Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Paket

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musste Enno auf dem Flug an Betty denken, an ihr seltsames Verhalten, ihre unverständlichen Bemerkungen. Es war, als ahnte er bereits, was ihn bei seiner Rückkehr erwarten würde.

      Julia war mehr als erleichtert über Ennos Reise. So konnte sie ohne Sorge zu Betty Cornelius fahren. Bereits am Samstagmorgen setzte sie sich in ihren neuen Wagen und fuhr los.

      Sehr langsam fuhr Julia die Auffahrt zum Sanatorium hinauf und parkte den Wagen auf dem runden Platz davor, wo schon eine Menge Autos standen.

      Diesmal ließ sie sich nicht wieder fortschicken. Schließlich erlaubte man ihr auch, Betty zu besuchen.

      »Ich habe Sie erwartet, Frau van Arx«, sagte Betty da zu Julias Überraschung.

      »Aber … «

      »Sie müssen wissen, dass vor kurzem Claus Aarhof bei mir war.«

      »Der Arzt?«

      »Ja, der Arzt, der Sie von Ihrem Sohn entbunden hat.«

      »Mein Gott, dann wissen Sie …«

      »Ja, ich weiß es. Nur ist mir nicht klar, wie Sie dahintergekommen sind.« Betty merkte in ihrem verworrenen Zustand nicht einmal, dass sie ein Geständnis ablegte, ohne gefragt zu werden. Auch schien sie vergessen zu haben, dass sie Claus gebeten hatte, mit niemandem darüber zu reden.

      »Ich … Ein dummer Zufall brachte mich auf die Spur. Zuerst war es nur eine Ahnung, doch allmählich war ich wie besessen von dem Gedanken, dass mein Kind noch am Leben ist.« Julia zog das Corpus delicti aus ihrer Handtasche und legte es auf die Bettdecke.

      »Ja, das Hemdchen«, sagte Betty. »Ich habe sogleich gesehen, dass es eine schlechte Handarbeit war. Aber Pieter trug das Hemdchen, als Claus mir das Kind brachte.«

      »Ich habe es selbst angefertigt und meine schlechte Arbeit sogleich wiedererkannt«, erwiderte Julia.

      »Ich hatte keine Ahnung, dass Pieter Ihr Kind war. Ich dachte bis vor ein paar Tagen, es sei das Kind dieser Studentin. Claus hat auch mich hintergangen. Auch ich …«

      Julia kam sich plötzlich völlig ausgebrannt vor. Nun, wo sie am Ziel angelangt war, blieb die erwartete Freude aus. Ihr Sohn lebte. Aber er wusste nicht, dass sie seine Mutter war. Er war bei anderen Leuten aufgewachsen. Er gehörte nicht ihr, sondern Enno und seiner Frau. Auf einmal fühlte Julia sich uralt.

      »Werden Sie ihm den Jungen fortnehmen?«, fragte Betty und fasste sich an den Hals. »Ich bekomme keine Luft«, keuchte sie. »Ich habe keine Tabletten mehr. Aber ich brauche sie so sehr. Ich … Bitte, besorgen Sie mir die Tabletten. Ich kann nicht ohne sie leben.«

      »Bitte, ich flehe Sie an, bringen Sie mir Tabletten. Ich …« Betty stieß die Bettdecke fort und stieg aus dem Bett. Sie wankte zur Kommode, durchwühlte die Schubladen. »Sie sind fort! Alle sind fort. Man hat sie mir fortgenommen. Sie wissen ja nicht, wie sehr sie mich damit treffen. Ich hasse sie alle hier. Ich …« Ihre Stimme war immer lauter geworden, ihre Beschimpfungen immer hemmungsloser.

      Julia atmete auf, als eine Krankenschwester eintrat und ihr einen Wink gab, das Zimmer zu verlassen. Völlig benommen verließ sie das Sanatorium. Sie stieg in ihren Wagen ein und fuhr los. Ein ganzes Wochenende lag vor ihr. Warum sollte sie es nicht in Sophienlust verbringen? Frau von Schoenecker hatte sie doch so herzlich eingeladen, bald wiederzukommen.

      Und diesmal würde sie Pieter mit einem ganz anderen Gefühl gegenübertreten. Nun wusste sie, dass es ihr Sohn war. Aber würde sie die Kraft aufbringen, Enno die Wahrheit zu sagen? Nein, niemals. Er brauchte das Kind. Pieter schien sein einziger Halt zu sein, der Sinn seines Lebens. Nur für ihn baute er sein Werk weiter auf, verdiente er das viele Geld. Würde er die Wahrheit erfahren, würde er seinen Lebensmut verlieren.

      Aber sie liebte Enno. Deshalb wollte sie auf Pieter verzichten. Das schloss aber nicht aus, dass sie ihn jederzeit besuchen konnte.

      »Mein kleiner Junge«, flüsterte sie ergriffen, als sie die Autobahn erreichte und die Richtung nach Sophienlust einschlug. Immer wieder wischte sie sich die Tränen fort, die unaufhaltsam aus ihren Augen strömten.

      Frau Rennert begrüßte sie wie eine gute Bekannte, als sie die Halle betrat. »Die Kinder sind zum Waldsee gewandert«, berichtete sie. »Wenn Sie Lust haben, fahren Sie ihnen doch nach. Schwester Regine, mein Sohn, der hier als Zeichen- und Musiklehrer angestellt ist, und meine Schwiegertochter Carola sind ebenfalls dort.«

      Anschließend ließ Julia sich den Weg von der Heimleiterin erklären und fuhr los. Lange brauchte sie nicht zu fahren. Als sie die Straße erreichte, die durch den Wald führte, verlangsamte sie das Tempo und schaute sich immer wieder nach beiden Seiten um. Dann erblickte sie den See, der wie ein dunkelgrünes Juwel zwischen den hohen Bäumen glitzerte.

      Wenig später parkte sie den Wagen. Die Kinder hatten sie schon entdeckt und kamen ihr jubelnd entgegengelaufen. Auch die beiden großen Hunde begrüßten sie stürmisch, sodass sie Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Lachend wehrte sie sie ab.

      »Wo ist denn Vati?«, wollte Pieter wissen.

      »In New York. Aber er besucht dich bestimmt am nächsten Wochenende, Pieter«, antwortete Julia leise und konnte kaum einen Blick von dem rotwangigen Kindergesicht wenden. Mein Kind, dachte sie bewegt. Du bist mein Kind. Aber ich darf es dir nicht sagen.

      »Tante Julia, weißt du, was ich heute Nacht geträumt habe?«, fragte der Junge mit einem schüchternen Lächeln.

      »Nein, Pieter. Aber sicherlich möchtest du mir den Traum erzählen.«

      »Ja, Tante Julia. Heidi habe ich ihn schon erzählt.« In den blauen Kinderaugen stand nun ein heller Glanz. »Ich habe geträumt, du seiest meine Mutti!«

      »Ach, Pieter …«

      »Warum weinst du denn, Tante Julia?«, fragte Heidi erstaunt.

      »Ich weine doch gar nicht, mein Kleines.« Julia bückte sich und gab dem Mädchen einen Kuss. »Mir ist wohl etwas ins Auge gekommen.«

      Da es noch früh am Nachmittag war, schlugen die Kinder und Erwachsenen die Richtung zum Forsthaus ein, wo sie immer gerngesehene Gäste waren. Pieter brannte darauf, seiner lieben Tante Julia die beiden Dachse zu zeigen, die die junge Förstersfrau Sabine Schröder, die Tierärztin war, mit der Flasche aufgezogen hatte.

      Wie stets wurden sie alle von dem alten und dem jungen Försterehepaar herzlich begrüßt und bewirtet. Andi, der Sohn des jungen Paares, war ein fröhliches und aufgewecktes Kind, das auch einmal eine Zeitlang im Kinderparadies Sophienlust gelebt hatte und nach wie vor zu diesem Kreis gehörte.

      An diesem Nachmittag freundete sich Julia ein wenig mit Carola Rennert an. Und am Abend war sie nahe daran, ihr von ihrem Problem zu erzählen. Dann aber dachte sie an Enno. Nein, sie durfte das Geheimnis um Pieters Geburt nicht preisgeben, sagte sie sich und schwieg deshalb.

      Bevor Julia am nächsten Nachmittag Sophienlust wieder verließ, schloss sie Pieter noch einmal fest in ihre Arme. »Auf Wiedersehen, mein Liebling«, sagte sie mit tränenschwerer Stimme.

      Wie meist besprach Pieter seine kleinen Probleme mit seiner Freundin Heidi. Wenn sie auch noch sehr klein war, hörte sie ihm doch wenigstens zu.

      »Weißt du was, Pieter?«, meinte sie. »Bete

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