Germanias Vermächtnis. Swen Ennullat

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Germanias Vermächtnis - Swen Ennullat

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des Ordens oder nicht, sie sollte friedvoll einschlafen, einen würdigen Tod finden. Er legte ihr die Hand auf die Brust und hielt sie gleichzeitig fest. „Alles ist gut! Ich werde dafür sorgen, dass Sie auch hier beerdigt werden, sodass Sie neben Hilde liegen. Sie werden für immer zusammen sein.“

      Als Margot das hörte, schloss sie kurz ihre Augen und deutete ein Nicken an, als Zeichen, dass sie verstand.

      Ihr Gesicht wirkte zunehmend fahler, aber plötzlich bewegte sie erneut ihre Lippen. Torben versuchte abermals, die Wörter zu verstehen, aber es waren nur noch wenige Silben, die sie ihm als Vermächtnis hinterließ, bevor sie in das nächste Leben hinüberglitt.

      „Was hat Sie noch zu dir gesagt?“ Julia sprach in normaler Lautstärke mit Torben, aber im Vergleich zu der brüchigen Stimme der sterbenden Margot wirkte sie unglaublich laut.

      Levitt hatte der Polizei eine abgewandelte Version des Geschehens erzählt und Torbens Anwesenheit gar nicht erwähnt. Demnach hatten die beiden Mossad-Agenten, als sie die Gräber einiger jüdischer Verwandter besuchten, zufällig den Mord an Margot beobachtet und sich entschlossen, den Täter zu stellen, wobei dieser aber aufgrund seiner Gegenwehr von ihnen erschossen wurde. Der Mitschnitt des Notrufs und die vagen Aussagen einiger anderer Besucher des Friedhofs, denen Torben nicht weiter aufgefallen war, unterstützten diese Darstellung. Ihre diplomatische Immunität sollte – falls alles nach Plan verlief – im Weiteren dafür sorgen, dass die Agenten nicht festgehalten würden.

      Torben und Julia hatten indessen an der Haltestelle in der Nähe des Friedhofs den erstbesten Linienbus bestiegen, mit dem sie einen Taxistand erreichten. Mit einem der dort wartenden Wagen kehrten sie in das Hamburger Hotel zurück, wo sie jetzt dem Eintreffen ihrer Begleiter entgegensahen. Noch während der Fahrt hatte Torben Julia in groben Zügen über den Inhalt seines Gesprächs mit Margot in Kenntnis gesetzt, ihre letzten Worte aber bislang für sich behalten.

      „Torben, hörst du mir zu? Was hat sie dir noch gesagt?“

      „Entschuldige“, Torben ließ sich auf den Rand des durchgelegenen Bettes sinken und blickte zu Julia auf, „aber es kam gerade alles wieder hoch, der Schusswechsel, die beiden Leichen … Ich dachte wirklich für einen Moment, dass ich auch sterbe … Es war, als würde ich es gerade nochmals erleben.“

      Julia streichelte längst seine Haare und ließ sich vor ihm auf die Knie sinken. Ihre Hände umfassten seinen Nacken und zogen seinen Kopf zu ihrem. Kurz drauf spürte er ihre weichen und warmen Lippen auf den seinen. Es war kein leidenschaftlicher Kuss, sondern nur eine kurze, zärtliche Berührung, als wollte sie ihm dadurch Kraft und inneren Frieden schenken. Schon entfernte sich Julia wieder etwas von ihm und strich sich leicht verlegen eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war, hinter das rechte Ohr und sagte: „Es tut mir leid! Ich bin an allem schuld!“

      Er hielt sie aber noch immer umschlungen und spürte ihren gleichmäßigen Herzschlag.

      „Das muss es nicht, so schlecht küsst du nun auch wieder nicht!“ Torben versuchte es mit seiner alten Schlagfertigkeit, obwohl die Wärme und die Geborgenheit, die ihm der Kuss gegeben hatte, für einen Moment den Schmerz in seiner Brust betäubt hatten.

      Leicht verblüfft von der Antwort löste sich Julia völlig aus seinen Armen und boxte ihn leicht in die Seite. Sie setzte sich wieder neben ihn, bevor sie antwortete: „Idiot, hör auf, den starken Mann zu spielen! Ich kenne dich gut genug, dass ich merke, wenn du mit deinen Witzen nur deine wahren Gefühle überspielen willst.“

      Torben ließ sich mit der Antwort einen Moment Zeit. „Es liegt nicht nur daran, dass wir das alles noch einmal durchleben müssen, sondern, dass wir erneut die Aufmerksamkeit des Ordens auf uns gezogen haben und nun wieder im Fokus stehen. Gut, wir haben dieses Mal mit dem Mossad einen starken Verbündeten an unserer Seite und können auch auf die Hilfe der deutschen Sicherheitsbehörden hoffen, aber der große Vorteil unserer Gegner besteht darin, dass wir sie nicht genau kennen! Sie sind und bleiben vage Schatten.“

      „Dann müssen wir sie ins Licht ziehen!“, bemerkte Julia eigensinnig.

      Trotz eines angedeuteten Nickens zweifelte Torben: „Das ist weder einfach noch ungefährlich. Ich habe dich gerade erst wiedergefunden. Ich mag gar nicht daran denken, was mit mir geschieht, falls dir etwas passiert. Die letzten Wochen stand ich bereits am Abgrund und du hast genauso nach Michaels Tod gelitten!“

      „Hör auf!“ Ihre Hand suchte die seine. „Mach dir keine Gedanken! Alles wird gut! Diesmal bestimmen wir Tempo und Richtung unserer nächsten Schritte!“

      Er küsste kurz ihre Hand und antwortete: „Ich hoffe, du hast Recht! Margot hat tatsächlich noch etwas gesagt. Es waren nur wenige Worte. Wenn ich sie richtig verstanden habe, lauteten sie: ‚Such in Quedlinburg‘.“

      „Kannst du damit etwas anfangen?“, fragte Julia.

      Er überlegte. „Ein Hinweis, ganz klar … Quedlinburg ist eine Stadt im Harz. Ich soll dort offenbar mit irgendwelchen Nachforschungen beginnen. Aber wo? – Irgendwelche Ideen?“

      „Nein, da fragst du eindeutig die Falsche. Der Professor und du seid die Experten. Ich bin eigentlich nur für die Fotos zuständig. Allerdings dachte ich bislang, der Orden hätte nach dem Krieg nur in Westdeutschland weiter existiert und dort seine Macht gefestigt. Quedlinburg lag in der DDR. Meinst du, dort befindet sich – wie in Altenburg – ein weiteres, unbekanntes Versteck oder ein verschollener Bunker mit einem Geheimnis des Ordens, das es zu lüften gilt?“

      Torben streckte sich etwas. „Ich weiß nicht, was es sein könnte, aber es ist offensichtlich so wichtig, dass es Margot mit ihrem letzten Atemzug erwähnen musste. Aber ich kann mir vorstellen, wer uns bei der Beantwortung unserer Fragen behilflich sein kann.“

      „Der Professor?“, mutmaßte Julia.

      „Richtig, der Professor! Aber um ihn zu besuchen, müssen wir vorher auf unsere israelischen Freunde warten.“

      Die Nacht hätte für Torben nicht schrecklicher sein können. Nicht weil er allein schlief, da Julia das so wollte, sondern er hatte einfach keine Ruhe gefunden. Alle waren sie ihm wieder erschienen: Michael, wie er ihn mit einer Pistole bedrohte und dann selbst starb; Margot, in ihrem Blut auf dem Friedhof; seine Mutter, wie sie ihn auf dem Totenbett anlächelte; Tim, der ihn auch hatte töten wollen; und viele andere mehr. Keuchend und schweißnass war er schließlich aufgewacht und hatte sich danach mit grimmiger Entschlossenheit der Minibar gewidmet.

      Am nächsten Morgen konnte er das rückblickend nur als Fehler bezeichnen, denn sein Kopf brummte schon wieder und eine mittelschwere Übelkeit verdarb ihm den Appetit, als er am Frühstücksbüfett des hoteleigenen Restaurants stand. An einem Tisch im hinteren Bereich konnte er Mosche und Levitt entdecken. So entspannt, wie sie aussahen, schien es zu keinen großen Verwicklungen mit den deutschen Ermittlungsbehörden gekommen zu sein.

      Levitt begrüßte ihn kurz und fragte höflichkeitshalber nach Julia. Torben erklärte ihm, dass sie noch etwas schlafen wolle. Sein Gesprächspartner nickte kurz und berichtete dann kühl, dass die „Küstenpolizisten“, wie er die Ermittler des gestrigen Tages nonchalant nannte, zwar nett, aber zweifellos überfordert gewesen waren. Sie hatten tatsächlich die Absicht gehabt, die Mossad-Agenten trotz Diplomatenstatus festzunehmen. Erst ein junger Staatsanwalt hatte sie von dieser selbstzerstörerischen Idee wieder abbringen können.

      Levitt versicherte Torben, dass er trotz

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