Ethnobombe. Michael Exner

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Ethnobombe - Michael Exner

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Ja, ich habe ihn pausenlos Maß genommen. Er behauptete, die Misserfolge lägen daran, dass wir nur an Versuchstieren testen konnten. Er wollte, dass wir ein paar von den Einheimischen wegfangen sollten. Sie erinnern sich, ich habe gefragt.“

      „Ja, und ich habe abgelehnt, weil wir uns kein Aufsehen leisten können. Für die ansässige Bevölkerung sind wir eine friedliche Forschungsstation für die hiesige Wüstenfauna und -flora. Da können wir uns keine Gerüchte wegen ein paar verschwundener Mauretanier erlauben. Was ist genau passiert?“

      „O'Hara hat sich im Abstand von 3 Tagen zwei Impfungen gesetzt. Nach weiteren 10 Tagen hat er sich infiziert und zwei Tage später in Quarantäne begeben. Soweit alles normal. Da das am Wochenende passiert ist und niemand die ungenutzte Quarantänestation kontrolliert, ist es nicht entdeckt worden.“

      „Weiter!“

      „In der übernächsten Nacht ist O'Hara aus der selbst verordneten Quarantäne ausgebrochen und ist mit dem kleinen Jet nach Nouâdhibou geflogen, dort ein paar Stunden durch die Gassen geirrt und in einer Bar zusammengebrochen.“

      „Warum? Ich meine, warum ist er geflohen. Er hätte sich behandeln lassen können.“ Kalner hatte sich vorgebeugt.

      Agah Bayari nickte. „Das haben wir uns auch gefragt. Wir können nur spekulieren. Wahrscheinlich sind die psychischen Veränderungen, die wir bei den Laboraffen beobachtet haben, beim Menschen ungleich gravierender. Er hat vielleicht Wahnvorstellungen gehabt und ist deshalb an die Küste geflogen.“

      „Und weiter?“

      „Er ist in der Bar gestorben. Hat wohl noch ein paar Leute einer Touristengruppe angesteckt, die am nächsten Tag abgeflogen ist. Den Rest kennen Sie.“

      Kalner dachte nach. Sie mussten schnellstens verschwinden. Aber das war das kleinere Problem, darauf waren sie vorbereitet. Viel mehr Sorgen machte er sich über die Reaktion seiner Auftraggeber. Er wusste nicht, wie er ihnen erklären sollte, dass er den eingetretenen Fall nicht vorhergesehen hatte. Er hätte wissen müssen, dass dieses unzuverlässige Zivilistenpack nicht zu berechnen war.

      „Verdammte Eierköpfe“ knurrte er. Dann straffte er sich und griff zum Telefon. „Ja, Kalner hier, bereiten Sie die Evakuierung vor. Nein, nicht 'Rot', nur 'Gelb', also morgen Mittag, 1300.“

       Passagierschiff ‚Maaru‘

       Kleine Antillen

      Am nächsten Morgen kamen die Hubschrauber.

      Und die Patrouillenboote.

      Und die Seuche erreichte Europa.

      „Ausgerechnet Andalusien. Spanien hat schon vor 5 Tagen sämtliche Grenzen dicht gemacht, alle Häfen und Flughäfen geschlossen. Und trotzdem…“

      Sie saßen wieder im Konferenzraum und versuchten die neuen Nachrichten zu verdauen.

      Kampa sprach weiter: „Das Seltsamste ist, dass die Seuche nicht in irgendeiner Hafenstadt Spaniens ausgebrochen ist sondern mitten in Andalusien, in Marmolejo, ein verschlafenes Nest am Rande der Sierra Morena, ohne Flughafen. Keine nennenswerte Industrie, praktisch kein Tourismus, nichts.“ Verzweiflung sprach aus ihrer Stimme.

      Sara fragte: „Was heißt ‚praktisch kein Tourismus‘? Gibt es trotzdem Möglichkeiten der Einschleppung?“

      „Wir haben nur eine Möglichkeit gefunden. Einen ziemlich seltsamen Kerl aus Ostdeutschland, der zwei Mal im Jahr mit dem Auto nach Marmolejo fährt, um einen exzentrischen deutschen Zahnarzt im Altersruhestand dort zu besuchen.“

      „Der fährt mit dem Auto durch halb Europa, statt zu fliegen? Das müssen doch bestimmt 3000 Kilometer sein.“ Alva staunte nicht schlecht.

      „Das hat uns auch gewundert. Hat aber den einfachen Grund, dass er seinen Bekannten- und Verwandtenkreis mit Produkten aus Spanien versorgt, in erster Linie Oliven und Olivenöl, Schinken, Wurst, Whiskey usw. Kriegt er natürlich nicht mit dem Flugzeug weg. Wir sind dabei, den Typen und sein Umkreis zu untersuchen – bisher kein positives Ergebnis. Allerdings wäre dieser Mann der ideale Überträger, denn sein Urlaub dort scheint daraus zu bestehen, den halben Tag durch die Bars zu ziehen, Bier und Tappas in Größenordnungen zu konsumieren und dabei natürlich Dutzende Leute zu treffen.“

      Sara schüttelte den Kopf. „Leute gibt’s…“

      Anna Kampa wollte das Thema wechseln.

      Sie hatte als erstes heute Morgen vorgeschlagen, die Pandemie einfach 'die Seuche' zu nennen. Alle hatten es schulterzuckend hingenommen. Diese Bezeichnung war so gut wie jede andere.

      Es begann ein lahmes Rätselraten, wie denn die Seuche mitten in einem hermetisch abgeriegelten Land ausbrechen konnte.

      Ein Gong ertönte und Grabers verschwitztes Gesicht erschien auf dem Monitor. „Kann ich gleich sprechen? Ja? Dann Guten Morgen miteinander. Das heißt, ich weiß nicht, ob es ein guter Morgen…“

      „Hallo?“ Kampa war sauer.

      „Jaja, also ich habe Neuigkeiten, was das Patientenprofil entspricht. Wir haben die Zahlen ausgewertet, die wir bisher hatten und kommen zu folgendem Ergebnis:

      Erstens: Die Letalität ist nicht gleich 100%, sie dürfte irgendwo bei 92-94% liegen, das heißt wir haben immer wieder einzelne Patienten, die die Krankheit überstanden haben und auf dem Wege der Genesung sind.

      Zweitens: Es gibt auf jeden Fall auch Personen der gefährdeten Altersstruktur, die immun sind, sich also gar nicht erst anstecken. Wir schätzen 15-16%, Das macht natürlich Hoffnung, einen Impfstoff zu finden.

      Drittens: Die Vermutung von gestern hat sich bestätigt, d.h. Kinder bis etwa 11,12 Jahre erkranken nicht. Ab diesem Alter werden fast alle Personen infiziert. Und jetzt kommt es: Frauen ab der Menopause werden wieder verschont.“ Graber war sichtlich stolz.

      „Also betrifft es einfach nur alle geschlechtsreifen Personen?“ Das war wieder Ringstrøm. „Und wie ist es dann mit Männern und Frauen entsprechenden Alters, die sich sterilisieren ließen?“

      „So weit sind wir noch nicht“ Jetzt war Graber beleidigt. „Wir können nicht hexen.“

      „Solltet ihr aber besser.“ Ringstrøm war schon wieder in Kampflaune.

      Da Sibo merkte plötzlich, dass Sara ihn anstarrte.

      „Was ist?“

      „Weißt du, gestern Abend, als ich ins Weinglas …“ fing sie an. Sara war plötzlich ganz aufgeregt.

      „Dürfen wir teilhaben an der angeregten Diskussion? Ja, die junge Dame neben Professor da Sibo!“ Kampa war ganz Oberlehrerin.

      Sara stand auf und plötzlich war sie keine plappernde Nervensäge mehr, sondern konzentriert und analytisch: „Sara Sander, Assistentin von Prof. Mauters.“ stellte sie sich vor. „Wir haben gestern Abend den Aspekt diskutiert, wer denn Nutzen aus einer terroristischen Aktion hätte. Mir kam ein Gedanke, den ich zunächst verworfen habe. Die Analysen Dr. Grabers scheinen diesen Gedanken allerdings zu stützen: Wenn es eine Gruppe von Leuten gibt, die Vorteile aus der Vernichtung der geschlechtsreifen Bevölkerung ziehen, dann sind es die Mitglieder des radikalen Zweiges der ‚Liga‘.“

      Sara

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