Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten. Alfred Bekker

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Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten - Alfred Bekker

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hätten da noch ein paar Fragen zu den Waffen, die hier gefunden wurden“, sagte ich.

      „Das Gespräch ist beendet“, bestimmte Gümüs. „Frau Dörnemeyer wird keinerlei weitere Aussagen machen. Und falls Sie keinen Grund haben, Frau Dörnemeyer zu verhaften, sehen Sie bitte zu, dass Sie die Privaträume meiner Mandantin verlassen, in der Sie sich vermutlich unter Berufung auf Ihre Autorität als Polizisten illegalen Zutritt verschafft haben.“

      „Ihre Mandantin hat uns hereingebeten!“, protestierte Rudi.

      Der Anwalt lächelte kühl. Sein schmallippiger Mund bildete einen geraden Strich.

      „Die Abteilung für interne Ermittlungen und die Staatsanwaltschaft werden diese Frage sicherlich eingehend prüfen...“, versprach er und lächelte dabei zynisch.

      ​ 9

      Wir nahmen die Waffen natürlich mit und mussten uns von Gümüs eine ellenlange und wortgewaltige juristische Belehrung darüber anhören, gegen welche Paragraphen wir angeblich verstoßen hatten und welche dienstlichen und juristischen Konsequenzen für uns damit verbunden sein würden.

      Das Meiste davon war schlicht und ergreifend heiße Luft und sollte nur dazu dienen, uns einzuschüchtern.

      Allerdings hatten Gümüs Ausführungen leider auch einen wahren Kern. Wir konnten tatsächlich im Augenblick wenig ausrichten, um Kendra Dörnemeyers Willen zur Kooperation irgendwie günstig zu beeinflussen.

      Wir klapperten noch ein paar weitere Adressen von Modestas Freundinnen ab, soweit sie uns bekannt waren. Allerdings stießen wir auf eine Mauer des Schweigens. Niemand war bereit, mit uns zusammen zu arbeiten.

      „Die haben Angst“, sagte Rudi, als wir uns schließlich auf dem Weg zum Präsidium befanden.

      „Fragt sich nur vor wem“, gab ich zurück.

      „Im Prinzip gibt es da nur zwei Möglichkeiten“, glaubte Rudi. „Entweder die geschäftliche Konkurrenz wollte den ehrgeizigen Modesta aus dem Weg räumen oder der hatte Ärger mit seinem Gönner und Förderer Vladi Gruschenko bekommen.“

      „Ich glaube nicht, dass die Konkurrenz es gewagt hätte, Modesta aus dem Weg zu räumen und dann auch noch den ganzen Club in die Luft zu jagen!“, erwiderte ich.

      „Und wieso nicht?“

      „Weil jeder, der so etwas tut, doch wissen muss, dass der sich dann mit Gruschenko persönlich anlegt.“

      „Und wenn Gruschenko seine schützende Hand weggenommen hat – aus Gründen, die wir nicht kennen?“

      „Dann bleibt immer noch zerstörte Club. Das „Bordsteinschwalbennest“ muss für Gruschenko doch enorm wichtig gewesen sein. Selbst wenn dort nur halb so viel Geld gewaschen wurden, wie die Ermittlungen unseres Kollegen Nick inzwischen ergeben haben...“

      Rudi seufzte. Er unterdrückte ein Gähnen und nickte dann leicht, während ich den Sportwagen an einer Ampel halten musste. „Dann hältst du es für wahrscheinlicher, dass der große Vladi Gruschenko sein Eigentum selbst zerstört? Harry, das ist nicht dein Ernst...“

      „Was hältst du davon: Gruschenko musste befürchten, dass Dima Modesta gegenüber der Justiz auspackt, sobald er verhaftet würde und musste ihn vorher aus dem Weg räumen. Die Verwüstung des „Bordsteinschwalbennest“ war dabei zweitrangig.“

      „Ein Kollateralschaden sozusagen.“

      „Hässliches Wort, Rudi. Aber ich fürchte, Gruschenko sieht das so, genauso wie den Tod einiger völlig Unbeteiligter.“

      Rudi schwieg eine Weile, ehe er schließlich feststellte: „Dann muss Gruschenko gewusst haben, dass Modestas Verhaftung bevorsteht.“

      „Wäre das denn das erste Mal, Rudi?“

      „Nein, leider nicht.“

      Wir erreichten schließlich das Präsidium .

      Das Waffenarsenal, das wir in Kendra Dörnemeyers Wohnung sichergestellt hatten, führten wir unseren Erkennungsdienstlern und Ballistikern zu.

      Dann gingen wir in das Dienstzimmer, das wir uns teilten. Ich zog mir einen Kaffee, Rudi wollte nicht. Mir knurrte der Magen, ich hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen. Aber noch mehr Bauchschmerzen machte mir der Fall, an dem wir gerade arbeiteten.

      Ich wollte mich bei unserem für Betriebswirtschaft zuständigen Kollegen Nick Nörtemöller danach erkundigen, ob seine Ermittlungen in Sachen verdeckter Geldströme inzwischen irgendwelche neuen Erkenntnisse gebracht hatten. Aber es stellte sich heraus, dass unser Kollege bereits nach Hause gegangen war.

      „Das sollten wir auch tun, Harry“, lautete Rudis Fazit, als ich wenig später mit meinem dampfenden Kaffee wieder in unserem Dienstzimmer auftauchte.

      „Ich weiß nicht, aber irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass wir derzeit noch ziemlich im Nebel herumstochern“, meinte ich.

      „Um Leuten wie Vladi Gruschenko an den weißen Kragen zu können braucht man Zeit, Harry, Zeit und Geduld. Das Problem ist doch ganz einfach – wir haben einfach noch nicht genügend juristische Munition gegen ihn gesammelt. Und bevor das nicht der Fall ist, haben wir keine Chance gegen ihn.“

      „Trotzdem – er muss sehr nervös sein“, glaubte ich.

      Rudi hob die Augenbrauen.

      „Woraus willst du das bitte schön schließen?“

      „Na, hätte er Kendra Dörnemeyer sonst gleich mit einem seiner Star-Anwälte bändigen müssen?“

      ​ 10

      Vladi Gruschenko erschien mit seinem Gefolge im Restaurant „Michele“. Das Lokal lag nur drei Blocks von Gruschenkos Residenz entfernt. Außerdem hielt Gruschenko einen

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