Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Einäugige Killer: 5 klassische Krimis - Cedric Balmore страница 23
Woodrow bückte sich und nahm dem Mann die Waffe ab. Dann holte er ihm die Brieftasche aus dem Jackett. Er öffnete sie, warf einen Blick hinein und stieß einen halblauten Pfiff aus, als er den Führerschein in die Hand bekam. »Die Type heißt Henry Darenger und stammt aus Chicago«, sagte er.
Harry Fishers Augen wurden hart und schmal. »Chicago?« fragte er irritiert.
Tom Woodrow ließ die Brieftasche und die Pistole in seinem Jackett verschwinden. »Einer von Ken Price’ Gorillas«, murmelte er. »Ken denkt an alles, das muß ihm der Neid lassen.«
»An zuviel, wenn du mich fragst«, knurrte Harry Fisher übellaunig. »Wenn Price diesen Darenger hier postiert hat, kann das nur bedeuten, daß er sich gegen einen Angriff von der Bühnenseite her absichern wollte.«
»Na und?«
»Damit wird er sich nicht zufriedengegeben haben. Ich wette, er hat einige seiner Leute im Lokal verteilt. Vielleicht warten die nur auf uns!«
»Sie werden gleich erleben, daß das Warten sich für sie gelohnt hat«, preßte Tom Woodrow höhnisch durch seine Zähne. »Hast du Angst?«
»Quatsch, aber es wäre Wahnsinn, sich einer Übermacht zu stellen.«
»Also doch Angst!«
»Verdammt noch mal, was ist, wenn Ken Price nur auf uns wartet? Hast du etwa Lust, in eine Falle zu laufen?« fragte Fisher erregt.
»Du machst dir gleich in die Hosen«, höhnte Tom Woodrow.
Henry Darenger wälzte sich stöhnend herum und unternahm einen Versuch, auf seine Beine zu kommen. Tom Woodrow holte die Pistole aus seinem Jackett. Er holte aus und setzte den Waffenschaft hart und gezieit auf Darengers Schläfe. Er schlug nochmals zu, auf dieselbe Stelle. Henry Darenger sackte in sich zusammen und verlor das Bewußtsein.
»Warum hast du das getan?« fragte Harry Fisher verdutzt. »Wir hätten ihn in die Mangel nehmen können.«
»Wofür denn? Um uns von ihm einen Haufen Märchen auftischen zu lassen? Das können wir uns nicht leisten«, meinte Tom Woodrow. Er bückte sich nach den Füßen des Bewußtlosen und packte sie mit beiden Händen an. »Mach die Tür auf, los.«
Harry Fisher befolgte die Aufforderung. Tom Woodrow zerrte Darenger über die Schwelle in einen von zwei nackten Glühbirnen beleuchteten Korridor, von dem einige rohe Holztüren abzweigten. Das Mauerwerk war unverputzt; unterhalb der Decke zogen sich ein paar mit Isoliermasse umwickelte Rohre entlang.
»Wohin mit ihm?« fragte Fisher ratlos und schloß die Tür hinter sich.
»Irgendwohin«, keuchte Woodrow. »Wir müssen weg vom Flur.«
Fisher öffnete die erste Tür zu seiner Linken. Er knipste das Licht an. »Hier geht’s«, sagte er. »Sieht aus wie die Requisitenkammer.«
»Klasse«, meinte Woodrow und schleifte den bewußtlosen Darenger in den mit Kulissen und allerlei Gerümpel vollgestellten Raum. »Hier finden wir, was wir brauchen.«
Sie entdeckten ein paar alte Stricke und begannen Darenger zu fesseln und zu knebeln. Als der Mann aus Chicago zu sich kam, konnte er sich nicht rühren. »Wir bestellen deinem Boß ein paar heiße Grüße«, höhnte Woodrow und verließ mit Fisher den Raum, nachdem er das Licht ausgeknipst hatte.
Der Korridor endete an einem dicken Filzvorhang. Als sie darauf zugingen, begann auf der anderen Seite des Vorhangs die Musik zu spielen, Musik, die offenbar von der Platte kam und über eine Stereoanlage gesendet wurde.
Harry Fisher stellte den Koffer heben dem Vorhang auf den Boden. Woodrow teilte den Vorhang gerade weit genug, um mit einem Auge hindurchspähen zu können. Vor ihm befand sich ein hölzernes Podium. Auf ihm bewegte sich im Spotlight von drei Scheinwerfern ein junges rothaariges Mädchen.
Das Mädchen war mit einem Leopardenfell und schwarzen Schaftstiefeln bekleidet. In der Hand hielt es die Peitsche eines Dompteurs. Das Mädchen begleitete den Rhythmus der Musik mit regelmäßigem Peitschenknallen.
»Alles okay?« flüsterte Fisher heiser und setzte sich eine Brille auf.
Woodrow ließ den Vorhang los. Er holte ein schwarzes Tuch aus seiner Hose und band es vor sein Gesicht. »Ich kann nichts erkennen«, sagte er. »Die verdammten Scheinwerfer blenden mich zu stark. Aber das ist die richtige Nummer. Wir müssen warten, bis der Trommelwirbel einsetzt.«
Hinter ihnen öffnete sich eine Tür. Ein Mädchen betrat den Korridor und stutzte erschreckt, als sie die beiden Männer sah, von denen einer maskiert war. Das Mädchen trug einen knöchellangen, mit Pelz besetzten Schiwagomantel aus grünem Samt.
Tom Woodrow war mit drei Schritten bei ihr. Er preßte ihr die Hand auf den Mund und drängte sie in die Garderobe zurück. Er schaute sich um und stellte zufrieden fest, daß die Garderobe kein Telefon hatte. »Bleib hier drin«, befahl er dem Mädchen mit scharfer Stimme. »Es ist besser für dich und deine Gesundheit. Ist das klar?«
Das Mädchen schluckte und nickte heftig. Tom Woodrow zog den auf der Innenseite steckenden Schlüssel ab und verschloß die Tür dann von außen. Als er Harry Fisher erreichte, bückte der sich nach dem Koffer. Er öffnete ihn und entnahm dem Koffer zwei Maschinenpistolen.
»Good bye, Ken Price«, höhnte Woodrow, als er die Waffe entgegennahm und sich mit einem, kurzen Griff davon überzeugte, daß das Magazin richtig eingesetzt war.
Draußen wurde die rhythmische Musik von einem langsam einsetzenden Trommelwirbel abgelöst. Tom Woodrow peilte durch den Vorhang. Das tanzende Mädchen war nur noch mit seinen langen Schaftstiefeln bekleidet. Die Peitsche diente ihm jetzt als Tanzrequisit.
Plötzlich fielen die Schüsse.
Sie waren nur wenig lauter als der anschwellende Trommelwirbel. Die Kugeln trafen die Bühnenscheinwerfer. Schrille Schreie, das harte Schnarren zurückgestoßener Stühle, zerbrechende Gläser und fluchende Männerstimmen erzeugten ein wüstes Lärmkonzert. Der Trommelwirbel in den Lautsprechern brach ab. Das Girl blieb zitternd und fassungslos mitten auf der dunklen Bühne stehen.
Die Schüsse kamen vom Eingang her. Dort standen Earl Wilson und Tony Garrit im Schutz von zwei samtbezogenen Betonsäulen und feuerten gezielt auf die Deckenlampen. Ein Funkenregen bildete den nicht unerwarteten Auftakt zu einem Kurzschluß. In dem Lokal gingen die Lichter aus.
An Ken Price’ Tisch gab es relativ wenig Aufregung. Der Syndikatsboß stieß das neben ihm sitzende Mädchen vom Stuhl. »Hinlegen, nicht rühren!« befahl er ihm.
Er selbst blieb sitzen. Seine beiden Begleiter hatten sich erhoben und ihre Revolver gezogen. Sie standen mit dem Rücken zur Wand und lauerten auf ihre Konterchance. Obwohl ihnen das Aufblitzen der Waffenmündungen verriet, wo die Schützen standen, verzichteten sie darauf, das Feuer zu erwidern.
Einer der Männer säh Licht durch den Bühnenvorhang schimmern. »Es wird am besten sein, wir verdrücken uns durch den Bühnenausgang«, sagte er laut, um gegen den allgemeinen Lärm aufzukommen.
»Gehen wir«, entschied Ken Price und erhob sich. »Du machst den Anfang,. Bob.«