Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore

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Einäugige Killer: 5 klassische Krimis - Cedric Balmore

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weiß, was Sie gesagt haben«, nickte ich. »Es wird in der Anklageschrift stehen.«

      Er stand auf und schob die Daumen in seinen Hosenbund. Er stand mit gespreizten Beinen vor mir wie ein verhinderter Cowboy. »Sie werden keine Anzeige erstatten«, sagte er. »Das würde Ihnen nämlich nur Ärger einbringcn. Sie vergessen, daß ich für einen verdammt einflußreichen Mann arbeite.«

      »Ich weiß«, sagte ich. »Für Ken Price. Ich befürchte freilich, daß er Ihnen nicht die gewünschte Rückendeckung bieten wird. Im Gegenteil. Er hat allen Grund, auf Sie sauer zu sein. Sie konnten nicht vermeiden, daß Lala ermordet wurde, und das Ungeschick, das Sie in dieser Situation bewiesen haben, dürfte Price zweifellos auf die Palme bringen.«

      Stan Pollock sah betreten aus. Er blinzelte. Ihm schien erst jetzt zu dämmern, was ich gesagt hatte. »Lala wurde ermordet?« murmelte er.

      Irgendwo in der Wohnung klingelte ein Telefon. Corinna Price machte kehrt und ging hinaus.

      »Erschossen«, sagte ich. »Vor meinen Augen!«

      »Und das haben Sie nicht verhindert?« stieß Pollock hervor.

      »Es ist schwer, mit einem Meuchelmörder fertig zu werden«, sagte ich. »Ich habe ihn nicht einmal gesehen. Lala stand zwischen ihm und mir. Er schoß aus einem vorüberfahrenden Wagen. Hatten Sie den Auftrag, Lala zu beschützen?«

      »Nein — ich bin für Corinna zuständig«, meinte Pollock. »Wo ist denn bloß Fred gewesen? Er trug die Verantwortung für das Mädchen!«

      »Wie lautet sein voller Name?«

      »Fred Harper.«

      »Wo finde ich Les?«

      Ich beobachtete ihn scharf bei meiner Frage. Er machte nicht den Eindruck, als ob er etwas zu verbergen hätte. »Von welchem Les reden Sie? Ich kenne mehrere.«

      »Ich meine den, der erschossen wurde.«

      Er schüttelte den Kopf. »Da müssen Sie mir schon den vollen Namen nennen. Ich weiß von keinem Les, den es erwischt hat. Soviel ich weiß, sind sie alle noch gesund und munter.«

      »Das meinten Sie yor einei' Minute auch von Lala zu wissen«, sagte ich.

      »Da haben Sie recht«, meinte er und zählte mir die Namen einiger Männer auf, die sich Les oder Lester nannten. Es handelte sich dabei um zwei Barbesitzer, um den Inhaber eines Wettbüros, um einen Autohändler und um einen Theateragenten.

      Ich notierte mir die Namen und fragte dann: »Wo wohnen Sie?«

      »Ich? Hier im Haus. Fred und ich haben je ein Zimmer in der Mansarde.«

      »Wann hat Fred Harper heute das Haus verlassen?«

      »Zusammen mit Lala Price, gegen zehn Uhr, würde ich sagen, also kurz nach dem Frühstück.«

      »Wohin gingen die beiden?«

      »Keine Ahnung. Sie gingen nicht zusammen. Lala konnte Fred nicht leiden. Sie haßte ihn. Sie nahm seine Gegenwart nicht zur Kenntnis. Ihm war das egal. Er folgte ihr, wohin sie ging. Das war sein Auftrag, und daran hielt er sich.«

      Corinna Price kehrte zurück. »Der Anruf war für Sie«, teilte sie mir mit. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer. Milo war an der Strippe.

      »Das Steak war phantastisch groß«, sagte er, »aber nicht groß genug, um sich eine Stunde daran festzuhalten. Darf ich daran erinnern, daß du mich abholen wolltest?«

      »Es ist einiges dazwischengekommen«, sagte ich. »Schnapp dir ein Taxi, und fahr zurück zum District Office. Merke dir die Namen Fred Harper, Stan Pollock und Bernie Hobson. Kannst du sie behalten? Ich möchte, daß du unsere schlaue Kartei befragst und feststellst, ob sie diese Namen enthält.«

      »Okay«, sagte Milo. »Für dich und einen fetten Spesensatz tue ich beinahe alles.«

      Als ich auflegte, klingelte es an der Tür Sturm. Die Polizei traf ein. Ich war dabei, als sie den noch immer bewußtlosen Bernie Hobson abtransportierten, und gab zu Protokoll, was ich erlebt hatte. Als ich meinen Namen daruntersetzte, kreuzte Lieutenant Baker auf. Er blinkerte ein bißchen, als er Corinna Price’ durchsichtige Bluse sah. Seinem Assistenten fielen fast die Augen aus den Höhlungen. Ich wiederholte, was schon gesagt worden war, zeigte Baker die Brillanten und verabschiedete mich von ihm, nachdem er mir zugesichert hatte, Lala Price’ Zimmer gründlich zu durchleuchten.

      Ich fuhr zum District Office. Als ich die Rezeption passierte, sagte mir ein Beamter: »Sir, Mr. McKee erwartet Sie.«

      Ich bedankte mich und fuhr mit dem Lift nach oben. Eine Minute später stand ich dem Chef gegenüber. Ich glaubte, er wünschte über die seltsamen Umstände von Lala Price’ Tod unterrichtet zu werden, aber ich täuschte mich.

      Mr. McKee war alles andere als uninteressiert, wenn es um Verbrechen ging, aber er achtete streng auf die Einhaltung der Kompetenzbereiche und kümmerte sich nur um die Fälle, die das FBI betrafen.

      »Milo muß gleich hier sein«, meinte er und wies einladend auf einen Besuchersessel. Ich setzte mich. Mr. McKee sichtete einige Zettel, die auf seinem Schreibtisch lagen. Er blickte hoch, als Milo das Office betrat.

      »Neuigkeiten aus dem Fernschreiber?« erkundigte er sich gespannt.

      »Nicht in dieser Sache, Sir«, erwiderte Milo und nahm neben mir Platz. Ich hatte keine Ahnung, was während meiner Abwesenheit geschehen war und worum es ging. Mr. McKee lehnte sich in seinem Drehsessel zurück und schaute mich an.

      »Milo ist bereits informiert«, meinte er. »Die Hartford-Diamanten sind gestohlen worden. Zwei Rohdiamantenhändler — Will Hartford und Amery Broadstairs — wurden mit ihrer Privatmaschine auf dem Flug von Philadelphia nach New York abgeschossen. Die Händler kamen bei dem Absturz ums Leben. Als man die Leichen und das Wrack entdeckte, waren die Diamanten verschwunden. Der Absturz ereignete sich drüben in Jersey, unweit von Applegarth.«

      »Ziemlich einsame Gegend«, warf Milo ein.

      »Abgeschossen?« fragte ich verblüfft. »Wie im Krieg?«

      »Wie im Krieg, wenn auch nicht mit Raketen oder Bordwaffen«, bestätigte Mr. McKee. »Das Flugzeug wurde mit Geschoßgarben aus einigen Maschinenpistolen zur Strecke gebracht.«

      »Von einer auf gleicher Höhe fliegenden Maschine?« fragte ich.

      Mr. McKee nickte. »Offenbar. Die Lage und die Einschußwinkel der Geschosse sprechen jedenfalls dafür. Die Schüsse wurden aus einer Entfernung von zwanzig Yard abgegeben. Der Pilot der Killermaschine muß ein routinierter Flieger sein, denn er unterschritt mit diesem Manöver bei weitem den Sicherheitsabstand. Wir haben inzwischen die Start- und Landelisten aller in Frage kommenden Flugplätze studiert. Viel ist dabei nicht herausgekommen. Gestern abend waren zur fraglichen Zeit über Jersey genau einhundertsiebenundneunzig Privatmaschinen in der Luft. Ich befürchte freilich, daß das von uns gesuchte Flugzeug weder eine Bordbucheintragung erhielt noch von einem lizenzierten Platz gestartet wurde.«

      »Wann sind die Diamantenhändler losgeflogen?« fragte ich.

      »Gestern abend um neunzehn Uhr«, sagte Mr. McKee. »Der Abschuß erfolgte zwölf Minuten später.

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