Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer

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muss ihn sehen“, sagte Tilla krächzend.

      „Sie können sich den Weg sparen.“

      Tilla Deltgen hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Während sie erwogen hatte, ob sie sich von Volker trennen sollte, hatte er mit dem Tod gerungen, tat es immer noch.

      Beinahe hätte der Tod das Problem für sie gelöst. Irgendwie hatte sie das Gefühl, mit schuld an Volkers Schicksal zu sein. Es war verrückt, sich das einzureden, aber so empfand sie in diesen Minuten, und es wollte ihr fast das Herz abdrücken.

      Sie dankte Susanne Egner für die Auskunft.

      „Ich kann Ihnen zwei Zeitungen leihen“, sagte die junge Frau. „Wenn Sie einen Augenblick warten wollen.“

      „Es steht bestimmt nicht mehr drin, als Sie mir erzählt haben“, meinte Tilla.

      „Das nicht, aber man hat Fotos gemacht.“

      „Die will ich nicht sehen“, erklärte Tilla Deltgen und verließ den Supermarkt. Sie hatte Milch, Butter, Eier und Brot in ihrem Einkaufswagen gehabt, doch sie fuhr damit nicht zur Kasse, sondern ließ den Wagen stehen und hastete an der Kassiererin vorbei. Man musste das verstehen. Sie hatte jetzt nicht die Nerven, sich anzustellen und zu bezahlen.

      9

      In der Wiesen-Klinik schnürte es Tilla dann fast die Kehle zu. Ihre Schuhe schienen mit Bleiplatten besohlt zu sein. Jeder Schritt war mühsam für sie.

      Die junge Frau mochte keine Krankenhäuser. Zum Glück hatte sie noch nie in einer Klinik liegen brauchen, und Besuche hatte sie stets auf ein Mindestmaß reduziert.

      Man konnte Krankenhäuser von zwei Warten aus betrachten. Hier wurde geholfen. Menschen, die erkrankt waren, wurden wieder gesund gemacht. Jede Genesung war eine Freude für Patienten und Angehörige.

      Man konnte es aber auch anders sehen. Ausweglosigkeit, Tränen, Leid, Verzweiflung und schließlich - der Tod. Leider wurde man in Krankenhäusern auch damit immer wieder konfrontiert. Nicht alle, die sich voller Vertrauen in die Hände der Ärzte begaben, genasen.

      Einigen von ihnen mussten die Ärzte eine schreckliche Eröffnung machen. Das Schicksal konnte manchmal sehr grausam sein. Die Mediziner konnten keine Wunder vollbringen. Sie konnten lediglich ihr Bestes geben, und das reichte manchmal leider nicht.

      Auf dem leeren Flur kam Tilla ein junger Mann in weißem Kittel entgegen. Er sah gut aus. Bestimmt war er hier der Schwarm aller Schwestern und Patientinnen.

      Er blieb stehen und fragte Tilla, wen sie suche. Sie sagte es ihm, und seine freundlichen Augen überschatteten sich. Tillas Herz krampfte sich unwillkürlich zusammen.

      „Um Himmels willen, er ist doch nicht etwa ..“; entfuhr es ihr, dann verstummte sie.

      „Er ist leider noch nicht über dem Berg“, sagte der junge Mediziner. „Ich heiße Dr. Jürgen Büttner. Ich habe Herrn Ahlert zusammen mit unserem Chefarzt Dr. Berends operiert. Sind Sie eine Verwandte von ihm?“

      Tilla schüttelte den Kopf. „Nein“, antwortete sie verstört. „Nein, ich ... bin ... Ich stehe ihm sehr nahe.“

      Ich wusste nicht, wie nahe ich ihm stehe, dachte Tilla erschüttert. Er ist noch nicht über den Berg! O Gott!

      „Ich muss unbedingt zu ihm, Dr. Büttner“, sagte sie mit belegter Stimme.

      Der junge Chirurg schüttelte den Kopf. „Das ist leider unmöglich, Frau...“

      „Deltgen. Tilla Deltgen. Sie dürfen mich nicht fortschicken!“, sagte die blonde Frau eindringlich. „Ich muss Volker sehen.“

      Dr. Büttner blieb unerbittlich. „Ausgeschlossen!“

      „Aber ich liebe Volker!“, stieß Tilla aufgewühlt hervor, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Mit welchem Recht verweigern Sie es mir, ihn zu sehen?“

      „Mit dem Recht des Arztes, der sich für seinen Patienten verantwortlich fühlt“, antwortete Dr. Jürgen Büttner streng. „Wenn Sie Herrn Ahlert wirklich lieben, lassen Sie ihm die Ruhe, die er derzeit dringend nötig hat.“

      „Volker braucht mich“, sagte die Besucherin leidenschaftlich. „Er kann ohne mich nicht gesund werden.“

      „Was er braucht, bekommt er von uns“, erwiderte der junge Chirurg nüchtern. „Sie können sicher sein, dass Herr Ahlert in der Wiesen-Klinik bestens aufgehoben ist.“

      „Und ich werde ihn doch sehen ...!“

      „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie ihm schaden wollen“, sagte Dr. Büttner.

      „Schaden? Ich soll Volker schaden? Ich habe Ihnen doch gesagt, wie ich zu ihm stehe, und er liebt mich ebenfalls.“

      „Das bedeutet, dass er sich aufregt, wenn er Sie sieht“, sagte der Mediziner. „Und Aufregung ist das Letzte, was er jetzt braucht, Frau Deltgen. Ich muss Sie bitten, vernünftig zu sein. Ich habe Verständnis für Ihre Gefühle, aber Sie sollten uns und unserer Arbeit gleichfalls Verständnis entgegen bringen. Es ist bestimmt keine Schikane, dass wir niemanden zu ihm lassen.“

      „Sie wissen nicht, was Volker wirklich braucht!“, sagte Tilla zornig.

      Allmählich wurde Dr. Büttner laut. „Frau Deltgen“, sagte er scharf. „Sie ahnen nicht, welch schwieriger Kampf es war, Herrn Ahlert zu retten. Wir lassen es nicht zu, dass Sie mit Ihrer Unvernunft alles zunichte machen.“

      „Was gibt’s, Herr Kollege?“, fragte plötzlich Dr. Berends hinter dem jungen Mediziner.

      „Diese junge Dame will sich partout nicht abweisen lassen, Herr Chefarzt. Sie möchte unbedingt Herrn Ahlert sehen. Ich habe ihr gesagt, dass das nicht möglich ist, aber sie will nicht gehen. Sie besteht darauf, den Patienten sehen zu dürfen.“

      „Nun, vielleicht kann ich die junge Dame davon überzeugen, dass es für Herrn Ahlert besser ist, wenn man ihn in Ruhe lässt“, sagte Dr. Berends, und Dr. Büttner entfernte sich.

      „Stand es wirklich so schlimm um Volker?“, fragte die Frau leise.

      „Sein Zustand ist leider immer noch kritisch“, antwortete der Chefarzt. „Herr Ahlert hatte großes Glück. Das Geschoss wurde von einer Rippe abgelenkt, sonst hätte sie das Herz getroffen.“

      „Wie schrecklich ... Und in seinem Befinden ist seit der Operation noch keine Besserung eingetreten?“

      „Eine

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