Baltrumer Bärlauch. Ulrike Barow

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Baltrumer Bärlauch - Ulrike Barow

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lassen, diesen Job zu erledigen und dann abzuhauen.

      »Worauf haben wir uns da nur eingelassen?«, stöhnte Bernd, der stehen geblieben war und mit den Füßen lustlos im Sand scharrte. »Die ganze Sache war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Und jetzt ist das Kind sowieso in den Brunnen gefallen.«

      Manfred schaute ihn bewundernd an. »Bernd hat recht, wir sollten schleunigst sehen, dass wir hier wegkommen. Ehe der Inselbulle noch auf uns aufmerksam wird.«

      »Halt du deine Klappe«, sagte Karsten. »Du hast es gerade nötig. Erst letzte Woche hast du deine Aufgabe versaubeutelt und jetzt Schiss in der Hose. Kommt gar nicht in Frage. Wir haben hier unseren Job zu machen, und sonst gar nichts.« Er blickte sie alle nacheinander auffordernd an. »Oder habt ihr eine andere Meinung? Ihr könnt es ruhig sagen. Ihr wisst, bei mir herrscht Demokratie. Solange ich bestimme, was abgeht, versteht sich. Und kommt mir ja nicht auf den Gedanken, hier abzuhauen. Noch sind wir nicht fertig, klar?«

      Bernd grinste zynisch. »Venia verbo, wir sollen also jetzt weiterhin den ganzen Strand absuchen? Habe ich das richtig verstanden? Dürfen wir denn wenigstens aufhören, wenn es dunkel wird, großer Meister?«

      »Sprich Deutsch, wenn du mit mir redest, das habe ich dir schon mehr als einmal gesagt.« Karstens Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Und was deine Frage betrifft, ja, wir suchen, bis es dunkel wird, und wenn wir nichts finden, suchen wir morgen weiter. Und zwar frühzeitig. Verstanden?«

      Leonard sah Bernd und Manfred nicken und beeilte sich, es ihnen gleichzutun. Dann richteten sie ihre Blicke wieder nach unten.

      *

      Inga hatte beschlossen, während ihres Abendspazierganges eine kurze Pause auf der Strandmauer zu machen, um der Sonne Gelegenheit für einen traumhaften Abgang zu geben. Offensichtlich stand sie mit ihrem Wunsch nicht alleine da. Viele Urlauber warteten auf den großen Augenblick, wenn der gelbe Ball im Meer versinken würde. An der Wasserkante suchten ein paar Kinder nach Krebsen oder anderem Meeresgetier, und auf den Buhnen­ saßen Angler und hofften auf den großen­ Schwarm.

      Welch eine Idylle. Ob Bertelsmann sich auch so wohl gefühlt hatte beim Blick auf die Brandung gegen die untergehende Sonne? Allerdings war der Maler im Winter hier gewesen und hatte sicher ganz andere Lichtverhältnisse vorgefunden. Sie war sehr gespannt darauf, ob sich noch Spuren von ihm finden ließen. Vielleicht hing das eine oder andere Bild von ihm im Rathaus oder einem der Hotelfoyers. Wolfgang Meyer hatte ihr geraten, ins Heimatmuseum zu gehen. Das wollte sie am nächsten Morgen in Angriff nehmen.

      Am Spülsaum des Wassers erkannte sie die vier Jungs, die sie mittags zum Bier hatten einladen wollen. Inga musste lachen. Es sah sehr seltsam aus, wie sie hinter­einander wie eine Gänseschar den Strand entlang wanderten, jeder mit geneigtem Kopf auf den Sand starrend. Sieht aus, als ob die was suchen, dachte sie. Aber so sehen sie mich wenigstens nicht, und ich kann meinen Weg in Ruhe fortsetzen. Obwohl, wenn mir dieser Blonde mal ohne die anderen über den Weg laufen würde, damit könnte ich schon leben! Im gleichen Moment fiel ihr Fynn ein, und sie beschloss, ihn später anzurufen.

      Als die Sonne fast im Meer verschwunden war, machte sie sich wieder auf den Weg und wollte gerade zum Ostdorf abbiegen, als sie aus dem Keller des Hotels Strandhof Musik hörte. Kiek rin, las sie auf dem Bogen, der den schmalen Pfad zur Kneipe umspannte. Das wäre der richtige Tagesabschluss, beschloss sie: ein Bierchen, ein wenig Musik und ab in die Heia.

      Der Wirt hatte gerade aufgeschlossen und stand noch in der Tür. »Das ist ja ein netter Beginn des Abends, wenn als Erstes eine schöne Frau mein Lokal betritt.«

      Inga grinste. »Nun mal halblang. Die schöne Frau möchte nur ein kaltes Getränk und dann nach Hause.« Sie setzte sich an die Theke, und es dauerte nicht lange, da stand ein sorgsam gezapftes Pils vor ihr. Schnell kam sie mit dem Wirt ins Gespräch und merkte daher kaum, dass sich die Tür abermals geöffnet hatte. Doch als sie die Stimmen hörte, hätte sie sich am liebsten hinter der Theke versteckt. Da waren sie wieder, die vier Jungs vom Sturmeck.

      »Na, schöne Frau, so alleine hier?«

      Sie verdrehte die Augen. Der dämlichste Spruch der Welt. Immerhin, es war der Blonde, der sie angesprochen und sich auf dem Hocker neben ihr niedergelassen hatte. Trotzdem, sie wollte jetzt nur das Bier schnell austrinken und gehen.

      »Bernd, lass die Dame in Ruhe. Du siehst doch, sie möchte lieber alleine an der Theke sitzen«, hörte sie einen der anderen im Hintergrund.

      »Vielleicht hast du recht, vielleicht ist sich die Dame aber ihrer Sache noch nicht ganz sicher. Vivere militare est! Gnädige Frau …«, er beugte sich zu ihr herüber. »Darf ich Sie zu einem Tequila einladen?«

      Sie wollte gerade entnervt das Geld für das Bier auf den Tresen legen, als sie die andere Stimme wieder hörte. »Bernd, komm sofort zurück. Du siehst, sie will nicht. Hier spielt die Musik. Außerdem ist für dich gleich Schicht.«

      Inga traute ihren Ohren nicht. So ließ sich der Blonde doch wohl nicht von seinem Kumpel abwatschen? Er war alt genug, um zu wissen, was er wollte. Sie drehte sich zu ihm um, schaute ihm tief in die Augen und stellte fest, dass ihr auch aus der Nähe gefiel, was ihr aus der Ferne bereits positiv aufgefallen war. Der Knabe war gut gebaut, alle Achtung. Wuschelige Haare umrahmten ein schmales, intelligentes Gesicht, aus dem ein blaues Augenpaar fröhlich leuchtete. Sie lächelte ihn an. »Wenn die Einladung auf einen Tequila noch steht, also, ich wäre bereit, und du?«

      Er schielte vorsichtig zu seinen Kollegen, lächelte dann Inga an und bestellte mit hochgehobener Hand fünf Tequila. »Wie ich heiße, hast du ja schon mitbekommen. Und das hier sind Karsten, Manfred und Leonard. Und du?«

      »Ich heiße Inga und bin heute angekommen.« Sie prosteten sich zu. Inga fühlte sich genötigt, ebenfalls eine Runde auszugeben, und bald merkte sie, dass sich nicht nur das Lokal in der Zwischenzeit gut gefüllt hatte. »Sagt mal, Jungs, kann man eigentlich am Strand was Besonderes finden, wenn man lange genug sucht? Ich hab euch heute Abend gesehen, wie ihr am Strand hintereinander hergelaufen seid. Was ist denn so inter­essant an der Wasserkante? Sollte ich mein Glück da auch mal versuchen?«

      Sie sah, wie Leonard seine Schultern zusammenzog, und wie die gerade noch gute Laune der Männer einer kurzen, aber intensiven Sprachlosigkeit Platz machte. Karsten war der Erste, der sich wieder fing. »Wir haben Bernstein gesammelt. Zumindest wollten wir, für zu Hause. Haben aber leider nichts gefunden.«

      Die anderen nickten eifrig, und Leonard fügte hinzu: »Ja, Bernstein. Okay, du hast recht, wenn du denkst, dass es peinlich ist, wenn Männer in unserem Alter Bernstein suchen. Aber wir haben es nun mal unseren Müttern versprochen. Schließlich haben die unseren Urlaub finanziert. Inklusive Surf-Lehrgang. Aber dazu sind wir noch gar nicht richtig gekommen. So, und nun trinken wir noch einen. Machst du Urlaub hier?«

      Inga nickte. »Ja, aber eigentlich haben mich andere Dinge auf diese schöne Insel geführt.«

      »Und die wären?«, fragte Leonard.

      »Ach, hier gibt es jede Menge Aufregendes zu erforschen.« Sie hatte keine Lust, den Jungs von ihrem Maler zu erzählen. Das hätte die bestimmt nicht interessiert. Mechanisch griff Inga nach dem nächsten Tequila, der vor ihr auf der Theke stand, obwohl sie eigentlich keinen mehr wollte.

      »Prost, meine Lieben, auf uns, das Surfen und den Bernstein. Dann ist Zapfenstreich. Urlaub ist anstrengend.« Bernd hatte seinen Arm um Ingas Schultern gelegt. »Und ich – nolens volens – bringe Inga nach Hause. Damit ihr in der Nachtstunde kein Unheil wider­fährt.«

      Inga sah, dass Karsten Bernd einen durchdringenden Blick

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