Germanias Vermächtnis. Swen Ennullat
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„Vielen Dank für das Angebot, Professor“, antwortete Torben und ergänzte: „Das können wir aber nicht annehmen. Zwar hatten wir ursprünglich vor, Sie darum zu bitten, aber Ihre Anwesenheit wird hier gebraucht. Sie leiten eine Ausgrabung …“
„Die erst durch Einflussnahme des israelischen Staates ermöglicht wurde“, schaltete sich Levitt kurz in das Gespräch ein.
„Na, na, mein eiskalter Freund“, der Professor wandte sich dem Agenten zu, „Sie wollen mir doch nicht drohen?“
„Das würde mir nie in den Sinn kommen.“
„Braucht es auch nicht!“ Professor Meinert schlug mit der geballten Faust kurz auf den Tisch, der darunter gefährlich ächzte, und verkündete: „Die Lanze kann warten! Das tut sie ja schon seit Jahrhunderten! Natürlich bin ich wieder mit von der Partie.“
„Und ich auch!“ verkündete Anna mit fester Stimme.
Der Professor sah, wie Torben Widerspruch äußern wollte, hob deswegen kurz die Hand und bemerkte in seine Richtung: „Vergessen Sie es! Wenn sie sich einmal etwas in ihren hübschen Dickkopf gesetzt hat, kann sie niemand mehr davon abbringen. Das können Sie mir glauben! Ich weiß gar nicht, von wem sie diese Eigenschaft geerbt hat.“ Er grinste. „Außerdem habe ich ihr die ganze Geschichte erzählt. Sie stand selbst bis vor kurzem unter Polizeischutz, als der Orden die Leben unserer Familien bedrohte. So oder so wissen die Priesterinnen von ihrer Existenz. Lieber habe ich sie bei mir, als sie irgendwo ungeschützt in der Wildnis zu wissen. Außerdem kann sie uns helfen, wenn das Gedächtnis eines alten Mannes versagt. – Also, was haben Sie für mich?“
VII
Torben berichtete dem Professor und seiner Tochter in aller Kürze von den letzten Ereignissen in Meldorf an der Nordseeküste. Als er von Margots Tod und dem Schusswechsel mit Tim berichtete, sah er, wie Anna kurz die Farbe aus dem Gesicht wich, und er fragte sich, ob sie wirklich wusste, worauf sie sich da einließ.
Geduldig beantwortete er dem wissbegierigen Professor im Anschluss einige Nachfragen und endete mit: „Das ist alles, was wir Ihnen mitteilen können. Hilft es Ihnen weiter?“
Professor Meinert rieb sich das Kinn, bevor er antwortete. „Vielleicht das Unwichtige zuerst.“ Er blickte Levitt an. „Ihre Leute versuchen ja gerade, Informationen zu dieser Firma PRAETORIUS aus Bern herauszubekommen. Es dürfte nicht unerheblich sein, dass ich glaube, dass dieser Name nicht zufällig gewählt wurde.“
„Wie kommen Sie darauf, Professor?“, fragte Julia.
„Nach unseren Erlebnissen mit den Priesterinnen habe ich mich etwas mit Heidentum, Esoterik und Hexenkult in Deutschland beschäftigt. Offensichtlich gab es Ende des 16. Jahrhunderts einen protestantischen Pfarrer namens Anton Praetorius, der sich der Hexenverfolgung und vor allem der Folter widersetzte, mit der die Geständnisse erpresst wurden. Es versteht sich von selbst, dass sein Leben dadurch in Gefahr geriet und er das Land verlassen musste. Seine Überzeugungen fasste er in einem Buch zusammen, das als Plädoyer gegen grausame Hexenprozesse gilt und schon damals in mehreren Auflagen erschienen ist.
Die Namensgleichheit lässt bei mir die Vermutung aufkommen, dass das Sicherheitsunternehmen möglicherweise nicht nur den Auftrag hatte, Margot zu schützen, sondern auch für die Sicherheit weiterer Hexen oder Priesterinnen, wenn nicht gar für den gesamten Orden, verantwortlich sein könnte. Möglicherweise haben wir den ausführenden Arm des Zirkels gefunden, diejenigen, die die schmutzige Arbeit für die Priesterinnen machen.
Die Ansiedlung in Bern wiederum kann rein praktische Ursachen haben, die in der Versorgung mit Finanzmitteln zu suchen sind. Wir haben uns schon damals gefragt, wie der Orden es schafft, sein vermutlich beträchtliches Vermögen zu verbergen. Die Diskretion der Schweizer Banken könnte eine Erklärung liefern. Noch immer sollen dort beispielsweise Konten von Altnazis existieren, bei denen die Herkunft des Geldes nie geklärt wurde. Von den Einlagerungen der heutigen afrikanischen oder arabischen Diktatoren und Kriegsherren will ich gar nicht sprechen. Über ein ähnliches Konto könnte auch PRAETORIUS finanziell gespeist werden.“
„Das sind wichtige Information, Professor.“, bedankte sich Levitt, der sich nebenbei einiges notiert hatte. „Ich werde sie nachher gleich weitergeben.“
„Tun Sie das.“, stimmte Professor Meinert ihm zu.
Anna war währenddessen an den Kühlschrank gegangen und verteilte nun an alle ein paar Softdrinks.
Der Professor trank einen Schluck, bevor er weitersprach: „Wenn keiner etwas dagegen hat, würde ich gleich fortsetzen.
Als nächstes haben wir das Lebensborn-Projekt, von dem Margot sprach, oder die Idee dahinter, die zur Zeugung der beiden Kinder geführt haben soll. Wie hießen sie gleich, Ruben und Riva?“
Torben nickte zur Bestätigung.
„Es handelt sich beim Lebensborn um einen ehemaligen eingetragenen Verein der Waffen-SS des Dritten Reichs, der auf Heinrich Himmler, dem Reichsinnenminister und Reichsführer-SS, zurückgeht und ihm direkt unterstellt war. Der Begriff leitet sich von dem altdeutschen Wort ‚born‘ für ‚ Brunnen‘ oder ‚Quelle‘ ab.
Um den Zweck dieses Vereins zu verstehen, muss ich etwas ausholen: Nach dem Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland einen starken Einbruch in der Geburtenrate, weil es durch den Feldzug bedeutend mehr Frauen als Männer gab. Erschwerend kam hinzu, dass im Gegensatz zur heutigen Zeit die Institution Ehe noch eine herausragende Bedeutung hatte und uneheliche Kinder in der Gesellschaft verpönt waren.
Die Nazis suchten nun nicht nur nach Möglichkeiten, diese Rate wieder zu steigern, sondern präferierten aus Gründen ihrer angestrebten „Rassenhygiene“ ausschließlich die Geburt „arischer“ Kinder, um die „nordische Rasse“ zu stärken. Als erstrebenswert galt darüber hinaus, den Nachwuchs „qualitativ“ zu verbessern.“
Julia schüttelte ungläubig den Kopf, und der Professor kommentierte das, indem er weitererzählte: „Anfangs schien der Verein durchaus Positives zu bewirken. In den ersten gut ein Dutzend Heimen wurden ledige Mütter aufgenommen, die anonym ihre Kinder gebären konnten, die dann meist sofort an Familien von SS-Angehörigen vermittelt wurden. Offiziell wurde dies damit begründet, dadurch illegale Abtreibungen zu vermeiden. Dem Standesamt in der Heimatgemeinde der Mutter wurde nämlich nie mitgeteilt, dass sie ein Kind zur Welt gebracht hatte. Sie brauchte also später keine Nachteile, keine gesellschaftliche Ächtung mehr fürchten.
Sehr schnell wurde allerdings klar, dass nur diejenigen Frauen mit offenen Armen aufgenommen wurden, bei denen die Väter der ungeborenen Kinder und sie selbst den „rassenhygienischen“ Ansprüchen der Nazis entsprachen.
So mussten sie den „großen Abstammungsnachweis“, im Volksmund „Ariernachweis“ genannt, vorlegen. Hier hatte man seine direkten Vorfahren rückblickend bis zum 1. Januar 1800 nachzuweisen. Außerdem wurde bereits im Vorfeld darauf geachtet, dass die Gefahr von Erbkrankheiten weitgehend ausgeschlossen war.
Himmler