Alter Mann im Bus. Bernhard Weiland

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Alter Mann im Bus - Bernhard Weiland

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einer gewiss längeren Geschichte. Ob sich der Laden lohne, frage ich. Ach, antwortet sie etwas ausweichend, es sei wohl mehr ein Hobby. Darauf erzähle ich ihr meine Geschichte vom verlorenen Esel und bitte um freundliche Hilfe. Zu diesem Zweck hinterlasse ich meine Visitenkarte. Vielleicht hört sie mal was. Den Esel finde ich dort, wo ich wähnte, ihn wohl zurückgelassen zu haben, nicht. Schade auch. Vielleicht hatte ich den Segen des Gottesmannes vom Kloster Drübeck nicht ganz richtig interpretiert. Nach einer Stunde Wartezeit bringt mich der Bus über Drübeck zurück nach Wernigerode. Die HEX auf Gleisen der Deutschen Bahn nach Goslar, der ERIXX auf ebensolchen nach Hannover. Etappe zwei vorbei.

      Nachrichten aus Hannover, Deutschland und der Welt:

      In Hannover klagen Bürger*innen erneut gegen die Müllgebühren und Hannover 96 gewinnt in der 2.Liga gegen Dresden. Die türkische Regierung wirbt in Deutschland bei Landsleuten für eine tiefgreifende Verfassungsänderung in ihrem Land. Für eine militärische Übung werden 1000 US-Soldaten nach Polen verlegt.

      traumbild

      ich bin auf irgendeinem bahnhof suche den zug das gleis den bahnsteig weit und breit gibt es keine ausgehängten gedruckten fahrpläne mit ankunft und abfahrt keine elektronischen leuchtschriftanzeigen nur die üblichen bunten werbetafeln auf den bahnsteigen.

      es ist als sei dieser bahnhof etwas ungewöhnlich gebaut denn es gibt einige bahnsteige die liegen parallel zueinander doch da wo ich hin muss wie ich irgendwie in erfahrung bringe liegt er etwas abseits entfernt nicht parallel zu den anderen bahnsteigen als ich dort ankomme um auf meinen zug zu warten gibt es dort keinen einzigen menschen.

      da ist mir so dass ich noch etwas mitnehmen müsse habe es jedoch nicht dabei überlege noch mal zurückzugehen mein gepäck zu holen es muss auch eine ganz besondere bewandtnis mit diesem gepäck haben ich kann es trotz anstrengung aber nicht mehr erinnern ich bin auch unsicher weil ich ja nun nicht weiß wann der zug fährt aber er soll von dort abfahren das muss ich wohl wissen.

      da füllt sich der bahnsteig mit leuten doch der zug erscheint nicht obschon es schon lange über die zeit sei ich weiß aber auch gar nicht wie ich feststellen kann dass es über die zeit sei ich erinnere mich nicht mal ob ich eine uhr sehe und woher ich denn wissen soll wann der zug fahre vielleicht ist da auch nur so eine ahnung in mir die sich so anfühlt als wäre es schon irgendwie zu spät und dass ich nicht mehr zu der zeit ankommen könne zu der ich wohl ankommen solle wo auch immer.

      3.Etappe

      Nach Bad Laer

      20. - 24.Februar 2017

      Reiseverlauf

      Diese dritte Reiseetappe führt mich von Niedersachsen nach Nordhein-Westfalen, von Hannover über die Weser an den Teutoburger Wald bis nach Bad Laer. Dabei lege ich in dreizehn Linien des ÖPNV einen Fahrtweg von ca. 197 Kilometern in ingesamt 7: 10 Std. zurück. Dazu kommt ein Fußweg von 2,4 km. (Weitere Daten befinden sich im Anhang!).

      Digitale Verbindungssuche

      ‚Über Peine, Pattensen nach Paris‘ sagt man in Hannover und umzu, wenn einer einen Umweg macht. Ursprünglich soll in diesem Sprichwort vor Peine noch Moskau genannt worden sein. Damit wurde Geschichtsforschern zufolge der Weg beschrieben, den Napoleons Heer während seiner Eroberungszüge nach Moskau und zurück wohl genommen habe. Mein friedlicher Umweg führt mich von Hannover nur über Pattensen, um danach durch viele mir unbekannte Dörfer und über Bad Salzuflen mein Ziel Bad Laer erreichen zu können. Ob die von mir gewählte Route der kürzeste Weg ist, weiß ich nicht. Mir kommt es wie ein Umweg vor. Ich verlasse mich bei der Auswahl meines Kurses auf die Rechenkünste einer schlauen App. Deren Logarithmen scheitern allerdings an sehr weiten Distanzen. Zumindest an der Strecke von Hannover nach Bad Laer. Dazu ist mein Blick auf einschlägiges Kartenwerk, zum Beispiel das einer weltbekannten Datenkrake, notwendig. Dieses habe ich gutgläubig auf mein Schmachtfon, geziert von der angebissenen Marke einer weltbekannten Gelddruckmaschine, geladen. Alles digital. Den Zwischenschritt Hannover - Hameln verarbeitet der Logarithmus dann erfolgreich, die App wird fündig. So verschlägt es mich zunächst zum ZOB von Pattensen. Nicht über Peine. Nicht nach Paris. An diesem Morgen sitze ich erst in meinem zweiten Bus und habe gleich mal eine ordentliche Verspätung. Ich steige aus und verpasse natürlich den Anschlussbus nach Springe. Und da sollen heute noch 5 Stunden mit 6 Umstiegen nur in Bussen des Öffentlichen Nahverkehrs auf der Fahrt zum Tagesziel Bad Salzuflen vor mir liegen. Na, das kann ja noch heiter werden.

      Ein Mutantenbus

      Eine Woche später, ich bin wieder zurück in Hannover, bitte ich das regionale Busunternehmen um Erstattung der durch die Verspätung in Pattensen ungültig gewordenen Fahrkarte. Die Antwort ist für mich lehrreich:

      "Guten Tag Herr Weiland,

      wir danken für Ihre Nachricht.

      Der Bus der Linie 320, den Sie ab Pattensen ZOB nutzen wollten am 20.02.2017 um 10.12 Uhr, ist der Bus, mit dem Sie auch von Hannover aus als Linie 300 gekommen sind. Das Fahrzeug fährt die Linie 300 und im Anschluss daran die Linie 320. Sie hätten also im Bus bleiben können und wären dann weiter in Richtung Springe gefahren. Am Bus wird dies auch im Fahrtanzeiger kenntlich gemacht mit “Linie 300 weiter als Linie 320“.

      Wir haben dazu auch die Fahrtdaten beider Fahrten ausgewertet. Die Linie 300 erreichte den ZOB in Pattensen mit einer Verspätung von ca. 5 Minuten und fuhr nach einem kurzen Halt am ZOB weiter als Linie 320.

      Wir bedauern, wenn es dabei zu einem Missverständnis gekommen ist und hoffen, dass Ihre zukünftigen Fahrten wieder zufriedenstellend und angenehm sein werden."

      Da wird aus ein und demselben Bus mirnichts dirnichts ein anderer. Das muss einem Dummen aber auch gesagt werden.

      Meine App hatte es mir verschwiegen. So war ich aus der Linie 300 ausgestiegen und von Haltestelle zu Haltestelle geirrt, um die Linie 320 zu suchen. Ich verbuche das Ereignis unter Lehrgeld. Der gemeine Pendler, eine weit verbreitete menschliche Spezies, mag deswegen ins Schmunzeln geraten. Er oder sie kennt natürliche derartige ‚Mutantenbusse‘.

      Learning by doing

      Zurück zur aktuellen Etappe. Ich warte also in Pattensen an diesem modernen zweckmäßig genormten Ort namens ZOB mit Riesenparkplatz vor dem Supermarkt "Markeegalweilüberallgleich". Zwischendurch ist noch Zeit für einen doppelten Espresso mit Beilage. Eine Stunde später sitze ich dann endlich wieder im Bus. Ich lerne noch so einiges an diesem Tag:

      1. Ein Einzelfahrschein, pardon: EinzelTicket, wie es heutzutage heißt, ist nach zwei Stunden abgelaufen, dann muss ich ein neues lösen.

      2. Im Bus brauche ich trotz gut gepolsterter Sitze ordentlich Sitzfleisch.

      3. An den Haltestellen ist ein guter Orientierungssinn von unschätzbarem Wert: Stehe ich an der richtigen Haltestelle in die richtige Richtung?

      4. Diesem Sinn sollten gute Nerven beiseite stehen: Warum stimmt der angezeigte Fahrplan nicht mit meinen recherchierten Zeiten überein?

      5. Und alles muß komplettiert werden durch hellwache Sinne: Interpretiere ich die bei den Abfahrtszeiten platzierten Buchstabenkombinationen richtig? Hier zum besseren Verständnis eine erste kleine Auswahl: a, b, c, d, e, f, g. F, Fy, S, Sr, 3, S32, S36, S80, S88, S92, S202, A403, A404, F207, W, W1, A211, A242, A403 und so weiter und so fort, alles Hinweise für Besonderheiten, die wichtig sein können. Ich werde eine Sammlung anlegen! (Eine Liste befindet sich im Anhang!)

      6. Von Geduld brauche ich auch eine gehörige Portion, um lange öde Wartezeiten bei ödem Wetter auszuhalten. Habe ich.

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