Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland
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„Wer ist schon ohne Fehler?“, meinte Milo. „Wir können nur so gut und sorgfältig wie möglich unsere Arbeit machen und versuchen, nicht betriebsblind zu werden. Aber es ist niemals ausgeschlossen, dass man sich schlicht und ergreifend geirrt hat, sodass ein Unschuldiger hinter Gitter kommt!“
„Aber das Beispiel von Mister Carlito sollte uns allen zeigen, dass man auch die kleinsten Indizien und leisesten Zweifel nicht einfach ignorieren darf, nur weil man den Fall abschließen möchte oder auf Grund von Vorurteilen von der Schuld des Täters überzeugt ist“, ergänzte Mister McKee.
Dem konnte niemand von uns ernsthaft widersprechen.
Wenig später, als wir im Korridor auf dem Weg zu unserem gemeinsamen Dienstzimmer waren, raunte Milo mir zu: „Dafür, dass Mister McKee sich eigentlich weitgehend aus dem Fall heraushalten wollte, hängt er sich für meinen Geschmack aber ziemlich in die Sache hinein!“
„Professionelle Distanz ist halt immer ein schwieriges Kapitel“, erwiderte ich.
22
Gegen 14.00 Uhr fanden wir uns auf dem St. Joseph's Cemetery in Riverdale ein und mischten uns unter die große, fast unüberschaubare Gruppe der Trauernden, die James Longoria das letzte Geleit geben wollten. Nur ein Bruchteil von ihnen fand in der kleinen Kapelle Platz.
Das NYPD hatte fast fünfzig Beamten bereitgestellt, die für Sicherheit sorgen sollten. Aber das Interesse der New Yorker am Begräbnis Longorias hatten die zuständigen Einsatzleiter augenscheinlich unterschätzt.
An eine Durchsuchung der Trauernden nach Waffen oder dergleichen war schon angesichts der Menge gar nicht zu denken. Daran änderte auch der Umstand nichts, dass man es sich bei den Kollegen der City Police anscheinend doch noch anders überlegte und eine Verstärkung von 25 Mann schickte.
Robert Thornton, der stellvertretende Staatsanwalt, war ebenfalls anwesend. Er hatte Longorias Weg lange begleitet und war mit ihm zusammen aufgestiegen. Jetzt füllte er kommissarisch das Amt des Verstorbenen aus und man gab Thornton auch gute Chancen, die anstehende Wahl eines Nachfolgers zu gewinnen. Die Tatsache, dass man ihn mit der Geradlinigkeit und Härte des Verstorbenen James Longoria identifizierte und er immer als dessen treuer Paladin gegolten hatte, würde ihm nun wohl zu gute kommen.
Thornton hielt sich in der Nähe der schwarz gekleideten Witwe auf, die in Begleitung von Miles Buchanan an der Trauerfeierlichkeit teilnahm. Mrs Longorias Gesicht war durch einen schwarzen Netzschleier verdeckt. Buchanan wirkte etwas nervös, wobei mir nicht ganz klar war, was dafür die Ursache sein mochte.
Longoria war italienischer Abstammung und so hatte eigentlich jeder damit gerechnet, dass die Feier nach katholischem Ritus durchgeführt werden würde.
Das war aber nicht der Fall.
Von Mister McKee erfuhr ich, dass Longorias Mutter eine strenggläubige Methodistin gewesen war und in der Familie in Glaubenssachen das Sagen gehabt hatte.
Der Sarg wurde nach der Feier in der Kapelle hinaus auf den Friedhof getragen und in die Grube gesenkt.
Nacheinander traten die engeren Verwandten und Bekannten ans Grab, warfen dem Verstorbenen ein paar Rosen nach und etwas Erde hinterher.
Die Masse schaute schweigend zu. Ein Posaunenchor spielte ein Kirchenlied. Der methodistische Pfarrer stand mit ziemlich versteinertem Gesicht daneben.
Eine Frau fiel mir auf. Sie hatte drei weiße Nelken in ihrer rechten Hand und drängelte sich vergleichsweise rabiat zwischen den Trauergästen hindurch.
Zunächst wurde niemand auf sie aufmerksam. Ihr Gesicht war im Schatten der Kapuze eines Dufflecoats verborgen.
Dann hatte sie es endlich geschafft, sich bis zum Grab vorzumogeln.
Sie trat vor, warf die Blumen in die Höhe, so dass sie sich zerstreuten und zumeist auf dem Erdhaufen neben dem Grab landeten. „James Longoria war ein Mörder!“, rief sie. „Er hat meinen Mann umgebracht und kein Gericht hat das je geahndet!“
Mir fiel auf, dass sie dauernd eine Hand durch die Öffnung zwischen den Knöpfen ihres Mantels steckte und darunter verbarg.
„Das ist Mrs Carlito!“, meinte unser Kollege Jay Kronburg, der in unserer Nähe stand und sie im Rahmen unserer Ermittlungen ja persönlich kennen gelernt hatte. „Was hat die vor?“
„Wollen wir hoffen, dass sie nur etwas Dampf ablassen will!“, raunte Orry.
„Da müssen wir eingreifen!“, entschied Mister McKee. „Aber Vorsicht, die Frau könnte eine Waffe unter dem Mantel tragen.“
Ich drängelte mich jetzt ebenfalls nach vorn. Einige der Polizisten waren auch schon nervös geworden, aber sie schienen unschlüssig darüber zu sein, in welcher Form man hier eingreifen und die Störerin entfernen konnte, ohne die gesamte Trauerfeier platzen zu lassen.
„Richtet nicht, auf das ihr nicht gerichtet werdet, so steht es in der Bibel, aber das war für Longoria nicht maßgeblich. Dieser eitle und selbstgerechte Mann wäre am liebsten wohl Richter, Staatsanwalt und Henker in einer Person gewesen. Es gefiel ihm, für andere Menschen Schicksal spielen zu können! Bei meinem Mann hat er das getan! Jason Carlito! Merken Sie sich diesen Namen. Er ist nur einer auf einer ganzen Liste von Menschen, die durch diesen so genannten Staatsanwalt zu Grunde gerichtet wurden – einen Mann, der für seine Karriere alles getan hätte! Ihm war die Wahrheit doch gleichgültig! Hauptsache er hatte Erfolge vorzuweisen und konnte für die nächsten Wahlen Punkte machen! Was mit denen geschah, deren Leben er leichtfertig zerstörte, das war ihm völlig gleichgültig. James Longoria hatte kein Gewissen! Nur den absoluten Willen, vor Gericht zu siegen und die Jury mit seinen Angst machenden Phrasen einzulullen! An die widerlichsten Instinkte eines Lynchmobs hat er dabei appelliert! Und jetzt - jetzt ist er selbst gerichtet worden. Halleluja!“
Mrs Carlito kicherte irre.
Vielleicht hatte sie irgendetwas genommen, um genug Mut für diesen Auftritt aufzubringen.
Die Kamerateams mehrerer lokaler und zumindest eines überregionalen Senders hielten voll drauf. Mrs Carlito hatte wahrscheinlich genau das bekommen was sie wollte. Einen großen Auftritt...
Vorausgesetzt, das war wirklich das Einzige, was sie erreichen wollte.
„FBI,