Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman. Marie Francoise
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»Ich möchte aber hierbleiben«, entgegnete Hannelore entschieden. »Sie haben mir schließlich das Leben gerettet, also wäre es in höchstem Maße undankbar von mir, jetzt einfach zu gehen. Im übrigen fühle ich mich hier sehr gut versorgt.«
Dr. Daniel lächelte. »Das höre ich natürlich gern. Also, Frau Jung, gleich morgen früh bekommen Sie ein hübsches Zimmer mit Blick auf den Park.«
Auch Hannelore lächelte. »Danke, Herr Doktor – und zwar für alles.«
*
Nach dem Gespräch mit Hannelore suchte Dr. Daniel die Nachtschwester Irmgard Heider auf und informierte sie über die geplante Verlegung der Patientin auf die normale Station.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Doktor, ich werde morgen früh gleich veranlassen, daß Frau Jung auf die Gynäkologie kommt«, versicherte Irmgard und machte sich gleich eine Notiz für die morgige Dienstübergabe.
Dr. Daniel wußte, daß er sich auf die Nachtschwester verlassen konnte. Auf die ihm eigene, herzliche Art verabschiedete er sich von Irmgard, wünschte ihr eine ruhige Nachtschicht und wollte dann die Klinik verlassen, doch als er die Eingangshalle durchquerte, entdeckte er eine Frau, die zusammengesunken auf einer der Kunststoffbänke saß.
Verwundert ging Dr. Daniel auf sie zu und erkannte erst beim Näherkommen, daß es sich bei dieser Frau um die Oberschwester Lena Kaufmann handelte.
»Frau Kaufmann, was ist denn los?« fragte er besorgt.
Langsam hob sie den Kopf, und Dr. Daniel erkannte mit Schrecken, wie sehr sie sich in den vergangenen Tagen verändert hatte. Ihre Unterlippe zitterte, und in den traurigen Augen, die von schlaflosen Nächten zeugten, standen Tränen.
»Herr Doktor«, brachte sie mit bebender Stimme hervor. »Ich glaube… ich glaube, jetzt brauche ich Ihre Hilfe doch.«
Fürsorglich legte Dr. Daniel einen Arm um ihre Schultern und begleitete sie zu seinem Auto.
»Kommen Sie, Frau Kaufmann, fahren wir zu mir nach Hause«, schlug er vor. »Da können wir uns ungestört unterhalten.«
Lena blickte in die herrschende Dunkelheit. »Es ist schon so spät. Ihre Frau wird auf Sie warten.«
»Sie kennen meine Frau und wissen, daß sie Verständnis haben wird«, entgegnete Dr. Daniel ruhig.
Lena nickte. »Ich bin heute allein zu Hause – jedenfalls bis zehn Uhr abends. Mein Mann hat Spätschicht…«
Dr. Daniel verstand. Offensichtlich wollte Lena ihm Einblick in ihr Privatleben geben. Dieses Angebot durfte er nicht ausschlagen.
»Gut, Frau Kaufmann, fahren wir zu Ihnen«, stimmte Dr. Daniel zu, dann griff er nach dem Hörer des Autotelefons. »Ich sage nur rasch meiner Frau Bescheid, damit sie sich keine Sorgen macht.«
Wie Dr. Daniel erwartet hatte, zeigte Manon tatsächlich Verständnis.
»Ich bin auch nicht allein«, beruhigte sie ihren Mann. »Jeff und Karina sind auf ein Gläschen Wein herübergekommen.«
Das schmerzte Dr. Daniel nun ein wenig. Seit seine Tochter zu ihrem Verlobten gezogen war, sah er sie nur noch selten, obwohl die beiden hier in Steinhausen, nur ein paar hundert Meter von der DanielVilla entfernt lebten, aber Karina war durch ihre Tätigkeit als Assistenzärztin in der Münchener ThierschKlinik eben auch sehr eingespannt.
»Grüß’ die beiden ganz lieb von mir«, bat Dr. Daniel. Seine Frau wußte genau, was er gern hinzugefügt hätte, doch das konnte er nicht, ohne in Lena ein schlechtes Gewissen zu wecken, weil sie ihn durch ihre Belange von seiner Familie fernhielt.
»Sie werden bestimmt noch da sein, wenn du kommst«, versicherte Manon.
»Danke, Liebes«, erwiderte Dr. Daniel mit einem zärtlichen Lächeln, dann verabschiedete er sich und legte auf.
»Ich halte Sie von Ihrem verdienten Feierabend ab«, stellte Lena leise fest.
Spontan legte Dr. Daniel eine Hand auf ihren Arm.
»Nein, Frau Kaufmann, ich bin doch froh, daß Sie sich mir anvertrauen«, entgegnete er.
Wenig später hielt er vor dem schmucken Reihenhaus an, das die Kaufmanns bewohnten. Üppige Blumenrabatten zierten den gepflasterten Weg, der zur Haustür führte, und obwohl es jetzt dunkel war und die Straßenlaternen nur ein schwaches Licht gaben, konnte sich Dr. Daniel vorstellen, wie schön diese Blumen bei Tageslicht aussehen mußten.
Hinter Lena betrat er das Reihenhaus und war nicht sonderlich überrascht, als er die geschmackvolle Einrichtung sah. Von der Diele führte ein ganz mit Zimmerefeu bewachsener Durchgang in das gemütliche Wohnzimmer. Handgeknüpfte Läufer gaben dem Raum eine warme, heimelige Atmosphäre. Die Blumen an dem großen Fenster zeugten von einer glücklichen Gärtnerhand.
Dann fiel Dr. Daniels Blick auf ein gerahmtes Familienfoto, das zwischen nostalgischen SchwarzweißAufnahmen an der Wand hing. Lena folgte seinem Blick.
»Das ist ein Bild aus glücklichen Tagen«, erklärte sie leise. »Damals war unsere Welt noch in Ordnung.« Sie trat neben Dr. Daniel und betrachtete wehmütig das Foto, das sie, ihren Mann Horst und die beiden Mädchen Hannelore und Uschi zeigte, die damals zehn und zwölf Jahre alt gewesen sein mochten. Dazwischen saß ein großer, wuscheliger Hund, dessen offenes Maul mit der heraushängenden Zunge den Anschein gab, als würde er lachen.
»Was ist denn das für ein fröhlicher Zeitgenosse?« wollte Dr. Daniel dann auch schon wissen.
Ein Lächeln erhellte Lenas Gesicht für einige Augenblicke. »Das war Major«, antwortete sie. »Horst hat ihn als Welpen mit in die Ehe gebracht. Er trug seinen Namen zu Recht. Wir standen alle unter seinem Regiment.« Ihr Gesicht wurde wieder traurig. »Als er starb, haben wir wochenlang geweint, und ohne daß wir je darüber gesprochen hätten, waren wir uns einig, daß Major keinen Nachfolger haben sollte.«
Dr. Daniel nickte. »Das kann ich gut verstehen. Man kann ein Tier, das ein langes Stück Weg mit einem gegangen ist, nicht einfach durch ein neues ersetzen.«
Noch einmal betrachtete Lena das Foto voller Wehmut, dann drehte sie sich um. Ihre Bewegung hatte etwas Endgültiges an sich – so, als wolle sie nie wieder an die Vergangenheit erinnert werden.
»Bitte, Herr Doktor, nehmen Sie doch Platz«, bot sie an. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen? Wein, Bier oder vielleicht einen Kaffee?«
Mit einer Hand fuhr sich Dr. Daniel durch das blonde Haar. Die Aussicht auf ein kühles Bier war nach dem langen, anstrengenden Tag sehr verlockend, doch der Arzt gab dem Drang nicht nach.
»Angesichts der Tatsache, daß ich mit dem Auto hier bin, wäre wohl ein Kaffee das Beste«, meinte er.
»Fühlen Sie sich in der Zwischenzeit ganz wie zu Hause, Herr Doktor«, entgegnete Lena. »Ich werde mich beeilen.«
Es dauerte auch wirklich nicht lange, bis sie mit einem Tablett zurückkehrte, Tassen und Teller auf den blankpolierten Tisch mit der Marmorplatte stellte und schließlich eine Kanne Kaffee und einen Teller mit Gebäck holte.
»Ich