Gin - Alles über Spirituosen mit Wacholder. Karsten Sgominsky
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Erwähnt sei noch ein Gin-Stil, der sich über das letzte Jahrzehnt unter dem Begriff «New Western Dry Gin» eingebürgert hat. Dieser Stil definiert sich durch eine Verschiebung der Balance der Botanicals. Die üblicherweise weithin regierende Dominanz der Wacholderbeere wird einer Vielfalt von teils extravaganten Geschmacksträgern gleichgestellt.
Zudem sei ein Gin-Stil angeführt, der gelegentlich unter «Coloured Gin» (gefärbter Gin) firmiert. Dem fertigen Gin-Destillat wird in einem abschließenden Herstellungsschritt ein bestimmtes Botanical zum Mazerieren hinzugefügt. Dadurch erhält der Gin eine Färbung und letzte Aromatisierung. Durch diesen zusätzlichen Arbeitsgang mit dem eigentlich schon fertigen Produkt dürfen solche Gins laut Gesetz nicht «London Dry Gin» auf dem Etikett tragen und werden deshalb nur als «Gin» oder «Dry Gin» ausgewiesen.
Aviation
Land: USA / Oregon
Hersteller: House Spirits Distillery
Es war Sommer 2005, als sich die Wege von Lee Medoff und Christian Krogstad von der House Spirits Distillery und des Bartenders Ryan Magarian kreuzten. Ein Jahr später war es dann so weit, als nach 30 Testläufen der Aviation Gin geboren war und als «New Western Dry Gin» Style vorgestellt wurde. Er vollzieht absichtlich eine Abkehr vom traditionellen London Dry Style und soll die neue Generation der Gin-Genießer ansprechen.
Der Name selbst ist einerseits dem Aviation-Cocktail entlehnt, der Anfang des 20. Jahrhunderts von Hugo Ensslin kreiert wurde, einem Bartender im New Yorker Hotel «Wallick». Hauptsächlich soll dieser Name aber «das Erwachen der wahren Mixbarkeit» dieser Spirituose zum Ausdruck bringen.
Bevor im 400-Gallonen-Stahlapparat destilliert wird, werden die Botanicals für 48 Stunden in Neutralalkohol aus Roggenbrand mazeriert. Verwendet werden Wacholderbeeren, Anissamen, Kardamom, Koriandersamen, getrocknete Schalen der Süßorange, Lavendel und indische Sarsaparille (Stechwinden).
Mit entionisiertem, entmineralisiertem und entsalztem Wasser wird das fertige Destillat auf eine Trinkstärke von 42% Vol gebracht.
Beefeater
Land: Großbritannien / England
Hersteller: Beefeater Distillery
Markeneigner: Pernod Ricard Group
Die Geschichte und Herkunft des Beefeater London Dry Gin kann bis ins Jahr 1820 zurückverfolgt werden, als John Taylor eine kleine Destille in Chelsea einrichtete und 1829 seine erste offizielle Brennlizenz erhielt. 1863 kaufte der Apotheker James Burrough diese Destille, nachdem er sich eine Zeit lang hingebungsvoll mit Destillationsexperimenten beschäftigt und schließlich ein Verfahren gefunden hatte, bei dem eine Mischung verschiedener Kräuter, Pflanzen und Gewürze durch einen besonderen Destillationsprozess mit Getreidedestillat zusammengebracht werden konnte – was diesen Gin zum Ergebnis hatte.
Auf der Suche nach einem passenden Namen, der seinem herzhaften, körperreichen Gin gerecht würde, fand er Inspiration bei den «Yeomen», den Wächtern des in der Nähe gelegenen London Towers. Diese trugen damals den Spitznamen «Beefeater» (Rindfleischesser). Dadurch unterstrich Burrough die noch heute starke Bindung seines Gins an London. Man sagt sogar, dass das Rezept des Beefeater London Dry Gin noch heute im Tower of London von den Beefeatern bewacht wird. Außerdem kennen nur sechs Personen die genauen Anteile aller Zutaten und den exakten Destillationsprozess.
Jede einzelne Flasche wird in der Beefeater Distillery in Montford Place in Kennington, London produziert. Dorthin zog die Destille im Jahre 1958, nachdem die ursprünglichen Produktionsstätten in Chelsea und später Lambeth der wachsenden Nachfrage nach diesem beliebten Gin nicht mehr gerecht wurden.
Die hohe Qualität und die wohldurchdachte Mischung seiner Bestandteile machen aus dem Beefeater einen sehr ausgewogenen Gin. Nur die hochwertigsten Zutaten werden sorgsam aus der ganzen Welt zusammengetragen: wild wachsende Wacholderbeeren aus Italien, Serbien und Mazedonien; Koriandersamen, die dem Beefeater seine Komplexität verleihen, werden aus Rumänien, Russland und Bulgarien importiert; die Wurzeln und Samen der Angelika geben dem Beefeater sein erdiges Aroma; die getrockneten Schalen der Bitterorangen aus Sevilla, Spanien spielen in der Rezeptur eine große Rolle. In einem sehr gewissenhaft ausgeführten Prozess werden alle Botanicals dem Neutralalkohol zugefügt und über einen Zeitraum von 24 Stunden darin mazeriert. Danach beginnt der abschließende Destillationsprozess. Am Ende wird er auf die Trinkstärke von 47% Vol Alkohol eingestellt und abgefüllt.
Der Vater des Beefeater-Gründers James Burrough war seinerzeit ein bedeutender Teehändler. Der heutige Masterdestillateur Desmond Payne fand zufällig ein Fragment von dessen Preisliste aus viktorianischer Zeit und war sofort inspiriert, aus der Ära dieses Teegeschäfts einen neuen Gin zu kreieren, der sich geschmacklich unter anderen Gin-Sorten hervorheben sollte. So entstand der Beefeater 24.
Payne wählte folgende zwölf Botanicals: japanischen Sencha-Tee, grünen Tee aus China, Schalen der Sevilla-Orange, Grapefruitschalen, Zitronenschalen, Wacholderbeeren, Koriandersamen, Mandel, Süßholz, Angelikawurzel, Angelikasamen und Veilchenwurz. Die Botanicals werden für 24 Stunden in Getreidealkohol mazeriert und anschließend in einem siebenstündigen Prozess im «Pot Still»-Verfahren destilliert; der fertige Gin hat 45% Vol.
Das Flaschendesign soll das Alte und das Neue in sich vereinen und wird durch das Relief im Glas besonders unterstrichen, das ein Kunsthandwerk des frühen 20. Jahrhunderts wiedergibt.
Bei Markteinführung Ende Oktober 2008 war er vorerst nur für Spanien und die USA vorgesehen, ist aber mittlerweile auch in vielen weiteren Ländern Europas erhältlich.
2013 erschien der Beefeater Burrough’s Reserve, eine stete, aber stark limitierte Edition, die im Original-Destillierapparat von James Burrough hergestellt wird. Seine goldgelbe Färbung kommt von der anschließenden Lagerung in «Jean de Lillet»-Eichenfässern, die ihm geschmacklich auch eine komplexe Tiefe verleiht. Abgefüllt wird er mit 43% Vol in eine hübsche