Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten. Alfred Bekker
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„Ich? Wieso ich?“
Ich schilderte ihr die Szene kurz vor der Detonation und wie wir versucht hatten, Modesta festzunehmen. „Er ging mit Jennifer Petersen im Schlepptau auf den Eingang zu. Es war purer Zufall, dass sie nicht auch in den Club gegangen ist. Und an einem anderen Tag hätten Sie das sein können. Das ist doch richtig, oder?“
„Wir haben über Geschäftliches nie geredet“, sagte sie.
„Und Sie haben auch nie etwas mitbekommen?“, hakte ich nach.
„Nur, dass Dima in letzter Zeit ziemlich nervös und angespannt war. Ja, ich gebe ja zu, dass er selbst für seine Verhältnisse in letzter Zeit schon richtig übertrieben paranoid war. Er ging einmal am Tag zum „Bordsteinschwalbennest“, um da den Betrieb zu kontrollieren, aber ansonsten hatte er sich total zurückgezogen.“
„Wie konnten Sie ihn erreichen?“
„Über ein Prepaid-Handy.“
„Die Nummer bitte.“
Sie nannte sie uns und Rudi schrieb sie auf. Ich ging indessen ein paar Schritte vor und erreichte die Tür zum Schlafzimmer. Sie stand einen Spalt weit offen.
Durch einen kleinen Stoß sorgte ich dafür, dass sie sich weiter öffnete und der Blick auf ein Wasserbett frei wurde. Daneben lag eine Sporttasche auf dem Boden.
„Ist das Ihre Tasche, Frau Dörnemeyer ?“, fragte ich.
„Ja, sie gehört mir. Was soll das außerdem?“
„Dann sind Ihre Initialen neuerdings DM? Seltsam...“
Sie drängelte sich an mir vorbei und stellte sich mir in den Weg. „Sie haben kein Recht, hier eine Durchsuchung durchzuführen.“
„Ich habe nicht vor, Ihre Sachen zu durchsuchen – aber den Inhalt einer Tasche, die offensichtlich Dima Modesta gehört, darf ich mir sehr wohl ansehen...“ Ich schob Kendra Dörnemeyer zur Seite und hob die Tasche auf.
Sie war ziemlich schwer. Ich legte sie auf das Wasserbett, das daraufhin heftig schaukelte. Die Tasche war ein edles Stück, das Dima Modesta sich mit seinen aufgestickten Initialen hatte verzieren lassen. Sie waren im Stil eines Graffiti-Takes gestaltet. Eigentlich hätte Modesta ahnen können, dass so eine Tasche direkt auf ihn deuten würde. Er war vielleicht in großer Eile gewesen, als er sie hier, in der Wohnung von Kendra Dörnemeyer zurückgelassen hatte.
Ich zog den Reißverschluss auf und spreizte die Tasche auseinander.
Zum Vorschein kamen mehrere Waffen. Eine Automatik, eine Beretta, ein 38er Smith & Wesson-Revolver, eine zierliche 22er und eine handliche Maschinenpistole vom Typ Uzi.
Ich fasste natürlich keine der Waffen an.
Um die würde sich unser Labor kümmern. Stattdessen wandte ich mich an Kendra Dörnemeyer . „Wie wär's, wenn Sie uns das hier mal etwas näher erklären, Frau Dörnemeyer ? Ich wette, es gibt für keine dieser Waffen einen Waffenschein.“
„Dima hat mich gebeten, die Tasche hier aufzubewahren! Ich hatte keine Ahnung, was sich darin befand!“, behauptete sie.
Ein Waffen-Depot in Kendra Dörnemeyers Wohnung - das machte durchaus Sinn. Mir kam der Gedanke, dass Dima Modesta vielleicht auch noch andere Dinge schön gleichmäßig auf seine Schlupflöcher verteilt hatte, um das Gesamtrisiko zu minimieren. Belastende Geschäftsunterlagen zum Beispiel.
In diesem Augenblick klingelte es an der Tür.
„Erwarteten Sie Besuch?“, fragte Rudi.
Aber Kendra Dörnemeyer schien ehrlich überrascht zu sein. Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, eigentlich nicht.“
„Öffnen Sie ruhig“, sagte ich.
8
In der Tür von Kendra Dörnemeyers Wohnung stand ein Mann mit hellblonden, fast weißen Haaren und sehr blasser Haut. Seine Augen wirkten angestrengt, der Blick machte einen unruhigen Eindruck.
Der Mann war sehr dürr, aber der gute Dreiteiler, den er trug, hatte trotzdem eine nahezu perfekte Passform und war vermutlich maßgeschneidert.
„Frau Dörnemeyer ?“
„Ja?“
„Wie ich sehe haben Sie Besuch...“
„Zwei Beamte des BKA.“
„Dann komme ich ja gerade noch rechtzeitig.“
Kendra Dörnemeyer schien ihn zu kennen. Der Mann im grauen Dreiteiler trat ein und hielt uns seine Visitenkarte entgegen. „Hüssein Gümüs von Gümüs, Töppwall & Associates. Ich vertrete die Interessen von Frau Dörnemeyer. Ich hoffe, Sie haben noch keine Aussage gemacht, mit der Sie sich selbst belasten könnten.“
„Frau Dörnemeyer wird lediglich als Zeugin vernommen“, erwiderte ich etwas erstaunt und nahm die Visitenkarte an mich. Der Name Gümüs kam mir bekannt vor und zwei Sekunden später fiel mir auch ein, in welchem Zusammenhang ich ihn zuletzt gelesen hatte.
Die Anwaltskanzlei Gümüs, Töppwall & Associates hatte Vladi Gruschenko in all seinen Prozessen sehr erfolgreich vertreten. Und wann immer irgendjemand, der in Gruschenkos Sold stand, unter Anklage stand, tauchte ein Mitarbeiter dieser Kanzlei auf, um für juristische Unterstützung zu sorgen.
„Darf ich die schriftliche Bestätigung darüber sehen, dass Frau Dörnemeyer sich tatsächlich von Ihnen anwaltlich vertreten lässt?“, fragte ich.
Gümüs griff in seine Jackettinnentasche und gab Kendra Dörnemeyer ein zusammengefaltetes Dokument und einen von blitzendem Chrom überzogenen Edelkugelschreiber.
„Unterschreiben Sie Frau Dörnemeyer, dann hat alles seine Ordnung und diese Polizisten werden Sie nicht länger belästigen.“
Kendra schien im ersten Augenblick etwas unschlüssig zu sein, was sie tun sollte. Dann ging sie zum Wohnzimmertisch, legte das Dokument darauf und unterschrieb, ohne sich die Zeilen überhaupt durchzulesen. Anschließend