Taunusschuld. Osvin Nöller

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Taunusschuld - Osvin Nöller Gramberg-Reihe

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meine Jacke liegt noch auf der Station. Warte hier, ich bin gleich zurück.“ Sie drehte sich um und lief davon.

      Was sollte das jetzt? „Kannst du mich nicht wenigstens vorher zum Auto bringen?“, rief er ihr nach, die Antwort bestand aus einer abweisenden Handbewegung. Sie eilte unverdrossen weiter.

      Blöde Kuh, schoss es ihm durch den Kopf. Sobald er sich abgeseilt hatte, wäre das Kapitel endlich erledigt. Er hatte lange genug gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Sie käme nicht im Traum darauf, wie sehr er sie verarscht hatte.

      Auf dem Kiesweg hinter ihm knirschte es in kürzeren Abständen. Das Geräusch kam schnell näher. Gerade, als er im Begriff war, sich umzudrehen, drückte sich kaltes Metall in sein Genick.

      16. November

      ­Martin ­Schubert heftete die Tatortfotos an eine breite Pinnwand. Er dachte nach.

      Nicht das Geringste hatte darauf hingedeutet, ­Jühlich könne in Gefahr sein. Demnach hatte es keinen Grund gegeben, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Natürlich legten verschiedene Medien bei ihrer Berichterstattung den Finger in diese vermeintliche Wunde. Ihn ließ das kalt. In den vergangenen Jahren hatte er sich ein dickes Fell zugelegt.

      Er betrachtete das Foto mit dem tot im Rollstuhl sitzenden Juwelier. Es wirkte wie eine Hinrichtung. Das passte zu einer Zeugenaussage, dass ein groß gewachsener Mann über den Hölderlinpfad auf sein Opfer zugeeilt war. Er habe ihm einen Gegenstand in den Nacken gehalten und sei auf demselben Weg verschwunden. Der Zeuge vermochte leider nur eine sehr unzureichende Täterbeschreibung abzugeben. Er erinnerte sich einzig an eine ins Gesicht gezogene Kapuze.

      ­Sandro betrat mit zwei Tassen und einem unter die Achsel geklemmten Schnellhefter den Raum.

      Er stellte einen Kaffee auf den Schreibtisch. „Guten Morgen. Dachte mir, du könntest etwas Koffein vertragen.“

      „Danke dir.“ ­Martin zeigte auf den Ordner. „Gibt es etwas Neues?“

      „Ja, der Bericht des Rechtsmediziners liegt bereits vor. ­Jühlich wurde durch einen Genickschuss getötet. Es handelt sich um ein Hohlspitzgeschoss vom Kaliber 9 mm. Die Kriminaltechnik hat die Kugel in der Nähe des Springbrunnens gefunden. Interessant ist, dass sein Körper mit unzähligen Hämatomen übersät war.“

      ­Martin stutzte. „Wurde er geschlagen?“

      ­Sandro nickte und reichte dem Kollegen ein Bild. „Sieht so aus. Der Rechtsmediziner geht davon aus, dass er regelrecht zusammengeschlagen wurde. Allerdings nur am Oberkörper, dort aber systematisch. Das Gesicht zeigt keine Spuren. Das Ganze geschah laut dem Bericht schon vor sieben bis zehn Tagen.“

      ­Martin heftete das Foto an die Wand und ging zum Schreibtisch, wo er einen großen Schluck aus der Kaffeetasse nahm. „Interessant. Erst verprügelt, dann angeschossen und schließlich getötet. Schon heftig. Passt die gestrige Kugel zum Überfall?“

      ­Sandro setzte sich auf seinen Stuhl. „Das klärt gerade die Ballistik.“

      „Was ist mit Frau ­Jühlich? Konnte sie zwischenzeitlich vernommen werden?“

      ­Sandro lehnte sich zurück. „Ja, der Arzt hat Sarah am späten Abend zu ihr gelassen. Die Frau scheint ziemlich fertig gewesen zu sein. Sie hat wohl ihren Mann in der Nähe der Storchenparkplätze kurz geparkt, weil sie ihre Jacke in der Klinik vergessen hatte. Es gibt keinen Zweifel daran, dass sie zur Tatzeit im Krankenhaus war.“

      ­Martin überlegte. „Der Täter wusste genau, wann ­Jühlich entlassen wurde. Wir müssen klären, wer diese Info hatte.“

      ­Sandro ließ die Mappe auf den Tisch fallen. „Sind wir dran. Felix kümmert sich darum. Außerdem sucht die Kriminaltechnik auf dem Parkplatz am Tierfriedhof nach Spuren, dort, wo der Hölderlinpfad in einen Landwirtschaftsweg mündet.“

      ­Martin zuckte zusammen, als das Telefon klingelte. Leicht genervt hob er den Hörer ab.

      „Hallo, eine Frau ­Dörling ist für euch da“, teilte der Kollege am Informationsschalter mit. „Ich habe sie in den Vernehmungsraum 1 gesetzt.“ Die Angestellte aus dem Juweliergeschäft hatte er total vergessen. „Prima, danke.“

      Er legte auf und wandte sich wieder an ­Sandro. „Die ­Dörling ist da. Dann wollen wir ihr mal auf den Zahn fühlen. Vielleicht verrät sie uns ja, wer den Überfall begangen hat …“ Er hielt kurz inne. „… und vielleicht unser Todesschütze ist.“

      Die Tür flog auf. Sarah Schwenke und Felix ­Hummer schossen ins Zimmer.

      „Wir wissen, wer den Laden überfallen hat“, sprudelte sie los. „Die ­Gramberg hatte recht. ­Simone ­Dörling kennt den Täter!“

      „Außerdem haben wir die Tatwaffe vom Tötungsdelikt“, meldete sich Felix.

      ­Martin runzelte die Stirn. Er hasste Hektik. „Guten Morgen erst einmal und dann eins nach dem anderen! Sarah, du zuerst.“

      Sie errötete. „Morgen. Also, wir haben doch die Strumpfmaske mit einer DNA-Spur in einem Mülleimer im Kurhaus gefunden. Diese konnte zugeordnet werden. Sie gehört zu Nico ­Dörling, der wegen Drogenhandel registriert ist und deswegen verurteilt wurde.“ Sie schwieg eine Sekunde. „Er ist der Sohn der Angestellten ­Simone ­Dörling!“, schob sie mit triumphalem Tonfall nach.

      ­Martin sprang auf. „Super! Dann wollen wir die Dame fragen, was sie dazu zu sagen hat.“ Er sah Felix an. „Was ist mit der Tatwaffe?“

      „Vor wenigen Minuten erschien unten ein merkwürdiger Kauz und hat eine Walther P 99 auf den Tresen des Infoschalters gelegt. Er hat die Waffe angeblich auf dem Grab seiner Bella gefunden.“

      ­Martin kniff die Augen zusammen. „Seiner was?“

      „Na, seiner Hündin. Die liegt auf dem Tierfriedhof am Krankenhaus und auf dem Grab …“

      „Okay, habe ich verstanden“, unterbrach ihn der Hauptkommissar. „Wir teilen uns jetzt auf. Felix und ich vernehmen die ­Dörling.“ Er sah ­Sandro an. „Du und Sarah nehmt euch den Tierfreund vor. Los geht’s!“

      ***

      „Möchtest du noch einen Kaffee?“ Siggi setzte sich zu ­Melanie an den Stammtisch im Silbernen Bein.

      „Nein, danke, mein Herz bubbert jetzt schon wie verrückt.“ Sie steckte das letzte Stück ihres Brötchens in den Mund. Als er sie am Morgen angerufen und zum Frühstück eingeladen hatte, war sie vor allem dankbar gewesen, nicht allein sein zu müssen.

      „Was willst du wegen der neuen Drohmail unternehmen?“

      Sie verzog das Gesicht. „Weiß ich noch nicht. Ich überlege, zu ­Wolrich zu gehen. Mit dem kann ich ganz gut. Vielleicht nimmt der das ernst.“

      Siggi schaute sie direkt an. „Soll ich mitkommen?“

      Sie bedachte ihn mit einem warmen Blick. „Das wäre super. Lass mich dir aber noch erzählen, was mich seit gestern Abend umtreibt. Langsam glaube ich, ich leide unter Verfolgungswahn.“

      Sie berichtete kurz von ihrem Gefühl, ein ungebetener Gast könnte am Vortag in der Wohnung gewesen sein. „Ich bin eigentlich

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