Ethnobombe. Michael Exner

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Ethnobombe - Michael Exner

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waren sie in der Kabine, überfiel sie ihn: „Alva, du musst mir etwas versprechen. Der Impfstoff, den ihr herstellen wollt, muss doch getestet werden.“

      „Ja, natürlich“ Alva wusste nicht, worauf sie hinaus wollte. „Den Prototyp fliegen wir nach Pittsburgh. Dort haben wir alles, was wir brauchen.“

      „Du meinst Tiere?“

      „Ja, das lässt sich nicht vermeiden.“ Da Sibo wusste immer noch nicht, um was es ging.

      „Ich weiß, das ist schlimm genug. Aber ich meine etwas anderes. Es muss dann auch Versuchs- also Testpersonen geben. Du musst mir versprechen, dass du nicht… ich meine so wie O'Hara…“ Jetzt weinte sie. „Versprich es mir!“ Er zog ihren Kopf an seine Brust. „Ich verspreche es dir.“ Dann kippte er auf das Bett und fing leise an zu schnarchen.

      Sechs Wochen später wurde das erste Testserum nach Pittsburgh geflogen.

       Delgado Enterprises

       Guatemala

      Sie hatten sich ausgiebig mit dem Geologen und dem Bergbauingenieur von GeoMarin unterhalten. GeoMarin war ein Unternehmen aus Norwegen, das sich schon vor 15 Jahren auf den unterseeischen Abbau von Bodenschätzen spezialisiert hatte. Zuerst ging es meist um das Absammeln von Manganknollen. Später fand man Möglichkeiten, Methanhydrat zu fördern. Das Eis in Größenordnungen aus dem Meeresboden zu kratzen, war möglich, aber zu teuer. Das lohnte sich erst ab 2020, als die Preise für Öl und Kohle ein Niveau erreichten, das alle daran erinnerte, dass die Vorräte endgültig zu Ende gingen. Jahrzehntelang wurde das Ende der Vorräte an den klassischen fossilen Brennstoffen nach hinten verschoben, weil immer wieder ergiebige Vorräte in irgendeiner gottverlassenen Ecke der Welt gefunden wurden. Oder man nutzte neue Verfahren, um fossile Brennstoffe zu fördern. Bekanntestes Beispiel war das sogenannte Fracking, bei dem so massive Umweltschäden wie nie zuvor in Kauf genommen wurden. Und als der Hunger nach Energie weiter stieg und es immer schwieriger wurde, Genehmigungen für neue Atomkraftwerke zu bekommen, suchte man unter dem Meeresboden weiter. Hier Öl und Gas zu fördern, war relativ leicht, aber die Kohle hoch zu holen unwahrscheinlich aufwendig. Die Preise stiegen und stiegen. Und endlich lohnte es sich, das extrem flüchtige Methaneis zu fördern. Die Vorräte schienen im Vergleich zu Öl, Kohle und Gas fast unerschöpflich. Inzwischen ging man davon aus, dass im Methanhydrat drei bis viermal so viel Kohlenstoff gebunden war wie in allen Öl-, Gas- und Kohlevorkommen der Welt zusammen. Man konnte es nur nicht einfach an die Oberfläche holen, weil es sich im Handumdrehen auflöste.

      Die Deutschen hatten mit großem Aufwand über viele Jahre ein Verfahren entwickelt, bei dem man Kohlendioxid unter den Meeresboden drückte. Das verdrängte das Methan, das dann abgeleitet werden konnte. Eine einigermaßen saubere Methode, bei der sogar der Klimakiller CO2 verklappt werden konnte. Das Verfahren war allerdings so teuer, dass es sich nicht rechnete. Außerdem konnte es nur bei bestimmten geologischen Strukturen angewendet werden.

      Man versuchte dann, das Methanhydrat unter der Meeresoberfläche aufzulösen und das aufsteigende Methangas mit riesigen Glocken aufzufangen. Man konnte das Methaneis nur nicht überreden, sich schön gleichmäßig in Methan und Wasser zu spalten. Entweder ging es viel zu langsam oder es kam zu unkontrollierbaren heftigen Reaktionen, bei denen binnen kürzester Zeit Tausende Kubikmeter Gas frei wurden, die man nicht so schnell auffangen und ableiten konnte. Das Problem war, dass das Methaneis bei der Aufspaltung sein Volumen auf das 160fache ausdehnte. Letzten Endes arbeitete man mit riesigen kaskadierenden Auffangglocken. Diese Anlagen erforderten Plattformen auf dem Meer, gegen die sich die Ölplattformen der Jahrtausendwende wie Spielzeuge ausnahmen. Das Ganze ließ sich aber immer noch besser vermarkten als beispielsweise die Ausbeutung der kanadischen Ölsandvorkommen, was das Devastieren von Tausenden Quadratkilometern unberührter Natur bedeutete. Die Methanplattformen, die über den Kontinentalböschungen standen, schienen vergleichsweise harmlos.

      Man hatte sich zunächst auf die Arktis konzentriert, weil es hier schon Vorkommen ab ca. 350 Meter Tiefe gab, aber es war schwierig, das Hydrat dazu zu bringen, sich zu spalten. Die Temperaturen waren einfach zu niedrig. Einfacher war es in den gemäßigten Breiten und Tropen, aber hier gab es erst ab ca. 600 Meter ergiebige Vorkommen.

      Trotz aller Schwierigkeiten waren die Firmen, die beizeiten in das Methanhydrat-Geschäft einstiegen, jetzt am Drücker. Eben Firmen wie GeoMarin. Sie schickten seit Jahren ihre Experten um die Welt, um Vorkommen zu suchen, die ergiebig und leicht abbaubar waren. Und GeoMarin war in den letzten Jahren auch in der Karibischen See unterwegs gewesen, um die Methaneis-Lagerstätten zu kartieren.

      Der Ingenieur zeigte bereitwillig die gefundenen Vorkommen. Delgado hatte vorgetäuscht, massiv in das Unternehmen investieren zu wollen und gerade die Förderung in der Karibik voranzutreiben. Seine Fragen nach einigen der Antilleninseln verwirrten den Mann von GeoMarin. Er wollte partout nicht einsehen, dass es von Vorteil wäre, dort zu fördern. Die Vorkommen seien dort nicht ergiebig genug.

      „Wenn Sie in dieser Gegend fördern wollen, dann am Rand des Puerto-Rico-Grabens. Dort haben wir Vorkommen gefunden, die so ergiebig sind, dass sie Jahrzehnte dort zu tun hätten. Allerdings gibt es ein enormes Risiko, weil die Hänge des Grabens zu steil sind.“ Paolo Morta sah sofort, dass seine Gegenüber nicht den blassesten Schimmer hatten, wovon er redete. Aber das war er gewohnt. Gerade diese arroganten Geldsäcke interessierten sich nur für die Dividende, die das Unternehmen abwarf und nicht für seine Arbeit und die seiner Mitarbeiter. Immerhin zeigte dieser Delgado wenigstens so viel Interesse, dass er sich die Grundlagen erklären lassen wollte.

      „Das einzige Verfahren, das weltweit momentan angewandt wird, ist folgendes: Man verankert die Methanplattform an einem Kontinentalhang über einem Hydratvorkommen. Anhand der Beschaffenheit des Hanges und seiner Neigung werden eine Reihe kontrollierter Sprengungen am Meeresgrund ausgelöst. Das ergibt im Idealfall eine Hangrutschung von einigen Hektar. Es werden ein paar Hunderttausend Kubikmeter Gas frei, die durch gigantische Glocken aufgefangen werden. Jetzt wird dieses Gas abgeleitet, verflüssigt oder zu Pellets verarbeitet und mit Schiffen in alle Welt verfrachtet. Soweit die Theorie. Das funktioniert nur in zwei von drei Fällen. Die anderen Sprengungen krepieren, das heißt, die Rutschung legt nicht genug Methanhydrat frei.

      Etwa jede Hundertfünfzigste Sprengung gerät außer Kontrolle. Dann kann es passieren, dass eine Art Kettenreaktion ausgelöst wird und aus ein paar geplanten Hektar werden einige Hundert Quadratkilometer Schlammlawinen. Das wiederum ergibt einen BlowOut, der sogar die bis zu zweihundert Hektar großen Plattformen in Gefahr bringt. Bis jetzt ist noch keine zerstört worden, aber in mehreren Fällen so beschädigt, dass sie für Monate ausgefallen sind. Und genau diese Gefahr ist am Puerto-Rico-Graben ungleich größer als an den meisten Kontinentalhängen. Der Meeresboden fällt viel zu steil ab, so dass es kaum möglich ist, die Auswirkungen der Sprengungen zu berechnen. Und wenn dort eine Rutschung außer Kontrolle gerät, kann es eine Katastrophe geben, die die ganze Region in Mitleidenschaft zieht. Dabei gibt es nicht nur das Problem der steilen Hänge, sondern auch noch die Tatsache, dass das Gebiet tektonisch aktiv ist.

      Der Puerto-Rico-Graben bildet den nördlichen Teil der tief eingeschnittenen Nahtstelle von Nordamerikanischer Platte im Norden und Karibischer Platte im Süden und ist stellenweise über 9000 Meter tief. Dort gibt es immer wieder Seebeben, die sozusagen natürliche Hangrutschungen auslösen. Das gibt es dort seit Millionen von Jahren, aber erst in den letzten Jahrzehnten kommt dabei die Gefahr dazu, großflächig Methanhydrat-Vorkommen freizulegen und damit auch die Schifffahrt zu gefährden. Der Anstieg der Temperaturen der Weltmeere hat das Methaneis so instabil gemacht.

      Schon diese Tatsache dürfte verhindern, die Genehmigung zu bekommen, in diesem Gebiet mit den bekannten Methoden Methan zu fördern.

      Wir haben das Gebiet sehr genau kartiert. Wenn wir bei der Entwicklung neuer, sicherer

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