Buchreihe:Respekt - Wirtschaft -. Joe Martin

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Buchreihe:Respekt - Wirtschaft - - Joe Martin

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Gingrich, der persönliche Beleidigungen seiner Gegner als Stilmittel in die Politik einführte.

       Den vorläufigen Gipfel erlebten wir in den Jahren 2016–2020, in denen ein menschenverachtender, frauenfeindlicher Rassist im Weißen Haus die Demokratie der Vereinigten Staaten massiv belastete und beinahe eine Autokratie errichtet hätte. Sein Stilmittel waren persönliche Angriffe und eine respektlose Rhetorik, vor der niemand gefeit war, noch nicht einmal ausländische Politiker.

       Wenn man unsere westliche Demokratie als Krieg verschiedener Parteien und politischer Ideen gegeneinander definiert, dann kann kein sinnvoller und zielführender Diskurs entstehen. Es kann nur schlimmer werden, denn die, die unterliegen, werden immer weiter aufrüsten und zum Schluss sogar bereit sein die Demokratie aufzugeben, zugunsten eines vermeintlich besseren Systems. Das ist 1933 schon schiefgegangen und seitdem immer wieder.

       „Ihr kämpft in einem Krieg. In einem Krieg um die Macht“, versuchte Gingrich andere Republikaner zu begeistern. Wer so denkt, der handelt auch so und wer die Medien als Lügenpresse bezeichnet, Wissenschaft mit Füßen tritt und lauthals „Fake News“ schreit, der hat in einer zivilisierten Gesellschaft nichts verloren. Aber gerade diesen Demagogen, Lügnern und Psychopathen gelingt immer wieder der Aufstieg, nicht nur in die Parlamente, sondern sogar an deren Spitze. Es beginnt mit der Sprache. Es beginnt mit Worten.

      Wir müssen verbal abrüsten

       Terrorismus im Besonderen und Respektlosigkeit im Allgemeinen beginnt mit Worten. Besonders in den Parlamenten müssen wir darauf achten, dass wir eine respektvolle Wortwahl nutzen und den Radikalen, den Rassisten und den Nazis keine Vorlage bieten.

       Wenn Politiker es sich erlauben im Parlament volksverhetzende und menschenverachtende Reden zu schwingen, wie sollen du und ich dann noch verstehen, dass das nicht in Ordnung ist. Wenn Politiker in Wahlveranstaltungen erlaubt ist, rassistische Sprechchöre anzustimmen, wie soll der normale Mensch dann die Grenzen zwischen Erlaubtem und Verbotenem erkennen? Was nutzt es uns dann noch, wenn wir in unserer Kindheit eine Mark in ein Sparschwein schmeißen mussten, weil wir Scheiße gesagt haben?

       Die Grenze zum respektlosen Verhalten und zur respektlosen Sprache verschwimmt immer mehr und am Ende ist alles erlaubt. Eine neue Normalität, in der man Andersdenkende beleidigen, verunglimpfen und bedrohen kann, etabliert sich schleichend, aber unausweichlich.

       Wir brauchen neben einer strengen Abrüstung aber auch klare rote Linien und müssen die Gesetze mit voller Tragweite anwenden.

       Wenn ein dumpfer Wirrkopf die Hacken zusammenschlägt und den rechten Arm hochreißt, dann muss er umgehend in Haft genommen werden und mit voller Härte des Gesetzes zur Verantwortung gezogen werden. Ohne Wenn und Aber.

       Wenn jemand in einem Online-Post auf einer Webseite oder einer Social-Media-Seite einem anderen mit Vergeltung, Vergewaltigung oder Mord droht, dann muss dieser Verbrecher aufgespürt werden und muss mit voller Härte des Gesetzes verurteilt werden.

       Solange wir diesen Spießgesellen immer weiter Leine geben, werden die Anmaßungen und die offen vorgetragenen Beleidigungen, Erpressungen, Morddrohungen, staatsfeindlichen Aussagen und Aktivitäten immer mehr und mehr.

       Wenn wir verharmlosen oder gar wegschauen, dann steigt die Gefahr für den demokratischen Staat.

      Konsequent weltweit

       Das gilt allerdings nicht nur im Inland, sondern muss auch mit allen Konsequenzen gegenüber dem Ausland gelebt werden. Der Zweite Weltkrieg kostete 60 Millionen Menschen das Leben, weil die Welt weggeschaut hat und dem blutrünstigen Massenmörder Hitler zu viel Leine gegeben hat. Appeasement-Politik nannte man das.

       Wenn wir ein bisschen nachgeben, wird er schon zu Besinnung kommen. Wer so denkt, der versteht die Psychologie nicht, die dahinter steht. Menschen, die so drauf sind, ändern sich nicht. Sie machen weiter und dehnen die Grenzen immer weiter und weiter aus. Sie kennen keinen Respekt, kein Mitgefühl und keine Gnade.

       Wir dürfen diesen Fehler nicht wieder machen. Wir müssen einem Trump, einem Erdogan und auch einem Orban deutlich die Grenzen aufzeigen und unmissverständlich zu verstehen geben, dass Respektlosigkeit Grenzen hat. Natürlich werden wir gegebenenfalls mit Konsequenzen zu leben haben, aber die sind nur temporär.

       Wenn wir uns nicht positionieren und weiterhin nur inhaltslose Debatten führen, dann werden wir die Arschlöcher nicht stoppen. Wenn diese respektlosen Rassisten und würdelosen Geschöpfe weiter wüten, dann werden die mittel- und langfristigen Konsequenzen sehr viel schlimmer als die, die wir bei einer konsequenten Haltung kurzfristig erdulden müssten, wenn überhaupt.

       Deshalb brauchen wir einen Indikator, der uns anzeigt, wenn ein Arschloch auf dem Radar auftaucht. Wir brauchen ein Frühwarnsystem und eine innere Analysemöglichkeit, damit wir zwischen Arschlöchern und normalen Menschen entscheiden können. Das soll der Respektkompass sein.

      Der Respektkompass

      Woran glaubst du? Wer ist dein Vorbild? An welche Regeln hältst du dich? Die meisten, denen ich solche Fragen stelle, wissen genau, an was sie glauben, welche Regeln sie beachten und wer ihr Vorbild ist.

       Natürlich sind die Antworten von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Selbst wenn zwei Menschen der gleichen religiösen Gruppe angehören, beispielsweise beide katholisch sind, so unterscheiden sich die Antworten teilweise gewaltig. Sie glauben unterschiedlich stark an Gott und deshalb gilt das Wort Gottes, übermittelt durch den Pfarrer oder die Bibel, mal mehr oder mal weniger.

       Bei „Du sollst nicht töten“ sind sich alle einig. Das ist ja auch sehr gut so. Bei „Du sollst nicht begehren des nächsten Weib“ ist das nicht mehr so eindeutig. Und das nur bezüglich der Interpretation der Zehn Gebote. Danach geht es dann in alle Himmelsrichtungen auseinander.

       Wenn Menschen anderen religiösen Überzeugungen folgen, dann werden die Unterschiede schnell noch größer. Das kann und ist ja schon oft genug ausgeartet und tätliche Auseinandersetzungen bis hin zu ganzen Kriegen tobten durch die Jahrhunderte. Schwer zu verstehen, warum die Katholiken während der Kreuzzüge hunderttausende Menschen abschlachteten.

       Dabei wurden nicht nur andersgläubige gnadenlos geschlachtet. Das waren im heutigen Frankreich ebenfalls Christen und auch das heutige Istanbul, damals Konstantinopel, wurde einfach mal überfallen und tausende Christen blutrünstig im Namen Gottes ermordet. Die standen dem IS in nichts nach.

      Das finstere Mittelalter

       Im Mittelalter wurden Hexen und Ketzer gefoltert und grausam von den ach so frommen Kirchenmännern verbrannt, aufgeknüpft und ersoffen. „Du sollst nicht töten“, gilt scheinbar auch nur begrenzt. Es gilt nur für diejenigen, die als „wahre Gläubige“ keine „wahren Gläubigen“ töten dürfen. Gegenüber Ungläubigen gilt die Regel nicht. Im radikalen Islam ist es nicht anders.

       Die Ermordung Hunderttausender geht auf die Kappe der frommen katholischen Kirche. In ihrem und in Gottes Namen wurde jahrhundertelang wahllos gemordet, obwohl das gegen das Grundgesetz der Kirche geht und Jesus genau das Gegenteil gepredigt haben soll.

       Die Evangelischen hatten nicht so lange Zeit zu morden und zu foltern. Als Luther, ein schlimmer Rassist und Antisemit, die Spaltung der Kirche betrieb, war es schon zu spät, um Kreuzzüge zu veranstalten. Wer weiß, wie weit seine Anhänger gegangen wären.

       Jedenfalls ist der religiöse Disput zwischen Lutheranern und Katholiken, der beiden großen christlichen Strömungen, verantwortlich für den Dreißigjährigen Krieg. Die Zahl der Toten des Dreißigjährigen Krieges schwankt in der Forschung zwischen

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