Moonlight Romance Staffel 3 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
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Holla, dachte Angelika, ist das hier ein Treffen des deutschen Adels? Denn ganz offensichtlich gehörte die alte Dame einem adeligen Geschlecht an. Aber sie fragte nicht, es würde sich mit Sicherheit schnell ergeben. Nun stellten sich alle anderen am Tisch vor.
So war das mit Bekanntschaften auf solchen Schiffen, hatte sich Angelika sagen lassen. Man lernte sich schnell kennen, doch nach Ende der Reise war alles in Windeseile wieder vergessen. Aber Ausnahmen gab es natürlich immer. Und wenn sie ehrlich war, dieser Jonny von Schwandorff, wie sie ihn insgeheim bereits nannte, interessierte sie ein wenig mehr als normal. Ob sich daraus etwas entwickeln konnte …? Abwarten, sagte sie sich. Vierzehn Tag sind eine lange Zeit, und doch wiederum in mancher Hinsicht sehr kurz.
Sie schrak aus ihrem Sinnen auf. Schwandorff erkundigte sich gerade nach dem Auto von Frau Faszl und sprach seine Verwunderung darüber aus, dass es überhaupt noch fahrbereit war.
Doch seiner Eignerin schien das ganz normal zu sein. »Ich kaufe mir nur alte Wägen, die kosten so gut wie nichts. Und für die Reparaturen habe ich zu Hause in Wetzlar einen lieben Menschen, der mir hilft. Und preisgünstig ist er auch noch, denn das ist sein Hobby.«
»Meine Damen und Herren«, das war die Reiseleiterin Annegret Huber, »Alle Gäste sind an Bord. Wir werden in Kürze ablegen. Ich kann Ihnen mitteilen, dass unmittelbar danach das Abendessen serviert wird. Ich wünsche Ihnen jetzt schon einen guten Appetit!«
*
In der Zentrale der »Internationalen Anti-Vampir Association« (IAVA) in Genf herrschte wie immer geschäftige Stille. An den Computern wurden die verschiedenen Hinweise über das Auftreten von Vampiren eingegeben, die aus allen Teilen der Welt eintrafen. Nach dem letzten Vorfall in Grönland war man inzwischen sicher, dass selbst entlegene Gebiete des Planeten – eiskalt oder superheiß – von dieser blutsaugenden Pest nicht verschont bleiben würden. Entsprechend intensiv war die konzentrierte Arbeit, die allwöchentlich zu einer Analyse für die Führungsetage zusammengefasst wurde.
Offiziell fungierte die IAVA im Schweizer Handelsregister als Impex GmbH, also als Import-und Exportfirma der verschiedensten Güter. Das ermöglichte den unauffälligen Transfer aller für die weltweite Beobachtung benötigten Utensilien; die zur Tarnung mitbestellten und gelieferten Waren wurde als sogenannte Sonderposten in Kaufhäusern verhökert.
In der Direktionszentrale der Impex GmbH, um erst einmal bei dieser Bezeichnung zu bleiben, waren die maßgeblichen Damen und Herren zu einer Sondersitzung zusammengerufen worden. Jean-Pierre Lefebre, offizieller Directeur général der Firma, leitete die Besprechung.
»Es geht um einen besonderen Fall«, begann er seinen einleitenden Vortrag. »Von der Donau, genauer von einem bulgarischen Schiff, das Richtung Schwarzes Meer fährt, ist uns eine Meldung übermittelt worden, dass wieder einmal eine V-Person nach Osten unterwegs ist, die offenbar auf der Suche nach der eigenen Identität ist.«
Eine ›V-Person‹ war jemand, der lediglich anteilig den Vampiren zugerechnet werden konnte, aus dem aber unter Umständen ein vollgültiger und leibhaftiger Vampir werden konnte. Solche Menschen waren über lange Jahrzehnte von den Vampir-Gegnern niemals ernst genommen worden; gleichwohl stellten sie eine erhebliche Gefahr für das Allgemeinwohl dar und mussten beobachtet und gegebenenfalls auch eliminiert werden. Und zwar mit allen Mitteln.
»Reisende gen Osten, die ihre Blutheimat suchen, gibt es oft genug und wird es immer geben«, fuhr Lefebre in seiner Rede fort. »Damit werden wir im Allgemeinen bestens fertig. Sie sind gemeinhin leicht zu identifizieren. Problematisch wird dies mit Halblingen und sehr schwierig ist es, wenn wir auf den Abkömmling eines Mischlings treffen, der also nur einen Viertelanteil des verhängnisvollen Abstammungswerts in seinem Blut trägt.«
In der Versammlung hatte bis dato atemlose Stille geherrscht, jetzt aber meldete sich in der vorderen Reihe ein junger Brillen- und Glatzenträger zu Wort, indem er wie in der Schule mit der rechten Hand aufzeigte.
»Ja, bitte?« fragte der Vorsitzende.
»Meinen Sie damit, dass in diesem Fall die Theorie von Musahashi Ichido von der Tokioter Universität in Anwendung gebracht werden muss, mit der er die besondere Gefährlichkeit jener Viertellinge herausstellt?«
»In der Tat, Herr Dr. Muckensturm, das meine ich. Mir ist bewusst, dass Sie als Genetiker dem Herrn Musahashi Ichido und seinen Theorien skeptisch gegenüber stehen, jedoch kann ich Ihnen hier mitteilen, dass neue Untersuchungen in Ulan Bator, an dem berühmten Institut für Absonderliche Medizin, Hinweise geliefert haben, dass jene Theorie nicht nur reine Theorie ist. Wir müssen also davon ausgehen, dass gerade Viertellinge ganz besonders sorgfältig beobachtet werden müssen.«
Lefebre erhob seine Stimme, so dass auch der Hinterste im Saal in laut und deutlich verstehen konnte: »Damit stehen wir einer direkten und folgerichtig auch hochbrisanten Gefahr gegenüber. Denn es scheint wirklich so zu sein, dass diese Abkömmlinge von Mischlingen, ich mag dieses Wort ›Viertelling‹ nicht, die Veranlagung zur Vampirexistenz von allen Erscheinungsformen am leichtesten weitergeben können. Meistens sogar unbewusst und ohne Absicht. Fragen Sie mich nicht, wie das vonstattengehen soll, ich weiß es nicht. Von einer genetischen Veranlagung war bisher noch keine Rede, was also mag bei diesen Menschen anders sein? Vielleicht können Sie uns das erklären, Herr Dr. Muckensturm?«
Und als dieser nur stumm den Kopf schüttelte, rief Lefebre in den Saal hinein: »Wir kommen dann nun zu allgemeinen Fragen, meine Damen und Herren!
*
Wie es der Zufall so wollte, so wie sie sich in der Lounge am Tisch zusammengefunden hatten, waren sie vom Obersteward auch im Restaurant zusammengesetzt worden. Ein Platz am Sechsertisch steuerbords, also in Fahrtrichtung rechts, blieb frei, denn das Schiff war nicht ganz ausgebucht, was erklärte, warum Xenia auf die Schnelle noch eine Kabine hatte buchen können.
Eine aufwendige Karte auf dem Tisch kündete von der Vielseitigkeit des Abendessens: zur Auswahl standen mehrere Entrées und zwei Hauptgerichte sowie Desserts, Käse und Obst.
Der für ihren Tisch zuständige Steward reichte jedem Gast zwischendurch eine Karte, auf der das Mittag- und Abendessen des folgenden Tages aufgelistet war. »Bitte kreuzen Sie a n, was Sie morgen essen möchten«, bat er. »Und überlegen Sie gut, denn bei rund 150 Passagieren muss die Küche wissen, was sie vorbereiten soll.«
»Aber ich weiß doch heute noch nicht, was ich morgen essen will«, rief am Nebentisch eine Dame. Angelika hatte mitbekommen, dass es sich um ein Ehepaar, Hannelore und Jakob Fischbaum aus Remscheid, handelte, das sich mit der Regelung offenbar nicht einverstanden erklärte.
»Ja, so ist es«, sekundierte nun auch Herr Fischbaum. »Wir essen immer und überall nur à la carte!«
Die 80-jährige Frau Faszl, in Fahrtrichtung am Fenster sitzend und abwechselnd die vorüberziehende abendliche Landschaft bewundernd beziehungsweise dem Essen eifrig zusprechend, blickte von ihrem Schweinebraten mit Serviettenknödel auf und sagte laut und deutlich, so dass es zumindest die nächsten fünf Tische hören konnten: »Manchen kann man es einfach nicht recht machen, sie haben immer und überall etwas zu meckern. Solche Leute sollten besser zu Hause bleiben, anstatt anderen die Stimmung zu vermiesen.«
Peinliches Schweigen am Nebentisch, wo das Ehepaar aus Remscheid konsterniert in die Runde blickte, allerdings nirgends Trost fand.
Zu allem Überfluss setzte Frau Schmitz-Wellinghausen noch einen drauf, als sie sagte: »Wir werden uns unsere gute Laune auf dieser Fahrt nicht durch einige Querulanten und Meckerköpfe