Das Gemälde von Pfalzel. Anna-Lena Hees
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Читать онлайн книгу Das Gemälde von Pfalzel - Anna-Lena Hees страница 6
»Wirklich keine Idee?«, hakte Bruno nach.
»Nein, leider nicht. Wie gehen Sie denn jetzt vor?«
»Wir werden die Spurensicherung abwarten. Die Kriminalpolizei kümmert sich um die weiteren Ermittlungen. Aber zurück zu meiner ersten Frage: fehlt Ihnen sonst noch etwas außer dem Zettel?«
»Ähm ...« Ben blickte hinüber zu Berta, die zitternd neben ihm stand. Sie war immer noch viel zu aufgeregt und sah sich nicht in der Lage, klare Angaben zu machen. So musste Ben übernehmen: »Ich habe noch nicht nachgeschaut, sorry.« Er machte Anstalten, in Richtung Wohnzimmer zu gehen, doch Bruno hielt ihn zurück. »Warten Sie! Wenn Sie da jetzt reingehen, vernichten Sie wertvolle Spuren, die die Kollegen von der SpuSi jetzt noch aufdecken könnten.«
»Aber ... wie ... soll ich denn dann nachsehen, ob etwas fehlt?« Ben schaute dem Polizisten verwirrt in die Augen. Da rührte sich Berta auf einmal wieder. Sie sagte: »Die Wertsachen sind alle oben. Hier unten ist nichts. Soweit ich gesehen habe, sind die Elektrogeräte noch vorhanden. Ich vermute, der Täter hat außer dem Zettel nichts mitgenommen. Dennoch fühle ich mich in den eigenen vier Wänden nicht mehr wohl.« Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, hielt ein Auto in der Nähe des Hauses, und kurz darauf erschienen Manuel Frey und Elias Schneider von der Spurensicherung. »Sind wir hier richtig?«, wollte Manuel wissen und stellte seinen Arbeitskoffer für einen kurzen Moment im Hausflur ab. Dann erblickte er im Waschraum den Scherbenhaufen. Sofort nahm er seinen Koffer wieder zur Hand und ging, von seinem Kollegen gefolgt, dorthin. Beide Männer machten sich an die Arbeit.
Währenddessen unterhielten sich Berta und Ben noch eine Weile mit den Polizisten, die das Paar über die weiteren Maßnahmen in Kenntnis zu setzen versuchten. Jetzt wollten Berta und Ben alles ganz genau wissen. Wann durften sie ihr Haus wieder betreten? Was geschah als nächstes, sobald die Spurensicherung fertig war und die Ermittlungen eingeleitet wurden? Fragen über Fragen an die Beamten, doch alle konnten nicht beantwortet werden.
Kapitel 5
Markus und Klaus zogen fröhlich durch Trier und über den Hauptmarkt. Markus ließ sich zudem nicht einmal anmerken, wie sehr der Fußmarsch bereits an seinen Kräften zehrte.
»Was brauchen wir noch alles? Wolltest du jemanden einladen?«, fragte er seinen Onkel nach einer Weile, nachdem sie einige Kaufhäuser bereits auf den Kopf gestellt hatten. Klaus schüttelte hektisch den Kopf. »Nein, ich erwarte niemanden. Wir benötigen lediglich so viel, wie wir über Silvester und Neujahr auch verbrauchen. Sag aber, wie lange wolltest du tatsächlich bei mir bleiben?«
»Ähm ...«, begann Markus, hielt dann aber inne, um nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich dachte ja, dass ich bis Neujahr bei dir bleibe«, sagte er schließlich. Klaus nickte bloß und konzentrierte sich im Anschluss auf die weiteren Besorgungen, die noch zu erledigen waren. Mit Markus im Schlepptau nahm er weitere Geschäfte in Augenschein. Feuerwerksraketen hatten sie, nun wollten die beiden Männer noch einige Knabbereien für den langen Abend besorgen; immerhin nahmen sie sich vor, bis weit nach Mitternacht wachzubleiben. Den ganzen Nachmittag zogen sie durch die Stadt. Neben den Besorgungen für Silvester kehrten sie in Cafés ein und ließen es sich gut gehen. Erst gegen Abend kehrten sie nach Pfalzel zurück und machten es sich im urigen Wohnzimmer gemütlich. Es war nicht nur die Hirschtrophäe, die diesen Raum zu einem Jagdstübchen machte. An der Wand, gegenüber dem Sofa, stand zudem ein Kamin, in dem Klaus nun das Feuer entfachte. Markus hatte sich in eine Wolldecke gekuschelt und aß Butterkekse, die er zuvor im Vorratsschrank in der Küche fand. Dabei warf er hin und wieder einen nervösen Blick auf seine Armbanduhr. Bald würde die Nacht hereinbrechen, und damit war es an der Zeit, die Suche nach dem Bild fortzusetzen. Markus wusste schon genau, wo er weitermachen wollte: bei Julia, Hannah und Elena in der Eltzstraße. Die drei jungen Frauen ahnten noch nichts von dem nächtlichen Besucher, der alsbald in ihr Haus einsteigen würde. Sie hatten lediglich von Familie Hansen erfahren, was in der Pfalzeler Straße geschehen war. Julia und Hannah nahm es am meisten mit, und sie hofften, dass die Polizei den Täter so schnell wie möglich schnappen konnte.
Wie in der vorigen Nacht stieg Markus gegen Mitternacht aus dem Bett und machte sich fertig. Schnell verließ er die Behausung und wanderte zunächst zum Amtshaus. Er überlegte, wie er am schnellsten zur Eltzstraße gelangen konnte. Wo war sie überhaupt? Dann fiel es ihm wieder ein. Klar, denn er war ja auf dem Weg zu Klaus hindurch gefahren. Er lief ein Stück des Weges in Richtung Pfalzeler Straße, doch statt in diese einzubiegen, ging er weiter geradeaus. Zwei Minuten später stand er vor dem Dönerladen in der Steinbrückstraße. Er blieb einige Sekunden stehen, um durchzuatmen. Sein Herz klopfte wild. Er spürte, dass er dem Haus von Julia, Hannah und Elena schon sehr nah war. Dennoch musste er noch einige Meter auf sich nehmen. Daher stapfte er wieder los und hatte kurz darauf die Straßenkreuzung erreicht, an der die Steinbrückstraße in die Eltzstraße mündete. Diese Straßenkreuzung nannte man hier auch den Pfalzeler Stern, da die Straßen, die dort abgingen, von oben wie die Zacken eines Sterns aussahen. Schnell wechselte Markus die Straßenseite, um möglichst nah an den Wohnhäusern entlang zu gehen. Hier schaute er auch auf jedes Klingelschild. Wo wohnten die Geschwister denn bloß? Noch hatte er das richtige Gebäude nicht gefunden. So suchte er weiter, bis er an der Einmündung zur Sirckstraße zum Stehen kam. Hier war es. Es war ein Einfamilienhaus, in dem Julia, Hannah und Elena vor einigen Monaten ihre WG gegründet hatten. Markus stand vor der Tür und überlegte, wie er am besten in das Haus gelangen konnte. Er schaute sich gründlich um. Neben dem Haus war eine Garage angebracht worden, auf deren Dach er nun zu steigen versuchte. Mit aller Kraft zog er sich hinauf, dann hatte er es geschafft. Eine Weile wanderte er umher, dann erblickte er den Garten. Er würde ganz einfach auf die Grünfläche hinunterspringen und von dort versuchen, in die Behausung zu gelangen. Er wagte sich an den Rand des Garagendaches und zögerte einen Moment. Sollte er wirklich? Ja, er musste es tun. Es ging ihm schließlich um das Gemälde, in dessen Besitz er immer noch kommen wollte. Er wartete, atmete durch, dann sprang er. Gekonnt landete er auf allen Vieren. Es schmerzte in der Hüfte, bedingt durch die harte Landung. Seine Hände brannten, doch das war es ihm wert. Er pirschte sich an das Haus heran. Zu seiner Freude war die Terrassentür nur angelehnt, vermutlich, weil die Hausbewohner vergessen hatten, sie zu schließen. Er stieß die Tür weiter auf und setzte einen Fuß auf die Diele. Dann den anderen. Schließlich stand er drin. Es war dunkel. Eilig wühlte er im Mantel nach einer Taschenlampe. Damit beleuchtete er den Raum. Er stand mitten im Wohnzimmer. Es sah ganz anders aus als bei Hansens. Diese Wohnung war ziemlich modern eingerichtet. Markus gefiel dieser Anblick. Offensichtlich handelte es sich bei den Bewohnern um sehr junge Frauen, die eine Vorliebe für moderne Möbel und damit einen guten Geschmack hatten, wie Markus feststellte. Ein schwarzes Ledersofa stand rechts neben der Terrassentür an der Wand. Vor der Couch, ziemlich mittig, war ein kleiner Glastisch platziert worden, und zu Markus’ linker Seite fiel ihm ein riesiger Flachbildschirm ins Auge. Der 27-Jährige staunte nicht schlecht darüber. Einige Minuten blieb er wie angewurzelt stehen, dann machte er sich auf den Weg, um auch die anderen Räume in Augenschein zu nehmen. Er durchwühlte all die hochmodernen Schränke und Kommoden; immer auf der Suche nach einem Hinweis auf das Bild. Nachdem die Sucherei im Erdgeschoss jedoch nicht zum gewünschten Erfolg geführt hatte, beschloss Markus, sich im Keller und in der oberen Etage umzusehen. Vorsichtig entriegelte er zunächst die Kellertür und stapfte hinunter in die düsteren Katakomben dieser Behausung. Im Tiefgeschoss war es kalt, und es roch nach Heizöl und jeder Menge Restmüll. Markus rümpfte die Nase. Ekelerregend. Es war das komplette Gegenteil zum Rest der Wohnung. Mit der Taschenlampe beleuchtete er die Umgebung und inspizierte jeden Winkel. Das Gemälde war nicht zu finden. Eine Weile überlegte er, wo es sonst sein mochte, da riss