Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Das sehe ich. Ich glaube, es wird ein sehr hübscher Tag werden.«
»Ich hoffe nur, dass man dich nicht, wie schon so oft an derartigen Tagen, nach Sophienlust ruft. Tante Ma weiß sich zwar recht gut zu helfen, aber du bist nun mal das schlagende Herz des Kinderparadieses. Ja, Mutti, du bist eine einmalige Frau! Ich wünsche mir nur, dass ich in deinem Alter noch ebenso vital bin und auch so jung aussehe wie du. Vati hat mit dir das Große Los gezogen.«
Denise errötete wie ein junges Mädchen. »Unsinn, Andrea, ich bin auch nicht anders als die meisten Menschen. Ich habe auch viele Fehler«, erwiderte sie verlegen.
»Das glaubst du! Wir aber wissen es besser!«, rief Andrea.
»Wer soll schon heute kommen?«, wechselte Denise das Thema. »Heute ist doch Sonntag.«
»Eben! Du, was wollte denn der Industrielle Enno Cornelius aus Essen von dir? Als ich gestern in Sophienlust war, hast du doch mit ihm telefoniert.«
»Ja, Andrea. Aber ich kann dir nichts Genaues sagen. Er hat nur seinen Besuch für morgen angemeldet. Sicher möchte er ein Kind bei uns unterbringen. Ich hatte das Gefühl, dass er irgendwie in Schwierigkeiten steckt. Du weißt ja, dass ich dafür ein Gespür habe.«
»Ja, Muttilein.« Andrea gab Denise einen schnellen Kuss auf die Wange. Dann richtete sich die Aufmerksamkeit von Mutter und Tochter auf die Kinder, auf Schwester Regine und den Tierpfleger Helmut Koster, die alle zusammen vor dem Tierheim versammelt waren.
Die Affen, Bären und auch die anderen Pfleglinge des Tierheims waren im Freigehege. Die Esel Benjamin und Fridolin und das Liliputpferdchen Billy grasten dagegen friedlich auf der Wiese. Sie und die fünf Hunde sollten als Kulisse dienen.
Nicks Wangen glühten vor Begeisterung. Wie meist in solchen Situationen war sein schwarzes Haar leicht vom Wind zerzaust. Man sah ihm deutlich an, wie sehr er sich in seine Aufgabe hineinlebte. Er kam sich tatsächlich wie ein Regisseur vor, der seine Akteure wie Marionetten tanzen ließ.
»Die ersten Aufnahmen mache ich von Heidi und dem Liliput-Pferdchen. Herr Koster, würden Sie bitte Billy holen? Heidi, und du stellst dich vor den Vogelkäfig!«, rief er dem vierjährigen Mädchen im knallroten Kleidchen, das vorn mit einer breiten weißen Spitze verziert war, zu. Heidis langes lichtblondes Haar hatte Schwester Regine, die an diesem Tag die Rolle der Garderobiere spielte, mit einem breiten weißen Seidenband aus der Stirn zurückgebunden. Nun strahlten Heidis blaue Augen vor Stolz, als sie Nicks Aufforderung nachkam. Das kleine zierliche Persönchen fühlte sich sichtlich wohl als Mannequin. Vergnügt stampfte das Liliput-Pferdchen mit seinen kleinen Hufen auf den Kiesboden, als Helmut Koster dem Mädchen die Zügel übergab.
Nick fotografierte Heidi und das Pony in den verschiedensten Posen. Dann nickte er zufrieden. »Ich denke, die Aufnahmen sind gelungen. Bitte, Herr Koster, holen Sie doch jetzt Luja. Ich möchte Pünktchen zusammen mit der Schimpansin aufnehmen.«
»Jawohl, junger Herr!«, rief der Tierpfleger schmunzelnd zurück.
Inzwischen hatten sich auch Alexander von Schoenecker und sein Schwiegersohn zu den Frauen und Kindern gesellt. »Nick, du hast tatsächlich das Zeug zu einem Modefotografen«, stellte der Gutsherr fest.
»Nicht wahr, Vati?« Der Junge zeigte keine falsche Bescheidenheit. »Wenn ich später nicht so große Verpflichtungen in Sophienlust übernehmen müsste, würde ich vielleicht einen solchen Beruf wählen. Ich fotografiere und filme nun mal für mein Leben gern.«
Auch die Aufnahmen von Pünktchen und der Äffin schienen gelungen zu sein. Danach kam Irmela Groote an die Reihe. Nick nahm sie meist vor dem Bärenzwinger auf. Waldi und seine Familie kamen ebenfalls mit auf diese Bilder. Die schwarze Dogge Severin wurde dagegen bei den nächsten Aufnahmen von den Schwestern Langenbach in die Mitte genommen.
Nick war den ganzen Vormittag beschäftigt. Dann aber stürzten sich die Kinder mit einem wahren Heißhunger auf die Picknickkörbe, die auf dem Steintisch zwischen den Birken standen. Justus und Magda blieben bei der jungen Generation zurück, als die übrigen Erwachsenen zur Villa gingen.
»Nach dem Essen drehen wir dann den Film«, schlug Nick unternehmungslustig vor. Dabei nagte er an einem Hühnerbein.
Für die Großen war der Tisch auf der Terrasse gedeckt. Auch sie waren in Hochstimmung. Das lag auch an dem ausgezeichneten Tischwein, dem reichlich zugesprochen wurde.
Die Dackel sausten mit schlagenden Ohren zwischen den Kindern und Erwachsenen hin und her, damit ihnen auch ja kein Leckerbissen entging. Severin war dagegen vernünftiger. Die Dogge hatte es sich zu Andreas Füßen bequem gemacht und kam dadurch auf ihre Kosten.
»Was für ein friedlicher Tag«, stellte Denise glücklich aufatmend fest und sah sich mit leuchtenden Augen in der Runde um.
»Ja, das Leben ist einfach wundervoll!«, rief Andrea und fasste nach der Hand ihres Mannes. »Könnt ihr euch vorstellen, dass um die gleiche Zeit im nächsten Jahr schon unser Baby da sein wird? Was es wohl sein mag? Ein Junge? Ein Mädchen?« Ein verträumtes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. »Wenn es ein Junge wird, muss er genauso aussehen wie Hans-Joachim.«
»Und wenn es ein Mädchen ist, soll es so sein und aussehen wie du, mein Liebling«, erklärte Hans-Joachim liebevoll.
Betti erschien auf der Terrasse. »Frau von Schoenecker, Sie werden von Frau Rennert am Telefon verlangt«, sagte sie.
»Oje!«, rief Alexander, »es gibt doch tatsächlich keinen Tag, an dem man nicht nach meiner Frau verlangt.«
Denise fuhr ihm zärtlich übers Haar und folgte dann dem Mädchen ins Haus.
»Was mag nur schon wieder in Sophienlust los sein?«, überlegte Andrea laut. »Mein Gefühl hat mich nicht getrogen. Ich hatte vorhin schon so eine Ahnung, dass man Mutti brauchen würde. Ich könnte wetten, dass sie sofort nach Sophienlust fahren muss, weil irgendwer auf sie wartet. Manchmal sind die Leute wirklich rücksichtslos. Sie scheinen tatsächlich zu glauben, dass Mutti Wunder vollbringen kann. Allerdings glaube ich das ja auch«, gab sie zu.
Gespannt richteten sich alle Augenpaare auf Denise, als sie zurückkam.
»Was ist los, mein Liebes?«, fragte Alexander. »Fährst du nach Sophienlust?«
»So ist es, mein Lieber. Ich muss tatsächlich fahren. Aber bleibt auf alle Fälle hier. Ich komme in ein bis zwei Stunden zurück. Nein, Alexander, du brauchst mich wirklich nicht zu begleiten«, wandte sie sich an ihren Mann, als er sich erheben wollte. »Herr Cornelius und sein kleiner Sohn sind in Sophienlust eingetroffen und wollen mich sprechen.«
»Aber er wollte doch erst morgen kommen«, wunderte sich Andrea.
»Er muss morgen in aller Frühe nach London fliegen. Darum ist er heute gekommen. Er möchte seinen Sohn bei uns unterbringen. Seine Frau scheint krank zu sein. Hallo, Henrik, was ist los?«, fragte Denise ihren Jüngsten, der angelaufen kam.
»Ich wollte euch nur mal besuchen«, erwiderte der vergnügt. »Mutti, fährst du denn fort?«
»Ja, Henrik, ich muss auf einen Sprung nach Sophienlust fahren. Ein kleiner Junge und sein Vater …«
»Mutti, darf ich mitfahren?«, unterbrach Henrik sie begeistert. »Wie alt ist der Junge? Kommt er zu uns?«
»Das wird sich heute entscheiden. Der Junge ist