Die Fleischfresser Diät. Shawn Baker
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Als ich wieder an der medizinischen Fakultät war, war ich entschlossen, meine Sache richtig gut zu machen. Zu diesem Zeitpunkt wog ich ungefähr 130 bis 135 Kilo und war enorm gut im Powerlifting, hatte aber Probleme, im Unterricht wach zu bleiben. Rückblickend und mit meinem heutigen Wissen über Ernährung vermute ich stark, dass die klassisch ungesunde, kohlenhydratreiche Ernährung maßgeblich für meine Schläfrigkeit verantwortlich war.
Ich habe jedoch sehr gewissenhaft gelernt und bei den Tests routinemäßig eine der höchsten Punktzahlen erzielt, was entscheidend ist, wenn man Erfolg haben und sich sein Fachgebiet aussuchen will. Man muss auch während der Famulatur richtig Gas geben, sich enorm anstrengen und gute Arbeit abliefern. Die Tatsache, dass ich Sportler war, hat mir dabei sehr geholfen, weil ich wie ein Tier schuften konnte, ohne zu ermüden. Ich arbeitete auf ein ganz bestimmtes Ziel hin: die Facharztausbildung in orthopädischer Chirurgie. Am Ende meines vierjährigen Medizinstudiums schloss ich fast als Jahrgangsbester ab und sicherte mir dadurch die freie Wahl des orthopädisch-chirurgischen Facharztausbildungsprogramms. Dies führte mich an die University of Texas – genau an den Ort, an dem ich fast ein Jahrzehnt zuvor mein Medizinstudium abgebrochen hatte.
Meine chirurgische Facharztausbildung begann ich im pädiatrischen Verbrennungszentrum des Shriner Hospitals for Children, das eines der größten und bekanntesten Krankenhäuser für Verbrennungen in den Vereinigten Staaten ist. Es war einfach eine schreckliche Erfahrung! Ich war völlig ahnungslos, erschöpft und fragte mich, was ich hier tat und warum ich Chirurg werden wollte. Ich hatte jede dritte Nacht Bereitschaftsdienst, was bedeutete, dass ich für eine ganze Intensivstation mit kranken, schrecklich verbrannten Kindern verantwortlich war, von denen viele dem Tod nahe waren. Nur dank der Unterstützung der erfahrenen Krankenschwestern, die seit Jahren in diesem Bereich tätig waren, stand ich das durch, obwohl ich ein naiver, unerfahrener Arzt war. Nach dieser ersten Feuerprobe verbrachte ich den Rest meines Assistenzarztjahres abwechselnd in den verschiedenen chirurgischen Teilgebieten.
Nach vier Jahren Medizinstudium und fünf langen Jahren Facharztausbildung war meine Ausbildung endlich vorbei, oder zumindest dachte ich das. Ich hatte meine Facharztausbildung mit zahlreichen Auszeichnungen abgeschlossen und erhielt die Zulassung, die ich brauchte, um endlich loszulegen.
Es wäre nachlässig, nicht zu erwähnen, dass mein erstes Kind geboren wurde, als ich gerade meine Facharztausbildung beendete. Saxon Michael Baker kam in den frühen Morgenstunden des 26. März 2006 auf die Welt. Er war ein auffallend schöner, kleiner Junge, und seine Existenz veränderte mein Leben für immer! Erst als er etwa 18 Monate alt war, bemerkten wir, dass er nicht ganz so war wie andere Kinder. Mit drei Jahren wurde bei ihm Autismus diagnostiziert. Später wurde meine Familie um zwei wunderbare kleine Mädchen, Emmie und Nylah, bereichert, und schließlich wurde mein viertes Kind, Lucas, geboren.
Da Uncle Sam meine Studiengebühren für das Medizinstudium bezahlt hatte, forderte die Regierung nach meiner abgeschlossenen Ausbildung meinen Dienst ein. Anfang 2006 trat ich daher im Rang eines Majors wieder in die Luftwaffe ein und begann, für den Staat als Orthopäde zu arbeiten. Meine erste „Solo“-Operation war eine Knie-Operation – etwas, das ich während meiner Assistenzzeit hunderte Male gemacht hatte, und sie lief gut. Nachdem ich diese erste Operation hinter mir hatte, entwickelte sich eine gute Routine, und die Arbeit machte mir größtenteils sehr viel Spaß. Leider kam das einfache Leben der Betreuung von meist gesunden und jungen aktiven Militärangehörigen und ihren Familien im Januar 2007 abrupt zum Erliegen, als ich für sechs Monate nach Afghanistan geschickt wurde, um mich dort um Kriegsopfer zu kümmern.
Im Kriegsgebiet
Es heißt ja, der Krieg sei die Hölle, und ich muss Ihnen sagen, dass das stimmt. Während meiner chirurgischen Facharztausbildung hatte ich mich um die Opfer eines Zugunglücks und um die Opfer einer Raffinerieexplosion gekümmert. Diese Unfälle verblassen im Vergleich zu dem Ausmaß der menschlichen Zerstörung, die wir im Krieg anrichten. Es gab keinen einzigen Tag während meiner Zeit in Afghanistan, an dem wir nicht mit grausam Verletzten überschwemmt wurden. Wir haben tagtäglich pausenlos operiert, wirklich den ganzen Tag lang. Pausiert haben wir nur, um zu essen, uns ein wenig zu bewegen und zu schlafen, wenn nachts Waffenruhe herrschte.
Als ich in den Nahen Osten ging, hatte ich gerade einmal sechs Monate zuvor meine chirurgische Facharztausbildung abgeschlossen, und schon wurde ich an einen der schlimmsten Kampfplätze der Welt geschickt. Mein fantastischer orthopädischer Kollege, Dr. Tom Large (der ebenfalls frisch aus der Facharztausbildung kam), und ich waren die Spezialisten für orthopädische Traumata für das gesamte Kriegsgebiet in Afghanistan. Wir haben dort alles gesehen: frische Wunden von Menschen aus der Umgebung, Verletzungen, die einen oder mehrere Tage zuvor passiert und in aller Eile von den Stützpunkten vor Ort behandelt worden waren. Wir operierten Kinder, Erwachsene, US-Soldaten, Angehörige der NATO-Streitkräfte, der afghanischen Armee, die Guten, die Bösen, Kriegsgefangene, Taliban-Soldaten und hochrangige Agenten. Wenn wir Zeit hatten, leisteten wir sogar ein bisschen Missionsarbeit bei den einheimischen Erwachsenen und Kindern, die Gelenkfehlbildungen oder andere chronisch orthopädische Probleme hatten. Nie zuvor habe ich so viel gearbeitet wie zu dieser Zeit und werde es auch nie wieder tun. Ich würde gerne glauben, dass ich meine militärische Fronterfahrung ohne seelische Narben hinter mir gelassen habe. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für mich jetzt enorm schmerzhaft ist zu sehen, wenn Menschen in Film und Fernsehen verletzt werden, was mich früher nie gestört hat.
Am Ende meines Einsatzes heftete mir ein Zwei-Sterne-General, den ich noch nie zuvor gesehen hatte und an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, eine Medaille an die Brust. Ich war erleichtert, nach Hause gehen zu können, und verdammt froh, von diesem Ort wegzukommen. Einer der anderen Chirurgen brachte es folgendermaßen auf den Punkt: „Es war eine Millionen-Dollar-Erfahrung, für die ich nicht einen einzigen Cent bezahlen würde.“ Ich kann ehrlich versichern, dass mich nach dieser Erfahrung nichts mehr erschüttern kann.
Der Krieg ist immer noch die Hölle, aber wenn ich etwas Gutes über ihn sagen kann, dann, dass er uns eine Menge über die Medizin lehrt, und ehrlich gesagt auch über das Leben im Allgemeinen.
Als ich nach Hause kam, war mein Sohn Saxon von einem winzigen Baby zu einem kleinen Jungen herangewachsen, der weinte, als er mich aus dem Flugzeug steigen sah. Es dauerte sieben Monate, bis ich mich wieder an das Leben zu Hause gewöhnt hatte, doch irgendwann begannen sich die Dinge zu normalisieren. Auf dem Luftwaffenstützpunkt, auf dem ich stationiert war, wurde ich zum Chef der Orthopädie ernannt, und dann wurde ich auf einen anderen Stützpunkt versetzt, wo ich ebenfalls die Leitung der Orthopädie übernahm. Als meine fünf Jahre bei der Luftwaffe beendet waren, beschloss ich, das Militär zu verlassen und in die zivile Medizin einzusteigen. Ich schied mit dem Rang eines Oberstleutnants aus dem Militärdienst aus.
Wieder Zivilist
Der Übergang vom militärischen zum zivilen Leben war eigentlich ziemlich einfach. Ich war etwa zwei Jahre lang von meiner Familie getrennt gewesen, sodass es nun schön war, wieder regelmäßig mit ihnen zusammen zu sein. Ich schloss mich einer kleinen, recht gemächlichen orthopädischen Praxis mit zwei weiteren Ärzten an. Nach einer kurzen Anfangsphase bat mich die Verwaltung, die Leitung der Praxis zu übernehmen. Ich nahm diese Verantwortung an und baute das Team schnell von einer Gruppe aus drei Chirurgen mit relativ geringer Produktivität zu einer größeren Gruppe mit zwölf Anbietern an zwei Standorten aus. Wir wurden zum führenden Ärztehaus unseres Stadtviertels und waren sehr erfolgreich.
Zusätzlich zu meinen Aufgaben als Praxisleiter hatte ich einen unglaublich vollen klinischen Zeitplan. Ich behandelte routinemäßig vierzig bis fünfzig Patienten pro Tag und beaufsichtigte mehrere