Germanias Vermächtnis. Swen Ennullat

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Germanias Vermächtnis - Swen Ennullat

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beigestanden haben, hat sie Ihnen verziehen und …“

      „Nein, nein“, unterbrach ihn Torben, „es geht nicht um Julia und mich.“

      „Nicht? Ich dachte!“ Der Professor schien verblüfft.

      „Es ist etwas völlig anderes.“ Torben zögerte. „Es geht um die Jagd nach dem Orden. Levitt sprach von zwei Spuren, denen wir folgen können. Ich denke, es sind sogar drei!“

      „Drei? Wie kommen Sie darauf?“ Professor Meinert blieb stehen und blickte ihm direkt in die Augen.

      „Nun ja, wir haben PRAETORIUS und Quedlinburg. Das stimmt schon. Aber ich kenne vielleicht noch einen weiteren Hinweis, dem wir folgen sollten.“ Er dämpfte seine Stimme. „Können Sie sich erinnern, als wir im Deutschritterschloß in Bad Mergentheim von den Handlangern des Ordens gefangengenommen wurden?“

      Der Professor nickte.

      „Damals bin ich ja aus Versehen in eine Versammlung der Priesterinnen geplatzt. Das geschah alles nur, weil ich in einem Flur eine Frau gesehen habe, die mich an eine bekannte Politikerin erinnerte. Aus Neugier folgte ich ihr, traf auf Nicole, wurde niedergeschlagen und den Rest kennen Sie.“

      „Soll das heißen, Sie wissen mittlerweile, wer sie ist?“ Die Überraschung in seiner Stimme war echt.

      „Nicht so laut George!“ Torben vergewisserte sich, dass niemand in ihrer Nähe war, bevor er weitersprach: „Ich glaube, ja! In Vietnam und Thailand habe ich alle Ereignisse wieder und wieder in Gedanken durchlebt, versucht, mir alle Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen. Irgendwann sah ich auch ihr Gesicht wieder vor mir und ich kam nicht mehr aus dem Grübeln heraus, woher ich es kennen könnte.“

      „Und, ist es Ihnen mittlerweile eingefallen?“

      „Ganz recht! Wahrscheinlich habe ich die Person bereits einige Male unbewusst wahrgenommen. Ich kann mich außerdem ziemlich genau an einen Fernsehbeitrag erinnern, der noch nicht einmal sehr lange zurückliegt. Es ging darin um die Festlegung gesetzlicher Frauenquoten in deutschen Führungsetagen. Unsere – nennen wir sie einfach einmal – mögliche Verdächtige kam darin mehrmals zu Wort. Ihren Namen hatte ich mir natürlich nicht gemerkt. Also bin ich in ein schäbiges Internetcafé eingekehrt und habe recherchiert. – Um die Geschichte abzukürzen, ich glaube, es könnte sich um eine Europaabgeordnete einer konservativen Partei handeln. Anfang Fünfzig, geschieden, kein Name, den man kennen müsste, Hinterbänklerin, wie man so schön sagt. Mäßiges Engagement für die politische Bühne, aber auch niemand, dessen Karriere man leichtfertig mit einer Behauptung, er gehöre einer uralten germanischen Kaste von größenwahnsinnigen Priesterinnen an, zerstören sollte, erst recht nicht, wenn man mit dem Mossad im Bunde ist.“

      Der Professor stimmte ihm zu: „Das versteht sich von selbst! Wie sicher sind Sie sich?“

      „Vielleicht zu achtzig Prozent! Mehr aber definitiv nicht, zu wenig, um jemanden an den Pranger zu stellen oder verhaften zu lassen.“ „Torben, da Sie mich fragen, mein Vorschlag wäre, wir schauen erst einmal, ob wir in Quedlinburg weiterkommen. Falls ja, brauchen wir Ihre Spur vorerst nicht weiter zu verfolgen. Falls nicht, können Sie sich immer noch Levitt offenbaren. Okay?“

      Torben nickte: „So machen wir es!“

      „Ach, noch etwas, mein junger Freund“, der Professor zögerte mit dem Weitergehen, „vielleicht sollten Sie mir trotzdem den Namen der Unbekannten sagen. Nur für alle Fälle!“

      „Ingrid Schulte! Die Dame heißt Ingrid Schulte!“

      Ob man es nun wollte oder nicht, Quedlinburgs Schönheit beeindruckte einfach jeden. Fast konnte man glauben, man sei in der Zeit zurückgereist. Mit dem historischen Straßenpflaster und den engen Gassen, in denen sich an die eintausenddreihundert Fachwerkhäuser eng aneinander schmiegten, glich der Stadtkern einem riesigen, mittelalterlichen Denkmal.

      Der Professor schien wohl, wie man seinen Äußerungen bei ihrer Ankunft entnehmen konnte, sonst sehr kritisch zu den Entscheidungen der UNESCO, dem wissenschaftlichen und kulturellen Arm der Vereinten Nationen, eingestellt zu sein. In diesem konkreten Fall erläuterte er allerdings, dass sie recht daran getan hatten, die Stadt zum Weltkulturerbe zu erklären.

      Das Hotel, das Mosche gebucht hatte, trug den Namen „Zum Bär“ und befand sich – entsprechend ihrer vermutlich historischen Mission – seit dem Jahre 1748 direkt am zentralen Marktplatz, schräg gegenüber dem eindrucksvollen Rathaus im Renaissance-Stil und der davor befindlichen Roland-Statue, einem der Wahrzeichen der Stadt. Für Torben war es mehr als ein Symbol, für ihn war es die Bestätigung, dass sie sich auf dem richtigen Weg befanden, denn schon früher hatten ihm die Roland-Figuren, egal ob aus Holz oder Stein, den Weg zu den Geheimnissen des Ordens gewiesen.

      Jedem von ihnen stand ein komfortables Einzelzimmer im Landhausstil zu Verfügung, das keine Wünsche offen ließ. Die Betten waren sogar groß genug, notfalls zwei Menschen aufzunehmen. Torben schloss es fürs Erste aber eher aus, dass Julia den Weg zu ihm finden würde. Eine Vermutung, mit der er Recht behalten sollte.

      Zumindest aßen die Mitglieder ihrer kleinen Reisegruppe später im hoteleigenen Restaurant gemeinsam zu Abend, um gleich danach wieder auseinander zu gehen.

      Von der Reise ermüdet, zogen die Frauen nämlich prompt ihre Betten vor, wobei Anna sich zuvor in einem Schaumbad entspannen wollte, da ihr dieser Luxus auf der Ausgrabungsstätte gefehlt hatte. Die Mossad-Agenten mussten noch in Erfahrung bringen, zu welchen Ergebnissen die Beratungen in Berlin geführt hatten, sowie Tagesreport bei ihren Vorgesetzten ablegen, sodass Torben und der Professor allein zurückblieben und sich die Möglichkeit ergab, dem Weingeist ihre Aufmerksamkeit zu schenken.

      Julia legte Torben allerdings im Weggehen zumindest für einen kurzen Moment behutsam ihre Hand auf die Schulter und lächelte ihn an, für ihn ein Zeichen, dass er ihr nicht böse sein sollte, und er nickte ihr daher verständnisvoll zu. Nachdem sie verschwunden war, wandte er sich seinem alten Freund zu und berichtete ihm von den Erlebnissen der vergangenen Wochen in Südostasien. Professor Meinert ließ ihn gewähren und lauschte andächtig. Erst Tage später sollte Torben auffallen, dass es für den Professor eher ungewöhnlich war, andere Menschen längere Zeit ausreden zu lassen, ohne sie zu unterbrechen sowie eigene Bemerkungen und Anekdoten zum Besten zu geben. An diesem Abend bemerkte er es freilich nicht, wohl auch, weil seine Gedanken eigentlich Julia galten.

      Von der Schweigsamkeit des Professors, sollte es sie tatsächlich gegeben haben, war am nächsten Morgen nichts mehr zu bemerken.

      Als Erster bekam das ein Fremdenführer zu spüren, der sie auf eine Entdeckungstour durch die Stadt begleitete.

      Professor Meinert und seine Tochter verfügten zwar über ein profundes geschichtliches Fachwissen, gleichwohl hatte Torbens Vorschlag einer einführenden Stadtführung von allen Zustimmung erfahren. Sich auf der Suche nach einem neuen Rätsel oder alten Geheimnis des Ordens eine erste, grobe Orientierung in Quedlinburg zu verschaffen, konnte zumindest nicht schaden.

      Ursprünglich hatten sie bei ihrem Rundgang vor, sich allen bedeutenden und in erster Linie sakralen Baudenkmälern der Stadt zu widmen. Zu den gotischen und neugotischen Kirchen kamen sie aber gar nicht mehr, weil sie die Führung bereits in der romanischen Stiftskirche St. Servatius abbrachen.

      St. Servatius wurde – obwohl nie Bischofskirche – auch als der Dom Quedlinburgs bezeichnet und war lediglich zehn Gehminuten von ihrem Hotel entfernt. Er thronte weithin sichtbar fünfundzwanzig Meter über der

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