Fabelmacht Bundle. Kathrin Lange

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Fabelmacht Bundle - Kathrin Lange

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Sein Gesicht war schmal und ebenmäßig, die wirren Haare fielen ihm über Stirn und Lider. Es sah aus, als sperre er seinen Blick absichtlich dahinter ein.

      Sie legte ihre Fingerspitzen in die Vertiefung ihres Schlüsselbeins und konnte dort ihren Herzschlag trommeln spüren. »Was passiert hier gerade?«, fragte sie.

      Er schüttelte den Kopf. Es war eine verwirrte Geste, keine Ablehnung. Eine Haarsträhne geriet ihm in den Augenwinkel, aber er schien es nicht einmal zu bemerken. Wie ferngesteuert streckte Mila die Hand aus, um sie fortzustreichen. Sein Blick fühlte sich an wie Fingerspitzen, die sanft ihre Wange streichelten. »Wieso siehst du genauso aus wie jemand, über den ich …?« Sie unterbrach sich, weil sie wusste, wie dämlich es geklungen hätte, ihn das zu fragen.

       Warum siehst du aus wie jemand, über den ich geschrieben habe?

      Seine Augen weiteten sich noch ein wenig mehr, so, als erschreckte ihn ihre Frage, obwohl sie sie gar nicht zu Ende gebracht hatte. Kurz bevor sie ihn berührte, zuckte er zurück, und plötzlich fühlte sich sein Blick an wie eine Ohrfeige.

      »Du kennst mich nicht.« Seine Stimme war tief und dunkel und ihr Klang verursachte Mila eine Gänsehaut. Mit einem Mal sah er so aus, als wäre er am liebsten vor ihr fortgelaufen.

      Sie blinzelte irritiert. Sie hatte gemerkt, dass auch er von ihrer Begegnung elektrisiert gewesen war. Sie war sich sicher gewesen, dass er bei ihrem Anblick ähnlich empfunden hatte wie sie. Aber genau wie sie schien auch er von der Situation völlig überfordert zu sein. Er atmete viel zu schnell.

      »Ich …« Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Mehrere Sekunden lang standen sie sich gegenüber, eine halbe Armeslänge voneinander entfernt, und die Luft zwischen ihnen verdichtete sich, bis sie zu knistern schien.

      »He! Warum bist du einfach weg…« Eric war plötzlich neben ihr. »Was geht hier vor?«

      Nicholas’ Blick ruhte noch einige Sekunden länger auf ihrem Gesicht. Dann senkte er ihn auf sein Handgelenk, über das er den Mantelärmel tief nach unten gezogen hatte. Schließlich trat er von Mila zurück und sah Eric an. »Ihr Portemonnaie«, sagte er. Er klang ganz ruhig und freundlich, aber sie konnte zusehen, wie etwas in seinen Augen aufschimmerte. Eine Härte, die sie frösteln ließ.

      Mila drehte sich zur Seite. In Erics Augen blitzte es.

      »Und ihr Handy«, fügte Nicholas hinzu.

      Als Eric nicht reagierte, trat er einen Schritt vor.

      Eric wich zurück, aber nur mit dem Oberkörper.

      »Her damit!«, befahl Nicholas und streckte die Hand aus.

      Eric kämpfte noch einen Augenblick mit sich, doch dann seufzte er tief. Er fasste in die Tasche seines Hoodys, zog Milas Portemonnaie daraus hervor und gleich darauf auch ihr Handy aus der hinteren Tasche seiner Jeans.

      Mila wusste nicht, ob sie verblüfft oder erschrocken sein sollte. Darum also hatte Eric sich zu ihr gesellt? Weil er sie bestehlen wollte? Und sie hatte geglaubt, er habe sich wirklich für sie interessiert. Sie hatte ihn sogar nett und irgendwie anziehend gefunden. Kurz kam sie sich unendlich dämlich vor, doch das Gefühl trat sofort in den Hintergrund, als sich Nicholas’ Blick wieder auf sie richtete.

      In seinen Augen erschien ein spöttischer Ausdruck. »Ja«, sagte er mit dieser tiefen Stimme. »Typen wie er suchen sich gern naive, kleine Mädchen aus.«

      »Ich bin nicht naiv!«, rutschte es Mila heraus.

      Nicholas’ rechter Mundwinkel zuckte schwach, was den Spott in seinen Augen noch verstärkte. »So?« Wortlos nahm er Eric ihr Portemonnaie und das Handy ab. Dann stieß er herausfordernd das Kinn vor. »Verpiss dich!« Er machte eine bedeutungsvolle Pause und fügte hinzu: »Und halt dich in Zukunft von ihr fern!«

      Eric schien sich mittlerweile gefangen zu haben. »Sonst?«, fragte er. Wieder schien die Luft zu knistern, diesmal jedoch zwischen Eric und Nicholas und aus einem ganz anderen Grund.

      Eric ballte die Rechte zur Faust. Er sah so aus, als ob er das nicht zum ersten Mal tat.

      In Milas Ohren summte es.

      »Nicholas!« Die Stimme von Nicholas’ Freund klang warnend. »Komm, lass. Mit dem Typen ist nicht zu spaßen.«

      Nicholas winkte ab. Und machte sich ebenfalls kampfbereit. »Was ist?«, forderte er Eric heraus. »Traust du dich nicht, oder was?«

      Eric trat drohend einen Schritt vor.

      »Leute!«, sagte Mila. »Nicholas! Eric!«

      Niemand achtete auf sie. Und dann geschah alles sehr schnell. Erics Faust stieß vor. Nicholas fing den Hieb mit gespannten Bauchmuskeln ab. Dann packte er Erics Hand, tauchte darunter hindurch und stand im nächsten Augenblick hinter seinem Rücken, seinen Arm in einem Haltegriff.

      Eric schrie auf und ging in die Knie. Er wehrte sich, aber Nicholas zwang ihn zu Boden, indem er den Druck langsam, aber sicher erhöhte. »Verdammt! Du Drecksack, du brichst mir den Arm!«, zischte Eric und gab schließlich nach.

      Über ihn hinweg schaute Nicholas Mila an.

      Ihr Herz jagte von diesem kurzen Ausbruch von Gewalt und offenbar sah er den Schrecken, den sie empfand. Für eine Sekunde lang lockerte er den Griff um Erics Handgelenk.

      Der wollte die Gelegenheit nutzen und sich aus der Umklammerung winden, aber sofort erhöhte Nicholas den Druck wieder, ganz selbstverständlich und lässig und ohne dabei den Blick von Mila zu nehmen. Langsam, Stück für Stück zwang er Eric tiefer. Bis dessen Gesicht fast den schmutzigen Asphalt berührte.

      Erneut schrie Eric.

      »Hör auf!« Schrill klang Milas Stimme. »Du brichst ihm den Arm!«

      Nicholas sah ihr in die Augen, als dächte er über etwas sehr intensiv nach. Und dann zog er durch.

      Erics Handgelenk brach wie ein trockener Zweig. Mila konnte es knacken hören.

      Eric schrie auf. »Du Bastard!«, brüllte er.

      Mila spürte, wie ihre Knie weich wurden.

      Nicholas ließ Eric los, der vornüberfiel und sich gerade noch mit der unverletzten Hand abstützen konnte. Mühsam rappelte er sich auf, hielt die verletzte Hand vor dem Bauch. »Du mieses Arschloch! Du bist ja irre!« Mit dem Kinn deutete er erst auf Nicholas, dann auf Mila und als müsse er sicher sein, dass sie verstanden hatte, wiederholte er: »Der ist irre!« Dann machte er auf dem Absatz kehrt und suchte das Weite.

      Mila starrte ihm nach, aber er war noch nicht weit weg, als ihre Fassungslosigkeit sich in Zorn wandelte. »Was sollte das?!«, fauchte sie Nicholas an. »Das war völlig unnötig!«

      Er zuckte nur mit den Schultern. Scharf zog er Luft durch die Zähne, als habe er selbst Schmerzen. Seine Hand umklammerte sein eigenes Handgelenk, dabei waren Erics Knochen gebrochen, nicht seine.

      Mila spürte Tränen in sich aufsteigen. Tränen der Enttäuschung. Der Junge, über den sie geschrieben hatte, hätte nie im Leben so etwas getan.

      Nicholas rührte sich nicht. Und dann sagte er etwas sehr Sonderbares.

      »Wenn

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