Roter Mond. Miranda Gray

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Roter Mond - Miranda Gray

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strömten aus ihrem Körper, berührten ihren Kopf, ihre Kehle, ihre Hände und Füße. In ihrem Innern hörte sie einen einzigen Ton widerhallen, der von ihren Füßen aufstieg und ihren ganzen Körper mit Klang erfüllte. Sie spürte, wie diese Energie sich außerhalb ihres Körpers ausdehnte, alles berührte und sie eins mit der Schöpfung werden ließ. Gleichsam in einem Schwebezustand wurde sie zum Angelpunkt zwischen dieser Energie und der sie umgebenden Welt. Sie hob die Arme hoch über den Kopf und schrie in reinem Entzücken, entließ die Energie in die Welt, schickte sie in Form von Tönen spiralförmig nach oben. Und sie spürte mit ungeheurer Gelassenheit, wie diese Energie in ihr schlafend ruhte, und merkte, dass sie die Fähigkeit besaß, sie willentlich wieder zu erwecken. Sie blickte an sich hinab und sah die Schlange in ihrem Körper unterhalb des Bauches zusammengerollt liegen. Sie wandte sich um und fand die Herrin des Mondes neben ihr stehen.

      »Du hast dich nun der Kräfte des Frauseins bemächtigt. Wenn du mehr Erfahrungen mit deinem Zyklus gemacht hast, wirst du herausfinden müssen, wie du diese Energien am besten in deinem Leben nutzen kannst. Aber bei dieser Suche bist du nicht allein. Da sind jene im Innern, die dich während deines ganzen menstruellen Lebens führen und unterstützen werden. Es gibt noch viele weitere Dinge, die meine Schwestern und ich dir in dieser Nacht zeigen werden und die dir helfen werden, dieses Geschenk zu nutzen. Berühre noch einmal deinen Baum.«

      Eva reichte zum Baum hinauf und berührte sanft einen Zweig. Als ob diese Berührung eine Tür geöffnet hätte, tat sich im Baumstamm ein großer blutrot ausgekleideter Spalt auf. Darin stand eine nackte Frau mit geschlossenen Augen, und ihr lockiges kastanienbraunes Haar bildete Kapillaren in der Auskleidung des Baumes. Eva spürte, wie sich der Baum in ihr bewegte, um sich mit ihrem Schoß zu vereinen. In ihrem Innern fühlte sie, dass die Baumwurzeln sie mit ihrem Schoß verbanden und dass der Mond sowohl in ihrem Geist wie auch in den Zweigen ihres Schoßes ruhte. Die Frucht in ihrer Hand löste sich langsam in nichts auf, und sie stand allein auf der dunklen Lichtung.

      Ihre Blicke wurden von etwas, das weiß aufblitzte, angezogen, und Eva nahm einen großen weißen Hasen vor sich wahr. Der von seinem Fell ausgehende Glanz erhellte die Lichtung mit einem sanften silbrigen Licht. Dunkle Augen voller Sterne und Wissen blickten zu ihr auf, und Eva bemerkte, dass er ein schmales, mit roten Edelsteinen besetztes Halsband trug. Und ebenso bemerkte sie im vom Fell des Hasen ausgehenden Licht, dass die Lichtung nicht mehr leer, sondern mit allen möglichen Tieren erfüllt war, die sie schweigend beobachteten. Ihre Schönheit und Kraft nahmen ihr den Atem; jedes Tier strahlte Anmut und Intelligenz aus, und alle waren sie von diesem weichen Licht in Weiß getaucht. Dunkle Augen funkelten voller Humor, und Eva fühlte sich ohne Angst von ihnen angezogen, so, als ob sie sie schon seit sehr langer Zeit kenne. Unter ihnen sah sie einen riesigen und machtvollen Stier, ein wildes Pferd mit rauem Fell, ein silbern schimmerndes Einhorn, eine weiße Taube, eine kleine grüne Schlange und einen wunderschönen Schmetterling. Die meisten Tiere schienen in irgendeiner Form Schmuck zu tragen oder hatten ein Geschenk oder einen Gegenstand bei sich. Eva wusste, dass sie ihr antworten würden, wenn sie sie ansprach. Der Hase sprang hinüber und ließ sich furchtlos zwischen zwei Löwinnen nieder. Ein Gefühl der Liebe und des Verstehens verband alle Tiere mit diesem Hasen, der nun Eva ebenfalls in seinen Bann zog.

      »Das sind die Mondtiere«, sagte der Hase, und seine Stimme war so weich und silbrig wie sein Fell. »Sie bergen die Mysterien des Mondes in sich und bringen Botschaften aus deiner inneren Welt. Sie leben in deinen Träumen und in den Reichen der Feen und Elfen, in denen sprechende Tiere zu magischen Wundern und Quellen uralter Weisheit führen.«

      Eine schneeweiße Eule flog herbei und landete mit einem Rauschen dicht neben Eva. Sie wandte ihr ihr Gesicht zu und in ihren Augen fand sie alles Wissen der Zeit.

      »Sie bieten Führung und Rat an, denn sie bewahren das instinktive Wissen deines Zyklus. Sie bringen Anmut und Harmonie mit sich, die daraus entstehen, dass du in Einklang mit deiner wahren Natur lebst. Ein Mondtier kann in deinen Träumen deinen Eisprung oder deine Blutung ankündigen oder dir Träume bringen, deren Bilder dich zu deinem Zyklus führen und dir helfen, eine bewusste Verbindung mit deinen eigenen Rhythmen aufrechtzuerhalten. Erinnere dich an diese Träume, bringe sie in dein Leben im Wachzustand ein. Erinnere dich vor allem in dieser Nacht an deine Träume, denn ein Tier, von dem du zum Zeitpunkt deiner ersten Blutung träumst, kann dein ganzes Leben lang eine besondere Beziehung zu dir haben.«

      Eva schien es, dass der Hase lächelte, während er sprach. Das Tier wandte sich um und hoppelte dann sehr langsam auf Eva zu, wobei es sorgsam etwas im Mund trug. Es ließ das Geschenk vor Evas Füßen fallen und setzte sich dann auf seine Hinterläufe. Eva sah ein kleines weißes Ei, das in ein hellrotes Band eingewickelt war. Als sie es aufhob, spürte sie eine große Liebe in ihrem Innern, die in ihr das Verlangen weckte, sich um alle ihre Mitmenschen zu kümmern. Ein Seufzer durchlief alle Tiere.

      »Dies ist dein erstes Ei, deine Zeit des Eisprungs«, sagte der Hase. »Die Kräfte und Energien, die du als Jungfrau verspürtest, sind nun zu denen der Mutter herangereift. Vergeude diese Energien nicht. In der Vergangenheit wurden Frauen als starke und dynamische Wesen anerkannt, wie sie auch für ihre Kraft, Sorge zu tragen und zu nähren, geachtet wurden. Die Energien zum Zeitpunkt des Eisprungs sind anders. Sie vertiefen sich zu einem Ausdruck, der über deine eigene Person hinausgeht. Du wirst dich der tieferen Ebene deiner selbst bewusst und deiner Fähigkeit, selbstlos zu lieben und Fürsorge zu tragen. Zu diesem Zeitpunkt spiegelt dein schöpferisches Verlangen deine Umwelt wider.

      Eva fühlte, wie die Ruhe der Lichtung sie überströmte, und wurde sich des Vollmondes bewusst, der in ihrem Geist wie auch in ihrem Schoß schien, aber auch am Nachthimmel. Sie fühlte sich in Harmonie mit dem Mond und allem, was sie umgab, und erfuhr ein Gefühl von Stärke, die sie dazu befähigte, anderen zu geben im Wissen, dass sie sie nähren und erhalten konnte. Ihre ganze Seele schien durch ihr Herz, ihre Augen und Hände zu scheinen.

      »Zu dieser Zeit des Lichts wirst du vielleicht von Eiern oder Mondtieren träumen. Erinnere dich an diese Träume, und erkenne, dass sie deinen Eisprung ankündigen.«

      Der Hase drehte sich um und entfernte sich hoppelnd ein wenig von ihr, um dann innezuhalten, als wollte er Eva einladen, ihm zu folgen. Nach einem Moment des Zögerns schloss sie sich ihm an, und die Mondtiere entschwanden ihrem Blick. Dunkelheit senkte sich wieder über die Lichtung.

      Der Hase führte Eva durch den Wald zu einer sonnenbeschienenen Wiese. Der Duft von Wiesenblumen hing in der Luft, und alles pulsierte mit der Energie des Lebens. Eva wanderte durch das kniehohe Gras und merkte, dass es nur so vor Bienen und anderen Insekten wimmelte, die die Blumen aufsuchten. Riesige Margeriten wandten ihre Köpfe der Sonne zu, und Mohnblumen sprenkelten die Wiese mit leuchtendem Rot. Eva blieb stehen und atmete das sie umgebende Elixier des Lebens ein, sie wollte bleiben und die Schönheit genießen.

      Doch der Hase drängte Eva ungeduldig weiter und führte sie zu einem grasbedeckten Hügel in der Mitte der Wiese. Am Fuße des Hügels führte eine Reihe von weißen Steinen ins Innere der Erde. Der Hase blieb stehen, seine Vorderläufe ruhten auf der obersten Stufe. Aus irgendeinem Grund war Eva unbehaglich zumute, trotzdem stieg sie etwas nervös die Treppe hinunter.

      Nach dreizehn Stufen unten angekommen, fand sich Eva in einem Bogengang wieder, der von einer einzigen, in einer Halterung an der Wand steckenden Fackel erleuchtet wurde. Am anderen Ende des Bogengangs hing ein schöner grüner Vorhang, auf den alle möglichen Tiere, Vögel und Pflanzen aufgestickt waren. Im Scheitelpunkt des steinernen Bogengangs inmitten aller möglichen verschlungenen, die Motive des Vorhangs wiederholenden, eingemeißelten Figuren befand sich eine schalenförmige Höhlung. Behutsam schob Eva den Vorhang beiseite und betrat einen dämmrigen, kuppelförmigen und völlig runden Raum. Ein roter Teppich zog sich vor Eva über den Steinboden bis zu einem Podest auf der anderen Seite des Raumes. In seiner Mitte stand ein steinerner Thron mit einem dunkelroten Kissen, und zu beiden Seiten des Podestes befand sich je ein weiterer Bogengang, der mit einfachen roten und schwarzen Vorhängen verhängt war. Einer dieser Vorhänge

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