Gin - Alles über Spirituosen mit Wacholder. Karsten Sgominsky
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Es gab noch weitere Beefeater-Sorten, die wir hier mit anführen wollen, auch wenn sie zum Verdruss der wahren Gin-Liebhaber nicht mehr hergestellt werden.
Zum einen ist das Beefeater Wet, bei dem es nicht recht nachvollziehbar ist, weshalb er nicht mehr hergestellt wird. Schließlich verfügte er über ein durchaus interessantes Geschmacksprofil, das sich deutlich von dem anderer Beefeater Gins abhob.
Zum anderen gab es eine Produktreihe von saisonalen Gins. Die Beefeater Summer Edition hatte den Beefeater London Dry Gin als Basis und wurde durch die Zugabe von Holunderblüten, Hibiskus und Schwarzen Johannisbeeren bereichert. Diese Extra-Botanicals waren auch auf der erfrischend neuen Etikettierung abgebildet.
Nach gleichem Prinzip wurde die Beefeater Winter Edition zusammengestellt, mit dem Unterschied, dass die wärmenden Botanicals Zimt, Muskat, Piniensprossen und reichlich Sevilla-Orangenschalen hinzugegeben wurden und die Flasche ein winterlich-weihnachtliches Etikett erhielt.
Zu guter Letzt gab es zeitweise (ca. 2013) den Beefeater London Market. Das eher unauffällige Etikett ließ eine leichte Verwechslung mit dem Standard-Beefeater zu und man musste schon genau hinschauen, um zu erkennen, dass hier ein neues Beefeater-Produkt im Regal stand. Geschmacklich eine «resemblance of the late 19th century», bei der sich einem förmlich – auf angenehme Weise – die Assoziation mit gestärkten Altmännerhemden im sommerlich muffigen London aufdrängt. Schade, dass auch er nicht mehr hergestellt wird.
Ebenfalls nicht mehr hergestellt wird eigentlich der Beefeater Crown Jewel, doch kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Nachricht von einer Neuauflage. «Schuld» daran war dem Vernehmen nach die hohe Nachfrage aus der internationalen Bartender-Riege, die diesen Gin ganz besonders wegen seiner ausgezeichneten Mixbarkeit in Cocktails schätzte. Dieser auf 50% Vol eingestellte Gin wird nach der Originalrezeptur von 1993 destilliert, die neun klassische Beefeater Botanicals enthält: Wacholder, Angelikawurzel und -samen, Koriandersamen, Süßholz, Veilchenwurz, Schalen der Sevilla-Orange und spanischer Zitronen sowie spanische Mandeln. Besonderer Zusatz ist hier die Zugabe von Grapefruit als zehnte Zutat.
Dies ist eine einmalige und auf sieben Batches limitierte Neuauflage. Sie wird in 1-Liter-Flaschen abgefüllt und ist fast ausschließlich für den Verkauf an Cocktailbars reserviert. Es wird also schwer sein, einer Flasche für die Vitrine daheim habhaft zu werden.
Londoner Towerwächter «Beefeater»
Biercée
Land: Belgien
Hersteller: Distillerie de Biercée
Diese 1946 im Südwesten Belgiens nahe der französischen Grenze gegründete Destille war bisher auf die Herstellung von Obstbränden und Genever spezialisiert, hat nun jedoch auch zwei Gins mit ganz unterschiedlichen Charakteren herausgebracht.
Als Basisalkohol dient hier der «Moutwijn» (sprich: Mautwein), also ein Branntwein aus gemälztem Korn, der normalerweise die Basis für Genever bildet (siehe Kapitel «Genever»). Alle Botanicals werden separat destilliert, um den spezifischen Eigenschaften jedes einzelnen gerecht zu werden und die Aromen bestmöglich einzufangen.
Less is More Gin soll das Prinzip widerspiegeln, dass weniger manchmal mehr ist. Somit finden «nur» sechs Botanicals Eingang in die Rezeptur: Wacholder, frische Zitronen und Orangen sowie geröstete Kakaobohnen, Hopfen und Gewürznelken. Das Ergebnis ist ein Destillat von 44% Vol mit vornehmlichem Wacholdergeschmack und pfeffrigen Noten.
Der Thesis & Antithesis Gin ist dahingegen schon wesentlich komplexer, denn es werden dreimal so viele Botanicals verwendet wie in seinem Pendant. Darunter befinden sich dieselben wie im unkomplizierten Gin oben, aber zudem auch solche wie Kreuzkümmel, Vanille, Fenchel und Mohnblumen.
In der Tat zwei geschmacklich außergewöhnliche Gins, was nicht zuletzt durch den Moutwijn hervorgerufen wird und eine Verbindung zu belgischen Traditionen wie deren berühmter Schokolade schaffen soll. Ein wirklich mutiges Experiment.
Black Forest Dry Gin
Land: Deutschland
Hersteller: Destillerie Kammer-Kirsch GmbH
Die Destillerie Kammer-Kirsch ist eine in Südwestdeutschland ansässige Obstbrennerei, die im Jahre 1912 als AG gegründet und 1961 in eine GmbH umgewandelt wurde. Der Firmensitz war damals Oppenau, heute ist er Karlsruhe.
Ab dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Unternehmen sehr erfolgreich und es wurden nicht mehr einzig die beliebten heimischen Obstbrände produziert, sondern man stellte ab den 50er-Jahren auch einen eigenen Gin her: den Kammer Dry Gin.
In einem Rezeptbuch des Unternehmens dieser Zeit findet sich ein Cocktail namens «Pink Elefants», dem dieser Gin als Grundlage dient (Sie finden ihn im Kapitel «Mixologie»).
Ende der 70er-Jahre wurde seine Produktion eingestellt und er verschwand in den Archiven der Firma. Zum 100-jährigen Jubiläum 2012 wurden dann jedoch alte Akten gesichtet und so fand man das längst verloren geglaubte Rezept des Kammer Dry Gins wieder.
Es dauerte jedoch noch bis Anfang 2014, bis mithilfe eines befreundeten Destillateurs ein würdiger Nachfolger des alten Kammer Dry Gins mit sorgsam überarbeiteter Rezeptur gefunden wurde, der auf Black Forest Dry Gin getauft wurde.
Über die Auswahl der verwendeten Botanicals hält man sich traditionell sehr bedeckt und gibt nur so viel preis, dass der Black Forest Dry Gin vornehmlich ein Geschmacksbild aus Wacholderbeeren und Zitrusfrüchten aufzeigt, die aus Zitronenschalen und Pomeranzen gewonnen werden, und mit 47% Vol aufwartet.
Blue Gin
Land: Österreich
Hersteller: Blue Gin Handels GmbH
Hans Reisetbauer, Brennmeister aus Oberösterreich, wurde im Sommer 2003 dazu inspiriert, nicht wie geplant Wodka, sondern einen Gin zu produzieren. Er suchte nach alten Rezepturen, und nach vielen Versuchen, steten Verbesserungen und Verkostungen wurde nach zwei Jahren der Entwicklung der Blue Gin geboren und zusätzlich Markus Schenkfelder als Partner hinzugeholt.
Als Basis dient ein zweifach destillierter Getreidealkohol. Die ausgesuchten Wacholderbeeren und Beigaben wie Zitronenschalen, Koriander, Kurkuma, Angelikawurzel und Süßholzwurzel sind nur einige der Botanicals, die verwendet werden, denn nicht alle werden preisgegeben. Dennoch handelt es sich um Zutaten aus nicht weniger als den elf Ländern Spanien, Ägypten, USA, Mazedonien, Niederlande, Italien, Türkei, China, Rumänien, Vietnam und Indonesien. Die Botanicals werden für eine bestimmte Zeit mazeriert, bevor sie destilliert werden.
Weiches Quellwasser aus dem oberösterreichischen Mühlviertel stellt den Blue Gin auf eine Trinkstärke von 43% Vol ein.
Bluecoat
Land: USA / Philadelphia
Hersteller: Philadelphia Distillery