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…“

      Uschi zog die Bremse: „Bitte, Dora. Dafür haben wir keine Zeit.“

      Und Robin tröstete: „Du kannst das zu Hause in Ruhe durchrechnen und teilst uns das Ergebnis in der nächsten Sitzung mit. Einverstanden?“

      Dora runzelte die Stirn und bewegte weiter lautlos ihre Lippen, sie rechnete. Dann streckte sie auf wie eine Drittklässlerin: „Ich hab’s: Wenn wir fünfmal …“

      „Dora!“

      „Ist Okay. Mein Mann sagt auch immer: ,A little less conversation, a little more action please‘ das ist von Elvis. Wusstet ihr das?“

      Ich verdrehte die Augen und dachte, ach wie gut, dass niemand weiss, welche Einzeller noch existierten.

      Gleich bei meinem Antritt hatte ich aus diesem Grund einen Vorschlag eingebracht: Anstatt zusammenzukommen könnten wir uns in Zukunft mittels Skype in einer Konferenzschaltung bequem von zu Hause aus zuschalten. Meinen Hintergedanken, dass man bei längeren Diskussionen nebenher andere Dinge hätte erledigen können, verschwieg ich. Dabei hätte es so bequem sein können: Dora hätte ihre Kinder ins Bett bringen können; Uschi mit ihrem Hund Gassi gehen, während sie auf dem Smartphone zugeschaltet blieb; Robin und Markus hätten sich direkt aus dem Restaurant Linde zuschalten und ich nebenher meine Lieblingsserie „Two and a half Men“ schauen können. Doch mein Vorschlag wurde abgeschmettert.

      „Niemals, ich käme überhaupt nicht mehr von zu Hause weg“, hatte Dora protestiert. Und auch Markus war dagegen, da er „dem ganzen elektronischen Zeug“ misstraue, das nur ein weiterer Versuch sei, uns rund um die Uhr zu überwachen und auszuspionieren.

      So waren wir an diesem Abend also gefangen in dem schwülen Besprechungsraum und erst um neun Uhr abends klebte uns das dritte Traktandum unselig an den Händen.

      Markus Kehl schilderte uns die Umstände des von ihm bearbeiteten Falles der Familie Qantado aus Marokko und beantragte zur Verbesserung ihrer Integration den Besuch eines Deutschkurses für die Ehefrau. Darauf brach ein wahres Diskussionsgewitter los, als müsste sich die angestaute Hitze Luft verschaffen.

      Es ging hoch her, wir kamen einer Lösung keinen Schritt näher. Die einen wollten ihm die finanziellen Hilfen kürzen, die anderen ihn zu „echter Arbeit“ bringen.

      Letzteres immerhin versuchte er, das hatte ich herausgefunden und das trug ich meinen verblüfften Kolleginnen und Kollegen jetzt stolz vor. Familienvater Qantado ging verschiedenen Hilfsjobs nach, im Restaurant Linde, im Dorfladen und beim Gemüsebauer. Alles schwarz und schlecht entlohnt. Ich belegte meine Erkenntnisse mit ein paar Fotos, die ich bei der Arbeit von ihm geschossen hatte.

      „Sag mal, spionierst du mir jetzt auch nach?“, argwöhnte Markus, immerhin sei es sein Fall, nicht meiner, und überhaupt. „Warum sagst du mir nichts davon?“

      Die Diskussion ging in eine neue Runde. Dass Qantado schwarzarbeitete, wurde nun gegen ihn verwandt – Beiträge kürzen, Bußgeld verhängen. Robin und ich versuchten dagegenzuhalten, doch das Resultat unserer Abstimmung war niederschmetternd. Die Zuschüsse an die Familie Qantado wurden gestrichen und sie bekamen obendrein eine Busse von dreißig Franken.

      „Super! Qantado kann sich bei Janet bedanken. Das hast du allein, ihm mit deiner Schnüffelei eingebrockt“, brummte Markus.

      Auch ohne diese Tatsache noch einmal vorgesetzt zu bekommen, hätte ich mir vor Wut in den Arsch beißen können.

      Ich musste dringend Dampf ablassen und machte eine Zigarettenpause. Allerdings nicht, um zu rauchen, das tat ich ohnehin nicht. Aber wenn, hätte ich mir in dem Moment eine angesteckt.

      Diese lauwarmen Entscheide, diese scheibchenweisen Zugeständnisse waren zum Kotzen. Warum konnte man dem arbeitswilligen Vater keine ernsthafte Arbeit geben, bei der er genug verdiente, um die Familie zu ernähren? Warum legte man alles immer nur auf Schadensbegrenzung aus? Warum immer nur das Minimum bewilligen? Es war zum Aus-der-Haut-Fahren.

      Seufzend schaute ich auf die Uhr. Ich hatte keine Lust, wieder rein zu gehen. Jedem Entscheid gingen stundenlange Diskussionen voraus und nach über einer Stunde waren wir erst beim dritten von acht Punkten angelangt. Bisher hatten wir nie mehr als fünf Traktanden an einem Abend geschafft.

      Eigentlich hatte ich mir die Aufgabe der Sozialbehörde anders vorgestellt. Ich glaubte, bedürftigen Leuten helfen zu können. Stattdessen ging es darum, ob die Müllers im Altersheim weiterhin gratis Tickets für das Regionalkino erhalten sollten. Ob Frau Hubers Antrag auf Ergänzungsleistungen gutgeheißen werden könne, obwohl sie im eigenen Vier-Familienhaus wohnte und von den Mieteinkünften lebte. Und eben um Familien wie die Qantados.

      Ich stand neben dem Aschenbecher und seufzte, dabei hörte ich meinem Magen zu, wie er sich vor lauter Diät verknotete, und zählte zur Entspannung Kalorien. Doch es half nichts, ich musste wieder zurück.

      Als ich eintrat, schlug mir eine dumpfe Stimmung entgegen. Uschi mahnte zur Eile und wies mich an, spontane Pausen zu unterlassen. „Dein Engagement im Fall Qantado in Ehren, aber dein Vorgehen war unkollegial. Warum hast du Markus nichts von deinen Nachforschungen gesagt? Wie kommst du dazu, ohne Absprache mit uns an einem Fall zu arbeiten? Du benimmst dich, als wären wir die letzten Hinterwäldler.“

      Ertappt starrte ich sie an.

      „Ich weiß nicht, woher dein Misstrauen rührt“, fuhr sie fort. „Diese Herumspioniererei, das geht nicht! Was soll das? Das ist hier doch kein Krimi. Und seit wann rauchst du überhaupt?“

      Ich räusperte mich und erklärte, dass, wenn ich gewusst hätte, worauf meine Nachforschungen hinauslaufen würden, ich anders reagiert hätte. Da der Fall heute auf der Tagesordnung gestanden habe, sei ich davon ausgegangen, es hätte sich erübrigt, Markus vorab zu informieren.

      „Gib uns bitte Bescheid, bevor wir unsere Gesichter auf Facebook wiederfinden, wenn du hier heimlich wild in der Gegend rumfotografierst“, fuhr mich Dora an.

      Und dann redeten sie alle gleichzeitig auf mich ein. Je mehr ich versuchte zu erklären, desto heftiger wurden die Vorwürfe. Ich sei nicht teamfähig, Zusammenarbeit sei ein Fremdwort für mich und als Neue solle ich erst mal zuhören und nicht gleich alle plattfahren.

      Durch das Geschrei drang Uschis hohe, zitternde Stimme mit einem Ordnungsantrag. „Eines der Traktanden betrifft den Teamausflug, den wir aus Dringlichkeit vorziehen. Wir müssen unsere Zusammenarbeit und Kommunikation verbessern sowie das Verständnis füreinander fördern.“

      Wir blickten uns verwundert an. Uschi schlug vor, im Anschluss an die Sitzung in der Gartenlaube des Restaurants Linde zusammenzukommen, zwecks Planung des Team-Anlasses.

      Allgemeiner Aufschrei; nicht eruierbar ob positiv oder negativ.

      „Wer übernimmt die Organisation?“

      In das folgende Schweigen mischte sich unbehagliches Stühlerücken.

      Zu fortgeschrittener Stunde kam das nächste Traktandum an die Reihe. Es ging um die schriftliche Aufforderung von Hans Furrer, ihm den Wohnort seiner Enkelinnen mitzuteilen. Falls wir ihren Aufenthaltsort immer noch nicht herausgefunden hätten, verlange er, dass wir bei der Polizei eine Vermisstenanzeige aufgäben. Sein Schreiben schloss mit den Worten: „… sonst passiert was!“

      Markus brachte seinen Spruch: „Der Furrer, das alte Raubein, kämpft wieder mal gegen Windmühlen. Seit dem T od seiner Frau Nelly ist er völlig

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