Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Einäugige Killer: 5 klassische Krimis - Cedric Balmore страница 3

Einäugige Killer: 5 klassische Krimis - Cedric Balmore

Скачать книгу

hat es dir gesagt?«

      »Sie sagte, ich hätte Les erschossen. Du weißt so gut wie ich, daß das nicht stimmt. Ich habe keinen Mann erschossen. Ich kenne keinen Les.«

      »Sie hat dich angesprochen und kannte deinen Namen«, stellte Milo fest.

      »Jemand muß ihr einen Bären aufgebunden haben«, meinte ich. »Es gibt dafür nur eine plausible Erklärung. Dieser Les war ihr Liebhaber. Er bedeutete ihr alles. Als er erschossen wurde, wollte sie seinen Tod rächen. Irgend jemand — vermutlich der Mörder — hatte den reizenden Einfall, dem Mädchen weiszumachen, daß ich Les getötet hätte. Was daraus wurde, haben wir erlebt.«

      »Eine hübsche Geschichte«, spottete Milo. »Plausibel, wie du so schön sagst. Du hast nur vergessen, den zweiten Teil der Story zu analysieren. Wer erschoß Corinna Price — und warum?« Milo erwartete offenbar keine Antwort von mir, denn er fuhr fort: »Ich lasse mir etwas dazu einfallen. Ich denke beim Steak darüber nach.«

      »Übernimm dich nicht dabei«, sagte ich und fuhr los.

      Das Haus West End Avenue 414 gehörte zu jenen hochklassigen Apartmenthäusern, in denen zu leben weitaus teurer war als der Kauf eines Bungalows in den Vororten. Der goldbetreßte Portier vor der Kristalldrehtür zeigte, daß die Hausbewohner Wert auf Sozialprestige legten und keine Scheu vor Protzertum hatten.

      Ich zeigte dem Goldjungen meinen Ausweis und versüßte ihm dessen Anblick mit einer Eindollarnote. Die kühle Reserve, mit der er den Schein in seinem Ärmelaufschlag verschwinden ließ, deutete an, daß er größere Trinkgelder gewohnt war.

      »In welcher Etage wohnen die Prices?« fragte ich ihn.

      »In der zweiten, Sir«, erwiderte er. »Sie gehört ihnen.«

      Ich unterdrückte einen Pfiff der Anerkennung und registrierte, daß der Fünfkaräter am Finger der Toten offenbar nicht ihr einziger Vermögenswert gewesen war.

      »Wovon leben die Prices?« erkundigte ich mich.

      Der Portier schaute mich an, als hätte ich wissen wollen, ob New York in Amerika liegt. Soviel Dummheit konnte er nur mit Verachtung strafen.

      »Von ihrem Geld natürlich«, schnarrte er.

      »Eigentlich wollte ich wissen, womit sie es verdienen«, sagte ich bescheiden.

      »Sie haben es«, meinte er knapp. »Das ist alles.«

      »Hm«, machte ich beeindruckt. »Ist jemand von den Prices zu Hause?«

      »Ich glaube.«

      Der mahagoniholzgetäfelte Lift war fast so groß wie mein Wohnzimmer. Seine ledergepolsterten, daunengefüllten Sitze hatten sicherlich mehr gekostet als das, was ich in meinem Zimmer stehen hatte. Vom Lift zur Apartmenttür der Prices führte eine Teppichgalerie, die sich nahtlos in den Luxusrahmen einfügte und gut zu dem wohltönenden Dreiklanggong paßte, den mein Klingeln im Wohnungsinnren auslöste. Die Tür öffnete sich. Ich erlebte eine Sensation, die mich fast aus meinem Salz-und-Pf eff er-Anzug kickte. Vor mir stand Corinna Price!

      Sie trug eine dieser modischen, sehr weit geschnittenen Hosen und dazu eine Chiffonbluse, unter der sie nur ihre I laut offerierte und das, was diese Haut umschloß. Ich hatte einige Mühe, meinen Blick auf das Gesicht des Mädchens zu konzentrieren. Silberblondes Haar, seegrüne Augen, lange Wimpern.

      »Sie wünschen?« fragte mich die junge Dame. Die Stimme brachte mich auf den Erdboden zurück. Sie war um eine Nummer dunkler als die Corinnas.

      »Ich bin Jesse Trevellian vom FBI«, stellte ich mich vor.

      Der volle weiche Mund des Mädchens formte sich zu einem rotschillernden Krater. »Oh«, hauchte sie. »FBI?«

      Ich hatte das Empfinden, daß sie meinen Namen zum erstenmal hörte.

      »Ich habe heute Ihre Zwillingsschwester kennengelernt«, sagte ich ernst. »Corinna.«

      »Ich bin Corinna«, meinte das Girl. »Wie heißt Ihre Schwester?«

      »Lala«, sagte das Mädchen.

      »Wie bitte?«

      »Lala«, wiederholte sie. »Lala Price. Ein Einfall meines Vaters. Kommen Sie herein, bitte.«

      Die Diele war hell beleuchtet. Als Corinna Price vor mir die Diele durchquerte, hatte ich Gelegenheit, die Bewegungen ihrer delikat geformten Schulterblätter unter dem durchsichtigen Chiffon zu bewundern. Das Wohnzimmer lenkte mich davon ab. Es hatte den Stil und den Pfiff eines Raumes, der von einem geschmackssicheren Innenarchitekten geformt worden war. Wir setzten uns. Corinna Price lehnte sich zurück. Der Stoff der Bluse modellierte ihren Oberkörper ebenso zärtlich wie herausfordernd.

      »Was ist mit Lala?« fragte sie.

      »Sie ist tot«, sagte ich.

      Corinna Price setzte sich abrupt auf. »Nein!« hauchte sie.

      »Sie wurde erschossen«, sagte ich. »Mitten auf der Straße.«

      Das Mädchen starrte mich an. Ihr Gesicht wirkte wie gemeißelt. Es war von makelloser Schönheit. Es war unmöglich, zu erkennen, ob sie der Schreck, das Entsetzen oder die Trauer lähmten, oder alles zusammengenommen. Ich war nicht sehr stolz darauf, gleichsam mit der Tür ins Haus gefallen zu sein, aber die Erfahrung sprach dafür, Botschaften dieser Art direkt anzubringen. Jede andere Methode macht es nur viel schlimmer.

      »Wer hat es getan?« flüsterte sie. Ihr Blick ging dabei starr ins Leere.

      »Ich weiß es nicht. Der Schuß wurde aus einem vorüberfahrenden Wagen abgegeben.«

      »Das ist… Es ist sinnlos«, murmelte Corinna Price. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ich holte eine Packung Zigaretten aus der Tasche. Mein Blick streifte die Bluse des Mädchens. Ich haßte mich dafür. Diese Situation ließ keinen Raum für Frivolitäten, andererseits wirkte das Mädchen wie ein Magnet, und sie selber war es, die diesen Magnet aufgeladen hatte. Ich hielt ihr das Päckchen unter die Nase. Sie griff mechanisch danach. Ich gab ihr Feuer, dann steckte ich mir selber eine Zigarette an.

      »Es würde mich interessieren, zu erfahren, wer Les war und welche Rolle er in Lalas Leben spielte«, sagte ich.

      »Les?«

      Ich nickte. »Diesen Namen nannte Ihre Schwester, als sie mich mit der Pistole bedrohte. Sie wollte mich töten.« Corinna Price starrte mir in die Augen. »Lala… Sie töten? Sie haben den Verstand verloren! Mein Gott, und ich dachte schon, es wäre wahr.«

      »Es ist wahr, auch wenn es wie der Bericht eines Verrückten klingt«, sagte ich. »Rufen Sie die Mordkommission an — oder warten Sie ihren Besuch ab. Der Fall wird von Lieutenant Baker bearbeitet. Er wird hier aufkreuzen, sobald er die Ermittlungen am Tatort abgeschlossen hat.«

      »Wird er — wird er die Wohnung durchsuchen?« fragte mich das Mädchen. Ich bemerkte, daß sich ihre Muskeln ein wenig strafften. Ich fragte mich, was sie mit der Frage bezweckte und was sich dahinter verbarg.

      »Nur wenn jer die Notwendigkeit dafür sieht — und wenn er einen Haussuchungsbefehl

Скачать книгу