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für Männer allgemein unangenehmer, meistens sogar schmerzhafter ist als für Frauen.«

      Horst nickte, dann wechselte er abrupt das Thema. In diesem Moment trat auch Lena wieder zu den beiden Männern und stellte die Kaffeetasse für Horst auf den Tisch. Dabei fing Dr. Daniel einen dankbaren Blick von ihr auf.

      Er plauderte noch ein bißchen mit dem Ehepaar, bemerkte die tiefe Verbundenheit, die zwischen Lena und Horst herrschte, und verabschiedete sich schließlich.

      »Ich glaube, ich habe ihn zumindest nachdenklich gemacht«, meinte Dr. Daniel, als Lena ihn hinausbegleitete. »Nun sollten Sie versuchen, ihn mit seinen Beschwerden direkt zu konfrontieren. Vielleicht können Sie es einrichten, daß Sie ihn einmal in der Toilette überraschen.« Mit einem verlegenen Lächeln zuckte er die Schultern. »Das ist vermutlich nicht die feinste Art, aber wenn er innerhalb der nächsten Tage nicht von sich aus etwas unternimmt, wird es wohl Ihre einzige Möglichkeit sein, ihn zum Arztbesuch zu drängen.«

      Dankbar drückte Lena seine Hand. »Ich bin wirklich sehr froh, daß Sie mit Horst gesprochen haben.«

      Dr. Daniel lächelte. »Das war doch selbstverständlich, Frau Kaufmann.« Er wurde wieder ernst. »Ich hoffe, daß er bald zu uns in die Klinik kommen wird.«

      *

      Hannelore Jung erholte sich in körperlicher Hinsicht relativ schnell von den beiden Eingriffen. Wie sehr sie unter dem Verlust ihres Babys litt, konnte Dr. Daniel nur vermuten, denn in dieser Richtung erzählte Hannelore ihm kaum etwas. Das lag nicht an mangelndem Vertrauen, sondern daran, daß es ihr schwerfiel, darüber zu sprechen.

      Auch zu Harald sagte sie nichts mehr über den Schmerz, der noch in ihr tobte, weil sie fühlte, daß er dafür wenig Verständnis aufbrachte. Er empfand die Fehlgeburt vermutlich schon als schlimm, dachte aber wohl, daß Hannelore jung genug sei, um erneut schwanger zu werden.

      Vorsichtig versuchte Hannelore aufzustehen. Dr. Daniel hatte ihr kleine Spaziergänge erlaubt, und die junge Frau sehnte sich nach dem langen Aufenthalt in der Intensivstation und den vergangenen Tagen, die sie zwar hier in dem hübschen Einzelzimmer aber eben auch im Bett hatte verbringen müssen, nach ein bißchen frischer Luft.

      Langsam, weil die Bauchschmerzen beim Gehen schlimmer waren, verließ Hannelore ihr Zimmer und ging zum Lift, der sie das eine Stockwerk nach unten brachte. Durch den rückwärtigen Ausgang verließ sie die Klinik und spazierte gemächlich über die gewundenen Pfade, die durch den Park führten. Entzückt sah sich Hannelore um. Dieser Klinikpark mit den schattenspendenden Bäumen und dem blumenübersäten Rasen hatte mehr Ähnlichkeit mit einer natürlich entstandenen, bunten Almwiese als mit einem eigens angelegten Park.

      Hannelore war von diesem beschaulichen Fleckchen so angetan, daß sie bis zum Waldsee hinunter ging, der idyllisch zwischen alten Baumriesen lag. Unwillkürlich dachte Hannelore, wie schön es sein müßte, in diesem zauberhaften See zu schwimmen. Vorsichtig ging sie in die Hocke und tauchte die Fingerspitzen in das glasklare Wasser, zog sie aber schnell wieder zurück.

      »Puh, ist das kalt«, murmelte sie.

      »Der See wird von einer eisigen Bergquelle gespeist«, erklang hinter ihr ganz unerwartet die Stimme eines Mannes.

      Erschrocken blickte sich Hannelore um und wollte wieder aufstehen, was ihr jedoch nicht ganz einfach fiel. Der junge Mann griff helfend an ihren Arm.

      »Fühlen Sie sich nicht gut?« fragte er dabei besorgt.

      »Doch, doch, es geht schon«, beeilte sich Hannelore zu versichern, dann lächelte sie ein wenig. »Ich schätze, ich habe mir mit diesem Spaziergang doch ein bißchen zuviel zugemutet. Dr. Daniel würde sicher schimpfen, wenn er wüßte, wie weit ich gegangen bin. Eigentlich hat er mir nämlich nur kleine Spaziergänge erlaubt.«

      »Da drüben steht eine Bank«, meinte der junge Mann hilfreich. »Ich würde vorschlagen, wir setzen uns ein wenig und wenn Sie sich ein bißchen ausgeruht haben, begleite ich Sie zur Klinik zurück.« Er lächelte auf eine sehr einnehmende, sympathische Art. »Ich bin nämlich ebenfalls auf dem Weg dorthin, weil ich meine Schwester besuchen möchte.«

      »Ist sie auch eine Patientin von Dr. Daniel?« fragte Hannelore impulsiv, dann errötete sie ein wenig. »Entschuldigen Sie, das geht mich natürlich gar nichts an.«

      Der junge Mann lachte. »Nicht so tragisch. Und um Ihre Frage zu beantworten: Nein, meine Schwester ist nicht als Patientin in der Klinik, sondern als Ärztin. Dr. Alena Reintaler.«

      Hannelore nickte. »Frau Dr. Reintaler ist bei der Visite immer dabei. Sie ist sehr nett.«

      Der junge Mann grinste. »Es wird sie freuen, das zu hören. Mich natürlich auch«, fügte er mit schelmischem Blick hinzu. »Immerhin verdankt Alena es ausschließlich mir und meinem streikenden Auto, daß sie hier ist.«

      Verständnislos blickte Hannelore ihn an. »Wie soll ich das verstehen?«

      »Ganz einfach. Mein Schwesterchen und ich waren damals auf dem Weg nach Südtirol, doch kurz vor Steinhausen hat mein Auto seinen Geist aufgegeben. Wir mußten uns hier im Ort für einige Tage ein Zimmer nehmen und als Alena während eines Spaziergangs mit mir die WaldseeKlinik gesehen hat, stand ihr Entschluß fest: Hier wollte sie arbeiten, sonst nirgends.«

      Die Art, wie dieser junge Mann die kurze Geschichte erzählt hatte, gefiel Hannelore. Er schien ein fröhlicher Mensch zu sein, was seine schalkhaft blitzenden blauen Augen noch unterstrichen. Kurzes dunkles Haar drehte sich widerspenstig nach allen Seiten und gab ihm etwas Lausbubenhaftes. In krassem Gegensatz dazu stand sein schmaler, sensibler Mund, der seine sicher nur versteckte Verletzlichkeit verriet.

      Hannelore mußte schmunzeln. »Nun weiß ich schon so viel über Sie und Ihre Schwester, aber Ihren Namen haben Sie mir immer noch nicht verraten.«

      »Ach, du Schande«, entfuhr es dem jungen Mann. »Sie müssen mich ja für einen Flegel halten.« Er legte eine Hand auf sein Herz. »Ich schwöre Ihnen, daß das ein einmaliger Ausrutscher war.« Dann stand er auf und deutete eine Verbeugung an. »Manfred Kern. Meine Schwester sagt Fredi zu mir.« Er grinste wieder. »Meine besten Freunde auch.«

      Hannelore lächelte fast ein wenig kokett. »Ist das vielleicht ein Angebot?«

      Manfred nickte. »Selbstverständlich.« Forschend sah er Hannelore an. »Darf ich Ihren Namen jetzt auch erfahren?«

      Sie nickte. »Ich heiße Hannelore Jung.« Noch immer lächelnd fügte sie hinzu: »Meine Freunde sagen Hanni zu mir.«

      »Freut mich, Hanni.« Sein Blick wurde ernster. »Gibt es auch jemanden, der ein besonderes Vorrecht hat, Sie Hanni zu nennen? Ich meine… es geht mich zwar nichts an, aber… na ja, ich wüßte ganz gern, woran ich bin.« Er lächelte wieder. »Schließlich will ich ja nicht riskieren, daß mich ein eifersüchtiger Ehemann zum Duell fordert, nur weil wir uns ganz harmlos unterhalten haben.«

      Hannelores Lächeln erlosch. »Zum Duell würde er Sie sicher nicht fordern, aber… ja, es gibt tatsächlich einen Ehemann in meinem Leben.«

      Aufmerksam sah Manfred sie an. »Das klingt nicht so, als würden Sie eine glückliche Ehe führen.«

      Hannelore erschrak. »Doch, sie ist glücklich«, behauptete sie. Für einen Moment senkte sie den Kopf. »Na ja, im Augenblick vielleicht nicht, aber… das liegt an… an meinem Aufenthalt hier. Ich hatte… eine Fehlgeburt.«

      »Das

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