Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman. Marie Francoise
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Dr. Daniel ahnte, welche Art Hilfe Lena erwartete.
»Sie wollen, daß ich mit Ihrem Mann spreche, nicht wahr?« meinte er und fügte hinzu: »Glauben Sie nicht, daß es für Ihren Mann ebenso unangenehm sein könnte, von einem Gynäkologen auf sein Problem angesprochen zu werden?«
Lena vergrub das Gesicht in den Händen. »Was müssen Sie nur von mir denken?«
Behutsam legte Dr. Daniel eine Hand auf ihre Schulter. »Frau Kaufmann, ich verstehe Ihre Angst. Sie wissen, unter welch tragischen Umständen ich meine erste Frau verloren habe, ich kann also sehr gut nachfühlen, was in Ihnen vorgeht.« Er überlegte kurz. »Wann kommt Ihr Mann heute nach Hause?«
Lena warf einen Blick auf die Uhr. »In einer halben Stunde.«
Dr. Daniel überlegte einen Moment. »Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir gemeinsam mit ihm sprechen würden. Dabei sollten wir aber nicht auf sein persönliches Problem eingehen, sondern das Gespräch über einen erfundenen Vergleichsfall führen.«
Lena verstand, was Dr. Daniel meinte. »Ja, Sie haben recht. Damit würden wir möglicherweise mehr erreichen.«
»Darüber hinaus hätte Ihr Mann nicht das Gefühl, bloßgestellt zu werden.« Dr. Daniel schwieg kurz. »Wenn er sich vor meiner Frau wirklich genieren sollte, dann könnte er zur Untersuchung ja auch in die WaldseeKlinik kommen. Dr. Scheibler würde die nötigen Tests jederzeit vornehmen.«
»Ja, ich weiß«, flüsterte Lena. Dr. Daniel hörte die Angst aus ihrer Stimme heraus.
Tröstend griff er nach ihrer Hand und hielt sie fest.
»Frau Kaufmann, Sie sind Krankenschwester, daher wissen Sie, daß Blut im Urin ein ernstes Zeichen ist«, meinte er. »Sie wissen aber auch, daß es keineswegs hoffnungslos sein muß.«
Lena nickte nur, dann blickte sie zur Tür. Fast im selben Moment wurde der Schlüssel im Schloß gedreht und ein großer, schlanker Mann trat in den Flur. Als er das Licht einschaltete, konnte Dr. Daniel ihn von seinem Platz aus sehr gut sehen. Er schätzte ihn auf Mitte Fünfzig, sein früher dunkles Haar war von zahlreichen Silberfäden durchzogen, die Schläfen hatten sich schon völlig grau gefärbt. Trotzdem war er ein äußerst gut aussehender Mann mit schmalem Gesicht und wachen grauen Augen, die von sehr viel Herzenswärme zeugten.
Mit einem zärtlichen Lächeln stand Lena auf, ging ihm entgegen und begrüßte ihn sehr liebevoll.
»Wir haben Besuch, Horst«, erklärte sie dann. »Das ist Dr. Daniel.«
»Herr Dr. Daniel, wie schön, daß ich Sie endlich kennenlernen darf«, meinte Horst Kaufmann, und sein Lächeln zeugte davon, daß seine Worte ehrlich gemeint waren. »Wissen Sie, meine Frau hat nie über ihren Beruf gesprochen und auch über Sie nur sehr wenig erzählt, aber jedesmal, wenn sie Ihren Namen aussprach, schwang darin so viel Hochachtung mit, daß ich mir vorstellen konnte, was für ein außergewöhnlicher Mensch Sie sein müssen.«
»Na, jetzt machen Sie mich ja richtig verlegen, Herr Kaufmann«, entgegnete Dr. Daniel und lächelte ebenfalls. »Bei mir war es ähnlich. Mir gegenüber hat sich ihre Frau, was ihr Privatleben betrifft, in absolutes Schweigen gehüllt. Ehrlich gesagt, habe ich erst vor ein paar Tagen erfahren, daß es Sie und Ihre beiden Töchter überhaupt gibt.«
Ein Schatten huschte bei diesen Worten über Horsts Gesicht, doch er hatte sich rasch wieder in der Gewalt.
»Hast du für mich auch Kaffee gemacht?« fragte er. »Oder darf ich bei eurem vermutlich beruflich bedingten Gespräch nicht dabeisein… wegen der Schweigepflicht?«
Dr. Daniel beschloß, die günstige Gelegenheit gleich beim Schopf zu ergreifen.
»Nein, nein, Herr Kaufmann, so berufsbezogen war unser Gespräch gar nicht, obwohl…« Er sah Lena an. »Der Fall dieses jungen Mannes ist tatsächlich recht tragisch, nicht wahr?«
Lena nickte nur, dann verließ sie rasch den Raum, um eine weitere Tasse zu holen, während Horst und Dr. Daniel Platz nahmen.
»Wir hatten uns vorhin über einen Patienten unterhalten, der unglücklicherweise sehr spät zu uns in die Klinik gekommen ist«, fuhr Dr. Daniel fort. »Dabei hatte er sehr ernste Symptome wie Blut im Urin.« Er sah, wie Horst errötete, ging aber darüber hinweg und seufzte. »Es ist nur schwer verständlich, warum manche Leute wirklich bis zum Schluß warten, ehe sie sich einem Arzt anvertrauen.«
Horst nickte, obwohl wenig überzeugt.
»Sind Sie nicht dieser Meinung?« hakte Dr. Daniel sofort nach.
»Doch, eigentlich schon«, murmelte Horst. »Allerdings… gerade in einem solchen Fall… ich glaube, ich würde mich ebenfalls genieren, so etwas einem Arzt zu sagen.« Er zuckte die Schultern. »Vielleicht wurden wir einfach noch zu… wie soll ich sagen… zu altmodisch erzogen. Alles, was unterhalb der Gürtellinie war, durfte nicht erwähnt werden.«
»Blut im Urin kann ein erstes Anzeichen für eine sehr ernste, manchmal lebensbedrohende Krankheit sein«, entgegnete Dr. Daniel. »In einem solchen Fall könnte falsche Scham das eigene Todesurteil bedeuten.«
Horst erschrak sichtlich. »Wirklich?« Er hatte Mühe, sich zu fassen, und schwenkte dann auf das ursprüngliche Thema ein. »Bei diesem jungen Mann… ist es da schon… zu spät?«
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, er kam gerade noch rechtzeitig in unsere Klinik. Dr. Scheibler, unser Chefarzt, hat gleich die nötigen Untersuchungen durchgeführt. Jetzt können wir den jungen Mann gezielt behandeln.«
Horst versank in nachdenkliches Schweigen.
»Was für Untersuchungen werden in einem solchen Fall eigentlich gemacht?« erkundigte er sich schließlich und fügte errötend hinzu: »Ich frage nur aus Interesse.«
Dr. Daniel nickte. Er sah, wie Lena mit der Kaffeetasse abwartend an dem Durchgang zum Wohnzimmer stehenblieb, weil sie dieses Gespräch nicht unterbrechen wollte.
»Zuerst werden Untersuchungen aus dem Urin durchgeführt, anschließend Ultraschallaufnahmen und möglicherweise Röntgenbilder gemacht«, antwortete Dr. Daniel. »Letzteres oftmals mit Hilfe eines Kontrastmittels. Wenn sich nach diesen Untersuchungen ein begründeter Verdacht auf Tumore in der Harnblase ergibt, wird sich dann auch noch eine sogenannte Zystoskopie, eine Blasenspiegelung anschließen.«
Horst schluckte schwer. »Das klingt aber ziemlich unangenehm.«
»Dr. Scheibler ist ein