Homefarming. Judith Rakers

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Homefarming - Judith Rakers

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      Mit so einem Kartoffelsack könnt ihr sogar im Ein-Zimmer-Appartement eure eigene kleine Kartoffelfarm aufziehen.

      Bei Kartoffeln ist das anders: 1 rein und 10 bis 15 wieder raus! Weil aus jeder Kartoffel eine ganze Pflanze wächst, die etliche neue Kartoffeln produziert. Ich finde das großartig. Hinzu kommt dieses archaische Gefühl, wenn ihr zur Erntezeit im Boden wühlt und immer neue Kartoffeln dort findet. Da macht sich fast Goldgräberstimmung breit. Wirklich! Ich muss sagen, Kartoffeln finde ich mittlerweile am allertollsten im Gemüsegarten. Aber von vorn.

      Ihr habt mehrere Möglichkeiten, Kartoffeln zu pflanzen. Beginnen wir mit der, die ihr sogar in einer kleinen Wohnung umsetzen könnt: Ihr nehmt euch einfach einen großen Jutesack. Oder ihr kauft euch im Handel einen »Kartoffelpflanzsack«. Letzterer hat den Vorteil, dass er im unteren Bereich eine eingenähte Öffnung hat, durch die ihr die Kartoffeln entnehmen könnt, ohne dass ihr oben die ganze Pflanze rausrupfen müsst. Ihr füllt den Sack zu zwei Dritteln mit Erde. Dann legt ihr (je nach Größe des Sacks) drei oder vier Pflanzkartoffeln hinein und füllt das letzte Drittel Erde obendrauf. Jetzt den Sack einfach in eine sonnige Ecke des Raums stellen, ab und zu gießen und warten. Zuerst werdet ihr kleine Triebe sehen, die sich durch den Boden bohren. Dann wächst daraus eine Pflanze, die durchaus einen Meter hoch werden kann. Wenn ihr den Pflanzsack vor eine Wand stellt, kann sich die Pflanze dort »anlehnen«. Sonst würde sie irgendwann umkippen.

      Pflanze ist hier übrigens fast ein Euphemismus, denn das, was da oben rauswächst, erinnert eher an Gestrüpp. Vor allem dann, wenn es zur Erntezeit hin welk wird und austrocknet. Das ist übrigens kein Zeichen für zu wenig Wasser, sondern eins dafür, dass ihr alles richtig gemacht habt. Die Kartoffelpflanze wird nämlich oben welk, wenn die Kartoffeln unten reif sind. Ausgetrocknetes Gestrüpp oben heißt für euch also: Erntezeit!

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      Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie lecker diese frisch geernteten Kartoffeln sind. Wenn sie noch jung und klein sind, dann ist die Schale so zart, dass ihr sie nicht schälen müsst. Aber auch die großen Kartoffeln waren immer so zart besaitet, dass ich sie nur mit der Bürste abgeschrubbt habe, bevor ich sie auf den Grill gelegt habe. Ein leckeres Rezept dazu findet ihr im dritten Teil dieses Buches (siehe >).

      Wenn ihr mit einem Hochbeet auf der Terrasse oder dem Balkon arbeitet oder einen Garten habt, dann könnt ihr größer denken und euch gleich ein ganzes Kartoffelbeet anlegen. Ich verspreche euch: Das macht richtig Spaß! Zuerst zieht ihr »Kartoffelfurchen«. Das heißt, ihr buddelt eine etwa 20 Zentimeter tiefe keilförmige Rille und legt die Pflanz- oder Saatkartoffeln in etwa 30 Zentimeter Abstand zueinander und mit dem Austrieb nach oben hinein. Dann bedeckt ihr die Kartoffeln etwa 10 Zentimeter mit Erde.

      Den Rest der Erde, die ihr für das Anlegen der Furche zur Seite gebuddelt hattet, lasst ihr erst einmal dort liegen. Sobald die Triebe dann nach oben ans Licht gewachsen sind und die Pflanzen etwa 10 Zentimeter hoch sind, gebt ihr wieder 10 Zentimeter Erde auf die Pflanzen, sodass sie erneut komplett bedeckt sind. Und wenn sie es nach einigen Tagen wieder geschafft haben, sich oben im Licht zu zeigen, schaufelt ihr noch mal etwa 10 Zentimeter Erde auf sie drauf. Jetzt wachsen eure Kartoffeln auf einem Hügel, während zwischen den Kartoffelreihen eine kleine Furche entstanden ist. Ich habe das Ganze sogar noch ein viertes Mal gemacht, sodass ich am Ende einen richtigen kleinen »Kartoffelwall« hatte, weil ich immer wieder Erde angehäufelt habe. So heißt das übrigens im Fachjargon: die Kartoffeln anhäufeln. Aber ansonsten müsst ihr auch hier nichts weiter machen, außer gießen, wenn es zu wenig regnet – einfach warten, dass alles wächst. Und nach etwa drei Monaten könnt ihr ernten.

      Die Pflanzkartoffeln bekommt ihr übrigens im Handel, in einem Baumarkt mit Gartenabteilung oder im Gartenmarkt. Ihr könnt aber auch einfach Bio-Kartoffeln im Supermarkt kaufen und die dann an einem dunklen Ort treiben lassen. Wenn aus den Kartoffeln kleine grüne Triebe wachsen, sind sie zu Pflanz- beziehungsweise Saatkartoffeln geworden und ihr könnt sie einpflanzen. Theoretisch könntet ihr die Kartoffeln sogar direkt ins Beet legen und dort treiben lassen. Aber dann dauert der ganze Prozess sehr lang.

      Eine noch bessere Idee ist es, eine Kartoffel genau unter die Lupe zu nehmen, die schon ausgetrieben hat. Ihr werdet sehen, dass sie meistens nicht nur einen Trieb hat, sondern mehrere. Schneidet die Kartoffel dann einfach in kleinere Stücke, von denen jedes einen eigenen Trieb oder ein »Auge« hat (Augen sind die Stellen, aus denen die Triebe wachsen; ihr seht dann so kleine Kreise). Ihr könnt nämlich auch diese einzelnen Stücke als Pflanzkartoffeln verwenden und habt so im Handumdrehen ein Vielfaches an Saatgut mehr.

      Ich habe gute Erfahrungen mit der Sorte »Sieglinde« gemacht. Sie gehört zu den »frühen« Sorten, das heißt, ihr legt sie im April in die Erde und könnt schon im Juli ernten. Außerdem kann ich die Sorte »Blaue St. Galler« empfehlen. Sie kommt ebenfalls im April in die Erde, wird aber erst im August geerntet. Ihre Knollen sind lilafarben und sehen zwischen dem Grillgemüse wie Schmuckstücke aus.

      Übrigens: Wenn eine Kartoffel sich grünlich verfärbt (die Verfärbung ist dann stark, ihr seht sie auf den ersten Blick), solltet ihr sie nicht mehr essen. Dann ist sie ungenießbar.

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      MÖHREN

      Für mich gehören auch Möhren zum Motivationsgemüse, obwohl meine beim ersten Versuch, sie zu pflanzen, viel zu klein waren. Das lag aber daran, dass ich wichtige Tipps nicht beherzigt habe, weil ich schlichtweg nichts von ihnen wusste.

      Der erste Tipp lautet: Kauft die Samen schon fertig auf einem Saatband. Denn Möhren müsst ihr ausdünnen, wenn sie schön groß werden sollen. Haben sie nicht genug Platz im Beet, dann bleiben es kleine, schwindsüchtige, dünne Wurzeln, an denen ihr keinen Spaß habt. Das Saatband ist also hier schon mal die halbe Miete.

      Trotzdem solltet ihr die Möhren ein bisschen im Blick behalten. Wenn sie trotz Saatband so eng stehen, dass sie sich beim weiteren Wachsen ins Gehege kommen würden, dann müsst ihr einige Pflänzchen aus dem Beet entfernen, das heißt, ihr müsst sie ausdünnen. Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Ihr werdet verstehen, was ich meine, wenn ihr es das erste Mal macht. Weil man selbst die Auslese treffen muss und bei den zu eng stehenden Möhren natürlich die entfernt, die am kleinsten und dünnsten sind. Das tut weh, denn ihr werdet stolz auf alles sein, was bei euch wächst – auch auf die schwächeren Möhrchen. Vielleicht tröstet ihr euch damit, dass die Möhren zu ganz wunderbarem Humus werden, wenn ihr sie auf den Komposthaufen werft. Vielleicht freut sich auch ein Pferd auf Nachbars Weide oder beim Spazierengehen darüber. Bei Pferden dann aber bitte nicht das Blattgrün füttern: nur die kleine Möhre untendran.

      Aber von vorn: Ihr müsst ja erst noch einsäen. Das könnt ihr ab März bis Juni tun – direkt draußen ins Beet. Ihr zieht mit dem Finger wieder eine ca. 1 Zentimeter tiefe Furche in euer Beet oder Hochbeet und legt das Saatband hinein. Dann befeuchtet ihr es vorsichtig und packt die Erde wieder obendrauf. Dann nur feucht halten und den Möhren beim Wachsen zusehen.

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