Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band. Alfred Bekker

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Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band - Alfred Bekker

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ich vor. "So wie der hinter dem Band hinterher war, wird er es auch irgendwann finden!"

      Auf Mister McKees Schreibtisch schrillte eines der Telefone.

      Unser Chef nahm ab.

      Als er wenige Augenblicke später wieder auflegte, verdüsterte sich sein Gesicht.

      "Wenn man vom Teufel spricht...", murmelte er.

      "Dale Johnson?", fragte ich.

      Er nickte. "Der Kerl ist unserem Beschattungsteam leider entkommen. Die Kollegen haben keine Ahnung, wo er steckt."

      Na großartig!, dachte ich und trank meinen Kaffeebecher leer. Der Tag hatte also schonmal schlecht begonnen.

      Wenigstens war der Kaffee vorzüglich, den uns Mandy, Mister McKees Sekretärin, serviert hatte.

      18

      Ein Gospelchor summte im Hintergrund, als John Nathanael Broxon die Bühne betrat. Ein Spotlight leuchtete ihn von schräg unten an.

      Broxon hielt ein Mikro in der Hand.

      Auf einer Leinwand wurden Fotos projiziert. Fotos von abgetriebenen Föten, manche von ihnen eingelegt in Konservierungsmittel.

      "So geht man in New York, dieser Stadt der Sünde mit dem Ebenbild Gottes um!", donnerte die charismatische Stimme jenes Mannes, der sich von seinen Anhängern als 'wahrer Heiliger' feiern ließ.

      Die Bilder wechselten in rascher Folge.

      "Aber der Herr wird die Sünder strafen. Er wird diese Stadt strafen und ihre Unmoral geißeln!"

      "Halleluja!", rief ein enthusiastischer Anhänger dieses religiösen Führers aus dem Publikum heraus und weitere Stimmen fielen in diesen Ruf mit ein. "Halleluja!" Der Gospelchor schwoll etwas an, wurde von einem dezenten Schlagzeug-Rhythmus unterlegt. Ein Walking Bass gab dem ganzen das akustische Fundament.

      Weitere Bilder waren zu sehen.

      Prostituierte, die am Bordstein entlangmarschierten.

      Bilder, wie man sie vor Jahren noch am Times Square oder der Bowery hatte sehen können, bevor die Politik von Bürgermeister Giuliani diese Erscheinungsformen einer Großstadt nach Harlem oder Brooklyn abgedrängt hatte.

      "Du Hure des neuen Babylons, hier zeigst du dein wahres Gesicht!", donnerte die Stimme des selbsternannten Heiligen. "Und jene Kräfte, die eigentlich dafür sorgen sollten, dass es so etwas in unseren Straßen nicht gibt, die Polizei, die Justiz, die städtischen Behörden, sie alle schauen zu und dulden, was dort geschieht! Sie denken gar nicht daran, den Sumpf der Unmoral endgültig trocken zu legen. Aber sie werden ihre Quittung dafür schon bekommen. Denn wahrlich, ich sage euch: Sie sind nicht auf der Seite Gottes!"

      Weitere, in rascher Folge wechselnde Bilder zeigten die Wolkenkratzer des Financial Districts. Es waren Schwarzweiß-Aufnahmen, die die Glas- und Betonpaläste der großen Banken und des New York Stock Exchange zeigten.

      "Dies sind die Türme des modernen Babels, in denen dem Mammon gedient wird. Hier sitzt das Herz dieser sündigen Stadt und die Quelle ihrer bösen Kraft. Die Börse. Das große Kapital der Banken... aber hat nicht der Jesus, den wir als den Sohn Gottes ansehen, gesagt, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr käme, als ein Reicher ins Himmelreich?"

      Ein Raunen ging durch die Menge.

      "Ihr sollt keine Schätze auf Erden sammeln, sondern im Himmel", fuhr John Nathanael Broxon fort. "Aber seit gewiss, dass die Zeit des Untergangs nahe ist. Zuvor aber sammeln wir die wenigen Gerechten. Sie mögen sich mit Schaudern von dem abwenden, was den Sündern bevorsteht..."

      Der Gospelchor wurde jetzt lauter. Das Publikum fiel in den Gesang mit ein.

      Die Menschen fassten sich bei den Händen.

      Das Spotlight wurde gelöscht und so wurde quasi ausgeblendet, während jetzt die Band und der geradezu von einem heiligen Enthusiasmus erfüllte Chor sichtbar wurden.

      Broxon verließ die Bühne, passierte einen schmalen Korridor zu seiner Garderobe.

      Ein Bodyguard passte ihn ab, wich ihm nicht von der Seite.

      Broxon stutzte, als er vor seiner Garderobentür einen Mann warten ah.

      Der Heilige blieb stehen, verengte skeptisch die Augen.

      "Wer sind Sie?"

      "Sie kennen mich!"

      "Nicht, dass ich wüsste!"

      "Ich war zusammen mit Mister Jacky Tasso bei einem Treffen, an dem auch Sie teilgenommen haben, Sir! Mein Name ist Dale Johnson."

      Jetzt dämmerte es Broxon, mit wem er es zu tun hatte.

      "Richtig", murmelte er. "Sie waren unter Tassos Leuten."

      "Können wir uns ungestört unterhalten?"

      "Ist das so dringend?"

      "Das hängt ganz von Ihnen ab. Jedenfalls wird Mister Tasso kaum noch in der Lage dazu sein, Ihnen das zu besorgen, was Sie von ihm verlangt haben."

      John Nathanael Broxon wurde unruhig, versuchte aber seine Nervosität so gut es ging zu verbergen.

      "Was ist passiert? Ich habe versucht, Tasso zu erreichen, aber..."

      "Das möchte ich ungern in der Öffentlichkeit besprechen."

      Broxon öffnete die Tür seiner Garderobe.

      Aus dem großen Saal war das geradezu ekstatische Anschwellen des Gospelchors zu hören.

      "Kommen Sie rein", forderte Broxon.

      Dale Johnson ließ sich das nicht zweimal sagen.

      Broxon verschloss die Tür hinter seinem Besucher.

      Der Leibwächter blieb draußen auf dem Flur.

      Der sogenannte wahre Heilige ließ sich auf einem quietschenden Drehstuhl nieder.

      "Ich höre..."

      "Tasso ist vom FBI geschnappt worden. Keine Sorge, er wird Sie schon nicht verraten."

      "Wie kann ich mir da sicher sein?"

      Dale

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