Leander und die Stille der Koje. Thomas Breuer
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Читать онлайн книгу Leander und die Stille der Koje - Thomas Breuer страница 22
»Und damit war Arfsten nicht einverstanden? Das hört sich doch ganz vernünftig an.«
»Nein, das war Arfsten zu liberal, er hat meinem Vater vorgeworfen, nur seine Karriere in der Kreisjägerschaft im Auge zu haben. Arfsten war sauer, dass jetzt auch noch die Jäger Flächen renaturieren, Teiche anlegen und so. Als wenn die verlorenen Flächen von Elmeere nicht schon reichten, hat er gesagt.«
»Wie hat er sich denn vorgestellt, mit Elmeere kurzen Prozess zu machen?«
»Durch die Beziehungen, die Arfsten und mein Vater zur Regierung in Kiel haben.« Jetzt erfasste das arrogante Grinsen das ganze Gesicht des jungen Mannes, als sei er sich seiner herausragenden gesellschaftlichen Stellung nicht nur bewusst, sondern als sei sie sogar sein Verdienst. »Mein Vater kennt da jemanden im Landwirtschaftsministerium, der damals dafür gesorgt hat, dass Wiese seinen Naturerlebnishof nicht ausbauen durfte. Den Kontakt wollte Arfsten jetzt wieder nutzen. Und mein Vater sollte außerdem über die Jägerschaft Stimmung gegen Elmeere machen, damit denen der Geldhahn zugedreht wird.«
»Wie ist der Streit denn ausgegangen? Entschuldigung, die Meinungsverschiedenheit.«
»Wie meinen Sie das?«
»Na, für mich hört sich das an, als hätte Ihr Vater zwischen allen Stühlen gesessen und es jedem irgendwie recht machen wollen. Hat er sich am Ende gegen Arfsten durchgesetzt? Was haben die beiden verabredet?«, erläuterte Bennings seine Frage.
»Das weiß ich nicht so genau. Aber ich denke, dass mein Vater sich nicht hat unterkriegen lassen.« Maarten Rickmers dachte einen Moment nach und schien dann die Bedeutung der Frage zu verstehen. »Andererseits kann es auch sein, dass sie zweigleisig gefahren sind. Kann ja nicht schaden, wenn Druck aus Kiel kommt und gleichzeitig die Jäger hier auf der Insel zeigen, dass es auch ohne Elmeere im Umweltschutz weitergeht.«
»Und was ist mit Arfsten und Ihrer Mutter?«, schoss Dernau nun einen vergifteten Pfeil aus seiner Ecke ab, der dafür sorgte, dass Maarten Rickmers’ Gesichtsfarbe wieder dunkler wurde und seine Hand auf dem Tisch sich erneut zur Faust ballte.
»Was meinen Sie damit?«
»Na, so schwer ist meine Frage doch wohl nicht zu verstehen. Wir haben gehört, Herr Arfsten habe ein Auge auf Ihre Mutter geworfen, und deshalb hätten sich Ihr Vater und sein bester Freund gestritten.«
Maarten Rickmers stutzte einen Moment und schien sich erst orientieren zu müssen, in welche Richtung der Vorstoß ging.
»Wer behauptet sowas denn?« Maarten Rickmers richtete sich nun auf seinem Stuhl bedrohlich auf.
»Ist das denn so abwegig?«, erkundigte sich Bennings betont ruhig.
»Und ob! Brar und meine Mutter kennen sich schon aus dem Sandkasten. Das sind einfach nur gute Freunde, zwischen denen läuft nichts. Mein Vater war eng mit Brar befreundet, auch wenn es da mal Meinungsverschiedenheiten gegeben hat. Das war aber nie persönlich.«
»Ihr Herr Vater soll ja auch nichts anbrennen lassen haben«, behauptete Dernau unschuldig.
»Jetzt reichts aber! Meine Eltern waren glücklich verheiratet. Da hatte keiner ein Verhältnis!« Maarten Rickmers sprang wutentbrannt auf und stieß dabei den Stuhl polternd zurück. »Haben Sie noch mehr als solche Behauptungen auf Lager, oder kann ich jetzt gehen?«
»Setzen Sie sich bitte wieder hin«, forderte Bennings ihn unbeeindruckt auf. »Ein paar Fragen habe ich noch. Sie haben die Karriereabsichten Ihres Vaters erwähnt. Gab es da keine Konkurrenz innerhalb der Jägerschaft?«
»Natürlich war er nicht der Einzige, der gerne in der Kreishierarchie aufsteigen wollte, aber letztlich war er als Nummer Eins hier auf der Insel unangefochten.« Maarten Rickmers ließ seine Blicke unruhig zwischen Bennings und Dernau hin und her wandern. Ihm war anzusehen, dass die beiden Kriminalbeamten sich seine Sympathien endgültig verscherzt hatten.
»Das hört sich alles sehr harmonisch an«, zweifelte Bennings. »Wir haben da eher die Information, dass auch die Jagdkollegen Ihres Vaters nicht mit seiner liberalen Strategie im Umgang mit Elmeere einverstanden waren. Sein Stellvertreter zum Beispiel soll da eine ganz andere Vorgehensweise gefordert haben.«
Bennings war selbst erstaunt, dass dieser Schuss ins Blaue offensichtlich ins Schwarze traf. Maarten Rickmers wand sich verlegen und suchte sichtlich nach den passenden Worten. »Da fragen Sie Herrn Paulsen besser selber. Ich weiß nichts Genaues, nur dass er eher wie Brar Arfsten nach einer härteren Gangart handeln wollte.«
»Das werden wir machen, Herr Rickmers. Geben Sie meinem Kollegen bitte noch den Namen und die Adresse Ihrer Freundin, für Ihr Alibi. Dann können Sie vorerst gehen«, antwortete Bennings freundlich.
»Ariana Jeronski, Lärchenweg 17 hier in Wyk. Aber lassen Sie ihre Eltern aus dem Spiel, die kommen aus Polen, erzkatholisch, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Das heißt, Arianas Eltern mögen Sie nicht besonders? Vor allem Ihre abendlichen Touren mit dem Geländewagen?«, provozierte Dernau, der sich Namen und Adresse notiert hatte.
Maarten Rickmers nickte verlegen. »So kann man das sagen. Ariana soll ihr Abitur machen und dann einen Polen heiraten, am besten einen Bauern.« Er lachte auf und schüttelte verächtlich den Kopf.
»Gut, Herr Rickmers.« Bennings erhob sich von seinem Stuhl. »Sie halten sich bitte zu unserer Verfügung, falls wir noch Fragen haben. Das heißt, Sie verlassen die Insel nicht, ohne uns zu informieren. Und beim nächsten Mal leisten Sie weniger Widerstand, wenn wir Sie sprechen möchten. Das macht nämlich keinen guten Eindruck.«
»Aber Sie sind ja noch jung«, ergänzte Dernau grinsend. »Sie lernen das bestimmt noch.«
Die Kommissare sahen Maarten Rickmers an, dass er sich zusammenreißen musste, als er nun den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss.
»Was meinst du?«, erkundigte sich Bennings bei seinem Kollegen.
»In dem brodelt es gewaltig. So grün der hinter den Ohren ist, so arrogant und aggressiv ist er auch. Gefährliche Mischung, wenn du mich fragst.«
»Und seine Einschätzung, was mögliche Verdächtige betrifft?«
»Weiß nicht. Die Sache mit dem Streit zwischen Arfsten und Rickmers scheint heftiger zu sein, als er sie darstellt. Auch ein Verhältnis zwischen seiner Mutter und Arfsten halte ich immer noch für möglich. Vielleicht weiß er nichts davon. Allerdings ist sein eigenes Alibi nicht gerade überzeugend. Und falls es doch stimmt, hat seine Mutter keines mehr.«
Bennings zuckte mit den Schultern. »Das sind im Grunde noch Kinder. Wenn die nicht wissen, wo sie hin sollen, kann es doch sein, dass sie den Rücksitz des Autos gewählt haben. Und dass sie dabei allein sein wollten, kann man ihnen nicht vorwerfen. Außerdem konnten sie nicht wissen, dass sie ein Alibi brauchen. Stell dir nur mal diese Konstellation vor: Arianas Eltern akzeptieren Maarten nicht, weil er ein großkotziger Filou ist, der die Unschuld ihrer Tochter gefährdet; und Maartens Eltern akzeptieren das zugewanderte Polenmädchen aus kleinen Verhältnissen nicht.«
»Drei Nachteile auf einmal, das geht nun wirklich nicht«, feixte Dernau im Tonfall der Überraschungseier-Werbung.
»Wieso drei Nachteile?«
»Na, Polin, Zugewanderte und dann noch unstandesgemäß. Wenn Wiese schon nach