Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore

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Einäugige Killer: 5 klassische Krimis - Cedric Balmore

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und ließ Sie heraus. Wer war es?«

      »Der Kerl nannte nicht seinen Namen. Es war ein Mann in Ihrem Alter. Er befahl mir, in ein Taxi zu steigen und hierherzufahren«, sagte sie.

      »Er forderte Sie dazu auf, dieses Lokal zu betreten?«

      »So war es, Sir.«

      »Und das haben Sie getan, ohne vorher die Polizei zu benachrichtigen?«

      »Ich — ich hatte Angst«, meinte das Mädchen. »Ich habe noch immer Angst.«

      »Wie sah der Mann aus, der Ihnen den Auftrag erteilte, diese Kneipe aufzusuchen?«

      »Groß, hager und dunkel«, sagte das Mädchen.

      »Würden Sie ihn auf einem Foto wiedererkennen?«

      »Ich — ich weiß es nicht«, murmelte sie und vermied es dabei, mich anzusehen.

      Es war klar, daß sie sich fürchtete und sich nur deshalb vor einer Identifizierung des Mannes zu drücken versuchte.

      »Noch ein Bier, Mister?« fragte mich der Wirt.

      Ich schüttelte den Kopf und machte kehrt, um nochmals telefonieren zu können.

      Im Striptease-Schuppen hämmern die Maschinenpistolen

      Die vier Männer schwiegen. Sie begannen unter der lastenden Stille zu leiden, aber keiner unternahm einen Versuch, das Schweigen zu brechen. Sie blickten durch die Wagenfenster nach draußen, ohne viel von dem zu sehen, was ihre Augen erfaßten.

      Der Chevrolet rollte die 3. Avenue hinauf. Harry Fisher steuerte. Er war der jüngste des Quartetts und ziemlich dandyhaft gekleidet. Von Zeit zu Zeit faßte er verstohlen nach dem aufgeklebten Bärtchen, um sich zu vergewissern, daß es nicht verrutscht war.

      Harry Fisher steckte sich eine Zigarette an, als sie bei Rotlicht an einer Kreuzung stoppen mußten. Er schaute hinaus. Ein Mädchen fing seinen Blick auf und lächelte ihm ins Gesicht. Das Lächeln des Mädchens zerbrach, als Fisher es nicht erwiderte. Er hatte es nicht einmal bemerkt.

      Der Wagen zog erneut an. Tom Woodrow, der neben Fisher saß, sagte plötzlich: »Es stinkt.«

      »He?« fragte Fisher.

      »Es stinkt«, wiederholte Woodrow. Er war ein ziemlich beleibter Mittdreißiger mit einem speckig glänzenden Doppelkinn. »Das Öl, meine ich.«

      Einer der Männer im Fond kicherte. Er hieß Tony Garrit und wurde wegen seiner hohen, brüchig wirkenden Stimme allgemein nur Fistel-Tony genannt. »Wenn ein Polyp seine Nase in unseren Schlitten stecken sollte, rührt den glatt der Schlag. Vier frisch geölte Pusten verbreiten einen penetranten Gestank!« Die Männer stimmten nicht in Garrits Lachen ein. Sie fanden seine Bemerkung keineswegs lustig. Im Gegenteil. Harry Fisher hatte Fistel-Tony sogar in Verdacht, daß er sich und den anderen mit diesen Worten nur zu beweisen versuchte, wie gelassen er der Aufgabe entgegensah. Im Grunde war es der Versuch, sich selber den Mut zu machen, den er nicht hatte.

      Der Wagen bog in die östliche 57. Straße ein und verlangsamte seine Geschwindigkeit.

      »Da vorn steht Ray«, sagte der zweite Mann im Fond. »Ray Alvino.« Der Sprecher hieß Earl Wilson und wirkte wie ein pensionierter Buchhalter. Er war der älteste des seltsamen Quartetts.

      Harry Fisher stoppte in einer Halteverbotszone, da sämtliche Parkplätze besetzt waren.

      Ray Alvino beugte sich zu Woodrow hinab. »Er ist vor zehn Minuten gekommen«, sagte er im Verschwörerton.

      Woodrow nickte gelassen, als habe er keine andere Auskunft erwartet. »Allein?«

      »Nein, mit zwei Gorillas und einer Puppe.«

      »Wer ist die Puppe?«

      »Keine Ahnung«, meinte Alvino. »Ihr müßt jetzt weiterfahren. Es fällt sonst auf.«

      Harry Fisher lenkte den Wagen in die Tiefgarage eines Bürohochhauses. Die Männer stiegen aus. Sie trugen konservative Anzüge von dunkelblauer Farbe, nur Harry Fisher war mit einem stark taillierten Nadelstreifen-Zweireiher bekleidet. Die Männer schauten sich in der Garage um. Um diese Zeit war sie nur knapp zur Hälfte belegt. Die Glasbox des Garagenwärters war leer. Er versah hier nur während der Office-Stunden seinen Dienst, Harry Fisher öffnete die Klappe des Kofferraums. Er nahm einen schwarzen mittelgroßen Koffer heraus. »Artistengepäck« stand auf dem Deckel.

      Harry Fisher knallte die Klappe zu, hob den Koffer auf und ging mit den Männern zum Ausgang. Sie bewegten sich in derselben Aufteilung, wie sie im Wagen gesessen hatten. Tony Garrit und Earl Wilson bildeten die Nachhut.

      Die Männer schwiegen erneut. Es gab nichts mehr zu sagen. Jetzt kam es darauf an, den Plan minuziös einzuhalten. Am Ausgang blieben Garrit und Wilson stehen. Fisher und Woodrow tauchten mit dem Koffer im Strom der Passanten unter.

      »Jetzt«, sagte Wilson, nachdem die beiden Männer einen Vorsprung von etwa fünfzig Schritten gewonnen hatten. Er schlug mit Tony Garrit dieselbe Richtung wie Fisher und Woodrow ein.

      Im Hause Nummer 287 befand sich das Gentleman’s Prisma, ein kürzlich eröffnetes Striptease-Lokal, von dem in New York viel gesprochen wurde. Der Nachtklub bemühte sich mit überhöhten Preisen und überdurchschnittlich gut aussehenden Girls darum, in einer zweifelhaften Branche eine unzweifelhafte Spitzenstellung zu erreichen.

      Der Name des Lokals war insofern zutreffend, als es zu vier Fünfteln von Männern besucht wurde. Fisher und Woodrow passierten den Eingang und stoppten vor einer schmalen Eisentür, die keinerlei Aufschrift trug. Diese Tür war unverschlossen. Woodrow öffnete sie. Hinter der Tür war ein kleiner, schmaler Flur, der an einer zweiten Tür endete. »Bühneneingang« stand auf dieser Tür, »Zutritt für Unbefugte verboten«.

      Neben der Tür lehnte ein hochaufgeschossener junger Mann. Er hatte eine Hand in seiner Jackentasche stecken und blickte hoch, als Fisher und Woo4-row auf ihn zukamen. Zwischen seinen Lippen klemmte eine erkaltete Zigarette. Er spuckte die Zigarette aus und fragte: »Wohin des Weges, Männer?«

      »Was geht Sie das an?« fragte Fisher. »Eine ganze Menge, Kleiner«, sagte der Mann. »Ich werde dafür bezahlt, daß niemand die Girls in ihren Garderoben belästigt.«

      »Das ist neu«, meinte Fisher. »Gestern stand niemand an dieser Tür.«

      »Gestern war gestern, und heute ist heute, Kleiner«, sagte der Mann grinsend. Er hatte dunkle, eng beieinanderstehende Augen und eine auffällig große Nase. Die schmalen Lippen waren nahezu farblos.

      Fisher hob seinen Koffer hoch. »Der Inhalt ist für Tilly bestimmt«, sagte er. »Ihr neues Kostüm. Es ist in letzter Minute fertig geworden. Sie braucht es für ihren Auftritt.«

      »Okay, ich bringe es ihr.«

      »Das ist nicht zu machen, Bohnenstange«, meinte Fisher kopfschüttelnd. »Blas dich nicht auf, öffne uns die Tür, sonst gibt’s kein Trinkgeld.«

      Tom Woodrow stand dem Mann an der Tür genau gegenüber. Woodrows Hand schnellte hoch, fast ansatzlos. Mit der Handkante traf er den Hals des Mannes. Der sackte zusammen und riß in einer Reflexbewegung seine Rechte aus der Jackentasche. In

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