Germanias Vermächtnis. Swen Ennullat

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Germanias Vermächtnis - Swen Ennullat

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aufforderte, mit ledigen Frauen, die den nötigen Abstammungskriterien entsprachen, sexuelle Beziehungen einzugehen und Kinder zu zeugen.

      Mit dem einsetzenden Krieg und weil die Anzahl der Geburten noch immer nicht seiner Vorstellung entsprach, erließ er die Order, in den besetzten Gebieten jedes „arisch“ aussehende Kind, sprich blond und blauäugig, von seiner Familie zu trennen und den Lebensborn-Vereinen zuzuführen. Dort erhielten sie einen neuen Namen und mussten die deutsche Sprache lernen, bevor sie weitervermittelt wurden. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Arisierung, obwohl es nichts anderes als ein verabscheuungswürdiger Menschenraub war.

      Besonders erwähnenswert ist hierbei auch die Besetzung Norwegens durch die deutschen Truppen. Da die Frauen des Landes in besonderem Maße den Vorstellungen Himmlers von der nordischen Rasse entsprachen, wurden dort etliche neue Lebensborn-Heime eingerichtet und die deutschen Soldaten erneut ermutigt, Liebesbeziehungen – diesmal zu den Einheimischen – einzugehen. Insgesamt spricht man allein in Norwegen von etwa zwölftausend Kindern, die in der Folge geboren wurden.“

      „Und wie viele waren es insgesamt?“, fragte Julia wieder nach.

      „Schwer zu sagen … In allen Heimen? Etliche Zehntausend vielleicht. Exakte Aufzeichnungen gibt es nicht.“

      „Und was geschah mit Kindern, die mit einer Behinderung geboren wurden? Sie entsprachen doch bestimmt nicht Himmlers Vorstellung von der Herrenrasse.“ Ihre Stimme stockte kurz bei dieser Frage.

      „Diese Kinder wurden als lebensunwert betrachtet, als Laune der Natur, und …“, jetzt zögerte selbst Professor Meinert bei der Antwort, „ … getötet.“

      „O mein Gott …“, schluchzte Julia, und Torben nahm sie tröstend in den Arm.

      „Nun gut“, führte der Professor weiter aus, „wenn Margot tatsächlich die Wahrheit gesprochen hat, wäre das nicht einfach eine Sensation, es wäre ein folgenschweres, politisches Erdbeben, das können Sie mir glauben!“

      „Übertreiben Sie da nicht etwas?“ Torben zweifelte.

      „Nicht im Geringsten mein Freund! Überlegen Sie nur einmal, es gibt wahrscheinlich nicht nur direkte Nachfahren Adolf Hitlers, sie wurden offenbar regelrecht gezüchtet. Im Rückschluss vereinen sie nun in den Augen ihrer Anhänger in sich die besten Eigenschaften unseres germanischen Erbes.

      Für nationalsozialistische Kreise wären Sie die Übermenschen, die Begründer einer neuen Herrenrasse.

      Können Sie sich auch nur ansatzweise vorstellen, was das für ein Brandbeschleuniger in ganz Europa wäre? – Rechte Organisationen existieren nicht nur in Deutschland. Denken Sie an Frankreich, Belgien, Holland, Polen, Österreich oder Italien. In den letzten Jahren haben die Ressentiments gegen Ausländer und Juden überall in der EU zugenommen. Ich sage nur Islamophobie und Organisationen wie PEGIDA. Erzkonservative Gruppen haben ausnahmslos Zulauf. Und eines haben alle gemein: Sie sehnen sich nach einem starken Führer.

      Dieser Führer, würde er über eine natürliche Legitimation, wie einen entsprechen Stammbaum verfügen, hätte die Macht, unzählige aus- und inländische Organisationen sicher zu einer einzigen gewaltigen Streitmacht zu vereinen.“

      Der Professor hatte sich regelrecht in Rage geredet und musste erst einmal eine Pause machen, um Luft zu holen. Das nutzte Levitt und sagte: „Meisterin Margot sprach vor ihrem Tod von einem politischen Umsturz und davon, dass der Orden erneut die Macht in Deutschland übernehmen würde? Was muss ich mir konkret darunter vorstellen?“

      „Tut mir leid, das weiß ich nicht genau“, antwortete Professor Meinert kopfschüttelnd und noch immer etwas atemlos. „Die Mitgliederzahlen der größten rechtsextremistischen Partei in Deutschland gehen nicht nur zurück, weil man mit den Funktionären an der Spitze unzufrieden ist, derzeit wird sogar von staatlicher Seite mal wieder über ein Verbot diskutiert. Was die Arbeit sicherlich erschweren würde.

      Anderen konservativen Vereinigungen wird auch kein Vertrauen mehr geschenkt und das Ansehen der politischen Führung schwindet in der Gesamtbevölkerung mehr und mehr. Allein dadurch wäre das Bevölkerungspotential sicher enorm, das man mit seinen eigenen radikalen Ideen für sich gewinnen könnte. Aber ich habe Zweifel, dass die Priesterinnen einen demokratischen Weg beschreiten und sich mit ihrer neuen Bewegung den regulären Wahlterminen stellen werden. Sie werden eine andere Möglichkeit suchen oder haben sie bereits gefunden.“

      „Nun gut“, Levitts Stimme klang trotz allem entspannt, „wir sollten unsere nächsten Schritte planen. – Ich denke, wir haben zwei erfolgversprechende Spuren, denen wir folgen können: die Firma PRAETORIUS in Bern und Margots Hinweis auf die Stadt Quedlinburg. Vielleicht ist sie eine Hochburg des Ordens.“

      „Das glaube ich kaum!“ Der Professor nahm dem Agenten schnell diese Hoffnung. „Unseren Priesterinnen ging es immer um Macht und Profit, beides Dinge, die sie im Arbeiter- und Bauernstaat nicht wirklich erreichen konnten. Die permanente Gefahr der Entdeckung durch die Staatssicherheit brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass sie – zumindest organisiert – in der DDR lebten und agierten.“

      „Also sollen wir unsere Suche nicht in Quedlinburg fortsetzen, George?“, fragte Torben nach.

      „Doch, natürlich! Die Stadt befindet sich nicht einmal zwei Fahrstunden entfernt. Wir können sie heute noch erreichen. Sie ist ein hervorragender Ort, um mit unseren Nachforschungen zu beginnen. Ich vermute eben nur, dass die Hinweise auf die Priesterinnen nicht sehr aktuell sind.“

      Die Antwort schien Torben nicht zu stören und er erklärte: „Wir sind es doch mittlerweile gewohnt, im Kaffeesatz der Geschichte zu lesen. Also, was machen wir noch hier, lasst uns endlich aufbrechen!“

      Der Professor und seine Tochter brauchten dann doch noch fast zwei Stunden, um auf der Baustelle die wichtigsten Dinge zu regeln. Als Entscheidungsträger während ihrer Abwesenheit und als Hundesitter für Gertrud benannten sie einen schmalen, blassen Studenten, der bei jeder ihrer Erklärungen, was er denn in den nächsten Tagen zu tun hätte, immer weiter in sich zusammensank. Als auch noch das Wort „Wochen“ fiel, bekam es selbst Torben langsam mit der Angst zu tun, dass er gleich in Ohnmacht fallen würde. Aber mit ihrer sympathischen Art schaffte es Anna zum Schluss dann doch, das Selbstbewusstsein des armen Kerls soweit wieder aufzubauen, dass er sich der Aufgabe gewachsen fühlte und stolz und erhobenen Hauptes tapfer seinen neuen Untergebenen entgegentrat.

      Annabell präsentierte ihnen danach sichtlich stolz einen bullig wirkenden schwarzen Pkw MINI mit roten Rallyestreifen. Dabei handelte es sich allerdings um das neue Modell von BMW, das rein gar nichts von dem Charme der älteren Version des englischen Kleinwagens besaß. Torben vermutete, dass Anna ihre Begeisterung für ungewöhnliche Autos von ihrem Vater geerbt hatte. Wenigstens würden sie alle in nunmehr zwei Autos genügend Platz haben.

      Mosche kümmerte sich derweil um eine Übernachtungsmöglichkeit in Quedlinburg und Levitt hielt mit Tel Aviv oder sonst wem Rücksprache. Julia war offenbar froh, nicht mehr die einzige Frau in ihrer Gruppe zu sein und suchte den Kontakt zur fast zehn Jahre jüngeren Anna. Ihr gemeinsames Gekicher zeigte Torben wenig später, dass sich die beiden trotz des Altersunterschiedes wohl auf Anhieb sympathisch fanden.

      Er dagegen passte den Professor ab, als dieser gerade beabsichtigte, noch eine letzte Runde über die Ausgrabungsstätte zu machen und schloss sich ihm kurzerhand an. Froh, endlich von den anderen etwas abgesetzt zu sein, sagte er zu ihm: „George, ich brauche Ihren Rat!“

      „Nur

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