Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore
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Читать онлайн книгу Einäugige Killer: 5 klassische Krimis - Cedric Balmore страница 6
Stan steigerte das Tempo. Es war klar, daß er eine rasche Entscheidung erzwingen wollte. Mir war das nur recht. Ich ging klaglos mit, blockte einige seiner Haken ab und kam zweimal hart mit det Linken durch.
Er hatte fabelhafte Nehmerqualitäten, aber als ich ihn zum drittenmal traf, begannen seine Augen wie Sülze zu wabbern. Ich roch Morgenluft und legte noch ein paar Touren zu. Das war mehr, als mein Gegner verkraften konnte. Er baute rasch ab. Als meine Rechte genau auf dem Punkt landete, fiel er um und blieb reglos liegen.
Ich nahm seinen Revolver an mich und klopfte meinen Gegner nach Waffen ab. »Wie heißt er?« fragte ich das Mädchen.
»Stan Pollock.«
»Er ist einer Ihrer Gorillas, nicht wahr?«
»Ja, er wird von Papa bezahlt.«
Ich richtete mich auf und trat an den zweiten Mann heran. Ich sah, daß der Mann eine Stichwunde in der Brust hatte und bewußtlos war.
»Wer ist das?« fragte ich sie.
»Ich kenne ihn nicht«, meinte Corinna Price mit bebender Stimme. »Sie haben doch gehört, was Stan sagte. Er hat diesen Mann hier in Lalas Schlafzimmer überrascht.«
Ich blickte zum Fenster. Es war geöffnet. Die duftigen Gardinen bauschten sich im Wind. »Rufen Sie die Ambulanz und die Polizei an«, sagte ich, ehe ich mich aus dem Fenster beugte.
Corinna Price machte kehrt.
»Von hier, bitte!« rief ich ihr zu. »Ich möchte hören, was Sie zu sagen haben.«
»Die Notrufnummer?« fragte das Girl. Ich nickte und schaute aus dem Fenster. Das Fenster wies zum Hof. Von der Feuerleiter aus war es ohne Mühe über einen ziemlich breiten Steinsims zu erreichen. Ich sah die frischen Kratzspuren auf dem Sims und schloß das Fenster. Ich hörte mir an, was Corinna Price zu sagen hatte, und beugte mich über den Bewußtlosen. Sein Blutverlust hielt sich in Grenzen. Soweit ich es beurteilen konnte, bestand keine Gefahr für sein Leben.
Ich holte ihm die Brieftasche aus dem Jackett. Sie enthielt zwei brandneue Hundertdollarnoten und einen Führerschein auf den Namen Bernie Hobson.
»Sagt Ihnen der Name Hobson etwas?« erkundigte ich mich bei dem Girl, das gerade den Hörer auflegte.
»Nein.«
Ich schaute mich in dem Zimmer um. Auf dem Toilettentisch herrschte ein funkelndes Durcheinander von Parfümflakons und anderen Schminkutensilien. An einem Badeölfläschchen lehnte ein kleines Ledersäckchen. Es nahm sich auf dem Tisch wie ein Fremdkörper aus.
Ich blickte in den Spiegel, als ich das Säckchen ergriff. Corinna Price schenkte mir keine Aufmerksamkeit. Sie starrte noch immer die am Boden liegenden Männer an.
Ich öffnete das Säckchen. Aus seinem halbdunklen Innern leuchtete es mir kalt entgegen. Ich schüttete den Inhalt auf meine Handfläche. Die scharfkantigen, ungeschliffenen Steine verursachten auf meiner Haut ein seltsames kribbelndes Gefühl.
Corinna Price trat neben mich. Sie starrte die Steine an. »Was ist das?« fragte sie.
»Rohdiamanten«, erwiderte ich.
»Wie kommen sie in Lalas Zimmer?«
»Keine Ahnung. Sehen Sie die Diamanten zum erstenmal?«
»Ja«, antwortete Corinna Price. »Was sind sie wert?«
»Ich bin kein Fachmann — aber ich sehe, daß selbst nach dem Schliff im Durchschnitt drei- bis vierkarätige Brillanten übrigbleiben dürften. Grob geschätzt enthält der Beutel Rohdiamanten im Wert von zweihunderttausend Dollar.«
»Vielleicht handelte Lala damit«, sagte Corinna Price. »Sie machte gern Geschäfte.«
»Mit wem?«
»Mit dem Tod«, sagte Corinna Price bitter. »Das haben Sie doch inzwischen festste!len können.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich die Steine zur Untersuchung mitnehme und unserem Labor anvertraue? Sie erhalten dafür eine Quittung.«
»Nicht nötig«, meinte Corinna Price und winkte ab. »Ich vertraue Ihnen.«
»Vorhin sah das nicht so aus.«
»Weil ich mich weigerte, Ihnen Lalas Zimmer zu zeigen? Das glaubte ich ihr und unserem Namen schuldig zu sein. Es war nicht böse gemeint.«
Ich ließ das Säckchen in meine Jackettasche gleiten. Stan Pollock wälzte sich auf den Rücken. Er starrte mich an, ohne dabei zu zeigen, was er dachte. Ich fragte mich, ob er das Gespräch zwischen Corinna Price und mir mitgehört hatte.
Er stemmte sich hoch, schleppte sich zu einem Stuhl und ließ sich aufatmend, mit gespreizten, weit ausgestreckten Beinen, darauffallen. »Sie hatten Glück«, knurrte er. »Solche Sonntagstreffer gelingen nur Anfängern.«
Ich ignorierte die lendenlahme Entschuldigung für seine Niederlage und sagte: »Sie haben ihn niedergestochen, nicht wahr? Die Stichwunde ist noch keine zehn Minuten alt.«
Stan Pollock riß die Augen auf. »Was sagen Sie da? Wen soll ich niedergestochen haben?«
»Diesen Mann hier. Bernie Hobson.«
»Ich wußte nicht mal, wie er heißt«, behauptete Stan Pollock. »Natürlich sah ich, daß er blutete. Ich dachte, er hätte eine Schußwunde abgekriegt und sich hier verkrochen.«
»Meinen Sie, er hätte es geschafft, mit einer Schußwunde über die Feuerleiter und den Steinsims in dieses Zimmer zu gelangen?«
»Es gibt zähe Burschen«, meinte Stan Pollock. »Ich wurde aufmerksam, als ich im Zimmer ein Geräusch hörte. Ich öffnete die Tür und sah diesen Burschen am Schrank lehnen. Er preßte eine Hand auf seine Brust und sah im Gesicht aus, als hätte er zuviel Pfefferminzlikör getrunken. Ich hatte keine Mühe, ihn zu überwältigen.«
»Eine beinahe hübsche Geschichte«, sagte ich. »Halten Sie es für möglich, daß Bernie Hobson uns eine andere Version des Geschehens geben wird?«
»Was geht mich das an?« raunzte Pollock gereizt. »Dann steht eben Aussage gegen Aussage!«
»Warum hielten Sie Hobson den Mund zu, als er zu schreien versuchte?«
»Sie haben Humor«, meinte Stan Pollock. »Ich wußte, daß Corinna Besuch hat. Ich wollte vermeiden, daß es wegen dieses Einbrechers Krach gibt. Ich hatte vor, mich mit ihm unter vier Augen zu unterhalten.«
»Als Botschafter des Satans, nicht wahr?« spottete ich.
Seine Augen funkelten. »Warum nicht? Es zahlt sich erfahrungsgemäß aus, wenn man die Leute einschüchtert.«
»Ich beweise Ihnen das Gegenteil«, sagte ich. »Ein Schuß auf einen G-man läßt keinen Richter unbeeindruckt — vor allem dann nicht, wenn der Schütze, wie ich vermute, eine Latte von Vorstrafen hat.«
Stan