getrennt hatte. Die dumme Kuh, zu feige, um es mir direkt ins Gesicht zu sagen. Derart abserviert zerfloss ich in Kummer

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