Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten. Alfred Bekker

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Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten - Alfred Bekker

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sofort informiert worden, aber weder ist die Leiche inzwischen aufgetaucht noch gibt es einen Hinweis auf den Täter. Allerdings ist es unserer Abteilung inzwischen gelungen, das Opfer zu identifizieren.“

      Max Herter zeigte uns nun eine andere Aufnahme.

      Der Mann im Anzug war darauf schätzungsweise ein Jahrzehnt jünger. Die Aufnahme war bei einer Verhaftung gemacht worden. „Es handelt sich um Jochen Delgado aus Potsdam. Unseren Erkenntnissen nach hat er in großem Stil Drogengelder gewaschen und über Liechtenstein und die Cayman Islands umgelenkt. Es gab mehrere Prozesse gegen ihn. Als es schließlich wirklich brenzlig für ihn wurde, tauchte er unter und entzog sich der Justiz. Er ist seitdem nicht mehr aufgetaucht.“

      „Der springende Punkt ist, dass es einen Zusammenhang mit Vladi Gruschenko gibt“, erklärte Kriminaldirektor Bock nun.

      Jürgen Carnavaro hob die Augenbrauen. „Dann war Jochen Delgado gewissermaßen ein Kollege von Dima Modesta.“

      „Richtig“, stimmte Max Herter zu. „Und dass gleich zwei Geldwäscher, die beide höchstwahrscheinlich für Vladi Gruschenko tätig sind beziehungsweise waren, innerhalb so kurzer Zeit ermordet werden, das kann meiner Ansicht nach kein Zufall sein.“

      Kriminaldirektor Bock wandte sich an Rudi und mich. „Jürgen und Olli haben mit dem Informanten in Sachen Sprengstoff eine Weile zu tun. Ich möchte daher, dass Sie beide nach Potsdam fahren und eine gewisse Roswitha Delgado aufsuchen.“

      „Wer ist das? Seine Frau?“, fragte Rudi.

      Kriminaldirektor Bock schüttelte den Kopf. „Nein, seine Schwester und so weit Max ermitteln konnte die einzige lebende Angehörige von Jochen Delgado.“

      ​ 12

      Jemandem die Botschaft überbringen zu müssen, dass ein geliebter Angehöriger tot ist, gehört zu den Pflichten eines Polizisten, die psychisch die größte Belastung erzeugen. Man überlegt sich ein paar nette Worte, versucht zu trösten so gut es geht, aber am Schluss hat man doch immer das Gefühl, es nicht richtig gemacht zu haben. Ich kenne jedenfalls keinen Kollegen – weder beim BKA noch bei der Schutzpolizei – der von sich behaupten würde, darin Routine zu haben.

      Wir fuhren also nach Norden Richtung Potsdam und schon die Tatsache, dass unsere Fahrt zunächst ziemlich schweigsam war, zeigte, was los war. Ich kannte Rudi gut genug, um zu wissen, dass er genauso darüber brütete, wie man Roswitha Delgado die Wahrheit beibringen konnte.

      Mochte ihr Bruder auch ein Gangster gewesen sein, so gab es für uns doch keinerlei Hinweise, dass sie irgendetwas mit dessen Geschäften zu tun gehabt hatte.

      Wir erreichten schließlich Potsdam.

      Roswitha Delgados Adresse lag in einem gutbürgerlichen Viertel mit breiten Alleen und großzügig angelegten Bungalows auf Grundstücken, die für Berliner Verhältnisse schon fast unvorstellbar groß gewesen wären.

      In einem dieser Bungalows wohnte Roswitha Delgado.

      Wir parkten den Sportwagen an der Straße und stiegen aus.

      Rudi klingelte an der Tür. Ein Hund bellte daraufhin. Es öffnete niemand. Rudi versuchte es noch einmal und nun meldete sich über die Sprechanlage eine weibliche Stimme.

      „Was wollen Sie?“

      „Rudi Meier, BKA. Mein Kollege Kubinke und ich müssen Sie dringend sprechen. Es geht um Ihren Bruder Jochen.“

      Es machte „Knack“ und dann war erstmal eine volle Minute lang gar nichts mehr zu hören. Der Hund beruhigte sich anscheinend etwas.

      Schließlich öffnete sich die Tür einen Spalt. Die Vorhängekette blieb aber geschlossen. Der Hund hechelte im Hintergrund. „Ich möchte gerne Ihren Ausweis sehen“, sagte die weibliche Stimme, die wir schon über die Sprechanlage gehört hatten. Ich gab ihr meinen Dienstausweis durch den etwa handbreiten Schlitz.

      Die Tür ging wieder ins Schloss.

      Dann öffnete sie schließlich die Tür vollends und gab mir den Ausweis zurück.

      Eine Dogge, so hoch wie ein Shetland-Pony saß neben ihr und fletschte bedrohlich die Zähne, während die etwa 35jährige, dunkelblonde Frau, die uns gegenüberstand dem Tier hinter den Ohren herum kraulte. „Der macht nichts“, meinte sie.

      „Mir wäre es trotzdem lieber, Sie würden ihn anleinen.“

      „Rufus gehorcht aufs Wort“, versicherte sie.

      „Sind Sie Roswitha Delgado?“, fragte ich.

      „Ja. Und was meinen Bruder Jochen angeht, so komme ich weder für Schäden auf, die er angerichtet haben mag, noch kann ich etwas zu seinem Aufenthaltsort sagen, da ich schon seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm habe. Also können Sie sich die Mühe sparen, mich in die Mangel zunehmen. Das haben vor Jahren schon andere versucht und sich auch die Zähne ausgebissen und wenn Sie...“

      „Wir müssen Ihnen eine traurige Nachricht überbringen, was Ihren Bruder betrifft“, unterbrach ich ihren feindseligen Redefluss.

      Sie blickte in meine Richtung. Ihre braunen Augen flackerten leicht. „Was wollen Sie damit sagen?“

      „Können wir vielleicht einen Moment hereinkommen, um das im Einzelnen besprechen zu können.“

      Ihr Gesicht wurde zu einer Maske. Sie atmete tief durch. „Kommen Sie herein“, sage sie und ging voraus. Ihre Dogge folgte ihr auf dem Fuß und ließ nur noch ein kurzes, sonores Knurren hören.

      Rudi schloss die Tür.

      Wir folgten ihr durch einen Flur, dann durch das große Wohnzimmer, das allein mindestens hundertfünfzig Quadratmeter hatte. Die Tür zur Terrasse stand offen. Durch einer Front von bis zum Boden reichenden Fenster hatte man einen freien Blick auf den ziemlich großen und gut gepflegten Garten. An den Grenzen zu den Nachbargrundstücken waren blickdichte Sträucher gepflanzt worden. Außerdem gab es einen Pool.

      „Kommen Sie mit auf die Terrasse“, sagte Roswitha Delgado. Auf dem Gartentisch lag ein auseinander geknicktes Taschenbuch. Sie bot uns Plätze an. Wir setzten uns.

      „Sie wollen mir sicher sagen, dass mein Bruder nicht mehr lebt“, sagte sie.

      „Haben Sie schon von anderer Seite davon gehört?“, fragte ich.

      Sie schüttelte energisch den Kopf und setzte sich. Die Dogge nahm neben ihrem Sessel Platz und wirkte jetzt tatsächlich so ruhig, als ob sie Modell für ein Standbild stehen wollte.

      „Nein,

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