Germanias Vermächtnis. Swen Ennullat

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Germanias Vermächtnis - Swen Ennullat

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wie skrupellos der Orden noch immer agierte. Er wurde als ernstzunehmende Bedrohung der Interessen des israelischen Volkes eingeschätzt, ehrlicherweise allerdings vielleicht nur, weil man so wenig von ihm wusste.

      Torben erfuhr weiter, dass es am heutigen Tage ein Treffen im Auswärtigen Amt in Berlin gäbe, wo man in dieser Sache das Gespräch mit den deutschen Nachrichtendiensten führen würde. Über das Ergebnis würde man Levitt danach in Kenntnis setzen. Dieser rechnete ganz fest damit, dass man Mosche und ihm weiterhin freie Entscheidungsbefugnis lassen würde.

      Levitt hielt im Sprechen inne, als ein Kellner an den Tisch trat und allen Kaffee anbot. Während die Mossad-Agenten ablehnten, stimmte Torben zu und war wenig später froh darüber, da das heiße Getränk langsam seine Lebensgeister weckte.

      Nachdem sie wieder allein waren, wusste Mosche zu berichten, dass er den getöteten Tim vor Ankunft der Polizeibeamten noch durchsuchen konnte und dabei die Brieftasche gefunden hatte, die zumindest eine Auskunft über dessen Identität gab.

      Offensichtlich hieß Tim mit vollem Namen Tim Burmann, war zum Zeitpunkt seines Todes seit drei Monaten achtunddreißig Jahre alt, in Freiburg im Breisgau geboren und arbeitete für eine Firma namens PRAETORIUS aus Bern, wie eine Visitenkarte verriet und deren Anschrift und Telefonnummer der Agent schnell notiert hatte. Eine aktuelle Adresse von Burmann hatte er allerdings nicht finden können.

      Bei Tims Waffe handelte es sich laut Mosche um ein Standardmodell der Marke Sig Sauer, neun Millimeter Parabellum; nichts Ungewöhnliches, eine auch bei deutschen Sicherheitsbehörden weit verbreitete Waffe.

      Überdies wurde bei der Schießerei durch eines der Projektile leider Tims Handy zerstört, mit dem er vor dem Mord an Margot noch telefoniert hatte. Es wäre zwar möglich gewesen zu versuchen, trotzdem einige Daten auszulesen. Das Risiko, das Telefon oder Teile von ihm, wie die Speicherkarten, vom Tatort illegal zu entfernen, war den Agenten aber dann doch zu groß. Die Polizei hätte anhand der Spurenlage festgestellt, dass sie das Mobiltelefon mitgenommen hatten, und womöglich Verdacht geschöpft, dass Tims Tod doch kein Zufall gewesen war. So blieb also erst einmal im Dunkeln, wer dem Mörder den vermeintlichen Auftrag erteilt hatte, die Meisterin zu töten, als sie mit Torben sprach.

      Tims Schweizer Arbeitgeber war vorläufig der einzige Anhaltspunkt, den sie weiter verfolgen konnten. Auf ihn war auch der Audi zugelassen, mit dem Margot am Friedhof angekommen war. Eine Durchsuchung des Autos war den Agenten allerdings auch nicht mehr gelungen. Levitt erklärte ihm, dass aber zumindest die Nachforschungen zu PRAETORIUS bereits veranlasst seien.

      Im Gegenzug berichtete Torben danach ausführlich, was Margot ihm erzählt hatte, und seine beiden Zuhörer machten sich dazu einige Notizen. Sie stimmten ihm nicht nur zu, dass eine Nachfrage bei Professor Meinert sinnvoll sei, sondern klärten ihn auch darüber auf, dass Levitt seit ihrer Begegnung in Thüringen ständig in Kontakt zum Professor stehe. Überrascht das zu hören, weil er bislang geglaubt hatte, dass Professor Meinert das teilweise recht brutale Vorgehen des Mossads kategorisch ablehnte, erfuhr Torben weiter, dass im Gegenzug dafür ein aktuelles Vorhaben des Professors von staatlicher Seite aus unterstützt wurde. Seine Nachfragen, worum es sich dabei handele, tat Levitt mit einer Handbewegung und den Worten ab: „Das kann er Ihnen selbst erzählen!“

      Die Erste, die Torben und Julia freudig begrüßte, war Gertrud, der kleine Chihuahua des Professors, der ihnen schwanzwedelnd und laut kläffend entgegeneilte.

      Torben schien dabei ihr besonderer Liebling zu sein, denn nachdem sie kurz seine Schuhe beschnüffelt hatte, zwackte sie ihn ein paar Mal in die Waden. Die offensichtliche Aufforderung zum Spielen war wegen ihrer kleinen, spitzen Zähne allerdings nicht ganz so spaßig, und Torben sah sich genötigt, den kleinen Racker auf den Arm zu nehmen, um sich dem Stöckchen werfen oder Herumtollen zu entziehen. Julia fand Gertrud natürlich sofort „herzallerliebst“ und kündigte an, sie selbst behalten zu wollen.

      Das Bellen des kleinen Hundes, das die Ankunft von Fremden ankündigte, hatte längst die Aufmerksamkeit von einem guten Dutzend junger Leute erregt, die auf der kleinen Ausgrabungsstätte zwischen den riesigen Laubbäumen unterhalb der Burgruine arbeiteten. Neugierig geworden und den Anlass als willkommene Pause nutzend, klopften sie den Dreck von ihren Knien, kurzen Hosen und T-Shirts ab und blickten in ihre Richtung.

      Levitt war anscheinend schon einmal hier gewesen, denn zielsicher schritt er, die interessierten Blicke ignorierend, auf ein etwas abseits im Schatten stehendes Wohnmobil zu, nicht ohne zuvor Torben und Julia zu bedeuten, ihm zu folgen.

      Unter dem Vorzelt standen ein paar Klappstühle, halbvolle Getränkekisten und zwei Tische, die mit Kaffeebechern, Notizen und etlichen – historisch anmutenden – Karten, Luftbildaufnahmen und Büchern bedeckt waren. An der Tür des Campers angekommen, schlug Levitt mit der Faust zwei Mal kräftig gegen das Blech und sorgte so dafür, dass der Bewohner der Behausung kurz darauf seinen Kopf ins Freie steckte.

      Es war dann auch Professor Meinert, der sie ähnlich herzlich wie sein kleiner Hund begrüßte. Nachdem er die beiden Stufen zu ihnen regelrecht heruntergesprungen war, um zuallererst Julia an sich zu reißen und innig zu drücken, wandte er sich Torben zu, ignorierte dessen ausgestreckte Hand und sagte: „Mein junger Freund, es ist so schön, Sie wieder zu sehen! Ich habe mir solche Sorgen um Sie gemacht! Nun kommen Sie her und umarmen Sie Ihren väterlichen Freund!“

      Torben kam der Aufforderung gerne nach und hielt den mehr als siebzig Jahre alten Mann für einen Moment in seinen Armen. Er spürte, dass trotz des Lebensstils seines Besitzers der Körper noch immer kräftig – wenn auch im Bereich des Bauches wohl zu kräftig – war. Bei einem Pferd würde man sagen, es stehe gut im Futter und bräuchte dringend Bewegung. Der Professor trug sein Übergewicht aber mit Würde. Es passte zu ihm und der Lebensfreude, die er ausstrahlte.

      Professor Meinert forderte sie sogleich auf, ihm ins Wohnmobil zu folgen, das trotz der Nachmittagshitze noch angenehm temperiert war.

      Im Innenraum dominierten Beigetöne und durch die großen Fenster wirkte das Fahrzeug hell und freundlich. Einige der auch hier herumliegenden, handschriftlichen Aufzeichnungen und Folianten warf der Professor kurzerhand in die Spüle und mehrere Tablettenpackungen landeten achtlos in einer Schublade, um für seine Gäste ausreichend Platz zu schaffen. Fünf Erwachsene gleichzeitig aufzunehmen, stellte für das Wohnmobil nämlich eine größere Herausforderung dar. Und so presste sich wenig später Torben gemeinsam mit Julia, Levitt und dem Professor in die enge Sitzbank neben der Kochnische. Mosche hatte inzwischen die Aufgabe übernommen, Gertrud zu verwöhnen, und setzte sich mit ihr auf die Liegefläche eines der schmalen Betten, wo er trotzdem noch bedeutend mehr Platz als die anderen hatte. Torben schien die Enge aber wenig zu stören, nicht nur, weil es ein guter Vorwand war, sich an Julia zu schmiegen, sondern auch, da er sich so sehr freute, den Professor wiederzusehen.

      „Zuallererst George, was um aller Welt machen Sie hier?“ Während er fragte, deutete Torben mit einer Hand durch die Fenster nach draußen.

      Professor Meinert lachte: „Sie wollen wissen, was ich schon wieder in Thüringen suche?“

      Torben nickte. Ihr Weg hatte sie tatsächlich erneut in das ostdeutsche Bundesland geführt. Als ihm Levitt das angekündigt hatte, glaubte er für einen kurzen Moment, dass der Professor vielleicht versuchen würde, doch noch in den ausgebrannten Bunker im Leinawald vorzudringen, in dem damals Meisterin Rema ums Leben gekommen war. Hier irrte er jedoch gewaltig, denn der Eingang zum Bunker war nicht nur längst verschlossen, sie befanden sich mittlerweile mehr als hundert Kilometer östlicher in einer kleinen Talsohle am Fuße der Burg Gleichen, einer mittelalterlichen Burgruine bei Wandersleben südöstlich von Gotha. Gemeinsam mit den wenige Kilometer entfernten Burganlagen Veste Wachsenburg bei Holzhausen

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