Mords-Töwerland. Angela Eßer

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Mords-Töwerland - Angela Eßer

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mehr auf der Straße zu sehen war. Das geht schnell auf Juist. Vor allem in der Nebensaison, wenn auf der Insel fast nur alte Leute Urlaub machen. Herbert und ich gehen dann gerne spazieren, wenn die Dunkelheit vom Meer herüberkommt und sich über die Insel stülpt, wenn es still wird, wenn auch das Hufgeklapper nicht mehr zu hören ist, wenn die Urlauber in ihren Hotels und Pensionen oder in den Ferienwohnungen sitzen und zu Abend essen. Leider konnte Herbert sich heute nicht entschließen, wo wir essen wollten. Mir ist ja am liebsten, wenn wir zu Moni gehen, bei ihr schmeckt es mir immer. Aber Herbert hat mir erklärt, dass ein Bratkartoffelverhältnis nicht unbedingt etwas damit zu tun hat, dass dort täglich Bratkartoffeln serviert werden. Überhaupt geht Herbert lieber in den »Friesenhof« oder ins »Hafenrestaurant« als zu Moni. Jedenfalls, wenn er Hunger hat. Dass er aber auch immer so lange braucht, um sich zu entscheiden! Hätte er einen schnellen Entschluss gefasst, dann wäre diese schreckliche Sache vermutlich gar nicht passiert. Aber Herbert hatte zunächst keinen rechten Appetit und überlegte dann so lange hin und her, bis es in keinem Restaurant mehr einen freien Tisch gab. Und dann war ich es leid. Ich hatte keine Lust, bis zum Schlafengehen mit Herbert zu überlegen, wo wir essen gehen wollen. Ich habe mich dann einfach verdrückt. Umgedreht und abgehauen! Zu Frau Sönksen. Von dem Schrei, den Herbert mir nachschickte, habe ich mich nicht zurückholen lassen. Manchmal muss man einem Mann eben zeigen, dass man sich nicht alles bieten lässt.

      Ich gehe zum Hafen, aber da ist nichts zu sehen und zu hören, schaue im Strandhotel nach, wo es nie ganz dunkel ist. Doch ich brauche mir nur den Nachtportier anzusehen, der vor seinem Monitor döst … Nein, von dem habe ich keine Hilfe zu erwarten. Kann ich auch verstehen. Was hat der mit meinem toten Herbert zu tun?

      Also doch das Polizeirevier! Aber Pustekuchen! Da ist es genauso dunkel wie überall, nur das Schild, auf dem »Polizei« steht, ist beleuchtet. Die Tür ist zu, hinter den Fenstern brennt kein Licht. Verdammt, ich will in mein Bett. Wenn ich Herbert nicht mehr helfen kann, gibt es keinen Grund, am Schiffchenteich sitzen zu bleiben. Am besten, ich gehe zu Moni. Dass sie mir Herbert abspenstig machen wollte, muss ich dann allerdings vergessen. Kann ich das? Eifersucht ist ein Gefühl, das sehr wehtut. Und immer, wenn Moni meinen Herbert angesehen hat, habe ich unter diesem Schmerz gelitten. Tief in mir drin. Ausgehalten habe ich das nur, weil ich Moni trotz allem mag. Und weil sie immer nett zu mir ist.

      Der Weg zu ihr ist nicht weit. Ein paar Hundert Meter Richtung Loog, dann das kleine Haus auf der rechten Seite. Klar, da ist auch alles dunkel. Aber der Strandkorb steht noch im Vorgarten, und darin liegt eine Decke. Dort werde ich es den Rest der Nacht aushalten.

      Dass ich so tief und fest geschlafen habe, kann nur daran liegen, dass ich von den Geschehnissen des vergangenen Tages fix und fertig war. Der eine kommt nach solch schrecklichen Ereignissen nicht in Schlaf, bei mir ist es anders, ich falle glatt ins Koma. Also … gewissermaßen. Ich komme erst zu mir, als die Gartenpforte knirscht und Schritte zu hören sind. Himmel, ich weiß zunächst gar nicht, wo ich bin. Als ich endlich klar denken kann, haben die beiden Polizeibeamten schon den Vorgarten durchquert und an Monis Tür geschellt. Mich haben sie im Strandkorb gar nicht gesehen. Und ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt erst mal abwarte. Besonders freundlich gucken die beiden nicht. Denen traue ich zu, dass sie denjenigen, der Herbert am nächsten gestanden hat, am ehesten verdächtigen. Und das wäre natürlich ich.

      Moni ist noch ziemlich verschlafen, als sie die Tür öffnet. Und als sie hört, dass Herbert tot im Schiffchenteich gefunden worden ist, fängt sie gleich an zu schreien und zu weinen.

      »Das kann doch nicht wahr sein!«

      Das stöhnt sie immer wieder, und ich will schon aufstehen und ihr zur Seite springen. Aber da sagt sie mit einem Mal: »Wo ist überhaupt Walli?«

      Die Polizisten gucken sich fragend an und bitten darum, eingelassen zu werden. Die Tür fällt hinter ihnen ins Schloss, und ich sitze im Strandkorb wie gelähmt. Wieso hat Moni gleich nach mir gefragt? Will sie mich etwa verdächtigen?

      Ich schleiche ums Haus herum und stelle fest, dass die Terrassentür nicht ganz geschlossen ist. Ich kann hören, wie einer der Polizisten sagt: »Kann sein, dass er über irgendwas gestolpert und dann in den Schiffchenteich gefallen ist. Möglich, dass er sich dabei den Kopf aufgeschlagen hat, ohnmächtig geworden und ertrunken ist. Kann aber auch sein, dass er gestoßen wurde. Jedenfalls hat er eine klaffende Stirnwunde.«

      Gestolpert? So ein Blödsinn! Natürlich wurde er niedergeschlagen, brutal gestoßen. Und ich weiß auch, von wem. Von dieser Thea, die es nicht verwinden konnte, dass Herbert ihr hohes C mit dem Alarm einer alten Lokomotive verglichen hat.

      »Hatte er Feinde?«

      Oh ja, die hatte er. Oder besser … eine Feindin. Thea mit den lila Haaren.

      »Nein«, antwortet Moni. »Herbert war ein lieber Mensch. Den mochten alle.«

      Klar, sie war heute Nachmittag ja nicht dabei. Kurkonzerte mag sie nicht. Da lässt sie uns immer allein hingehen.

      »Wir haben bereits sein Ferienapartment gesichtet und dabei einige interessante Entdeckungen gemacht«, höre ich jetzt. »Sie hatten Schulden bei Herbert Faber. Und zwar beträchtliche.«

      »Na und?«, fängt Moni an zu kreischen. »Deswegen bringe ich ihn doch nicht um.«

      »Es sind schon Menschen wegen weniger Geld ermordet worden. 20.000 sind kein Pappenstiel. Wollte er das Geld zurück? Und Sie konnten es ihm nicht geben?«

      20.000! Davon hatte ich keine Ahnung. Das ist ja ungeheuerlich.

      »Außerdem sollen Sie sehr eifersüchtig sein«, ergänzt der andere Polizist.

      »Wer sagt das?«, fragt Moni mit zitternder Stimme. Und als sie keine Antwort bekommt, heult sie los: »Herbert hat mich geliebt. Ich hatte keinen Grund zur Eifersucht.«

      Geliebt? Nun bin ich aber ziemlich konsterniert. Mich hat Herbert geliebt, nur mich! Was redet Moni denn da?

      Als die Polizisten gehen, liegt mir nichts mehr daran, mich zu Moni zu flüchten und mich von ihr trösten zu lassen. Die Sache ist mir zu heikel. Dass sie Schulden bei Herbert hatte, wusste ich nicht. Und dass sie glaubte, er habe sie mehr geliebt als mich, habe ich auch nicht für möglich gehalten. Mein Gott, ich glaube, ich habe mich noch nie in einem Menschen so getäuscht. Moni! Hast du meinen Herbert auf dem Gewissen? Ein schrecklicher Gedanke! Andererseits … der Verdacht, den die Polizisten geäußert haben, kann nicht schwerwiegend sein, sonst hätten sie Moni mitgenommen. Aber sicherlich sind sie schon längst auf der Suche nach Beweisen. Und sobald die gefunden sind, wird Moni verhaftet. Es sei denn, meine ursprüngliche Vermutung stimmt und Thea mit den lila Haaren steckt hinter Herberts gewaltsamem Tod.

      Nur – die Beweislage könnte schwierig sein. Diese Thea wird natürlich alles abstreiten, ihre Freundinnen werden sich vermutlich auf ihre Seite stellen. Und dann? Dann wird die Polizei von Verleumdung reden und sich nicht weiter um die Dame kümmern. Nein, ich brauche hieb- und stichfeste Beweise. Allermindestens schwerwiegende Indizien. Nur … wo kriege ich sie her? Ich muss mir was einfallen lassen.

      Das Wichtigste wird sein, mich unauffällig zu verhalten. Die Polizei hat sicherlich meinen Namen notiert, aber ob man mich suchen wird? Ich weiß es nicht. Könnte natürlich sein. Dass ich verschwunden bin, spricht unter Umständen gegen mich. Wer abhaut, ist immer verdächtig. Andererseits … sobald ich die Beweise gegen Thea zusammen habe, wird niemand mehr auf die Idee kommen, mir etwas anzuhängen. Ich habe ja auch überhaupt kein Motiv. Ich habe Herbert geliebt! Und er mich auch! Allerdings … wenn Moni dabei bleibt, dass ihr der erste Platz in Herberts Herzen gehört hat, könnte den Polizisten die Idee kommen, dass ich es bin, die aus Eifersucht gemordet hat. Nein, nein, besser, ich halte mich zurück. Anscheinend werde ich noch gar nicht vermisst. Nur

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