Das Gemälde von Pfalzel. Anna-Lena Hees
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Читать онлайн книгу Das Gemälde von Pfalzel - Anna-Lena Hees страница 8
»Stimmt!« Elena nickte. Auch in ihrem Zimmer war dieser Eindringling gewesen, aber da sie viel zu tief geschlafen hatte, hatte sie es nicht bemerkt. Die Vorstellung daran ließ sie erschaudern.
»Habt ihr denn noch nicht die Polizei verständigt?«, wollte Ben auf einmal wissen.
Julia, Hannah und Elena schüttelten die Köpfe. Daran hatten sie im Eifer des Gefechts nicht mehr gedacht.
»Wir wollten einfach so schnell wie möglich raus. Es wäre unvorstellbar, zu wissen, dass der Täter noch vor Ort ist«, erklärte Julia.
»Meint ihr, er ist noch da?« Berta runzelte die Stirn. Kurz darauf lief sie durch jeden Raum und schaute in alle möglichen Ecken und Winkel. Es gab ihr kein gutes Gefühl, zu wissen, dass in diesem malerischen Ort ein Serientäter sein Unwesen trieb. Sie wollte sichergehen, dass sich in ihren eigenen vier Wänden keine fremde Person aufhielt. Als sie feststellte, dass alles soweit sauber war, kehrte sie in die Küche zurück.
»Wir alarmieren am besten sofort die Polizei und bestellen sie in die Eltzstraße. Ben und ich werden euch begleiten. Ich kann nachvollziehen, dass ihr euch zuhause nicht mehr sicher gefühlt habt. Mir geht es ja nicht anders.« Sie stieß einen kräftigen Seufzer aus, marschierte zum Haustelefon und winkte Julia zu sich. Eilig wählte sie die Nummer der Trierer Polizei und drückte ihrer jüngeren Freundin den Hörer in die Hand. Julia wartete ungeduldig auf das Freizeichen. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie endlich die Stimme eines Polizeibeamten hörte. Sofort schilderte sie ihm den Sachverhalt. Sehr detailliert beschrieb sie die Veränderungen, die sie zusammen mit Hannah und Elena wahrgenommen hatte. Dann nannte sie ihm ihre Anschrift und bat ihn, so schnell wie möglich vorbeizukommen. Zu groß war die Angst, dass der Täter sich möglicherweise immer noch in ihrem Haus aufhalten könnte.
Markus saß gerade mit seinem Onkel am Frühstückstisch und ließ sich ein leckeres Rührei mit viel Speck schmecken. »Hast du echt gut gemacht«, lobte er Klaus, nachdem er sich den Teller zum zweiten Mal vollgeladen hatte.
»Vielen Dank! Du hast wirklich einen gesunden Appetit! Das freut mich sehr«, gab Klaus lächelnd zurück. Dann nippte er vorsichtig an seinem Kaffee.
»Vor allem habe ich morgens einen Bärenhunger«, setzte Markus fort. »Man könnte meinen, ich wäre nächtelang unterwegs gewesen.«
»Und? Warst du?« Klaus lachte auf. Seine Frage war natürlich ironisch gemeint. Er wusste schließlich nicht, was sein Neffe wirklich trieb, wenn es draußen dunkel war und ganz Pfalzel tief schlummerte.
Markus grinste vielsagend. Er hätte Klaus’ Frage durchaus bejahen können, aber das tat er nicht. Stattdessen schüttelte er bloß mit dem Kopf. »Natürlich nicht. Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Schlafen macht sowieso hungrig. Vor allem dann, wenn man wild träumt.« Markus zwinkerte seinem Onkel zu.
»Sag schon, was hast du denn geträumt?« Klaus betrachtete ihn erwartungsvoll, doch Markus winkte ab.
»Willst du es nicht sagen?«
»Nein, es ist wirklich nicht wichtig.« Markus schüttelte abermals den Kopf.
»Na, gut. Dann erfahre ich es nicht. Interessiert hätte es mich! Das solltest du wissen.« Klaus lächelte und führte die Kaffeetasse an seinen Mund. Er nahm ein paar Schlucke, stellte das Trinkgefäß wieder auf den Tisch und versuchte, sich in Gedanken vorzustellen, was sein Neffe in der Nacht geträumt hatte. Ein wilder Traum, wie Markus vor ein paar Minuten andeutete. Das konnte ja alles Mögliche gewesen sein, überlegte Klaus. Nach ein paar weiteren Gedankengängen schaute er seinen Neffen an. »Es interessiert mich wirklich sehr!«
»Der Traum? Ach, Klaus ... Na, gut.« Markus seufzte. Irgendetwas musste er seinem Onkel erzählen, sonst gab dieser wohl noch lange keine Ruhe. »Ich habe tatsächlich wild geträumt. Es waren Bilder von Kämpfen. Menschen wurden gejagt. Man hat sie in Angst und Schrecken versetzt«, sagte er schließlich wahrheitsgemäß. Tatsächlich hatte er im Schlaf ähnliche Bilder gesehen, die ihm allerdings eine weitere, mögliche Deutung des geheimnisvollen Gemäldes offenbarten. Das junge Mädchen im Leinengewand war auf der Flucht vor seinem Peiniger, welcher im Bild neben ihr zu sehen war. Wie in einem vorigen Traum hatte der Böse schließlich gesiegt.
»Du meine Güte! Das war ja wirklich ein wilder Traum«, murmelte Klaus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sicher, dass du nur geträumt und die ganze Nacht im Bett gelegen hast?«
Markus starrte seinen Onkel verwirrt an. Dann nickte er hastig. »Natürlich! Warum denn nicht?«
»Nun, ich dachte, ich hätte gehört, wie die Haustür ins Schloss gefallen ist.« Klaus runzelte für einen Moment die Stirn.
»Ähm ...«, begann Markus mit einer Erklärung. »Vielleicht hast du vergessen, sie zu schließen, und der Wind ...«
»Nein, das habe ich nicht vergessen!« Klaus schüttelte den Kopf. »Aber ...« Er überlegte eine Weile, bevor er fortfuhr: »Also, ich habe gehört, dass hier womöglich ein Einbrecher sein Unwesen treibt. Wenn du im Bett warst, muss das doch bedeuten, dass jemand hier gewesen ist.« Plötzlich begann Klaus, sehr schnell zu atmen. Er hatte schon von dem nächtlichen Einbruch bei Berta und Ben gehört. Umso unruhiger wurde er bei dem Gedanken, eventuell selbst einen Einbrecher im Haus gehabt zu haben.
Markus reagierte sofort. Er stand auf und schenkte etwas Wasser in ein Glas. Dieses drückte er seinem Onkel in die Hand. Anschließend befeuchtete er ein Küchentuch und hielt es an Klaus’ Stirn. Er musste es irgendwie schaffen, den Mann zu beruhigen und ihm eine weitere Erklärung zu liefern. Es fiel ihm allerdings nicht gerade leicht, die richtigen Worte zu finden. Schließlich sagte er: »Nein, es war kein Einbrecher. Der Traum hat mich so sehr aufgewühlt, dass ich aufstehen und an die frische Luft gehen musste. Verstehst du, ich war es. Deswegen ist die Tür ins Schloss gefallen.«
»Wirklich? Und du erzählst mir keinen Unsinn?« Klaus atmete tief durch. So langsam beruhigte er sich wieder.
»Ja, es ist die Wahrheit!« Markus bemühte sich, so glaubwürdig wie möglich zu klingen. Nur ein Fehler, und seine Tarnung könnte auffliegen! Glücklicherweise bemerkte Klaus nicht, dass sein Neffe ihn nur anlog. Er nickte zufrieden.
»Vielen Dank, Markus! Ich glaube dir!«
»Da bin ich froh.« Markus ließ sich zurück auf seinen Stuhl fallen. Er war erleichtert. Alles war gutgegangen. Während er mit Klaus noch einige Zeit lang am Tisch saß, grübelte er darüber, wie er den nächsten Einbruch gestalten sollte. Die Adulastraße war näher als die anderen Adressen, die er bisher aufgesucht hatte. Doch auch hier bestand das Risiko, entdeckt zu werden. Darum musste er diesmal mit besonderer Vorsicht an die Sache rangehen. Nur so war es ihm möglich, dass keiner der Anwohner auch nur den geringsten Verdacht schöpfte, es könne jemand ins eigene Haus eingebrochen sein.
»Woran denkst du wieder?«, wollte Klaus auf einmal wissen.
»Äh ... Gar nichts!« Markus schüttelte vehement den Kopf. »Es ist nur der Traum!«
»Hm, dann wird er dir übel zugesetzt haben. Für den Fall, dass du einen weiteren Albtraum bekommst, kannst du gerne zu mir ins Zimmer kommen. Dann bist du nicht so alleine. So, und jetzt lass uns überlegen, was wir heute machen.«
Markus nickte begeistert. Obwohl er