Homefarming. Judith Rakers

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und die Beete am Boden mit Schneckenzäunen ausgestattet. Also begann ich zu säen: Möhren, Schnitt- und Pflücksalat, Kopfsalat, Rucola, Kohlrabi und Radieschen. Ich steckte Zwiebeln in die Erde, pflanzte Erdbeeren, Himbeerbüsche, Blaubeeren, Brombeeren, zwei Apfelbäume, eine Kirsche und eine weitere Mirabelle. Und fühlte mich gut.

      In meinen Augen hatte ich nun alles getan, um eine reiche Ernte einzufahren. Auch Nachbar Uwe war beeindruckt. So deutete ich das im Nachhinein. In Wirklichkeit stand er kopfschüttelnd vor meinem Gemüsegarten und sagte: »Du machst zu viel, Judith. Das ist alles viel zu viel.« Ich antwortete damals: »Ich gehe davon aus, dass maximal fünf Prozent aller Pflanzen durchkommen bei meinem nicht vorhandenen Gärtnerglück. Den Ausschuss plane ich jetzt gleich mit ein.« Was soll ich sagen? Es war am Ende genau andersrum: Nur wenig wurde nichts und das allermeiste funktionierte. Und das bei mir!

      Schon im ersten Jahr musste ich zur Erntesaison fast nichts mehr zukaufen und so fasste ich den Entschluss, im nächsten Jahr noch mehr Flächen im Garten mit Gemüseanbau zu bewirtschaften. Ich räumte also noch eine weitere bis dato wild bewucherte Fläche von etwa 50 Quadratmeter frei, um in Zukunft auch Kartoffeln, Zucchini, Kürbis und Aubergine anbauen zu können. Ich arbeitete schon im Herbst Pferdemist in die Beete ein, damit es im Frühjahr gleich losgehen konnte.

      Ich begann dieses Mal schon im Januar mit der Anzucht der Tomatenpflanzen und zog auch Zucchini und Kürbis vor, um pünktlich zur Draußen-Saison starke Youngster-Pflanzen zu haben. Und dann kam Corona. Und mit dem Teil-Lockdown im April kamen Bilder, die ich bis dato nur aus Geschichtsbüchern kannte: Supermärkte mit leeren Regalen. Nicht nur das Klopapier war ausverkauft, sondern auch das komplette frische Gemüse, das Fleisch, die Konserven. Und ich stand vor den Regalen und dachte nur: »Gut, dass ich auf meiner kleinen Farm jetzt eigene Lebensmittel habe. Wenn hier alle Lieferketten zusammenbrechen, dann kann ich mich immerhin noch irgendwie ernähren.« Wie wir alle wissen, kam es nicht so schlimm. Die Versorgung der Bevölkerung war zu jedem Zeitpunkt sichergestellt. Allein die Hamsterkäufe führten zu den leeren Regalen und einer zunehmenden Unsicherheit.

      Im Zuge der Ausgangsbeschränkungen und der #Stayathome-Appelle – in einer Zeit also, in der alle ihr Zuhause plötzlich neu entdeckten – veröffentlichte ich auf meinem Instagram-Kanal ein folgenreiches kleines Video, in dem ich meine Follower mit Augenzwinkern animierte, es doch mal mit »Hamster-Planting« zu versuchen anstelle von »Hamster-Shopping«. Und ich gab erstmals ganz konkrete Tipps, wie aus einem winzigen Samen ein essbares Gemüse wird, was eine Anzuchtschale ist und welche Gefäße sich sonst gut für den Gemüseanbau zu Hause eignen. Das Feedback war überwältigend.

      Immer schon gab es Rückmeldungen, wenn ich stolz wie Oskar Fotos aus meinem Garten oder von meiner Ernte gepostet hatte. Aber auf dieses Anleitungsvideo kamen Zehntausende Reaktionen. Und dann meldete sich auch noch der GU-Verlag bei mir. Ob ich mir nicht vorstellen könne, ein Buch zum Thema Selbstversorgen zu schreiben? Ich musste darüber erst mal nachdenken, weil ich spontan dachte: Aber ich bin doch ein Anfänger. Sollte man die Bücher nicht den Experten überlassen?

      Doch dann fasste ich Mut und sagte zu. Mein Defizit, nämlich dass ich Anfängerin war, wollte ich zum roten Faden des Buches machen. Denn ich konnte mich im Gegensatz zu einem langjährigen Experten noch sehr gut an die Fragen und Probleme erinnern, die beim Gärtnern anfangs aufkamen. Weil ich sie gerade erst erlebt hatte. Und auf diese Fragen wollte ich anfängergerechte Antworten liefern. Ich wollte ein Buch schreiben, das einen nicht gleich mit Fachbegriffen überfordert oder zu viel voraussetzt. Ein Buch, wie ich es vor einem Jahr selbst gern gelesen hätte. Ihr haltet es jetzt in den Händen.

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